Der Flavier nickte und gab ihm lächelnd die Hand.
"Danke für deinen Besuch. Mögen die Götter bei dir sein, auf all deinen Wegen, Annaeus."
Verabschiedete er den jungen Mann und unterdrückte einen weiteren Hustenanfall.
Der Flavier nickte und gab ihm lächelnd die Hand.
"Danke für deinen Besuch. Mögen die Götter bei dir sein, auf all deinen Wegen, Annaeus."
Verabschiedete er den jungen Mann und unterdrückte einen weiteren Hustenanfall.
Der Herold meldete sich zu Wort.
"Eine Diploma ist eine der niederen Auszeichnungen und bedarf keiner Abstimmung. Der Proconsul kann das selbst und alleine verfügen."
Und würde es wohl auch tun, wenn es abgesprochen wäre, was es hier ohnehin schien.
Ein Herold trat gleich am frühen Morgen, bevor die Tagesordnung begonnen werden konnte, in die Mitte des Versammlungssaales und bat um Ruhe.
"Ich habe einen Brief des erkrankten Proconsuls Senator Lucius Flavius Furianus. Ich soll ihn euch verlesen."
Seid gegrüßt, Princeps, Vicarius und Sodales dieses hispanischen Gremiums.
Wie euch bereits verkündet, hat sich mein Gesundheitszustand nicht gebessert. Kurzum gesagt und ohne euch mit den ausschweifenden Erklärungen meiner Ärzte zu belasten, die ich selbst nicht verstehe, bin ich nicht in der Lage meine Stimme hier verlauten zu lassen. Und so benutze ich diesen Herold für ein Anliegen, welches mir sehr am Herzen liegt und eurer Hilfe bedarf.
Euch allen ist bekannt, dass ich nunmehr fast ein halbes Jahr an mein Bett gefesselt bin, meine Arbeit nicht verrichten kann und jeden Tag die Götter beflehe diese Krankheit von mir streifen zu können wie eine einfache Tunika. Doch dies verwehren sie mir, sie prüfen mich, sie quälen mich wodurch ich mich selbst quäle meine Arbeit nicht verrichten zu können.
Aus diesem Grund bat ich auch den gerade neu angekommenen Quaestor Provincialis die Amtsgeschäfte für mich zu übernehmen.
Dies hat er bis jetzt vorzüglich und gewissenhaft verrichtet.
Und genau aus diesem Grund spreche ich hier vor euch. Oder besser gesagt, ich lasse sprechen.
Diesen Mann will ich auf eine besondere Art und Weise ehren, wie sie seiner Position, seinem Amt und den Aufgaben, die er seit meiner Erkrankung zusätzlich übernehmen musste, gebührt.
Es ist mein Wunsch ihn mit einer kleinen Inscriptio auszuzeichnen.
Er ist einer der Wenigen, welchen diese Ehre gebührt. Er hat es sich verdient.
Und so bitte ich euch um eure Stimmen, denn diese brauche ich, um ihm rechtens dieses Lob zu gewähren.
Niedrigere Auszeichnungen, welche ich auch an euch in Bälde richten werde, kann ich ohne die Billigung der Curia vergeben.
Hierbei brauche ich jedoch eure Stimmen, Sodales.
gez.
Der Proconsul
Der Herold blickte auf und verkündete weiterhin.
"Dies schrieb der Proconsul gestern, um es heute verlesen zu lassen. Ich bitte die Sodales um ihre Stimmen oder Zeichen für diesen Vorschlag."
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH DEN
MAGISTER OFFICIORUM
Provinciae Hispania
MARCUS FABIUS RUSTICUS
MIT SOFORTIGER WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XVII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C.
(16.8.2008/105 n.Chr.)
ZUM
Comes - Regiae Hispania Tarraconensis
Lucius Flavius Furianus
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ERNENNE ICH
MIT SOFORTIGER WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XVII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C.
(16.8.2008/105 n.Chr.)
__________________________________
SODALIS CURIAE HISPANIA
Provinciae Hispania
MARCUS FABIUS RUSTICUS
ZUM
Princeps Curiae - Curia Provincialis Hispania
ET
DECURIO ET SODALIS CURIAE HISPANIA
Provinciae Hispania
MARCUS ARTORIUS DIDIANUS NERO
ZUM
Vicarius Principis Curiae - Curia Provincialis Hispania
Lucius Flavius Furianus
Die Wahl war entschieden und ein Herold verlas das Ergebnis.
"Somit verkünde ich, dass jeweils Marcus Fabius Rusticus zum Princeps und Marcus Artorius Didianus Nero zum Vicarius einstimmig gewählt wurden."
Und damit war es, wenigstens fast, offiziell. Die Ernennungsurkunde musste noch vom Proconsul ausgestellt werden.
"Wie dem auch sei."
Beendete er die Konversation über die Heirat, die Zukunft des Annaeers und seinen Zwist mit dem Verwandten. Alles Themen, die doch teilweise unangebracht waren und den Gast wohl nicht glücklich stimmten.
"Jedenfalls danke ich dir für deine Bereitschaft und Aufopferung noch einmal persönlich und hoffe dich weiterhin im Auge behalten zu können. Aus dir wird was. Das sage ich nicht jedem."
Ein konkretes Freundschaftsangebot war es nicht, doch ein vorsichtiges Bündnis der gegenseitigen Sympathiebekundung war es dennoch. Der Annaeus würde ihn schon nicht ins Messer laufen lassen, so wie auch umgekehrt Furianus nicht die Absicht hegte dem Mann Steine in den Weg zu legen. Eher Gegenteiliges.
"Gut, dann danke ich dir für deinen Besuch und wünsche dir den Segen der Götter, Artorius."
Sagte er mit einem leichten Lächeln und gab zu verstehen, dass sich der Artorier nun entfernen konnte.
"So war dies auch nicht gemeint. Ich bin mit allem einverstanden, wollte jedoch nur anmahnen, dass du so schnell wie nur möglich das Ziel Rom vor Augen haben solltest. Archive und Straßenarbeiten haben jedoch nicht gerade viel miteinander gemein. Vielleicht wäre es erstrebenswerter das Amt des Procurators Annonae anzustreben. Dieses hat zwar auch nicht viel mit der nachfolgenden Tätigkeit zu tun, ist jedoch in Rom und der Umgebung. So machst du dir schneller einen Namen.
Wobei du in Hispania weniger Schwierigkeiten haben solltest Procurator zu werden. Nun ja, entscheide selbst, alles hat seine Vor- und Nachteile. Mit wäre es recht herzlich egal, solange du irgendwann im Kaiserpalast sitzt.
Diese Stellen sind unermesslich wichtig, sie bedeuten engsten Kontakt zum Regenten und du wirst sehr schnell berühmt, was deiner Karriere ungemein förderlich ist."
Aber so weit wollte er noch nicht denken. Man musste erst abwarten. Nicht selten wurden Hoffnungen zu Enttäuschungen und vorgreiffen wollte er hier auch nicht.
"Ah, ich verstehe. Keine schlechte Partie, Annaeus. Mögen die Götter euch schützen."
Naja, was hieß hier keine schlechte Partie. Mit so etwas konnte sich ein Senator nicht zufrieden geben, geschweige denn ein Patrizier. Aber da der Annaeer nichts von beidem war, wenigstens noch nicht, war dies durchaus angemessen.
"Keineswegs, ich verstehe dich nicht falsch. Du bist ein Mann, der seine Unabhängigkeit mit dem Preis bezahlt die Karriereleiter nicht so hoch klettern zu können. Durchaus bewundernswert."
Ein kleines Nicken verriet dem Annaeer, dass der Proconsul ihn ganz und gar nicht falsch verstand. Furianus hätte es zwar anders gemacht, aber gut, er war nicht der, der vor ihm stand.
"Habt ihr denn familiären Zwist, du und Annaeus Florus? Ist er nicht Praefectus der misenensischen Flotte?"
Irgendwo hatte er zumindest in diesem Zusammenhang in Erinnerung gehabt.
"Nun sollten wir aber zu deinen Meriten kommen. Du hast gute Arbeit verrichtet, die nicht nur durch den Senat, sondern auch durch mich ihre Ehrung erhalten wird. Ich werde für dich eine kleine Inscriptio erwirken können, denke ich. Und zwei Diploma hast du natürlich auch verdient."
Diese Anspielung war nun geradewegs auf das Wohlwollen des Annaeus vor dem Senat ausgerichtet. Furianus war krank, weit weg von Rom, da brauchte man immer gute Freunde.
"Von mir aus, ich werde sehen, inwieweit ich dir dabei behilflich sein kann.
Aber klammere dich nicht zu sehr an Hispania. Nur in Rom macht man richtig Karriere."
Sein Blick suchte den des Fabiers, um vielleicht heraus zu deuten, was jener dachte. Hoffentlich hing er nicht zu sehr an dieser Provinz.
"Gut, dann wird er, wenn der Fall zur Zufriedenheit aller beigelegt ist, beurteilt und wenn nichts Gegenteiliges geschieht auch zum Duumvir ernannt. Sei es nun unter mir oder meinem Nachfolger."
Entgegnete Furianus ruhig und ließ sich einen heißen Zitronentee reichen, der seinen Hals ein wenig beruhigen sollte. Aber nicht tat. Es schmerzte immer noch.
"Wenn man dahin scheidet, will man noch etwas Gutes tun. Ich habe zwar nicht vor zu sterben, aber meinen Sitz aufgrund dieser verdammten Krankheit räumen zu müssen ist für mich wie ein wenig sterben."
Entgegnete er lächelnd und nickte anschließend.
"Gut, dann wirst du in Kürze Magister Scriniorum. Ich denke, wenn der Fall beigelegt ist. Dann hat Tarraco einen neuen Duumvir und Magister Scriniorum.
Hast du noch etwas auf dem Herzen?"
Es überraschte Furianus nicht im Geringsten, dass sein Klient auch auf Bestechungen zurück gegriffen hatte. Das war ein übliches Mittel und der Fabier verstand sich wohl schon recht gut darauf. Das war gut, zumindest würden den Mann dann auch keine Skrupel von seiner Karriere abhalten und Furianus hätte auf lange Sicht einen wichtigen Klienten und konnte ihn so fördern, wie er nur die Wenigstens fördern konnte.
"Nun ja, wenn es soweit ist, erhälst du von mir selbstverständlich Ländereien. Aber zuerst musst du dich als Comes beweisen, um die nächste Stufe zu erklimmen. Danach werde ich wohl ohnehin, mögen es mir die Götter gewähren, bei guter Gesundheit in Rom sein und dein Bestreben voll unterstützen können."
"Es tut mir leid um deine Schwester, Annaeus, möge sie im Elysium wohlbehütet und lachend auf deine Ankunft warten."
Drückte er ihm sein Mitleid aus und senkte für einen kurzen Augenblick die Augen, da er wieder an Claudia erinnert wurde, die so früh von ihm ging.
"Und dazu beglückwünsche ich dich zur baldigen Vermählung. Wer ist denn die Glückliche?"
Und dem traurigen Gesicht folgte schlagartig ein aufrichtiges Lächeln.
"Ja, das stimmt, der Curus Honorum ist kostspielig und wenn man nicht über weitreichende Reserven verfügt, sollte man in Ämtern sein, die dies ändern könnten. Eine weise Entscheidung."
Merkte er an und konnte sich loben nicht den Fehler begeben zu haben nach den Familienreserven zu fragen. Vermutlich waren die Annaeer nicht gerade die reichste Gens im Imperium.
"Festes Vertrauen reicht nicht aus. Er muss auch kompetent sein, schließlich wird er irgendwann dein Nachfolger."
Warf Furianus ein und setzte nach einer kleinen Pause wieder an.
"Und das wohl schon bald, denn du verdienst meiner Meinung nach eine Beförderung. Ich hätte dir zwei Ämter anzubieten, den des Magister Scriniorum oder den des Magisters Officiorum. Und ja, wundere dich nicht, dass letzteres Amt vakant ist, denn ich werde meinen Klienten zum Comes von Hispania Tarraconensis ernennen.
Oder willst du ein anderes Amt?"
Eine große Wache öffnete die Tür.
"Salve, was wünscht ihr?"
"Und es werden noch einige Auszeichnungen in deinem Lebenslauf vorkommen."
Merkte er freundlich an und nahm sich etwas zu trinken.
"Du machst gute Arbeit, Annaeus, und dafür sollst du auch belohnt werden. Werte dies nicht als Schmeichelei, sondern als Verdienst um die Provinz.
Doch du wirst uns nun vorzeitig verlassen? Darauf war ich nicht gerade vorbereitet und muss sagen, dass dies meine Pläne ein wenig durchkreuzt. Aber so schlimm ist es auch nicht, alles ist machbar.
Was hast du denn für weitere Pläne, Quaestor?"
"Nicht sicher? Du willst mich wohl belustigen. Die Hälfte der Anwesenden schuldet mir was, die andere Hälfte weiß, dass ich dein Patron bin. Du wirst Princeps, keine Sorge."
Antwortete er schlicht und musste abermals husten, was wiederum eine beklemmende Stille verursachte, die er aber zu durchbrechen wusste.
"Gut, dann wäre das geklärt. Und deine Ambitionen habe ich schon längst erwartet. Das Amt des Comes sollte diese ebenfalls unterstützen. Heutzutage werden schon Duumvirn in den Ritterstand erhoben, da wird man dies einem Comes wohl kaum verwehren können.
Ich habe viele Freunde in Rom, sie werden dich unterstützen wie ich selbstverständlich auch."
"Wirklich nicht gerade erfreulich."
Kommentierte er und beachtete die Banden nicht so sehr wie die Aktivitäten den neuen Magistratus betreffend. Kleiner Banden gab es immer.
"Einen Fehler bgangen? Ist er denn überhaupt kompetent, der Barb...ähm, der Germanicus?"
"Das ist schön."
Sagte er freundlich und bot ihm einen Stuhl genau neben sich an.
"Ja, mir geht es ein wenig besser. Aber ich bin nicht gerade wieder der Alte. Hoffentlich werde ich es einmal sein. Irgendwann zumindest. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt."
Diese kleine philosophische Anwandlung war auch schnell wieder vorüber, als er sich wieder dem Duumvirn zuwandte.
"Erzähl, Artorius, geht es mit der Arbeit voran? Und wie stellt sich der neue Magistratus an?"