Beiträge von Marcus Aelius Callidus

    Callidus betrat wenige Minuten, nachdem Nakhti ihn informiert hatte, das Tablinum. Die Toga war angelegt worden und die Haltung des Aeliers aufrecht.
    Im Raum erkannte er den wachhabenden Praetorianer und einen Mann, der neben ihm stand. Erst auf den zweiten Blick, als er ihn genauer sah, überkam ihn ein überwältigendes Gefühl. Es war keienr seiner näheren Freunde, bei deren Wiedersehen man sich freute, kein Verwandter, den man nach langer Zeit umarmte. Es war sein Zwillingsbruder Publius, seine zweite Hälfte, die er seit Jahren nicht gesehen hatte. Starr blieb er stehen und blickte die Männer an.

    Callidus quittierte die Worte mit einem tiefen Nicken gegenüber dem Prudentier.


    > Natürlich trifft dieser Schmerz nicht nur den Augustus. Auch im Namen meiner Familie, insbesondere in dem des Aelius Quarto, dessen Klient dein Vater war, wie auch du es bist, richte ich dir die Anteilnahme am Tod des Commodus aus. Lucius Aelius Quarto wusste die Treue deines Vaters zu ihm und zum Augustus stets zu schätzen. Ich selbst schrieb ihm über das Unglück des Todes einen Brief. Mit dem schweren Verlust deines Vaters weiß er das Verhältnis zu dir, das durch die Verlobung mit Aelia Vespa besiegelt wurde, umso mehr zu schätzen und ist froh über diese Bindung. <

    Callidus, der gerade versuchte etwas Ordnung in seinem Regal zu schaffen, drehte sich um und blickte den Ägypter an, der etwas verwirrt schien. Auffällig war das nicht, da er desöfteren diesen Eindruck machte.
    Callidus lächelte jedoch und bedankte sich; er mochte Nakhti, war dieser doch ein treues, wenn auch schlichtes, Geschöpf. Und die von Plinius beschworene humanitas gegenüber Sklaven verdiente Nakhti ganz sicher.


    > Ich danke dir, Nakhti. Ich werde mich sogleich ins Tablinum begeben. <


    Der Aelier ließ sich von seiner Sklavin, die er mittlerweile allein schon wegen des Anlegens der Togen brauchte, eben eine solche heraussuchen und anlegen, bevor er sich zu den Gästen aufmachte.

    Angesichts des nicht zu überhörenden Niesers schaute Callidus auf. Dem Klang nach war er weiblichen Ursprungs, und da sich Daria nicht im Garten aufhielt, konnte er nur von Adria, Vespa oder Dolabella stammen. Mit letzterer hatte Callidus noch nicht allzu viel zu tun gehabt. Er stand der Aufnahme der Claudier durch Quarto auch sehr skeptisch gegenüber, zumal diese genau vor seiner Abreise nach Osten vollzogen wurde und man nie wissen konnte, wen man sich zu solchen Zeiten ins Haus holte. Da Marcellus sich jedoch äußerst unauffällig verhielt, hatte Callidus die Gedanken an eine Verschwörung längst wieder aufgegeben.
    So erhob er sich und blickte auf die andere hinter büschen gelegene Seite des Peristyls, wo er Dolabella sah. Callidus ordnete kurz seine durch das Sitzen verrutschte Kleidung und begab sich zur anderen Seite.


    > Ich grüße dich, Dolabella! <

    Der Aelier wandte sich an den Hausherrn, sobald dieser das Peristyl betrat.


    > Ich grüße dich, Prudentius Balbus! Ich bin hier im Namen des Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus, und in dem meines Verwandten, des Consulars Aelius Quarto. Der princeps ist von Schmerz erfüllt und betrauert den Tod deines Vaters sehr, Prudentius Balbus. Der Augustus selbst hat die Götter angerufen, dass die Täter dieser Schandtat schnellstens gefasst und nach Gesetz verurteilt werden. Er wünscht sich und deiner Familie, dass deinem Vater ein angemessenes Begräbnis zuteil wird, bei dem die Taten und Verdienste jenes Mannes dem Volke in seiner Erinnerung wachgehalten werden. <


    Dies war zunächst der formelhafte offizielle Teil, den er im Namen des Kaisers vorgetragen hatte. So machte er an dieser Stelle zunächst eine Pause.

    Callidus nickte zustimmend.


    > Ich habe unlängst Artoria Medeia mit der Aufgabe betraut, in Aegyptus die Strukturen der Bildungsstätten zu begutachten. Ich selbst warte noch auf den Bericht, den sie mir schicken wollte.
    Da ich auf die Stärkung dieser Bildungsstätten in Alexandria und auch auf den Austausch mit eben jenen ehrwürdigen Bibliotheken bedacht bin, stimme ich einem soochen Vorhaben zu. Ich möchte diese Einrichtungen Rom zunutze machen und sie für Römer zugänglicher.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen fähigeren Mann finde als dich, der du bereits dort gewesen bist und gearbeitet hast. Du kennst die Strukturen hier wie dort. <






    Naso, der diesen Namen mit Recht trug, trottete durch die Anlage hinüber zum officium der öffentlichen Liegenschaften und der des Kaisers. Er trat ein und schaute sich um, bis er einen der officiales dieses Resorts erblickte, der gerade nicht geschäftig schien.


    Ich komme mit Nachricht vom magister officiorum Aelius Callidus. Er weist im Namen des Augustus an, dass der Verkauf öffentlicher Güter hiermit einzustellen ist.


    Naso legte dem Mann eine kleine tabula vor.



    Im Namen des Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus weise ich das officium a rationibus an, keine öffentlichen Landgüter mehr zu verkaufen.


    Marcus Aelius Callidus

    Die Aufgaben hatte er wunderbar verteilen können, auch wenn der magister memoriae, der ihn unterstützt hatte, ebenfalls nicht in Rom weilte. Nach der Erholung von den jüngsten Ereignissen war der Alltag in der domus Tiberiana eingekehrt und ein jeder officialis tat seinen Dienst pflichtgemäß.
    So hatte auch Callidus nun endlich etwas Muße, um sich in den kleinen Garten des aelianischen Anwesens auf dem palatium zurückzuziehen; nicht, um einfach auszuruhen, kleine Schriften lagen auf dem Bänkchen aus Marmor neben ihm. Es war Zeit, sich neuen Themen für Vorträge an der schola und bei dieser Gelegenheit auch die Reformen der Bildungsstätte genauer zu betrachten.
    Alles in allem war es dennoch ein entspannter Nachmittag, den man auch mit gelehrter Muße im kühlen Schatten der Sträucher und Blumen verbringen konnte.

    Natürlich schmeichelte Callidus dem praefectus, schließlich war er ja dessen Klient und wollte sich dessen Wohlwollen auch erhalten. :]


    > Lass deine Schreiben an den princeps einfach in die Kanzlei bringen. Sie werden dort mit den anderen Anträgen und Schriftstücken der Magistrate und Statthalter sowie den Berichten der officiales an den Augustus gesandt. Es wird für dich stets der einfachste und schnellste Weg sein. <


    Callidus überlegte noch einen Augenblick, bevor er weitersprach.


    > Ich habe alle Anliegen an dich herangetragen, mehr gibt es derzeit von meiner Seite nicht. Das Schreiben des Domitianus werde ich wie gewünscht zurückhalten. <

    > Gewiss wird er das. Und du kannst dich darauf verlassen, dass die Kanzlei alle Schreiben schnellstens durcharbeiten und weiterleiten wird. <


    Auf die Frage nach dem neuerworbenen Weinhandel nickte der Aelier zufrieden.


    > Das Geschäft wirft Gewinne ab, die ähnlich meinen kleinen vorigen Betrieben sind. Die Produktion kann im normalen Rahmen laufen und Überschüsse gibt es kaum, so dass die Kalkulationen sich erfreulicherweise bewahrheitet haben. Bleibt nur zu hoffen, dass nach den ersten Wochen auch die anderen Kunden zufrieden sind, wie du es bist. Doch warum sollten sie es nicht sein, wenn auch ein Mann mit so erlesenem Geschmack wie du meine kampanischen Weine favorisiert?
    Ich bin guter Dinge, dass der handel mit meinen Weinen weiter lohnt, zudem ich auch auf dem öffentlichen Markt darauf achte, dass ich keine zu teuren Preise nehme. <


    Callidus schätzte sich glücklich, dass dem Caecilier der Wein offenbar gefiel, etwas anderes hätte ihm auch Probleme bereitet. Blieb nur darauf zu achten, dass seine dafür eingesetzten Männer weiterhin die Qualität der Lieferungen überwachten, um sie langfristig auf diesem Stand zu halten.

    Callidus schaute auf und nickte. Der officialis hatte das Schreiben an den Augustus bereits fertig.


    > Ja, die Listen der Kandidaturen sind bereits vor einiger Zeit nach Ostn geschickt worden, die Wahlergebnisse des Senates können nun folgen. <


    Für den Kaiser würde es kaum Überraschungen geben, glaubte der Aelier.

    Callidus nickte.


    > Es ist das erste und einzige Schreiben bis zu diesem Zeitpunkt, Caecilius Crassus, sonst hätte ich dich über andere gewiss bereits informiert. Die Kanzlei wird jedoch auch weiterhin unentwegt mit dem Lager des Augustus in Kontakt stehen und Boten senden. <

    Zitat

    Original von Caius Tiberius Valens


    > Nun, Tiberius Valens, derzeit findet keine probatio rerum sacrarum statt. Eben dies gilt auch für den cursus iuris. Der Senator Vinicius Hungaricus ist jedoch an einer Umstellung der Kursmodalitäten eifrig bemüht. In beiden Fällen würde ich dir umgehend einen Brief zukommen lassen, sobald die Prüfungen wieder abgenommen werden.
    Was deine andere Frage angeht, so wurde ich informiert, dass in Zukunft auch ein Kurs über die Medizin in Alexandria stattfinden wird.
    Nachdem ich einen über Rhetorik hielt, werde ich ebenfalls bemüht sein, einen weiteren über die klassischen Autoren vorzustellen. Genau Termine stehen hierfür jedoch nicht fest. <







    Zitat

    Original von Theodoros Alexandreus


    Callidus hörte den Worten des Theodoros genau zu. In der Tat hatte der curator viel für die Bibliothek getan.


    > Dieses Unterfangen klingt genauso gut, wie schwierig. Was benötigst du dazu? Wie willst du diesen Austausch bewerkstelligen? <


    Interessiert lehnte sich der rector zurück und schaute den Alexandriner neugierig an.