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"Alles und jedes ist jetzt zweifelhaft! Das gilt wohl auch für den Sieg bei diesem Wettbewerb mit jedem weiteren Redner! Einen Applaus für Galeo Sergius Plautus, liebes Publikum, für diese wortgewandte Verteidigung!"
Calpetanus applaudierte selbst und wartete bis die Zuschauer damit wieder aufhörten.
"Vielen Dank Galeo Sergius Plautus!"
Verabschiedete er diesen von der Rostra, ehedem er zu der letzten Anklage überwechselte.
"Hochverehrtes Publikum, kommen wir also nun zum letzten, aber nicht minder spannenden Fall! Dieser wird verteidigt von Quintus Rufinus aus dem Hause des Petilius Rufus - mit Praenomen ebenfalls Quintus und Großvater unseres Teilnehmers, der sicherlich den etwas älteren unter uns noch bekannt ist für seine sprachgewaltige Beredsamkeit, mit der er mühelos ganze Legionen übers Land dirigierte! Wir dürfen gespannt sein, ob sein Enkel dieses Talent geerbt hat! Quintus Petilius Rufinus verteidigt Theseus, den Sohn des Aigeus und der Aithra."
Nachdem er beide Namen - den des Teilnehmers, sowie jenen des Angeklagten - hatte kurz wirken lassen, fuhr Calpetanus fort.
"Nach Anhörung der Klägerin stellt sich der Tatbestand folgendermaßen dar: vor etlichen Jahren hatte König Minos von Kreta Athen unterworfen, nachdem dort sein Sohn ermordet worden war. Als Sühne wurden die Athener verpflichtet alle neun Jahre sieben Jungfrauen und sieben Jünglinge als Menschenopfer für den Minotaurus nach Kreta zu schicken!"
Dies berichtete Calpetanus in großer Empörung, denn war der Tag bereits von Mord und Totschlag durchzogen, so waren Menschenopfer doch noch einmal ein Steigerung menschlichen Gräuels.
"Der Minotaurus war ein Wesen aus Mensch und Stier, mit gewaltigen Hörnern und schrecklichen Pranken, geboren von Minos' Frau Pasiphaë als Strafe für ein Vergehen des Minos an den Göttern. Er wurde in einem Labyrinth gefangen gehalten und musste durch die Menschenopfer besänftigt werden, um nicht beständig auf Kreta zu wüten. Als der den Athenern aufgezwungene Opfertag sich zum dritten Male näherte, meldete Theseus sich freiwillig als einer der nach Kreta zu schickenden Jünglinge, im Vorhaben den Minotaurus zu töten und sein Volk so endlich von der Opferpflicht zu befreien."
Calpetanus trat zur Brüstung der Rostra und breitete die Hände aus, um sie mit nachfolgenden Worten der Liebe ein wenig theatralisch zu seinem Herzen zurück zu führen.
"Auf Kreta angelangt verliebte sich Ariadne, Tochter des Minos, in Theseus, und erklärte sich darob bereit, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Gegen sein Versprechen, sie zur Ehefrau zu nehmen, war sie gar bereit, den Minotaurus - ihren Halbbruder -, der Liebe wegen zu opfern. Die kluge Ariadne bewaffnete Theseus mit einem geweihten Schwert und übergab ihm am Anfang des Labyrinthes ein Knäuel roten Wollfadens, dessen Ende er am Eingang des Labyrinthes befestigte. So ausgestattet gelang es Theseus den Minotaurus zu töten und danach mithilfe des Wollfadens unversehrt aus dem Labyrinth wieder hinaus zu finden."
In einem Theaterstück wäre diese Szene natürlich weitaus spannender, doch das hier war schlussendlich ein Gericht, so dass Calpetanus diesmalig gänzlich ernsthaft blieb.
"Um dem Zorn des Minos zu entgehen flüchtete Theseus in Begleitung Ariadnes zurück Richtung Athen. Unterwegs jedoch verliebte sich Theseus in Aigle, Tochter des Panopeus, und setzte daher die von ihm schon schwangere Ariadne auf der Insel Naxos aus."
Nun konnte er sich ein Kopfschütteln doch nicht mehr verkneifen, ehedem er zu den Iudices blickte.
Nicht unglücklich darüber, sich in dieser andauernden Zeit des Sitzens neuerlich für einen kurzen Augenblick erheben zu können, tat Gracchus eben dies.
"Die Anklage wird im Namen der Ariadne, Tochter des Minos, geführt und lautet auf Bruch des heiligen Eheversprechens."