Eines Abends fand sich ein Brief auf dem kleinen Tisch neben Aquilius' Bett, welchen ein Sklave dort am Tage drapiert hatte, wie es ihm aufgetragen worden war.
Gruß und Heil, geliebter Vetter, sterblicher Dioskur,
Ungern möchte ich dieses Schreiben mit der Bitte um Vergebung beginnen, doch was bleibt anderes? So bitte ich dich denn, mir zu verzeihen, den Schwur, den letzen Abend, dass dies nur geschriebene Worte sind, und doch - obgleich ich alles davon zu tiefst bedauere - sehe ich in meiner Verzweiflung keine andere Möglichkeit und ich hoffe so sehr, dass du mir dies nachsehen kannst, obgleich ich mir dessen gewahr bin, dass dies längstens mir nicht mehr zusteht.
Wenn du diesen Brief in Händen hältst, habe ich Rom bereits verlassen. Ich erwähnte jenen unglückseligen Umstand des Quintus Tullius, doch was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass unsere Base Leontia nicht nach Ravenna zu ihrem Vater reiste, wie wir alle dies glaubten, sondern ihm in meinem Namen folgte, wie sie glaubte nach Aegyptus, doch nur die Götter wissen, wohin er tatsächlich mit ihr zog und welch devastativen Gedanken er nachhängt. Sciurus konnte ihre Spuren bis nach Ostia hin ausmachen und ich sehe keine andere Möglichkeit, denn ihm zu folgen, mir selbst zu folgen, mir nachzujagen gleich einem Larven, zu welchem er mich längstens gemacht hat.
Drei Bitten habe ich an dich, Caius, und obgleich ich mir dessen gewahr bin, dass es dererlei dreier zu viel sind, so bleibt mir nichts, als sie zu wagen und auf deine Freundschaft zu hoffen und zu vertrauen. Zuerst muss ich dich bitten, dass das Wissen um die Existenz und vor allem die Äußerlichkeit des Quintus Tullius und die Gefahr, in welcher unsere Base schwebt, einzig zwischen uns bleibt, denn niemand sonst weiß bisherig davon und vorerst muss dies so bleiben. Weiters möchte ich dich bitten, ein wenig auf meine Gattin zu achten. Vermutlich wird ihr meine Abwesenheit kaum Sorge bereiten, tut dies meine Anwesenheit doch viel eher, doch sofern es die Umstände erfordern sollten, so weiß ich, dass ich niemandem mehr ihr Wohl anvertrauen könnte als dir. Zuletzt wirst du der einzige Mensch sein, welcher ob meiner Rückkehr entscheiden kann, ob dies tatsächlich noch ich bin und sofern ich es nicht sein sollte, so bitte ich dich inständig darum, dafür Sorge zu tragen, dass auch er es nicht wird sein.
Es drängt mich danach, dieses Schreiben mit Worten zu beenden, welche ich nicht mit Tinte fixieren kann, doch ich weiß, dass du wissen wirst, welche Worte dies sind, und ich hoffe, du bewahrst sie in deinem Herzen.
Auf bald,
[Blockierte Grafik: http://img180.imageshack.us/img180/8848/maniusunterschriftrj6.jpg]