Weiterbildung und Übungen der Legionäre in der geschlossenen Einheit

  • Die "Tauschaktion" des Probatus blieb nicht lange unbemerkt. Ein verwunderter Blick des Nebenmannes, der plötzlich einen Arm sah, wo eben noch der Schild von Iuba gewesen war, war noch die am wenigsten peinliche Folge. Augenblicke später hatte der Optio die veränderte Haltung bemerkt und kam näher, um sich zu vergewissern. Dann liess er die Soldaten mit einem kurzen Befehl die Übung stoppen und wartete, bis der Primus Pilus zu ihm kam, um sich nach der Ursache zu erkundigen.


    "Was ist hier los?" fragte er und der Optio deutete auf den Probatus. Der Primus Pilus trat einige Schritte zurück und seine Stimme wurde lauter.


    "Probatus, progredde! [=vortreten]


    In welcher Hand ist dein Scutum? In welcher Hand ist dein Gladius?"

  • Er seufzte innerlich. Also doch. Nun gut, da musste er jetzt wohl durch. Also trat er vor und antwortete Wahrheitsgemäß. "Rechts und Links, Centurio!" Gleich würde die Frage kommen, was er sich dabei gedacht hatte und dann würde er versuchen ihm zu erklären, dass er Links, ja, wie mochte man es nennen, veranlagt war. Und wenn er Pech hatte, würde der Centurio ihm befehlen dennoch wieder zu wechseln und ihm sogar noch Strafdienst oder sonstiges aufbrummen. Aber er hatte damit angefangen und würde es durchziehen. Mit welchem Ende auch immer.

  • "Genau umgekehrt, centurio," antwortete er ernst. "Ich bin mir nicht sicher. Eventuell, weil dadurch eine einheitliche Linie durchbrochen werden könnte?" Er sah kurz auf seine Hand mit dem Gladius und sagte, ehe der Centurio antwortete. "Aber wenn dem so wäre, würde sie dann nicht auch durchbrochen, wenn der Legionär mit der schwachen oder sagen wir lieber unfähigeren Hand kämpfen müsste und somit zu einem Risiko für die Einheit würde?" Im Zweifel ging er jetzt gerade zu weit, aber die Antwort darauf war wichtig für ihn.

  • Ich verbrachte gerade meine freie Zeit damit mich einwenig körperlich in Form zu halten, als mir die Ausbildung der neuen Probati auffiel. Dabei war ein wütender Primus Pilus nicht zu übersehen, mit dem sich gerade ein Probatus angelegt hatte. Das weckte mein Interesse und ich begab mich näher zu den Ausbildungslinien hin, ohne dabei aber aufzufallen. Nach und nach bekam ich mit um was es ging und konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.


    Der Junge hat Mut, dachte ich mir, erinnerte mich aber gleichzeitig an mich selber in der Ausbildung. Um das Interesse des Primus Pilus nicht auf mich zu lenken, entfernte ich mich aber wieder vorsichtig ohne aber mein Interesse vom Geschehen zu lenken.....

  • Zitat

    Original von Caius Quintilius Iuba
    "Genau umgekehrt, centurio," antwortete er ernst. "Ich bin mir nicht sicher. Eventuell, weil dadurch eine einheitliche Linie durchbrochen werden könnte?"


    "Sehr richtig! Genau das ist es. Und deshalb wirst Du es ab sofort auch wieder genau so machen wie alle anderen."


    Den zweiten Teil der Antwort hatte er freilich nicht überhört.


    "Probatus, aus deiner unfähigen Hand wird nur dann eine fähige Hand, wenn Du es versuchst. Und Du kannst mir glauben, dass ich Dir dabei höchst persönlich helfen werde!


    Wenn Du es nicht versuchen willst, kannst Du gleich gehen. Verstanden?"

  • "Gut. Zurück in die Linie. Scutum in die linke Hand und Gladius in die rechte."


    Der Primus Pilus raunte dem Optio noch ein paar Worte zu und liess die Übung dann fortsetzen. Mit stengem Blick kontrollierte er weiter die Soldaten, bis er mit allen für's erste zufrieden war.


    "Stop! Das war schon mal nicht schlecht. Gladios condite!


    Bisher habt ihr noch in weitem Abstand gekämpft, jeder für sich. Aber das ist es nicht, was unsere Stärke ausmacht. Unsere Stärke ist unsere Geschlossenheit. Es kämpft nicht jeder alleine, sondern alle zusammen. Unsere Schilde bilden eine Mauer, die für den Gegner nicht zu überwinden ist!"


    Er dirigierte die Männer soweit zusammen, dass sich ihre Schilde leicht überlappten. Jeder stand in Schrittstellung mit der linken Körperseite nach vorne, den Schild eng am Körper. Genau da, wo die Schulter das Scutum mit stützte, lag die Schildkante des linken Nebenmannes von vorne auf. Da, wo der Gegner von außen also die schwächste Stelle vermuten konnte war in Wirklichkeit die stärkste.


    "Kampfstellung! Macht euch klein, Schilde bis zu den Augen!"


    Während der Primus Pilus die Männer sortiert hatte, hatte der Optio zwei erfahrene Legionäre aus der hinteren Linie zu sich geholt. Die drei Männer setzten nun ein genüssliches Grinsen auf und nahmen Anlauf, um sich mit Wucht gegen die Schildmauer zu werfen, um sie auf ihre Festigkeit zu prüfen...

  • Ach Du... dachte er nur und setzte ein Bein nach hinten, stemmte sich leicht nach vorne und hoffte, dass die nicht gerade auf ihn einrannten. Er wusste, er stand fest. Sein Bruder hatte sich früher solche Scherze mit ihm erlaubt und auch wenn er oft auf die Schnauze gefallen wa. Er hatte gelernt. Und so stand er nun da und sah den Männern entgegen, das Schild oben und das Gewicht fast optimal verlagert-.

  • Mit großer Wucht rannten die Männer gegen die Schildwand an. Mal hielt sie wie geplant, mal schwankte sie und einige Male brachen sie auch durch, wenn die Soldaten sich nicht richtig aufgestellt hatten. Abgesehen von ein paar kleineren Schrammen und einigen überraschten Schmerzensschreien waren aber keine größeren Schäden zu verzeichnen.


    Der Optio suchte sich mehrmals die Stelle aus, die der verhinderte Linkshänder besetzte. Er machte seine Sache gut und die Mauer hielt. "Das hättest Du mit der anderen Hand nicht so gut hinbekommen! Dann wäre nämlich deine Schulter auf der falschen Seite gewesen!" teilte er ihm nach dem dritten Versuch mit und grinste aufmunternd.


    Wenig später beendete der Primus Pilus diese Übungseinheit und schickte die Soldaten zurück ins Lager. Für den nächsten Tag kündigte er als Abwechslung zum Kräfteraubenden Kampftraining die ersten Übungen zur Formalausbildung an.

  • Naja, er war da anderer Meinung als der Optio, aber das musste er ja nicht laut rausposaunen. Noch nicht zumindest. Irgendwann aber würde er ihm das mal sagen. Aber momentan war er nur froh, dass der heutige Tag um war und er recht glimpflich trotz allem rausgekommen war. Nun blieb nur noch die Frage, wie er das mit der rechten Hand hinbekommen sollte. Musste er wohl üben, üben und noch mal üben.

  • Nach einem kurzen Fussmarsch, gelangte ich zusammen mit Rufus am Exerzierplatz an. Dort angekommen, suchte ich die trainierende Truppe nach dem Optio ab. Es dauerte zwar ein wenig, aber schließlich fand ich ihn wie er eine Gruppe Probati über den Platz rennen ließ.


    Ich zeigte Rufus , wer von den Männern die gesuchte Person war


    " Siehst du diesen Mann, Rufus? Dies ist der Optio."

  • Ich brauchte mal etwas Abwechslung. Für mich war es das erste Jahr in der Legion und das erste Mal, dass ich für längere Zeit in einem Lager leben musste. Langsam merkte ich wie es mich belastete, das ständige Leben unter Männern und ohne Abwechslung. Um nicht völlig durchzudrehen, begab ich mich auf den Exerzierplatz und beschloss etwas für meinen physischen Zustand zu tun. Aufgrund der ständigen Kontrollen in der letzten Zeit die wir im Lager durchführen mussten kam ich beinahe gar nicht mehr zum trainieren, was mich ungemein störte. Es ist nicht gut für einen Soldaten längere Zeit nicht im Kampfe zu stehen, deshalb sollte er mindestens fleißig trainieren.


    Deshalb begann ich ersteinmal zu Laufen. Ich begann langsam, steigerte mein Tempo aber nach und nach und lief so die üblichen zwanzig Runden. Dann beschloss ich ein wenig Kampftraining zu machen. Ich nahm mir ein Holzgladius, ein Scutum und ging in Grundstellung. Vor einer Strohpuppe die ansonsten für die Probati gedacht war begann ich die grundlegenden Dinge durchzuführen:


    Grundstellung, Gladius hinter dem Scutum verdeckt halten um dem Gegner nicht zu zeigen wo ich angreife...... Stich..... zurück in die Grundstellung.....immer auf die Deckung achten.....erneut Angriff......


    So trainierte ich vor mich hin ohne zu merken wie die Zeit verging und trotz der eisigen Temperaturen begann ich zu schwitzen..........

  • Nachdem ich mit der Strohpuppe fertig war sah diese nicht mehr so frisch aus wie noch kurz zuvor. Langsam verlor ich die Lust an einer Strohpuppe zu trainieren. Deshalb wandte ich mich an einen der herumstehenden Probati und Legionarii:


    "Hat einer Lust ein kleines Mann gegen Mann - Training einzuschieben. Ich tue auch bestimmt keinem weh. :D"

  • Nachdem die Probati in der letzten Zeit viel Drill geniessen durften, stand heute wieder Kampftraining auf dem Programm. Der Primus Pilus führte die Männer auf den Platz und teilte sie je nach ihren Fähigkeiten und ihrer bisherigen Ausbildung in Gruppen ein.


    Die erste Gruppe, zu der auch Caius Quintilius Iuba gehörte, wurde mit Übungsspeeren ausgestattet. "Ihr werft zunächst ohne euren Schild in der Hand und aus dem Stand. Das Ziel sind die Holzpfähle dort in 15 Schritt Entfernung."
    Er winkte zwei ältere Soldaten zu sich: "Cornificius, Agrippa - ihr beide bringt den Frischlingen den richtigen Bewegungsablauf bei."
    Die angesprochenen Männer nickten und wandten sich an die Soldaten. Sie zeigten ihnen, wie man den Speer am oberen Ende des Holzschaftes unter der Verdickung, in der die eisene Spitze begann, mit der rechten Hand anfasste, wie man den Arm nach hinten nahm und das linke Bein dafür nach vorne und wie man den Arm nach vorne ziehen musste, um den Speer abzuwerfen. Alles sah ganz leicht aus, aber die ersten Versuch der Rekruten sprachen eine andere Sprache.



    Währenddessen kümmerte sich der Primus Pilus um eine zweite Gruppe, in der sich auch Titus Iulius Rufus befand. Sie wurden mit Übungsschilden und Schwerter ausgestattet und bekamen die Grundstellung für den Nahmkampf begebracht. "Schild in der linken Hand, leichte Schrittstellung mit dem linken Fuß vorne. Etwas abducken, so dass euch der Schild von der Nasenspitze bis unter die Knie deckt. Schwertarm zurück, euer Schwert sieht man nicht kommen!"
    Mit kritischem Blick schritt der Primus Pilus die Linie der Soldaten ab und prüfte die richtige Haltung der Waffen. Auf Dauer wurde so manchdem das Übungsscutum recht schwer in der Hand.

  • Zitat

    Original von Kaeso Pollius Industrius
    Die erste Gruppe, zu der auch Caius Quintilius Iuba gehörte, wurde mit Übungsspeeren ausgestattet. "Ihr werft zunächst ohne euren Schild in der Hand und aus dem Stand. Das Ziel sind die Holzpfähle dort in 15 Schritt Entfernung."
    Er winkte zwei ältere Soldaten zu sich: "Cornificius, Agrippa - ihr beide bringt den Frischlingen den richtigen Bewegungsablauf bei."
    Die angesprochenen Männer nickten und wandten sich an die Soldaten. Sie zeigten ihnen, wie man den Speer am oberen Ende des Holzschaftes unter der Verdickung, in der die eisene Spitze begann, mit der rechten Hand anfasste, wie man den Arm nach hinten nahm und das linke Bein dafür nach vorne und wie man den Arm nach vorne ziehen musste, um den Speer abzuwerfen. Alles sah ganz leicht aus, aber die ersten Versuch der Rekruten sprachen eine andere Sprache.


    Er beobachtete die beiden Männer und zog deren Bewegungsabläufe nach. Das linke Bein nach vorne, Gewicht auf das Rechte beim ausholen, Schulter nach hinten, das rechte Bein leicht nach aussen den Fuß versetzt, den Arm im rechten Winkel am Ellbogen und die Hand locker um den Schaft. Es dauerte ein wneig, bis er sich an das Gewicht gewöhnt hatte und bis er sicher war, dass er es nun einmal probieren könnte. Er holte aus und warf, wobei er das Gewicht vom rechten auf das linke Bein verlagerte, den Oberkörper leicht nach vorne stieß und der Arm, nachdem er den Speer losgelassen hatte, lang war. Und obwohl alles richtig wirkte und auch der Legionär der Meinung war, traf er nicht ein einziges Mal von zehn Versuchen. Immer zog er knapp an den Pfählen vorbei oder landete knapp davor. Genervt und frustriert starrte er den Speer an und sah zu dem Legionär, der nur den Kopf schüttelte. "Mhm, hör mal, Kamerad. ICh weiss, ich weiss, ich soll mit Rechts werfen. Aber bekomme ich die Erlaubnis es einmal mit Links zu versuchen? Nur um sicher zu gehen, dass es entweder daran liegt, dass ich scheel gucke oder ich halt eben doch nur weiter mehr mit rechts üben muss?!" Er hoffte, dass er die Erlaubnis zum Testen bekam.

  • Der angesprochene Soldat zuckte mit den Schultern. "Ja, mach' ruhig mal mit links. Aber Du bist doch schon gar nicht schlecht. Weite stimmt und die Dinger kommen mit der richtigen Seite nach vorne drüben an. Über's Treffen reden wir mal, wenn Du ein paar Jahre dabei bist. Vorher bekommt das sowieso keiner hin."
    Und bei den meisten Probati schlugen die Speere in der Regel zunächst die wildesten Purzelbäume in der Luft, bevor es der erste schaffte, auch nur die halbe Distanz in einer guten Flugbahn hinter sich zu bringen.


    "Bei denen, wo es gut klappt erhöhen wir mal auf 25 Schritt."

  • Also probierte er es auch mit links zwei Mal. Er traf zwar immer noch nicht, aber der Speer lag ruhiger in der Luft und so grinste er in sich hinein. Irgendwie war es zwar was anderes mit Steinen auf Spatzen zu werfen, und ja auch schon mindestens zehn Jahre her, aber irgendwie hatte man den Wurfdreh an sich schon raus. Naja, früher hätte er vielleicht wenigstens getroffen. Obwohl, nein, wahrscheinlich nicht, weil es eben so etwas anderes war. Der Speer lag ganz anders in der Hand als ein Stein, hatte anderes Gewicht, andere Austarierung, kurz, war ganz anders auch zu handhaben. Aber fünfundzwanzig Schritt, sah er erstaunt drum. Na toll, ob das was würde?
    Also ging er zurück. Die Technik sollte eigentlich die selbe sein, nur die Kraft musste anders genutzt werden und vor allem mehr. Er schaute skeptisch zum Ziel und warf, vergaß, dass es noch die linke Hand war und landete ca. 3 oder 4 Meter vorm Ziel mit der Spitze für einen Moment im Boden, ehe er flach auf die Erde fiel. Er sah einen Moment nachdenklich hin und wechselte dann, weil ihm eben der Umstand der linken Hand auffiel, in die rechte. Auch hier warf er. Wieder war der Speer vergleichsweise unruhig in der Luft und diesmal verhungerte er bei nicht mal sechzehn Meter. Na herrlich, dachte er bei sich. Das wird eine herrliche Plackerei werden. Er griff nach dem nächsten Speer.

  • Am Rand des Exerzierplatzes erschien der Legatus Legionis und betrachtete schweigend die verschiedenen trainierenden Gruppen. Er wollte sich ein Bild vom Stand der Truppe machen und sehen, welche der Probati bereit für die Aufnahme als Legionarius waren.

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