Beiträge von Caius Quintilius Iuba

    Witzbolde, dachte er bei sich, nahm sich ihre Informationen aber zu Herzen. Den Vierten in der Hand, versuchte er sich an das Halten des dritten Speeres zu erinnern und setzte den Oberkörper mehr ein. Auch beim Wurf auf die Spatzen mit Steinen kam es auf die richtige Technik und den richtigen Einsatz der Kraft aus Arm, Handgelenk und Oberkörper an. Als beugte er sich weiter nach hinten um mehr Schwung aus dem Stand dadurch zu kriegen und brachte diesen in einem weit nach vorne gestreckten Wurf mit. Und siehe da, der Wurf, diesmal wieder etwas trudeliger, landete bei etwa 22 Schritt. Er hob seine Brauen, runzelte die Stirn und schnaubte. Toll, dachte er bei sich. Hätte ich auch eher haben können. Ein wenig mit sich selber grummelig nahm er so den fünften Speer in Angriff.

    "Nee nee, ich bin mir da ganz sicher Dich da gesehen zu haben. Das muss noch vor Hispania gewesen sein." Er dachte kurz nach. "Du hast den Medicus da ausgefragt, während nen anderer ihm da assistiert hat und ihm meine Werte aufgeschrieben."



    [SIZE=7]Was korrigiert ^^[/SIZE]

    "Jo jo, gern geschehen," murmelte er und polierte an der Rüstung weiter. Irgendwie war das genau etwas, was er hasste, aber es musste ja getan werden und da er noch lange keinen Rang hatte, der ihm erlaubte diese Arbeit zu delegieren, und wer wusste schon, ob er einen solchen jemals würde erlangen können, musste er sich damit wohl arrangieren, half halt alles nichts.

    "Also bis auf ein paar Schauermärchen hat sich wohl nichts ergeben mit den Germanen," grinste er. "Und vom Tod eines Kameraden wüsste ich auch nichts. Der Tribunus Victor allerdings ist nicht mehr da. Ich hab gehört, er wär nach Rom zurück, aber ob für immer oder nur vorübergehend weiss niemand. Aber man munkelt, er will Karriere im Cursus Honorum machen."

    "Nein, er hat die II. verlassen," antwortete Iuba, der gerade dabei war seine Rüstung zu reinigen. "Irgendwas von wegen Wechsel in eine andere Einheit. Ich glaub in die IX. Gefiel ihm hier wohl nicht." Er zuckte kurz mit der Schulter, weil er den genauen Grund auch nicht wusste. "Er ist erst vor Kurzem los."

    Und wieder marschierten sie und obwohl es am Anfang zu den selben Problemen kam wie bisher auch, wurde es zur Mitte hin sehr viel gleichmässiger, einige nutzten die Entfernung zum angleichen der Schritte und zum Ende hin dann doch noch einmal ein wenig holprig. Aber keiner war über die Füße es anderen gestolpert und sie waren als Einheit am Ziel angekommen. Immerhin schon mal etwas.

    Wieder warf er ihn mit rechts, wieder verhungerte er nach nicht mal zwei Drittel der Strecke und blieb genauso unruhig. Nachdenklich sah er dem Speer hinterher und wiederholte zunächst in Gedanken, dann in Trockenübung den Bewegungsablauf noch einmal. In Gedanken damit nahm er den nächsten Übungsspeer und machte erst damit noch ein paar Bewegungsübungen, ehe er sich an den nächsten Wurf wagte. Diesmal hielt er den Schaft lockerer als vorher, so dass er nicht mehr so stark beeinflusst wurde, wenn er ihn los liess.
    Seine Kameraden um ihn rum hatten teilweise schon den fünften oder sechsten, manche auch schon den achten Speer geworfen, als er den dritten aus seiner Hand entliess und ihm mit den Augen verfolgte. Schnell war abzusehen, dass auch dieser nicht viel weiter kam, aber obwohl er immer noch leicht trudelte, hatte er den Eindruck, dass er ruhiger lag als vorher. Er kaute kurz auf der Unterlippe und überlegte, was er an seiner Wurftechnik mit rechts noch verbessern konnte um wenigstens schon mal äquivalent zu links zu sein, was ihm schon ein besseres Gefühl geben würde. Seine Schritte lenkten ihn zum vierten Speer.

    Er betrat das Magazin und begrüßte den dortigen Diensthabenden, erklärte ihm, was sie brauchten und wieso und bekam wenig später den Hering ausgeliefert. Dann begab er sich mit eben jenem zurück zu seinen Kameraden.

    "Fix noch eins," brummelte er und sah die Anderen an. Diese zuckten mit den Schultern und sahen sich um. Waren welche runtergefallen? Oder hatten sie welche übersehen? Tatsächlich, eine war nach einigem Suchen gefunden, die andere musste im Magazin nachgeholt werden. Seufzend machte er sich auf den Weg.

    Also probierte er es auch mit links zwei Mal. Er traf zwar immer noch nicht, aber der Speer lag ruhiger in der Luft und so grinste er in sich hinein. Irgendwie war es zwar was anderes mit Steinen auf Spatzen zu werfen, und ja auch schon mindestens zehn Jahre her, aber irgendwie hatte man den Wurfdreh an sich schon raus. Naja, früher hätte er vielleicht wenigstens getroffen. Obwohl, nein, wahrscheinlich nicht, weil es eben so etwas anderes war. Der Speer lag ganz anders in der Hand als ein Stein, hatte anderes Gewicht, andere Austarierung, kurz, war ganz anders auch zu handhaben. Aber fünfundzwanzig Schritt, sah er erstaunt drum. Na toll, ob das was würde?
    Also ging er zurück. Die Technik sollte eigentlich die selbe sein, nur die Kraft musste anders genutzt werden und vor allem mehr. Er schaute skeptisch zum Ziel und warf, vergaß, dass es noch die linke Hand war und landete ca. 3 oder 4 Meter vorm Ziel mit der Spitze für einen Moment im Boden, ehe er flach auf die Erde fiel. Er sah einen Moment nachdenklich hin und wechselte dann, weil ihm eben der Umstand der linken Hand auffiel, in die rechte. Auch hier warf er. Wieder war der Speer vergleichsweise unruhig in der Luft und diesmal verhungerte er bei nicht mal sechzehn Meter. Na herrlich, dachte er bei sich. Das wird eine herrliche Plackerei werden. Er griff nach dem nächsten Speer.

    Ein wenig nervös, schliesslich trat man nicht jeden Tag einfach so vor den Vorgesetzten, trat er ein und grüßte so gut er konnte militärisch. "Salve Primus Pilus! Verzeih meine Störung, doch habe ich ein Anliegen, bei dem ich sonst nicht weiss, an wen ich rantreten soll. Ohne vielleicht ausgelacht zu werden," fügte er den letzten Satz sehr leise murmelnd an. "Nun, es geht um Folgendes: Theoretisch gesehen sind wir ja immer in Gefahr gegen die Germanen antreten zu müssen. Zumindest jedoch haben wir, wenn nicht feindlichen Kontakt, so doch auch jenen, der zu diplomatischen Beziehungen führt und eben dazu, dass Kontakte mit Stämmen in Germania Magna bestehen, auch wohl jenen, die nicht als Freunde Roms gelten.
    Ich habe gelernt, dass man, um einem Menschen, sei es Freund oder Gegner vernünftig gegenüber stehen und auftreten zu können, man ihn erst verstehen muss. Und verstehen kann man ihn nur, wenn man sich mit ihm auseinandersetzt.
    Auch wenn ich nur ein Probatus bin, so würde ich dies gerne tun, zumal ich hoffe, irgendwann eben nicht mehr nur der Probatus zu sein und vielleicht auch mal die Gelegenheit zu bekommen aktiv in den Punkten tätig zu werden, wobei es mir wahrlich nicht mal um den Kampf geht.
    Nun ist es aber so, dass ich nicht viel über die Germanen in Magna weiss. Ich stamme zwar aus Mogontiacum vom Ursprung, hab aber lange Jahre im Noricum gelebt und mich dort eher mit Zahlen und Auftragslisten beschäftigt denn mit den Germanen. Seit ich jedoch in der Legio bin und immer mehr über sie hören, möchte ich auch immer mehr über sie erfahren. Und das nicht nur aus der Sicht eines Legionärs, der sich damit brüstet, wie viele er bei irgendwelchen Gelegenheiten abgeschlachtet hat und dass sie brüllende, nackte Barbaren sind, die nur gut sind, wenn sie tot sind.
    Deshalb wollte ich fragen, ob es irgendwelche Möglichkeiten gibt sich auf dem Gebiet weiterzubilden: das Denken der Germanen, ihr Hintergrund, ihre Beweggründe etc. Und wollte auch um Erlaubnis bitten dies dann, so denn möglich zu tun."
    Nun war es heraus und obwohl einer gewisse Grundnervosität noch vorhanden war, fühlte er sich nicht mehr ganz so fahrig.

    Nun trat er nach vorne und zählte diese so durch, das der Primus Pilum sie gut sehen konnte. Vorher hatten sie alle ordentlich alles geschrubbt und ausgebessert wo was war, aber er hatte das blöde Gefühl, dass er irgendwas übersehen haben musste. Er hoffte nur, dass er sich täuschte. Oder wenn nicht, dass es wenigstens nur eine klitze kleine Kleinigkeit war.