Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Aus Gründen, welche kaum wohl jemand näher würde konstatieren wollen oder können, landete das Anliegen, welches Iulius Dives an den flavischen Consul gesandt hatte, auf der Tagesordnung des zweiten Consuls, Clodius Crispinus. Ohne besonderen Elan kam dieser in den letzten Tagen seiner Amtszeit seiner Pflicht nach und verkündete nach irgendeiner abgeschlossenen Diskussion:
    "Kommen wir nun zu Quaestorius Marcus Iulius Dives, der eine Reformierung des Amtes des Tribunus Plebis anstrebt, sowie in diesem Zusammenhang über die ersatzlose Streichung des Plebiszit-Paragraphen zu sprechen wünscht. Senator Iulius, bitte"
    , wies er diesem den Platz vor den Senatoren zu.



    Sim-Off:

    Da ich ab Mitte kommender Woche im Urlaub bin, führt Clodius in diesem Falle den Senatsvorsitz, so dass der Narrator diesen übernehmen kann.

    "Sciurus"
    , wandte Gracchus sich zum Rande des Peristyls hin, von wo hinter einer Säule der blasse Vilicus des Flaviers herantrat als hätte er dort nur auf den Ruf seines Herrn gewartet.
    "Setze ein Empfehlungsschreiben für Terentius Geminus auf."
    wies Gracchus ihn an und versicherte sich sodann bei letzterem noch einmal.
    "Zu den Urbanern?"
    Die Vigiles waren letztendlich auch eine Möglichkeit, wenn auch längst nicht so angesehen wie die Corhortes Urbanae.
    "Gibt es noch etwas Erwähnenswertes aus deinem bis..herigen Leben? Oder allfällig in jenem deines Vaters oder Großvaters? Ah - deren vollständige Namen wären selbstredend vonnöten."

    Gracchus nahm die Worte des Terentius mit einem Nicken entgegen, ehedem er einen Schluck Wein nahm und sich wieder zurück lehnte.
    "Sofern du selbst Anliegen hast, kannst du jederzeit zu meiner Salutatio erscheinen. Es ist dies jedoch nicht zwingend notwendig und sofern es eine Angelegenheit gibt, bei welcher ich deine Unterstützung benötige, werde ich dir eine Nachri'ht zukommen lassen."
    Klienten, welche die flavische Salutatio belagerten gab es schlussendlich genügend - nicht nur Gracchus' eigene, sondern auch jene seines Patrons und Vetters Felix, und jene, welche er von seinem Vetter Aristides übernommen hatte, so dass er nicht von jedem Klient erwartete tagtäglich vorstellig zu werden, nur um dem genüge zu tun.
    "Öffentliche Ereignisse im Namen der Flavia - Spiele etwa oder Festtage, welche wir ausrichten - solltest du eigenständig visitieren, sofern es dein Dienst in Rom zulässt."
    Womit das Thema wiederum bei Geminus' Zukunft angelangte.
    "Die Militia Equestris also? Ich kenne den Praefectus Stertinius Quartus nicht besonders gut, doch ein Schreiben des amtierenden Consuls und ins..besondere des Pontifex pro magistro sollte kein Amtsinhaber schlichtweg ignorieren."
    Während Gracchus das Consulat mehr als Pflichterfüllung denn als Faktor in der tagtäglichen Politik ansah - insbesondere auf lange Sicht -, so war das Wohlwollen eines Pontifex in Rom zweifelsohne nicht gering einzuschätzen, denn ein großes, öffentliches Opfer, welches die Götter ablehnten, würde keinem Stadtkommandanten gut zu Gesichte stehen.



    Sim-Off:

    Zur (IR-)bürokratischen Eintragung des Klientelverhältnis' bedarf es noch eines Klicks in deinem Suum cuique.

    Allfällig war es keine gute Idee gewesen, Iulius Dives weiter aufzufordern, wurde aus diversen Paragraphen doch nun beinahe schon eine kleine Gesetzesreform. Gracchus zumindest war bereits bei dem Wechselspiel der Paragraphen abgehängt und wartete noch auf die schriftliche Zusammenfassung des Senatsschreibers.
    "Gibt es zu den Vorschlägen Senator Iulius' Meinungen, Fragen oder Gegenentwürfe?"
    fragte er ob dessen in die Senatsrunde, um die Wartezeit zu überbrücken.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/redner.jpg]
    "Alles und jedes ist jetzt zweifelhaft! Das gilt wohl auch für den Sieg bei diesem Wettbewerb mit jedem weiteren Redner! Einen Applaus für Galeo Sergius Plautus, liebes Publikum, für diese wortgewandte Verteidigung!"
    Calpetanus applaudierte selbst und wartete bis die Zuschauer damit wieder aufhörten.
    "Vielen Dank Galeo Sergius Plautus!"
    Verabschiedete er diesen von der Rostra, ehedem er zu der letzten Anklage überwechselte.
    "Hochverehrtes Publikum, kommen wir also nun zum letzten, aber nicht minder spannenden Fall! Dieser wird verteidigt von Quintus Rufinus aus dem Hause des Petilius Rufus - mit Praenomen ebenfalls Quintus und Großvater unseres Teilnehmers, der sicherlich den etwas älteren unter uns noch bekannt ist für seine sprachgewaltige Beredsamkeit, mit der er mühelos ganze Legionen übers Land dirigierte! Wir dürfen gespannt sein, ob sein Enkel dieses Talent geerbt hat! Quintus Petilius Rufinus verteidigt Theseus, den Sohn des Aigeus und der Aithra."
    Nachdem er beide Namen - den des Teilnehmers, sowie jenen des Angeklagten - hatte kurz wirken lassen, fuhr Calpetanus fort.
    "Nach Anhörung der Klägerin stellt sich der Tatbestand folgendermaßen dar: vor etlichen Jahren hatte König Minos von Kreta Athen unterworfen, nachdem dort sein Sohn ermordet worden war. Als Sühne wurden die Athener verpflichtet alle neun Jahre sieben Jungfrauen und sieben Jünglinge als Menschenopfer für den Minotaurus nach Kreta zu schicken!"
    Dies berichtete Calpetanus in großer Empörung, denn war der Tag bereits von Mord und Totschlag durchzogen, so waren Menschenopfer doch noch einmal ein Steigerung menschlichen Gräuels.
    "Der Minotaurus war ein Wesen aus Mensch und Stier, mit gewaltigen Hörnern und schrecklichen Pranken, geboren von Minos' Frau Pasiphaë als Strafe für ein Vergehen des Minos an den Göttern. Er wurde in einem Labyrinth gefangen gehalten und musste durch die Menschenopfer besänftigt werden, um nicht beständig auf Kreta zu wüten. Als der den Athenern aufgezwungene Opfertag sich zum dritten Male näherte, meldete Theseus sich freiwillig als einer der nach Kreta zu schickenden Jünglinge, im Vorhaben den Minotaurus zu töten und sein Volk so endlich von der Opferpflicht zu befreien."
    Calpetanus trat zur Brüstung der Rostra und breitete die Hände aus, um sie mit nachfolgenden Worten der Liebe ein wenig theatralisch zu seinem Herzen zurück zu führen.
    "Auf Kreta angelangt verliebte sich Ariadne, Tochter des Minos, in Theseus, und erklärte sich darob bereit, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Gegen sein Versprechen, sie zur Ehefrau zu nehmen, war sie gar bereit, den Minotaurus - ihren Halbbruder -, der Liebe wegen zu opfern. Die kluge Ariadne bewaffnete Theseus mit einem geweihten Schwert und übergab ihm am Anfang des Labyrinthes ein Knäuel roten Wollfadens, dessen Ende er am Eingang des Labyrinthes befestigte. So ausgestattet gelang es Theseus den Minotaurus zu töten und danach mithilfe des Wollfadens unversehrt aus dem Labyrinth wieder hinaus zu finden."
    In einem Theaterstück wäre diese Szene natürlich weitaus spannender, doch das hier war schlussendlich ein Gericht, so dass Calpetanus diesmalig gänzlich ernsthaft blieb.
    "Um dem Zorn des Minos zu entgehen flüchtete Theseus in Begleitung Ariadnes zurück Richtung Athen. Unterwegs jedoch verliebte sich Theseus in Aigle, Tochter des Panopeus, und setzte daher die von ihm schon schwangere Ariadne auf der Insel Naxos aus."
    Nun konnte er sich ein Kopfschütteln doch nicht mehr verkneifen, ehedem er zu den Iudices blickte.


    Nicht unglücklich darüber, sich in dieser andauernden Zeit des Sitzens neuerlich für einen kurzen Augenblick erheben zu können, tat Gracchus eben dies.
    "Die Anklage wird im Namen der Ariadne, Tochter des Minos, geführt und lautet auf Bruch des heiligen Eheversprechens."

    Um den Hain, welcher den Tempel der Iuno Lucina umgab, waren einige Liktoren des Cultus Deorum positioniert worden, welche dafür Sorge trugen, dass zu dieser Stunde niemand außer der Augusta das Tempelareal würde betreten. Um dem Wunsch der Kaiserin nach größtmöglicher Diskretion zu entsprechen war gar der sonstig anwesende Aedituus des Tempels zu einer anderen Aufgabe abberufen worden und als Opferhelfer - wenige an der Zahl - fungierten nur ausgewählte Frauen und Männer aus dem Kreise der Kultdiener des Pontifex pro magistro. Alle notwendigen Vorbereitungen waren getroffen worden, die Gaben standen bereit, ebenso das weißfarben gekalkte Schwein für das blutige Opfer. Der Pontifex selbst stand seitlich des templum unter den saftig grünfarbenen Blättern eines Laubbaumes und schärfte mit einem handgroßen, feinkörnigen Schleifstein seine secespita, was in diesem Augenblicke keiner tatsächlichen Notwendigkeit entsprach, sondern schlichtweg ein Ausdruck seines inneren Bestrebens war, seinen Vorbereitungen den letzten Feinschliff zu verpassen. Als sein Vilicus, welcher auch in Angelegenheiten des Cultus Deorum stets sein Schatten war, ihn auf die Ankunft der Kaiserin hinwies, reichte Gracchus diesem den Schärfstein, zog die Klinge noch einmal auf der ledernen Messerscheide ab und steckte sie sodann dort hinein, ehedem er der Veturia mit einem freundlichen Lächeln entgegen trat.
    "Salve, Augusta! Es ist alles bereit für das Opfer. Die Räucherung ist von edelster Qualität, die Lilien wurden vor kaum einer Stunde gepflückt, der Opferku'hen ist noch warm und mit Kirschen gespickt, der Wein ein köstlicher Tropfen aus Arretium, und das Schwein wurde in den zurückliegenden Tagen nurmehr mit Kastanien und Äpfeln gefüttert."

    "So so, eigenwillig"
    , ließ Gracchus dies einige Augenblicke zwischen ihnen stehen.
    "Nun, eigenwillig sind die Mitglieder der flavischen Familie wohl bisweilen ebenfalls."
    Tatsächlich behauptete man seit Domitianus eher, dass die Flavier bisweilen verrückt oder wahnsinnig waren, doch obgleich der flavische Wahn zweifelsohne jedem von ihnen im Blute steckte würde außerhalb der Familie Gracchus dies niemals offen zugeben, insbesondere da sie es in den vergangenen Jahren doch recht gut verstanden hatten, dies aus der Öffentlichkeit fern zu halten.
    "Und sofern Fides, Virtus und Pietas dies auf..wiegen, soll dies kein Hindernis sein"
    , fügte er mit einem hintergründigen Lächeln hinzu.
    "Darob werde ich gerne dein Patron sein, Terentius Geminus."
    Um dies per Handschlag zu besiegeln richtete der Flavier sich ein wenig auf und reichte Geminus die Hand. Sein Händedruck war nicht zögerlich, indes nicht sonderlich stark. Im Anschluss hob er seinen Becher.
    "Auf deine Karriere in Rom!"

    Konsentierend nickte Gracchus bezüglich des Termines, gleichwohl es kaum schwierig würde werden, diesen zu finden - eine Einladung der Kaiserin hatte schlussendlich Vorrang vor allem, zumindest sofern nicht eine Einladung des Augustus dagegen stand.
    "Nun, gleichwohl ich der Ansicht bin, dass die Teilnahme an einem solchen Wettstreit für einen jungen Mann mehr als ein Gewinn für sein Leben ist, so bin ich mir dur'haus des Anreizes materieller Werte bewusst. Der beste Redner soll darob eintausend Sesterzen erhalten, dazu allfällig noch ein Symbol der Kunst. In allen Details habe ich dies indes noch nicht durchdacht."
    Genau genommen kümmerte Gracchus Vilicus sich um diese materielle Angelegenheit.


    SENATUS CONSULTUM


    Anpassung des Codex Universalis
    Pars Sexta - Ämter des Cursus Honorum


    Auf Beschluss des Senats und des Volkes von Rom wird Satz 1 in §53 (Aedilis) des Codex Universalis wie folgt neu gefasst:


    Das Amt des Aedilis Plebis ist nur römischen Bürgern plebejischen Standes zugänglich. Das Amt des Aedilis Curulis hingegen steht sowohl römischen Bürgern plebejischen als auch patrizischen Standes offen.




    Auch die Rede des Sergius gereichte dazu, Gracchus' Aufmerksamkeit in ihrer Gänze zu fesseln, denn obgleich sie in ihrer Beweisführung in die Tiefen römischen Rechtes hinabtauchte war sie keinesfalls dröge, weder in Aufbau und Inhalt, noch in der Art und Weise ihres Vortrages. Als Advocatus würde Plautus zweifelsohne die Tristesse eines jeden realen Gerichtes aufhellen können.
    "Vielen Dank, Galeo Sergius Plautus! Wie auch immer dieser Wettstreit heute ausgehen mag, als Iudices würde es uns zweifelsohne schwer fallen, Oedipus nach diesen Worten noch eine Schuld zuzuspre'hen. Wir haben keine weiteren Fragen zu deiner Verteidigung."
    Obgleich der Consul einerseits durchaus ergötzliche Reden sich hatte erhofft, so hatte er letztlich doch erwartet, dass das Urteil über einem Sieger nicht allzu schwer würde fallen. Nachdem sie nun bereits den vierten von fünf Redner hatten angehört, wurde ihm indes deutlich, das dies durchaus eine verzwickte Angelegenheit mochte werden, in welcher Vorzug gegen Vorzug genauestens würde abgewägt werden müssen.

    Da Iulius Dives nicht wieder dazu ansetzte, die Rechte seines Standes zu beschneiden hielt der Consul sich in dieser Diskussion vorerst zurück, um andere Wortmeldungen abzuwarten. Da indes niemand eine solche schien abgeben zu wollen, äußerte er sich schlussendlich.
    "Vielen Dank, Senator Iulius für diese überaus substantiierte Ausführung. Ich sehe keinerlei Grund die angetragenen Korrekturen der Begriffli'hkeiten nicht vorzunehmen, da es sich doch augenscheinlich um offenkundige Fehler handelt und nicht etwa um Recht und Gesetz, welches schlicht..weg anders gehandhabt wird."
    Darob war der Flavier auch nicht bereit von einem Einreißen der Schranken zu sprechen - was ihm ein wenig zu bombastisch für dieses Unterfangen erschien, doch er mochte Dives dies stilistische Mittel der Dramatisierung nicht verübeln.
    "Eine Verschiebung der betreffenden Abschnitte erscheint mir ebenfalls sinnig. An welcher Stelle des Paragraphen zehn würdest du dabei die Abschnitte drei und fünf aus dem se'hzehnten Paragraphen eingliedern wollen, Senator Iulius?"

    Auf den Gruß Cascas hin trat Gracchus noch etwas näher und erwiderte diesen,
    "Salvete"
    , ehedem er sich an den Aedituus wandte.
    "Tantasius Crixus?"
    Der Flavier war zwar mehr ein Mann des Wortes als der Tat, doch bevorzugte er es direkt zur wörtlichen Tat zu schreiten als lange um den heißen Brei herumzureden.


    Tantasius Crixus wandte sich zu dem Pontifex um, noch ohne Ahnung der Zusammenhänge. Letztendlich war es nicht ungewöhnlich, dass ein Pontifex einen Tempel betrat, und ebensowenig, dass ein Bürger der Stadt - noch dazu ein wohlhabender, wovon der Aedituus bei Casca ausging - einen Pontifex kannte. Auch wenn die Pontifices zumeist nur Beamten in die Tempel schickten, so wurde manches große Opfer durchaus auch persönlich besprochen.
    "Salve, Pontifex Flavius! Eben dieser, Gaius Tantasius Crixus, Aedituus dieses Tempels. Wie kann ich dir behilflich sein?"


    Gracchus legte den Kopf ein wenig schief.
    "Ich bin auf der Suche nach dem re'hten Platz, um dem Mercurius und der Maia ein Opfer darzubringen."
    Obgleich der Aedituus sich nichts anmerken ließ, erschien ihm diese Formulierung durchaus merkwürdig.
    "Das wäre wohl hier, im Tempel des Mercurius."
    "Ach, ist dies so? Ich hörte, dies wäre nicht mehr möglich."
    "Natürlich ist das möglich, warum auch nicht?"
    , fragte Tantasius nun mehr als argwöhnisch.
    "Ja, warum auch nicht? Allfällig weiß Decimus Casca ein wenig mehr?"
    involvierte Gracchus eben jenen nun wieder direkt in das Gespräch, was den Aedituus dazu veranlasste mit einer ruckartigen Bewegung Casca zu forcieren und allmählich zu ahnen, dass dies kein zufälliges Treffen war.

    Derart ungewöhnlich, allfällig unpassend es vor dem Collegium Pontificum auf den ersten Blicke schien, war das Anliegen der Medica letztlich nicht. Wie die übrigen Pontifices ließ auch Gracchus sich dennoch ein wenig Zeit, die Worte der Plinia wirken zu lassen und zu überdenken, ehedem er das Wort ergriff.
    "Dein Ansuchen ist überaus nobel, werte Plinia, indes bin ich nicht gänzlich überzeugt, dass dein Vorschlag einzig dazu ausrei'hen wird, das Problem zu lösen. Letztendlich gibt es auch heute bereits einige Medici in der Stadt und selbst in den Portikus des Aesculapiustempels bietet der ein oder andere seine Dienste an. Indes haben die meisten Besucher des Tempels wohl wenig Ver..trauen in die Kunst der Medici und suchen gerade deshalb die Gunst des Gottes. Und auch die bloße Weihe ihrer Gaben ist nicht, was sie im Haus des Aesculapius hält, sondern der Wunsch danach, eine Nacht dort zu verbringen und im Schlaf die Weisung des Aesculapius zu vernehmen."
    Gracchus selbst hatte ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu den Medici, erwarte er von diesen doch schnelle Genesung, welche sie noch nie hatten erbringen können.
    "Dass oftmals tatsächlich eine Harmonisierung der göttli'hen Prinzipien vonnöten ist, um Heilung zu erreichen, dies belegen zudem zahllose Votivgaben von Genesungen, welche im Tempel des Aesculapius ihren Ursprung genommen haben. Oftmals beinhaltet dieser Ausglei'h einen kultischen Akt, welcher nur im Tempel selbst möglich ist - sei es aufgrund des divinen Areales oder der Kultgegenstände, welche dazu genutzt werden - auch dies belegen die Votivgaben."
    Bei alledem mochte der Pontifex durchaus eine rationale Sicht bewahren.
    "Indes sehe ich durchaus die Notwendigkeit, Seu'henherde aus der Stadt hinaus zu verlagern. Einen kleinen Raum zu schaffen, welcher für diese Untersuchungen genutzt werden kann, sollte nicht allzu schwer sein, allfällig wäre es möglich als Ausgleich zusätzliche Räume in Transtiberim nahe der Brücke anzukaufen. Eine weit größere Schwierigkeit indes wird es sein, die betroffenen Menschen zu überzeugen, die Stadt zu ver..lassen ohne im Tempel des Aesculapius zu verharren."
    Er blickte kurz zum Imperator.
    "So dieses Vorgehen also wirklich notwendig ist, wäre es allfällig angebracht, an jenen Ort, an welche die Kranken vor der Stadt verbra'ht werden, einen Schrein oder gar kleinen Tempel für Aesculapius zu errichten."

    "Gewiss"
    , bestätigte Gracchus die Erwartung des Imperators, um sodann auf die Anliegen einzugehen, von welchen er keine weiteren im Sinne hatte.
    "Derzeit habe ich keine weiteren Anliegen vorzubringen, Augustus. In Hinblick auf den Cultus gibt es ebenfalls kaum Beri'htenswertes. Das Collegium beschäftigt sich vorwiegend mit den üblichen Aufgaben - Vorbereitung von Feiertagen, Ratifikation oder Proposition von Daten und die Beantwortung kultischer Anfragen."
    All dies mochte der Pontifex Maximus bei Interesse in den kultischen Archiven nachlesen können, doch Gracchus bezweifelte, dass dem Kaiser derart langweilig war.
    "Einzig erwähnenswert ist allfällig die Prüfung eines Prodigiums aus Asculum, welche der dortige Pontifex vor zwei Tagen an uns herangetragen hat. Eine Ziege hatte ein fünfbeiniges Zicklein geworfen. Indes war es tot geboren worden und noch nicht gänzlich aus..gebildet, was bereits ausgereicht hätte, um dies als Mahnung der Götter zu kategorisieren, gleichwohl stellte ein Victimarius bei genauerer Prüfung fest, dass das fünfte Bein nur der missgebildete Schwanz des Tieres war. Es besteht somit keinerlei Grund zur Beunruhigung. Der Pontifex ist bereits auf der Rückreise und wird dies dem Duumvir und den Magistraten der Stadt übermitteln."
    Dieses Ergebnis war zweifelsohne auch dadurch bedingt, dass die Pontifices derzeit keinerlei Anlass für ein Prodigium sahen.

    Während Gracchus, welcher die meisten kleineren Tiere nur in ihrer Form als Bestandteil der allabendlichen Cena kannte, die Weisung des Victimarius überaus ernst nahm und sich weiterhin nicht regte, war Consul Clodius Crispinus weniger zimperlich und trat einige der Nattern mit dem Fuß hinfort. Clodius hatte eine Karriere im Militär hinter sich und konnte durchaus eine giftige Schlagen von einer harmlosen Natter unterscheiden - während ihm indes jegliches Feingespür für den Umgang mit Opfertieren fehlte, so dass er sich wenig um die Nervosität sorgte, welche das Gekreuche am Boden auf die Rinder mochte haben. Mit äußerster Vorsicht suchten indes die Opferhelfer die Nattern vom Boden um den Opferaltar herum zu fangen, wobei durchaus die ein oder andere zwischen den Zuschauern verschwand, was auch dort nicht ohne Folgen und Aufschrei blieb.
    "Sie sind harmlos", suchte der Victimarius zu beschwichtigen, sich gleichsam weiter um die Ruhe des Opfertieres bemühend.
    Gracchus seufzte hörbar auf, zum einen ob dieser Entwarnung, zum anderen ob des Durcheinanders um ihn her.
    "So etwas ... habe ich noch nie erlebt"
    , wandte er sich an Casca und reichte ihm die Schale mit der mola salsa zurück. Selbstredend hatte er von Opfern gehört, welche gestört worden waren durch Menschenhand - doch nur in fernen, aufständischen Provinzen durch wilde Barbaren. Mit einigen kurzen Worten forderte er seinen Mitkonsul auf ihm zu folgen und trat gemeinsam mit ihm zu einem Pontifex, welcher dem Opfer ebenfalls beiwohnte. Kurz berieten sie, wie dies Opfer fortzufahren sei während auf dem Opferplatz auch die letzten Nattern zur Strecke gebracht wurden - die meisten durch ein Rutenbündel der Liktoren, einen Opferhammer oder Opferbeil dahingestreckt. Es dauerte nicht allzu lange bis der Pontifex einige Anweisungen an die Kulthelfer gab und die Consuln sich zurück zu den Opferaltären begaben.
    "Bürger Roms, bitte kehrt zurück zu Besonnenheit und Fassung, welche für dieses Ereignis angemessen sind. Es besteht weder Gefahr für euer Wohl, noch für jenes unseres Rei'hes! Dieser impertinente Akt der Sabotage wird nicht ohne Folge bleiben, der Täter wird gefasst und vor Gericht gestellt werden!"
    Kaum wohl jemand mochte in diesem Augenblicke daran zweifeln, dass die Täterin gestellt werden würde. Im Zweifelsfalle jedoch würden die Consuln schlichtweg ein Bauernopfer, respektive Sklavenopfer finden.
    "In keinem Falle jedoch lassen wir zu, dass diese Untat Recht und Tradition Roms ver..hindern wird! Consul Clodius Crispinus und ich haben uns mit den Pontifices beraten und sind übereingekommen, dass das Opfer wie geplant weiter durchgeführt werden kann, denn noch war der Akt der Opferung nicht vollends begonnen, noch waren die Tiere keinem Gott verspro'hen!"
    Zweifelsohne hätte auch niemand die Entscheidung des Pontifex pro magistro in Frage gestellt, doch Gracchus war an diesem Tage in erster Linie Consul.
    "Lasst uns darob zum Zeremoniell zurückkehren und die vota des Vorjahres einlösen, wie es Recht und Sitte ist, sowie den Schwur ablegen für jene des kommende Amtsjahres."


    Und so geschah es schlussendlich. Noch einmal wurden die Zuschauer zur zeremoniellen Ruhe angehalten, noch einmal wurde wurde die mola salsa angereicht. Diesmalig indes störte nichts den rituellen Ablauf, dass die beiden Rinder in den göttlichen Besitz des Iuppiters überstellt werden und als Einlösung der vorjährigen Gelübde geschlachtet werden konnten. An dies folgend gelobten die neuen Consuln sodann vor dem höchsten Gotte den Eid des Staates, dass auch zum Ende des nächsten Amtsjahres zwei Rinder ihm sollten dargebracht werden, so er Roms staatliches Wohl würde protegieren. Während die Zuschauer sich hernach zerstreuten, kehrten die anwesenden Senatoren zurück zum Forum Romanum, respektive in die Curia Iulia zur traditionellen ersten Sitzung des Senates unter Leitung der neuen Consuln.

    "Für die Flavier?"
    fragte Gracchus ein wenig amüsiert da ihm allmählich dämmerte auf was dies mochte hinauslaufen.
    "Nun, am besten natürli'h im Senat"
    , beantwortete er sodann mit einem verschmitzten Lächeln.
    "Allerdings sitzen wir dort die meiste Zeit."
    Er blickte auf die Hand des Terentiers, nahm sich eine weitere Olive und dachte kurz nach. Auch die Arbeit in den Collegien des Cultus Deorum war letztlich in vielen Angelegenheiten von Verwaltung, Diskussionen und Gesprächen bestimmt.
    "Allfällig wäre die Militia Equestris etwas für dich? Die Cohortes Urbanae sind immer auf der Suche nach tat..kräftigen Männern."
    Um diese Angelegenheit zu klären ohne sie direkt anzusprechen, fügte der Consul sodann hinzu.
    "Hast du einen Patron, der dir ein Empfehlungsschreiben ausstellen kann?"