• Ich hätte mal eine Frage zum Wiki Eintrag über Strassenbau:


    Zitat

    Steinpflaster wurden zum einen in Städten verwendet, zum anderen für Straßen militärischen Ranges. Durch die grobe Pflasterung litt der Reisekomfort beträchtlich.


    Aus eigener Erfahrung im Marsch mit Caligae kann ich sagen das so ziemlich der ungünstigste Untergrund für das Laufen mit genagelten Sohle ein Kopfsteinpflaster ist.
    Sand oder Kies ist wunderbar, ein Lehmboden oder Gras auch, aber auf Pflaster hat man kaum halt und spürt den Untergrund sehr stark.


    Dazu kommt das auf den miltärischen Strassen ja auch der Nachschub der Legionen transportiert wurde (sofern das nicht per Schiff ging).
    Das hiesse in dem Fall ja wohl Ochsenkarren.... Ich denke auch das ein Ochse ohne Hufeisen auf einer Pflasterstrasse nicht viel Spass hätte.


    Eine Lösung die ich deshalb für sinnvoll hielte wäre es das Pflaster mit Sand oder Kies zu bedecken. Es ergibt sich immer noch ein stabiler Untergrund, aber der Marsch wird um längen vereinfacht.


    Leider habe ich dazu keine Literatur. weis da jemand mehr? :)

  • Ob ein Ochse Spaß am Laufen über Kopfsteinpflaster hat, kann ich dir nicht sagen. Auf jeden Fall wandert er bei mangelnder Laufbereitschaft mit Sicherheit aber in den Suppentopf. ;)


    BTW. Sand wäre auf den Straßen verschwendete Liebesmüh, da dieser beim nächsten Regenguß sonstwo, aber nicht mehr auf der Straße zu finden ist. Somit wirst du dich wohl damit bequemen müssen, auch weiterhin auf Kopfsteinpflaster zu laufen, wie es die Römer auch taten. ;)
    Snsonsten ist das gar nicht so schlimm, wenn ich an das Pflaster an das Dorf denke wo ich herkomm. :P

  • Naja, das mit dem Regenguss ist ein Argument.


    Der unbequeme Marsch auf den Steinplatten aber auch. Sinn der Militärstrasse war es ja auch die Legionen schnell verlegen zu können. Und eigene Erfahrung zeigt das laufen auf Pflaster DEUTLICH anstrengender ist als laufen auf einem weicheren Untergrund.
    Ich gehe sogar soweit zu sagen das die Caligae ungeeignet sind um damit auf Pflaster längere Strecken zu laufen.


    Und der Suppentopf hilft auch nicht wirklich weiter wenn der Ochse schnell lahmt weil er auf ungeeignetem Boden läuft. :)

  • Du läufst aber auf dem Pflaster allemal schneller, als querfeldein oder gar durch Wälder.
    Und das mit dem Laufen: Selbst im Mittelalter war das Pflaster in den Burgen nicht besser, wenn sogar noch schlechter und trotzdem kam kein Wehklagen von den kleinen Füßchen der Jungfrauen.


    Als alter Riitersmann kann ich nur sagen: Es gibt kein Aufgeben, nur mangelnde Härte. ;)

  • Ok, Im Mittelalter hast du aber auch selten genagelte Schuhe. :)
    Mit einem Wendeschuh ist die Problematik eh eine komplett andere.


    Nur dann auch wieder der pragmatische Ansatz: Der Verschleiss an Sohlennägeln ist auf einer gepflasterten Strasse deutlich höher als auf einem Feldweg.... :)


    Naja, das ganze ist eh recht spekulativ grade. Meine Frage ist auch eher ob jemand dazu mehr Infos hat.

  • Nein eigentlich nicht. Das wäre auch etwas schwierig.
    Die Probleme mit dem negativen Beweis halt.


    Ich halte es nur für unpraktisch das sie auf Pflaster gelaufen sind einfach weil ich mehr Nachteile als Vorteile darin sehe.


    Was mich eigentlich interessiert sind mehr Infos zum römischen Strassenbau. :)

  • Hmm, wenn ich mich recht erinnere, dann gibt es hier bei uns in der Schweiz ein Beispiel einer römischen Hauptmilitärstrasse, welche beinahe 3-spurig war. In der Mitte war ein gepflasterter Weg für die Wagen, links und rechts davon eine breite Grasnarbe, auf welcher die Fusstruppen unterwegs waren.


    Beweis dafür, dass diese Grasnarbe nicht nur zufällig mit der Zeit dort nebendran entstanden ist, sind die Meilensteine, welche links und rechts neben den Grasnarben stehen und nicht neben der Pflasterstrasse.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Genau, aber diese Gliederung lässt sich nur an einem Ort nachweisen und das ist doch arg wenig bei den vielen bekannten Römerstrassen.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Ich bin mir sicher, dass man das auch noch an anderen Orten nachweisen kann; ich schaue mal in meine Literatur.


    Schon mal vorab: "Normalerweise verliefen neben einer Via auf beiden Seiten sog. crepidines, margines oder semita (lat. für: "oberster Buckel"), eine Art Bürgersteige mit Lehm- oder Sandboden, die ursprünglich als Versorgungswege für Reparaturtrupps gedacht waren, aber später oft von Reisenden benutzt wurden, da sie schonender für die Bandscheiben als Steinpflaster waren." (aus http://www.klischat.net/onlnepub/referate/rom/rom.htm )


    Im übrigen kann ich Germanus' Ausführungen zur Nutzung von benagelten Schuhen auf Steinpflaster aus eigener Erfahrung nur bekräftigen.


    @Hadrianus: mit magelnder Härte hat sowas absolut nix zu tun.

  • Es geht nicht darum, ob die Schuhe das aushalten. Es geht darum, ob es sinnvoll und praktikabel ist. Und da kann ich eben aus eigener Erfahrung sagen, dass es wesentlich sicherer, bequemer und schneller ist, auf Wegen mit einer Oberfläche aus Kies oder gespamptem Lehm zu laufen als auf gepflasterten Straßen. Benagelte Sohlen bieten auf Pflaster einfach keine Trittsicherheit, was sich gerade beim Laufen mit Marschgepäck sehr negativ bemerkbar macht.


    Mal abgesehen davon, dass die Provinzstraßen (auch die wichtigen Militärstraßen) außerhalb Italien häufig schon allein deshalb nicht gepflastert waren, weil es gar kein geeignetes Material gab. Für die Nordwestprovinzen gibt Jürgen Obmann außerdem an: "Der Straßenkörper selbst war durchschnittlich 6 bis 10 m breit, mit je einem 3 m breiten Streifen auf beiden Seiten, der weder bepflanzt noch bebaut werden durfte." (In: Thomas Fischer (Hrsg.), Die römischen Provinzen, Theiss, Stuttgart 2001)

  • http://www.klischat.net/onlnepub/referate/rom/rom.htm


    Scheint mir ein guter Link hierzu zu sein. Auch sie spricht davon, daß die Seitenstreifen für Reparaturtrupps gedacht waren und dann zweckentfremdet von Reisenden benutzt wurden, weil es "Bandscheibenschonender" gewesen sei. Im Umkehrschluß bedeutet dies doch, daß die Bandscheiben der Legionen nicht die Hauptrolle spielten, zumal ja gerade die gepflasterten Straßen wegen ihrer militärischen Bedeutung gebaut wurden.

  • Die Bandscheiben vielleicht nicht, die stärkere Abnutzung der Schuhe aber schon.
    Und insbesondere die Tatsache das Marsch auf Pflastersteinen DEUTLICH anstrengender ist als Marsch auf weicherem Untergrund.


    Aus persöhnlicher Erfahrung würd ich mal so sagen das 5km auf Pflaster so anstrengend sind wie 8-10km auf Gras.

  • Zitat

    Und insbesondere die Tatsache das Marsch auf Pflastersteinen DEUTLICH anstrengender ist als Marsch auf weicherem Untergrund.


    Das mag ja stimmen, wenn es ein gut gepflegter Untergrund ist, doch ich gebe zu bedenken, das gerade Lehm, Sand und auch Grasswege von der Witterung stärker beeinflusst sind:
    Bei Regen laüft man im Schlamm, im heissen, trockenen Sommer schluckt man Staub und im Winter ist der Boden hart gefrohren...
    Das ganze mag für eine Grasnarbe nicht ganz so zu treffen, doch :


    Wie würde der Weg aussehen wenn eine ganze Legion in Reih und Glied darüber marschiert ist ?

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    im heissen, trockenen Sommer schluckt man Staub


    Da hab' ich seit kurzem zum Glück den direkten Vergleich: mir sind zwei Stunden staubtrockener Sandplatz immer noch lieber als eine halbe Stunde Straßenpflaster.


    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    und im Winter ist der Boden hart gefrohren...


    Wodurch er maximal so unbequem wird wie ein ständig harter Boden aus Pflastersteinen.


    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Wie würde der Weg aussehen wenn eine ganze Legion in Reih und Glied darüber marschiert ist ?


    Einen gut gebauten Kiesweg stört das wenig. Ein heutiger Aschenplatz (naja, heute inzwischen schon wieder selten :D) muss ja auch nicht nach jedem Fußballspiel erneuert werden.

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