[Officium] Rekrutierungsbüro

Crispus war gerade auf dem Weg zum Legatus Legionis, als er die Tür des Rekrutierungsbüros offenstehen sah. Er spitzte hinein und hörte seinen Namen fallen.
"Ich bin Optio Petronius!"
erklärte er, dann fragte er den Neuling musternd
"Du bist ein neuer Probatus?"

Jawohl, Optio. Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen...Nur leider konnte ich Ihr Officium nicht finden...

Mein Name ist Marcus Iulius Lucullus und ich wurde Ihnen zugeteilt.

Crispus rieb sich gedanklich die Hände: Frischfleisch!
"Ich besitze kein Officium - du findest mich in Contubernium I, vielleicht hin und wieder in der Unterkunft des Centurio für den Schreibkram.
Finde dich morgen auf dem Exerzierplatz ein! Hast du schon ein Contubernium? Ausrüstung...hast du ja bereits, wie ich sehe."
Er musterte den Burschen. Der trug ja bereits die Militärtunika in dem hässlichen Rotton.

"Wird gemacht!!!", sprach Lucullus im zackigen Ton und schaute darauf den Optio erwartungsvoll an.

"Genieß` deinen noch freien Tag, Probatus!"
antwortete Crispus und marschierte davon.

Udexus betrat das Officum und schaute sich fragend um.

"Salve, mein Name ist Gaius Udexus. Bin ich hier richtig, im Rekrutierungsbüro? Ich möchte mich gerne zur Legion melden."

Er nahm seinen Hut ab. "Ich bin eben schon hinausgeworfen worden, wie ein räudiger Hund und hoffe, dass hier nicht dasselbe passiert." Udexus klopfte sich den Staub von der Kleidung.

Dank der wirklich sauberen Aufteilung des Castellum-Geländes (böse Zungen würden sagen: Arbeitslagerartig) fand ich sehr schnell zum Rekrutierungsbüro. Etwas schüchtern, weil ich nicht wusste, was mich hier erwarten würde, und aufgeregt, weil ich wusste, dass ich hier nicht mehr als freier Mann hinauskommen würde, trat ich vor.

"Salve. Mein Name ist Quintus Octavius Vocula und ich möchte mich einschreiben lassen."

Optio Reatinus, der Ausnahmsweise mal selbst im Büro saß langweilte sich nur. Es gab immer wieder Einigungsprobleme unter den Optiones, wer hier her musste. Dieses Mal zog Reatinus den Kürzeren. Wie lange war es denn auch schon her, als sich der letzte Freiwillige meldete?

Doch dann blickte er erschreckt auf - denn Besuch im Rekrutierungsbüro war ja auch selten - und hörte sich die Worte des jungen Mannes an. "So so, ein Neuer also... nun gut, Platz für neue Legionäre gibt es bei uns immer. Ich bin Servius Artorius Reatinus, für dich allerdings Optio Reatinus.", antwortete er ihm mit einem freundlichen Zwinkern. "Hast du schon Erfahrungen mit der Armee gemacht oder kannst mit Gladius oder Schild umgehen?"

Die legere Sitzhaltung und die Freundlichkeit des Optios beruhigten mich wieder ein wenig. Es schien mir, als würde die Legion nicht allzuviel zu tun haben. Erleichtert und in etwas strammerer Haltung- ich hatte schon viel von den Gepflogenheiten der Armee gehört- antwortete ich:

"Nein, ich habe noch nie gekämpft- Optio!"

"Wie auch immer, dann bringen wir es dir bei. Ich nehme an, das römische Bürgerrecht besitzt du.", sprach Reatinus, während er in einer strammen Haltung zu einer Karte des Castellums ging. "Es gibt da noch eine Hand voll Dinge, die du erledigen musst, bevor deine Ausbildung losgehen kann. Zuerst gehst du in das Valetidunarium, dort lässt du dich vom Medicus mustern. Danach musst du ins Magazin und dir deine Ausrüstung besorgen. Zuletzt gehst du zum Centurio und meldest dich bei ihm. Wenn du alles erledigt hast, darfst du wieder hier her kommen und den Eid aufsagen. Von da an bist du Probatus und morgen fängt deine Ausbildung an.", erklärte er, während er auf der Karte die Orte zeigte, wo er hin müsse.

Da mir der Centurio zwar eine ordentliche Standpauke verpasst, es aber versäumt hatte, mich auf meine schlampige Kleidung anzusprechen, kam ich in gänzlich falsch sitzender Uniform zum Optio zurück, überdies sehr verlegen, da ich nicht mehr wusste, ob ich den Optio als Artorius oder Reatinus ansprechen sollte. Naja, Anfängerpech! dachte ich mir. Immerhin hatte die Standpauke geholfen und so trat ich dem Optio disziplinierter gegenüber (zumindest nach dem Maßstab, den ich als Disziplin verstand).

"Melde mich zurück, gehorsamst, Optio!"

Ich war gespannt, wie es nun weitergehen würde...

Schmunzelnd betrachtete Reatinus, wie sich der neue Probatus angezogen hatte. Wie auch immer, Übung macht den Meister.
"Gut, da du ja alles erledigt zu haben scheinst, musst du jetzt nur noch den Eid aufsagen. Dann kannst du dich als Probatus betrachten. Übrigens brauche ich noch einen Bericht vom Medicus, dass er dich untersucht hat.", sagte er und reichte dem jungen Mann einen Zettel, wo eben jener Eid aufgeschrieben war. "Sprich die Worte hier laut und deutlich. Dann kannst du mir den Bericht zeigen."

Ein bisschen zitterte mir die Hand, als ich das las. 20 Jahre meines Lebens für die Armee... 20 Jahre! Mein bisheriges Leben! Jetzt hatte ich die letzte Möglichkeit umzukehren, ich musst diese Worte nicht nachsagen. Aber ich gab mir einen Ruck. Was man begonnen hat, soll man schließlich auch zu Ende führen.
Laut und deutlich sprach ich den Eid nach:

"IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

Ich hatte irgendwie gehofft, dass mir nach dem Eid ein Stein vom Herzen fallen würde, aber merkwürdigerweise schien sich dieser Stein nur zu verhärten...

"Sehr gut...", sagte Reatinus und setzte sich auf den Stuhl. "Jetzt brauche ich nur noch den Bericht vom Medicus."
Mit einem strengen Blick beobachtete er Vocula. Wenn er ihn nicht dabei hätte, müsste er ihn wohl zusammenstauchen, auch wenn er es ungern tun würde...

"Moment..." Gerade beschlich mich der fürchterliche Gedanke, ich hätte das Schreiben des Medicus in meinen alten Kleidern stecken gelassen, aber irgendwie zog ich dann doch den fraglichen Zettel hervor, auf dem stand:

Der Optio nahm den Zettel entgegen und überflog ihn kurz. "Alles klar...", sprach er. "Morgen steht dein erster Ausbildungstag an. Ich will dich in voller Montur auf dem Exerzierplatz sehen, dann erfährst du, wie es weiter geht. "In voller Montur" schließt auch ordentlich gekleidet und in Rüstung ein! Abtreten!", noch einmal betrachtete er, wie schlampig sich der neue Probatus anzog und legte das Schreiben in ein kleines Schränkchen, wo noch unzählige andere Berichte, zum großteil verstaubt lagen.

Ich entschlüpfte dem Korridor und fand mich in einer kleinen Stube wieder, die aus nichts anderem als einem massigen Schreibtisch und unzähligen, vollgestopften regalen zu bestehen schien. Der schmächtige Soldat mit Hakennase, der mich unweigerlich an meinen scriba personalis Livius Pyrrus erinnerte, schien genauso verstaubt wie die Schriftrollen im Regal zu sein und wirkte, als gehörte er zum Inventar dazu. Vielleicht war er ja auch mit dem Stuhl verwachsen, wer wusste das schon? Ich jedenfalls starrte ihn einen Moment ungläubig an, er starrte verwundert zurück. Auch war er es, der zuerst die Sprache wiederfand. "Na, wie ein an der legio interessierter Jüngling siehst du mir aber nicht aus", begann er und legte den Kopf schief. Ich räusperte mich und machte souverän zwei Schritte in den Raum hinein. "Salve. Nein, ich bin der neue tribunus laticlavius. Allerdings fürchte ich, dass ich mich verlaufen habe. Aurelius Corvinus", erzählte ich und nickte dann zum Gruß. Der Mann hinter dem Schreibtisch löste seine festgewachsenen Gliedmaßen vom Stuhl und stand auf. Er wirkte noch knöcherner, als ich mir das gedacht hatte nach dem ersten Blick. Und der Mann salutierte leicht grinsend. "Na wenn das so ist - herzlich willkommen bei der legio, tribunus! Ich bin optio Spurius Ovius Sextus. Du hast noch nicht gedient, stimmt's?" fragte er und musterte mich. Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: "Nein, und ich war auch nur wenige Male in einem castellum. Deswegen ist das alles auch noch etwas fremd für mich, aber ich werde mich schon zurechtfinden." Zumindest hatte ich fest vor, hier einiges an Erfahrung mitzunehmen. Der Mann setzte sich wieder. Etwas knarrte, aber ob das nun die Knochen oder das Holz des Stuhles war, wusste ich nicht zu sagen. Ich deutete mit dem Daumen über meine Schulter auf die Tür, durch die ich eben hier hereingekommen war. "Du weißt nicht zufällig, welches officium man mir zugeteilt hat, optio?" wollte ich wissen. Ovius Sextus nickte. "Doch. Der tribunus laticlavius hat sein officium direkt neben dem des legatus. Weißt du, wo der Legat sitzt oder soll ich dir zeigen, wo-" "Ja, danke, dort war ich bereits"; entgegnete ich. "Danke, optio." Ich nickte dem Mann wirklich dankbar zu und hatte mich schon halb zum Gehen gedreht, da fiel mir etwas ein. "Weitermachen", sagte ich und verließ dann das officium.

Die Wache hatte recht behalten, der Weg zum Rekrutierungsbüro war gar nicht zu verfehlen.

Dort angekommen klopfte Pictor an die Tür und wartete auf eine Reaktion aus dem Inneren.

Im Büro saß ein unbeschäftigter Optio, die Beine auf dem Tisch habend. Als das Klopfen von Pictor zu hören war, legte er die Beine schnell runter und machte sich hektisch zurecht.

Wenig später konnte man aus dem Rauminneren ein erwartungsvolles "Herein!!" hören.