Der Bau des Amphitheaters

  • "Ah ja, lasst mal sehen." Priscus schaut sich die eingebauten Geölbelehren an und ist damit soweit zufrieden.


    "Gut, ich nehme mal an, dass die Position mit einem der Architekten abgesprochen war, das messe ich jetzt nicht nach. Den Gewölbebogen zu mauern ist dann jetzt recht einfach:


    Ihr fangt an der Seite an, da wo die seitliche Mauer aufhört. Den ersten Stein könnt ihr noch fast waagerecht setzen. Der nächste muss dann ein wenig an der Außenseite angehoben werden, also da kommt einfach mehr Mörtel drunter. Die schmale Innenkante muss auf dem Holz der Lehre zu liegen kommen. Und so geht das dann weiter, da kommt dann der nächste drauf, der auch wieder ein wenig schräger steht. Und so weiter, bis zum Scheitel des Bogens, da stehen die Steine dann fast senkrecht. Wenn ihr von beiden Seiten des Bogens gleichzeitig anfangt, dann geht es am besten. Den Schlußstein in der Mitte müsst ihr ganz fest reinsetzen, da muss richtig Druck drauf sein, damit der gesamte Bogen unter Spannung steht."


    Mit ein paar bereit liegenden Ziegelsteinen deutet er an, wie diese zu setzen sind und blickt dann fragend in die Runde.


    "Alles verstanden? Sonst fragt nochmal - wenn ihr das falsch macht, bricht irgendwann alles zusammen!"

  • "Ja, genau so ist das richtig." Priscus nickte zufrieden, die Männer schienen das Prinzip verstanden zu haben. "Ich komme gleich nochmal kontrollieren, wenn ihr fertig seid."


    Dann entfernte er sich, um an einer anderen Stelle bei den Baugerüsten zu helfen.

  • Als er später wiederkam, hatten die Arbeiten schon gute Fortschritte gemacht und einige Soldaten schleppten gerade neue Steine und einen frischen Bottich Mörtel heran.


    "Na, wie sieht's aus, Männer? Kommt ihr gut voran?"

  • "Dafür sind Mauern ja nun auch mal nicht eines der anspruchsvollen Elemente der Baukunst, Bögen aber wohl", dozierte Priscus ein wenig, bevor er sich die bisher errichteten Bögen genau besah.


    "Das sieht ordentlich aus." Geduldig zählt er nach, ob alle Bögen aus der selben Anzahl von Steinen bestehen oder bo die Soldaten irgendwo den Mörtel etwas dicker aufgetragen haben und so einen Stein gespart haben. Aber alles ist in Ordnung.


    "Saubere Arbeit. Macht den nächsten noch fertig, dann ist Schluss für heute."

  • Die Centuria unter dem Kommando des Priscus, so konnte Tribunus Lepidus zufrieden feststellen, hatte den kurzfristigen Ausfall des Centurio Claudius problemlos verkraftet und machte sich unter der konstant bekräftigenden Frühlingssone Norditalias munter ans Werk.
    Nachdem bereits vor einigen Wochen das Fundament gegossen und die letzten Säulen aufgestellt aufgestellt worden waren, lag das Hauptaugenmerk weiterhin auf der Errichtung von Bögen. Eine Tätigkeit, welche besonders vor dem Hintergrund der doch recht unkomplizierten Mauerarbeiten den Legionären ein erhöhtes Geschick abverlangte. Obwohl hier und da einige Bögen fehlerhaft, einige Mauerabschnitte krumm oder zu instabil gezogen worden waren, konnten jene Mängel unter den stets präsenten Argusaugen der erfahrenen Techniker und Ingenieure rasch beseitigt und im Zuge eines beachtlichen Improvisationstalentes für eine solide Ausgestaltung der weiteren Bauarbeiten nutzbar gemacht werden.
    Die Immunes waren somit bemüht, kleine Bautrupps, soweit sie effizient arbeiteten und den Anforderungen gerecht wurden, in ihrer personellen Zusammensetzung zu erhalten.


    Auch an diesem Morgen machte sich somit der ausgeschlafene Trupp, bestehend aus mehreren Zenturien, nach dem obligatorischen Frühstück, immerhin der einzig warmen Mahlzeit am Tage, auf den gewohnten Weg zum Baugrund des Großprojektes. Nachdem die Offiziere einige Worte an die unteren Dienstgrade gerichtet und alsdann zur Arbeit gerufen hatten, füllte sich besonders der Materialsammelplatz mit Leben, welches in den Mittagsstunden den Charakter eines regelrechten Gewusels annahm, liefen doch hier sämtliche Fäden zusammen: Bestellungen der Centurionen und Optionen gingen ebenso ein wie Mängel- und Beschwerdereden einiger unzufriedener Techniker.
    Ein kleiner Junge, welcher die wenigen Ziegen seines Vaters hütete, setzte sich in einiger Entfernung auf die Wiese und malte, das Geschehen interessiert beobachtend, mit einer Weidenrute Muster in die Erde.

  • Die Errichtung der ersten Bögen war nun lange genug her, so dass der Mörtel vollständig ausgehärtet sein musste und die Stützen entfernt werden konnten. Vorsichtig entfernten die Männer die fest sitzenden Holzkeile, um dann die Lehren möglichst komplett abnehmen und zu ihrem nächsten Einsatzort bringen zu können. Ein klein wenig Spannung herrschte immer, aber alle Bögen waren in Ordnung und nirgendwo gaben die Gewölbe nach.


    Die leitenden Techniker planten derweil weiter, in welcher Reihenfolge die Arbeitschritte im nächsten Stockwerk durchgeführt werden sollten. Priscus ließ seine Leute in der Zwischenzeit provisorische Gerüste durch stabiliere Konstruktionen ersetzen, die für die nächsten Stockwerke noch erweitert werden konnten. Daneben verbrachte er einige Zeit mit dem Einbau der Sonderanfertigungen aus der Fabrica als Ersatzteile an den Kränen.

  • Das Entfernen der Stützen und Lehren schien den Männern so viel Spass zu machen, dass einige etwas Übereifer an den Tag legten.


    "Halt, hier noch nicht", musste ein Techniker energisch einschreiten. "Seht ihr denn nicht, dass das Stück hier noch nicht von oben mit Beton ausgegossen ist? Wir brauchen da oben keine Wellenlandschaft von den Gewölbedecken, sondern eine glatte Fläche. Lasst die mal schön hier drin und macht da vorne weiter, da ist alles fertig."


    Die Soldaten zuckten mehr oder weniger interessiert mit den Schultern, klopften die gelösten Keile wieder fest und wandten sich dem anderen Abschnitt zu.

  • Sim-Off:

    Sicherheitshalber beschäftige ich dich, falls die 2. PN auch ihre Wirkung verfehlt … :D Decke gießen geht nicht so schnell. Außerdem muss Bewehrung rein, sonst reißt uns der Salat, und für den Betontransport werde ich dir noch eine nette Konstruktionsaufgabe stellen. :) Also warte mal eben, bis ich wieder da bin. Gruß, Claudius.



    Aufgeregt kam einer der Hilfsarbeiter auf Optio Priscus zu gerannt und plapperte sofort und ungefragt los.


    "Dort hinten", der Mann wies hektisch auf das etwa 50 Fuß entfernte Außenmauerwerk rechts des provisorischen Eingangs dieses Untergeschosses, "ist eines der in Auftrag gegebenen stabileren Gerüste zusammengebrochen und hat vier Soldaten unter sich begraben. Die an der Montage Beteiligten konnten noch rechtzeitig abspringen."

  • Sim-Off:

    Uh, musste es denn gleich sowas sein? Ich hätte auch einfach ein paar Tage Freizeit machen können. :D


    Priscus fluchte selten, aber wenn, dann heftig und laut. Gerade war wieder so ein Augenblick und gleich darauf konnten die umstehenden Soldaten sehen, warum auch ein Optio noch regelmäßig Lauftraining machte. Er rannte zu der Unfallstelle, auch wenn er sich natürlich sicher sein konnte, dass es ohnehin genug Helfer geben würde. Holzbalken und Bretter lagen ziemlich durcheinander auf einem Haufen und irgendwo dazwischen sollten sich also noch vier Soldaten befinden. Fieberhaft begannen Priscus und die Anderen, das Holz beiseite zu schaffen, um zu den Verletzten vorzudringen. Schnell waren zwei von ihnen erreicht, die zwar blutüberströmt, aber immerhin noch ansprechbar waren. Noch bevor sich die Helfer Gedanken darüber machen konnten, ob sie die Männer wegtragen sollten, waren auch schon die ersten Capsarii am Ort des Geschehens eingetroffen und nahmen die Erstversorgung vor.
    Währenddessen erreichte Priscus mit einigen anderen das dritte Opfer. Diesen Arbeiter hatte es offenbar schwerer erwischt, denn zunächst antwortete er nicht. Begleitet von bangen Blicken der Anderen prüfte Priscus, ob das Herz noch schlug.


    "Er lebt noch.


    Medicus!"


    Sim-Off:

    So, jetzt hast Du auch was zu tun! :D
    (Opfer Nummer vier hebe ich mir für morgen auf.)

  • Sim-Off:

    Mist, so war das nicht gedacht. :D ;)


    Im Maultiergalopp brauste ein Karren heran und kam nur knapp vor der Menschenansammlung zum Stehen. Rechtzeitig hatten zwei Capsarii den zu früh aufgestandenen Medicus noch einmal auf die Sitzbank gerissen, damit er nicht als fünfter Patient im Dreck lag. Schließlich hakten sie ihn rechts und links unter, stiegen im Dreierpack vom Gefährt und näherten sich schwankend der Unfallstelle.


    "Es soll einen Unfall gegeben haben?", fragte einer der Stützen, noch bevor der Medicus Luft holen konnte. Wortlos schnappte dessen Mund wieder zu und er lauschte gespannt den Auskünften der bereits vor Ort anwesenden Sanitäter.


    "Diese beiden haben nur äußere Verletzungen, nichts Dramatisches, das haben wir im Griff. Dem da drüben geht es schlechter."


    In einer langsamen Kopfbewegung folgte der einseitige Blick des Medicus’ dem Fingerzeig. Schneller als seine Beine starten konnten, zerrten die beiden Capsarii den leicht benebelten Griechen bereits in Richtung des Unteroffiziers. Sicherheitshalber hielten sie ihn fest, als er schließlich vor Priscus zum Stehen kam.


    "Und? Noch Leben drin?", fragte der Medicus mit schleppender Stimme ungerührt.

  • "Ja, lebt noch", antwortete Priscus und fragte sich, ob es irgendwie von Bedeutung war, dass dieser Medicus vor ihm offenbar selbst von zwei Leuten gestützt werden musste. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte er glatt gefragt, ob die beiden "Träger" nun den Verletzten mitnehmen und dafür den Medicus liegen lassen wollten. Aber wenn es um das Leben der Kameraden ging, war ihm nicht ganz so nach Scherzen zumute.

  • Gaius Graecus gehörte zu jenen Wundärzten, die nicht wie andere Scharlatane mit silbernen Schröpfköpfen und vergoldeten Skalpellen Parade machen, sondern allein mit ihrer Erfahrung punkten konnten. Er führte trotz andauerndem erheblichen Alkoholkonsums, der seine Art der Verarbeitung der ihm abverlangten Einsätze bedeutete, das Skalpell sicher.


    Im Laufe seiner langen Dienstzeit und der damit verbundenen beständigen Behandlung von zum Teil bösartig verletzten Schlachtopfern, hatte er sich jegliches zur Schau getragene Mitgefühl abgewöhnt. Die Schreie von Operierten verfolgten ihn Tag und Nacht, denn medizinische Eingriffe wurden ohne Anästhesie durchgeführt, und so hielt der Grieche sein eigentliches Wesen hinter einer von Zynismus und Menschenverachtung dominierten Auftretensweise verborgen, fand über den Alkohol die nötige Ruhe zum Schlaf und bettete sein Empfinden auf den trügerischen Boden einer C2 H5 OH – Scheinwelt bis ihn Einsätze wie dieser in die Wirklichkeit zurückholten.


    In einer unwilligen Armbewegung befreite sich der Medicus von seinen Stützen und beugte sich zu dem verunglückten Soldaten hinab. Mit routinierten Griffen stellte er die Unversehrtheit sämtlicher Knochen des Leibes fest, bis er durch die tiefen Schatten unter den Augen in dem kalkweißen Gesicht des vor ihm liegenden Soldaten aufmerksam geworden, seine tastenden Hände über den Schädel führte.


    "Trepanation ist nun nicht mehr nötig, machen wir aber trotzdem mit", murmelte er vor sich hin. Therapeutische Zwecke und medizinische Notversorgung mussten hier Hand in Hand gehen.


    "Möge Apollon und alle anderen Götter dem Mann bestehen. Er muss ins Lazarett."


    Der Grieche richtete sich wieder auf und überließ seinen Helfern und dem Optio den Rücktransport. ;)

  • Dass der Mann ins Lazarett muss, hätte Priscus auch gerade noch so eben selbst diagnostizieren können. Aber statt sich weiter über den Arzt zu wundern, half er lieber den Capsarii, den immernoch bewusstlosen Soldaten vorsichtig auf den Wagen zu heben und insbesondere seinen Kopf auf einem zusammengefalteten Sack halbwegs weich zu posten. Die beiden anderen Opfer waren an ihren zahlreichen Wunden inzwischen auch verbunden worden und nahmen ebenfalls auf dem Wagen Platz, um für weitere Untersuchungen zum lazarett gebracht zu werden.


    Währenddessen legten andere Soldaten das vierte Opfer frei. Anders als Nummer drei, war dieser Soldat keineswegs bewusstlos, was er schon die ganze Zeit akustisch eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. Priscus erlaubte sich nur einen kurzen Seitenblick auf den Mann, während er noch mit dem anderen beschäftigt war und wartete auf die Diagnose des Medicus. Ein zweiter Wagen für den Transport des Mannes stand schon bereit.

  • Als der erste Wagen Richtung Kastell rollte, hielt ein Sanitäter den Kopf des Bewusstlosen, um Folgeschäden durch Erschütterung von dem Patienten abzuwenden. Derweil begutachtete der Medicus das letzte Unfallopfer. Der offene Bruch am rechten Oberschenkel fiel ihm sofort ins Auge. Da der Mann ansprechbar war, bot sich eine Befragung an.


    "Na, ein bisschen ungeschickt gewesen, was? Tut’s noch wo anders weh als an diesem Bein?"
    Der Grieche wies auf die Bruchstelle.

  • "Sehr eindeutig", grummelte der Medicus. -.^


    Kritisch betrachtete er sich die angegebene Stelle und stellte grinsend ein geprelltes Steißbein fest.


    "Tja, mein Lieber. Da wirst du wohl etliche Tage nicht auf deinem Allerwertesten sitzen können. Ha, ha, ha!" Das Lachen war weithin zu hören. 8o


    "Sonst noch was?" Viel schlimmer konnte es nun nicht mehr werden.

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