"Ich danke dir für diese Einschätzung, Tiberius."
Weiters hatte Gracchus vorerst keine Fragen und nahm darob wieder Platz, gleichwohl war er durchaus gespannt, ob der Augustus in naher Zukunft dieses Thema im Senat würde erörtern oder schlichtweg mit seinen militärischen Beratern entscheiden.
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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Gracchus verabschiedete sich gebührend und dachte auf dem Weg hinaus durch die weitläufigen Gänge des Palastes darüber nach, wie er Serapio würde erreichen können, wiewohl dies Zusammentreffen mit Cornelius Palma sich würde gestalten ...
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Gracchus wollte diese Namen nicht hören - die Namen all jener, deren Schicksal auch er hatte zu verantworten -, doch Cornelius hatte sie eingefordert und Serapio nannte sie, und er war dankbar dafür, dass Faustus zumindest die Namen der Toten nicht aufzählte, glaubte er doch, dass die larven bei ihrem Namen gerufen sehr schnell würden identifizieren können, wer in diesem Raume ihr Verderben hatte induziert. Schlussendlich nannte Faustus auch seinen Namen, und obgleich die Wut und Abscheu, welche noch im Tempel des Serapis mit diesem war einhergegangen, sich hatte verflüchtigt - allfällig waren sie auch nur supprimiert-, so war dieses emotionslose, nüchterne Senator Flavius doch beinahe noch schmerzlicher, selbst wenn es womöglich nur der paradoxen Situation mochte geschuldet sein. Zumindest stimmte Serapio hernach zu, in die Zukunft blicken zu wollen, was Gracchus Anspannung ein wenig löste, bis zu jenem Augenblick als auch Cornelius seinen Namen nannte.
"Das haben sie"
, bekannte er und ein kalter Schauer zog ihm über den Rücken.
"Ver..wüstung, Plünderung und … Totschlag."
Gracchus Hände fanden zueinander und er begann unbewusst an seinen Fingern zu reiben, den Blick auf die Tischplatte gerichtet.
"Ich war nie Soldat, kenne nur die Theorie, nicht jedoch die Regeln des Krieges, und dennoch … sie haben nicht einmal versu'ht, für Frieden zu sorgen. Sie haben sich gebrüstet der Legio Secunda des Kaisers Appius Cornelius Palma anzu..gehören, das Reich vor wilden Barbaren geschützt zu haben und schlussendlich Rom vor den Truppen Vescularius' - gleichsam wüteten sie selbst durch die Casa Decima wilden Barbaren gleich, zer..störten mutwillig Besitz und Inventar, und als einige Veteranen - alte Männer bewehrt mit Knüppeln - die Arretierung Decimus Varenus' be..einspruchten … der Centurio selbst war es, der das Blut vergoss, er hat diesen Mann ... einfach .. rücklings ab..gestochen ..."
Einen Augenblick fehlten Gracchus schlichtweg weitere Worte. Zweifelsohne hatte er sich während der gesamten Bürgerkriegszeit zu so mancher Gelegenheit am tiefsten Punkt seines Lebens gewähnt, doch letztlich war er dem Tod, dem Schrecken des Krieges niemals so nahe gewesen wie in diesem Moment, letztlich hatte er in seinem gesamten Leben keine Vorstellung davon gehabt, was Krieg, was Schlachten oder Soldatendasein bedeutete - und hatte es zweifelsohne auch in diesem Augenblicke nicht, da der Tod dieses einzelnen Mannes für ihn bereits die Apokalypse Roms darstellte, ihm alles hatte zerstört, was er Rom glaubte zu sein. Er blickte zu Palma auf und die Qual, welche dieses Ereignis in ihm hatte hinterlassen, war deutlich auf seinem Antlitz abzulesen.
"Das war nicht, was wir wollten, Cornelius, das war nie unsere Intention, dass römische Soldaten römische Bürger inmitten des Pomeriums Opfertieren gleich abste'hen!"
Es war gleichwohl eine Aussage wie auch eine Frage, wenngleich Gracchus keine Gelegenheit zu einer Antwort ließ.
"Doch niemand hat dies hinterfragt"
, fügte er beinahe ein wenig ungläubig hinzu.
"Serapios Einwand ist durchaus gere'htfertigt. Niemand hat Kompensation gefordert für die Plünderungen während der Einnahme der Stadt, niemand hat Sühne gefordert für das Blut, das im Pomerium wurde ver..gossen, nicht einmal der Senat hat es gewagt, Fragen zu stellen ... weshalb nicht?" -
Um die Gaben zu vervollständigen trat sodann Flavius Fusus heran und reichte eine silberne Kanne angefüllt mit Wein. Gracchus kam nicht umhin einen Augenblick lang am Spiel des Kerzenlichtes um die markanten Wangenknochen und langen, dunklen Wimpern seines Großneffen sich zu delektieren, ehedem er die Kanne entgegen nahm und dem steinernen Koloss sich wiederum zuwandte.
"Neptunus aeternus, Dir geben wir unsere Gaben zum Tag Deiner Ehren, dass Du uns deine Aufmerksamkeit ge..währst!"
Dunkel und blutrotfarben floss der Wein hinab in die Vertiefung des steinernen Altares, wirbelte dem unerbittlichen Sog folgend in Kreisen durch das eingelassene Gefäß bis dass der letzte Schluck mit einem leisen Glucksen durch das Loch am Boden hin abgeflossen war. Gracchus wandte sich um, straffte die Schultern und trat zurück aus dem Tempelgebäude hinaus in die pralle Hitze des Sommers. Einen Moment lang musste er inne halten, da nicht nur die Helligkeit des Tages ihn blendete, sondern gleichsam auch die Hitze auf ihn hernieder drückte und sogleich einige Schweißperlen ihm aus den Poren trieb.
Contenance, Manius, Contenance!
Ein wenig beschlich ihn das Gefühl, dass diese Contenance aufrechtzuerhalten mit jedem Sommer ein wenig mühseliger wurde, und er war durchaus dankbar, dass an diesem Tage nur eine Opferung ihm wurde abverlangt und nicht etwa der Tanz der Salier. Zurück am Fuße des Tempels hatte sich auf Gracchus' Rückgrat ein kleines Rinnsal aus Schweißperlen gebildet, welches glücklicherweise unter den Stoffmassen der Toga verborgen blieb, so dass er äußerlich gänzlich ungerührt von einem minister den Pinsel aus Rosshaar entgegen nahm. Sorgsam tunkte er ihn in die dargebotene Schüssel voll klarem Wasser und besprengte sodann - einige Beschwörungsformeln murmelnd - zuerst die Opferhelfer und hernach auch die umstehenden Zuschauer der ersten Reihen damit, sie auf diese Art rituell zu reinigen - obgleich es beinahe zweifelhaft war, ob an diesem Tage auch nur ein Tropfen des Wassers sein Ziel erreichte, ehedem er verdunstet war. Nach einem kurzen Blick auf seine ministri gab Gracchus den Pinsel zurück. -
~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~
Es war Frühling in Rom, ein glänzender, herrlicher Frühling wie er der Stadt nur selten war vergönnt, mit lachend schimmernden Tautropfen an neckisch sprießenden Blütenkelchen, mit leichtfüßigem, köstlichen Trällern und Zwitschern der Vögel, dem warm umschlingenden Surren und Summen der Bienen, dem transluzenten Duft der verlockenden Verheißung, Honigflüssen gleich, die in einem leichten Windhauch emporstiegen, Azurblau und Alizarinrot, Auripigmentgelb und Apfelgrün. Aus jedem Fenster hinaus zog das goldfarbene Licht, welches liebkosend der scheidenden Nacht ein Lebewohl mit auf ihren endlosen Wege gab, und während sein Blick den Schlieren am Horizont folgte sehnte er sich danach, ebnfalls von diesem Glanze durchströmt zu werden. Zerbrochen und getrieben durch den durchdringenden Apell des grenzenlos blaufarbenen Horizontes hatte er entschieden sich selbst dem huldvollen Ozean hinzugeben, sich hinforttragen zu lassen vom immerwährenden Strom der teilnahmslosen Gezeiten. Gefangen in einer Welt aus zerbrochenen Mauern und verbrannten Balken konnte schon ein Wort aus Stürmen sein suchend dahintreibendes Heim hinfortblasen, ihn hinabstoßen in den eiskalten Strom aus divergenten Leben und divergenten Träumen, ohne dass seine Wege die der Realität je wieder würden kreuzen. Das Salz des Ozeanes schon auf den Lippen spürend hatte sein Leben entschieden eine andere Geschichte zu erzählen - gleichwohl das Leben dem Lebenden musste folgen, nicht dem Erzählen -, hatte die Zeit des Tötens ihn über gebrochene Pfade hinweggeführt. Eine Flamme für alle Freunde, welche er hatte verloren, eine Flamme für all jene, welche er hatte zurückgelassen, und als die Flamme für sein Herz sich entzündete, stand er längst inmitten einer Feuersbrunst aus Abendrot, denn während sein Herz am Tage auf ihn wartete, blieb ihm selbst nurmehr die Nacht. Doch allfällig bald, allfällig jetzt, wenn diese Stadt bis in die Grundfeste war erschüttert, allfällig konnten auch die Verlorenen und Verzagten endlich sich erheben, allfällig nun, allfällig bald wenn das vergessende Wasser sie umfloss, allfällig würde auch er sich wieder erheben.
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Obgleich Gracchus nicht der Ansicht war, dass 'jeder junge Bursche aus einer senatorischen Familie' tauglich war, in eines der religiösen Collegien aufgenommen zu werden, so musste er Lupus doch diesbezüglich nickend beipflichten, denn letztlich waren auch die Collegien nur eine Ausprägung römischer Politik und funktionierten in eben dieser Weise. Einen Augenblick dachte er an seine Schwester Agrippina und daran, welche Überlegungen seinen Vater mochten getrieben haben als er seine Tochter den Vestalinnen hatte anvertraut müssen, einen weiteren Augenblick an seine eigene Tochter, welche er einst ohne mit Bedenken sich zu tragen eben auf diesen Weg hatte senden wollen - bis er einen Bürgerkrieg hatte entfacht und Cornelius Kaiser geworden war. Im Grunde konnte Gracchus die Bedenken und Erwägungen dieser Väter, welche ihren Sprößlingen einen solchen privilegierten Weg wollten vorenthalten, nicht nachvollziehen - doch letztlich war dies stets sein Problem mit solchen Problemen und die Ursache dessen, dass die Politik ihm bisweilen gänzlich paradox schien und er darin ein wenig verloren war.
"Bisweilen denke ich, wir sollten diese fremdländischen Kulte gänzlich verbieten"
, warf er schlussendlich in Hinblick auf Sterndeuter und Handleser ein, da dieses Problem ihm doch weitaus greifbarer schien.
"Andererseits hinwieder wäre das Collegium Haruspicum zweifels..ohne mit der Fülle an Anfragen ein wenig überlastet, wenn ein jeder Bürger nurmehr Rat bei eben diesem könnte suchen."
Tatsächlich mochte Gracchus nicht alle dieser obskuren Gestalten als Scharlatane abtun, denn letztlich - obgleich die Illusion des Cultus Deorum seine tägliche Arbeit war - war er selbst abergläubisch und wusste um den ein oder anderen fähigen Mann unter den Arkaden des Circus Maximus.
"Womöglich wäre es dennoch eine gute Idee, die Urbaner wieder einmal mit vermehrten Kontrollen zu betrauen, um die schlimmsten Gestalten der Stadt zu ver..weisen."
Unauffällig traten die Sklaven wieder heran, um die Platten und Teller der Vorspeise abzuräumen, während andere neuerlich warmes Wasser zum Reinigen der Hände anreichten.
"Oder schweben dir allfällig andere Maßnahmen vor?"
fragte Gracchus nur der Vollständigkeit halber, denn letztlich hätte der Aurelier zweifelsohne bereits einen Vorschlag getätigt, hätte er die Lösung dieses alten Problems gefunden. Kurz wechselte Gracchus einen Blick mit seinem Vilicus nahe der Türe, welcher diesen mit einem Nicken bestätigte. Die Hauptspeise war bereit zum Servieren - und mit ihr Gracchus' Überleitung zur vorrangigen Intention seiner Einladung. -
Da der Kaiser keine Anmerkung hatte und der Consul nach Wortmeldungen fragte, zeigte Gracchus schlussendlich auf, dass er eine solche beisteuern wollte.
"Tiberius Lepidus, wie schon während deines Vigintivirates hast du meines Erachtens nach auch in deiner Quaestur deinen Pfli'hteifer und dein Potential zur genüge unter Beweis gestellt."
Diesbezüglich musste der Tiberier seine Arbeit zweifelsohne nicht kleinreden. Da Gracchus indes bekanntermaßen kein Befürworter des substanzlosen Auszeichnungssystems war, überging er diese Anregung des Consuls und wandte sich der inhaltlichen Ausführung Tiberius' Schaffens zu.
"In Hinblick auf das von dir genannte Grenzreich Regnum Nabataei würde mich interessieren, ob der gegen..wärtige Status eine akute Gefahr für Aegyptus darstellt, respektive ob die derzeit herrschenden Stämme unsere Grenzen respektieren?"
Zweifelsohne war ein Konflikt um die Kornkammer Roms stets ein zu vermeidendes Szenario. -
Tatsächlich konnte Gracchus die Nöte des jungen Aurelius durchaus nachvollziehen, hatte er doch seit Kindheit an kein sonderlich großes Talent für Mathematik gezeigt - weder in der Lösung geometrischer Problemstellungen, noch in der Berechnung umfassenderer Kalkulationen, hatte sich stets viel lieber in jeder möglichen Ausprägung der Sprache verloren, allfällig noch in der Musik. Kurz blickte er zu Minor, welcher neben ihm auf der Kline lag, denn es waren stets nur Augenblicke solcher Art, in welchen er ab und an bemerkte, wie wenig er über seinen ältesten Sohn wusste, nicht einmal dessen Neigungen oder Aversionen kannte, dessen Talente oder Defizite - abgesehen von dem Offensichtlichen. Und auch in Hinblick auf Titus war er ein wenig ratlos, denn stets hatte Antonia sich um die Erziehung der Kinder gekümmert, hatte deren Sorgen und Nöte von ihm ferngehalten, während er selbst viel zu sehr in seiner eigenen Welt war verloren, um deren Fortschritte nachzusuchen. Gracchus schluckte einen Bissen Artischocke hinab.
"Nach Antonias Bestattung weilte Titus noch einige Zeit hier in Rom, doch… letztli'h war es nicht der adäquate Ort für ihn."
Respektive war Gracchus schlichtweg überfordert gewesen mit all den Kleinigkeiten, welche für das Kind hatten entschieden werden sollen, so dass er die Erziehung nur allzu bereitwillig an jene hatte abgegeben, welche sich ohnehin bereits übermäßig damit mussten befassen.
"Er ist nun in Baiae bei meinem Vetter Aristides, respektive dessen Sohn Serenus und seiner Familie, in welcher auch meine Tochter eine ange..messene Erziehung erhält. Beide befinden sich indes wohl und gedeihen prächtig."
Da Gracchus mit Flamma noch weniger hatte anfangen können als mit seinen Söhnen war diese bereits direkt nach der Bestattung ihrer Mutter nach Baiae verschifft worden. Mit der Säure einer Gurke stieg in Gracchus die Erkenntnis auf, dass seine gesamte Familie vollkommen zerfasert war und dass niemand geringerer dafür die Verantwortung trug als er selbst. Familie war stets ein überaus diffiziles Thema gewesen, doch der Bürgerkrieg hatte auch dieses gänzlich zerrüttet.
"Es ist überaus deplorabel, dass dein Sohn noch nicht erwachsen ist, um seine Pflicht zu erfüllen. Ich hörte, es gibt einige Schwierigkeiten im Collegium Haruspicum, vakante Plätze neu zu besetzen?"
suchte Gracchus darob das Thema vorerst ein wenig zu verschieben. Letztlich mochte es nichteinmal sonderlich auffällig sein, musste er als als pro magistro doch über alle möglichen kultischen Vorgänge einen Überblick behalten. -
Einen Augenblick senkte sich die Waagschale beladen mit Gracchus' Echauffierung neuerlich bedenklich zum Grunde hin, da ihm Scatos Ablehnung schlichtweg zu bequem und kleinmütig schien, doch im rechten Moment legte seine Rationalität ein Körnchen zum Ausgleich bei, denn schlussendlich war es zweifelsohne so, dass der Tiberius dem Boten ob der Botschaft würde zürnen und nicht jenem Manne, welchem er niemals hatte gegenüber gestanden, der nur aus dem fernen Ravenna die Fäden zog, wiewohl dass Scato schlussendlich eben nur jene undankbare Rolle des Boten war zugefallen.
"Ich werde mit Tiberius sprechen"
, entschied er sodann.
"Es soll dies keinen Zwist zwischen unsere Familien bringen, und ich hoffe, Tiberius ist zumindest vorder..gründig klug genug einzugestehen, dass es politische Bündnisse und familiäre Bündnisse gibt, dass diese bisweilen sich bedingen, bisweilen hinwieder sich ausschließen."
Da augenscheinlich Scato dies bisherig nicht gänzlich inne war, fügte Gracchus - nun wieder umgänglicher, da sein Zorn zumeist ebenso schnell abklang wie er aufwallte - hinzu:
"Deine Familie blickt auf eine lange Tradition zurück, Scato, und du hast es nicht nötig, deine Verwandte um jeden Preis zu ver..heiraten. Du solltest sie mit dem Respekt behandeln, den sie verdienen, und ihnen zu einem Heim verhelfen, in welchem ihnen dieser Respekt ebenfalls entgegen gebra'ht wird - denn nichts anderes ist tolerabel. Gleichwohl hast auch du es nicht nötig, dich um jeden Preis zu verkaufen, noch hast du es nötig, in der Hast eines Parvenüs die Karriereleiter hinaufzufallen - denn es ist nichts anderes als dieses Wort bereits aussagt: ein Fall. Du bist ein Flavius, Scato, du solltest diese Leiter emporschreiten. Und wenn du Pläne in Rom hast, so ist es weitaus ersprießlicher diese mit Verstand und Beharrlichkeit langfristig zu planen als sich ungea'htet jeder Kosten überstürzt in einen schnelllebigen Moment zu werfen."
Augenscheinlich war es nicht sonderlich gedeihlich gewesen, Scatos Weg der Führung seines Onkels zu überlassen, doch auch Furianus würde eingestehen müssen, dass seine gesundheitlichen Einschränkungen schlichtweg ihn zu sehr daran hinderten, diese Pflicht zu erfüllen.
"Sofern deinem Onkel die notwendige Kondition fehlt, dir bei dieser Planung behilflich zu sein, sollten wir beide uns allfällig einmal zusammensetzen." -
Aufnahme wird selbstredend gewährt.
Als Eltern bitte Manius Flavius Gracchus und Claudia Antonia eintragen und somit die bisherige NSC-Position besetzen, als Status Adulescens unter der Patria potestas von Gracchus, und Wohnort Rom.
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Einen Augenblick stellte Gracchus sich die Frage, was sein Sohn auf der Hochzeit des Iulius Dives hatte verloren und insbesondere, wie er dorthin geladen worden war - letztlich berichtete Sciurus ihm zwar von solcherlei Dingen, doch oftmals nahm er kaum Notiz davon -, doch da augenscheinlich auch Aurelia Prisca dort gewesen war, schien es ihm letztlich nicht weiter wichtig.
"In der Tat"
, gab Gracchus zur Antwort auf die Frage nach dem kleinen Kreise, ohne indes bereits weiter auf die Gründe für diese Limitation einzugehen. Obgleich er üblicherweise es durchaus favorisierte, wichtige Gespräche mit dem Kern des Anliegens zu beginnen, so war ein Gastmahl - auch ein solches von geringer Größe - doch ein Gastmahl und das Mahl eben ein essentieller Bestandteil davon, und wie dieses mit bekömmlichen Kleinigkeiten seinen Beginn nahm, um den Appetit anzuregen und den Magen auf die Hauptspeisen vorzubereiten, so wollte auch eine bedeutsame Konversation wohlüberlegt vorbereitet sein. Nachdem die Patrizier sich zu Tisch hatten begeben traten ohnehin erst einmal Sklaven heran mit silbernen Schalen, angefüllt mit lauwarmem Wasser, und weichen Tüchern, so dass Gäste und Gastgeber die Hände sich konnten reinigen, während andere Sklaven Wein - selbstredend einer der exquisiteren Tropfen aus den schier unerschöpflichen Vorräten des flavischen Weinkellers - und klares Quellwasser heran trugen, um die grünfarbenen Gläser zu füllen. Während Gracchus seine Hände trocknete, wandte er sich Lupus auf der Kline neben ihm zu.
"Wie geht es deinem Sohn, Aurelius? Ich hoffe, er befindet sich wohlauf?"
Letztlich floss in den Adern dieses Jungen auch flavisches Blut, so dass die Nachfrage nach seinem Befinden durchaus ein wenig mehr als höfliches Interesse barg. Derweil trugen weitere Sklaven die Vorspeisen auf - kleine Champignons gefüllt mit scharfem Moretum und garniert mit Mandelsplittern, Artischockenherzen gefüllt mit einer salzigen Sardellenpaste, schwarzfarbene Oliven gefüllt mit Senfkörnern, und in Essig eingelegte kleine Gurken, dazu frisch gebackenes Brot. Da Gracchus zu diesem Mahl hatte geladen, war letztlich auch das Essen nach seinem Geschmack - keinesfalls süßlich, eher scharf, säuerlich oder orientalisch gewürzt, und bisweilen in seiner Kombination ein wenig ungewöhnlich. -
Einige Augenblicke auf Scatos Worte hin geschah schlichtweg nichts - von außen betrachtet zumindest -, so dass eine kurze Phase des Schweigens über dem Raum hing, während Gracchus in seinem Innersten versuchte die Worte von allen Seiten zu beleuchten, irgendwie einen anderen Inhalt in sie hinein zu pressen als jener, welcher ihnen inhärent war. Vergeblich. Ruckartig stand er auf und wandte sich mit wenigen Schritten dem Fenster zum Garten hin zu, während seine Kiefer fest aufeinander mahlten, sein Atem ein wenig schnaubend wurde und er suchte sein Gemüt zu kalmieren, indem er eines der letzten Blätter fixierte, welches an den beinahe kahlen Zweige des großen Mandelbaumes noch hing. Die gesamte Angelegenheit war weitaus widriger als angenommen, nicht nur dass seine Freunde und seine politischen Verbündeten ihn hintergingen, nicht nur dass Aetius aus der Ferne ihn schikanierte, nun obstruierte auch noch die eigene Familie in Rom gegen ihn - die eigene Familie! Just in diesem Augenblicke erfasste eine Windbö das rostbraunfarbene Blatt, entriss es dem Geäst und ließ es zu Boden sinken. Die eigene Familie! Gracchus wandte sich um und suchte nicht erst, seine Verärgerung zu verbergen, gab es doch Situationen, in welchen Contenance angemessen, und solche, in welchen sie schlichtweg überflüssig war.
"Ver..stehe ich das recht? Aetius betraute dich mit dieser Aufgabe, und du hast dir nichts dabei geda'ht!? Es ist dir nicht einmal in den Sinn gelangt, mit mir darüber zu sprechen, nicht einmal in den Sinn gelangt, welche Aus..wirkung dies auf die Familie hier hat!?"
Er trat zurück zu dem wuchtigen Schreibtisch, stützte seine Hände darauf und beugte sich zu seinem Neffen, sein Tonfall durchaus ein wenig dräuend.
"In dieser Familie gibt es Regeln, Caius Scato, und ich werde nicht tolerieren, dass du unsere Familie der Lä'herlichkeit preisgibst, nur weil du glaubst, dich über diese Regeln hinweg setzten zu können, noch werde ich tolerieren dass du deine Tante an einen Tiberius ver..äußerst, weil er dir irgendetwas versprochen hat!"
Durchdringend fixierte er seinen Neffen, dann ließ Gracchus sich zurück auf seinen Stuhl sinken und fuhr trocken fort.
"Du wirst Tiberius Lepidus mitteilen, dass aus dieser Ehe nichts wird, und ich werde Aetius einen Boten schicken, dass sofern er seine Tochter ver..kaufen will, er nach Rom kommen und es selbst tun muss, er ihr indes damit nicht nur ihre Würde, sondern glei'hsam auch ihre Familie nehmen wird."
Kurz blickte er zu Domitilla und hoffte dass ihr dies würde erspart bleiben, ehedem er seinen Blick wieder Scato zuwandte und seufzte. Felix hätte niemals zulassen dürfen, dass seine Enkel fern der Familie aufwuchsen, von einer Frau aufgezogen, welche nie einen Hehl daraus hatte gemacht, wie gering sie die Flavia schätzte.
"Warum glaubst du wohl, weshalb es seit Jahrzehnten keinerlei eheliche Verbindung zwischen Flavia und Tiberia gibt - und das, obgleich die politischen, wie persönli'hen Verbindungen lange Zeit freundschaftlich waren?" -
Ad Administratio Imperatoris, Palatium Augusti
Pontifex pro magistro M. Flavius Gracchus Administratione Imperatoris p.d.
Wie mit dem Augustus während meiner letzten Audienz besprochen, soll im Namen des Pontifex Maximus folgendes verlautbart werden:
Der Pontifex Maximus setzt das von König Numa Pompilius bis zu Divus Iulinaus gültige Gesetz bezüglich der Zugangsregelung für das Atrium Vestae wieder in Kraft. Dieses legt fest, dass es Männern nur nachts verboten ist das Atrium Vestae zu betreten, mit Ausnahme jener in Rüstungen, welchen der Zutritt gänzlich untersagt ist. Der Tempel der Vesta innerhalb des Atrium Vestae indes darf nur durch die Vestalinnen selbst, den Pontifex Maximus, sowie den Pontifex pro magistro betreten werden.
Ein entsprechender Verweis zur Gültigkeit dieses Gesetzes soll den Verweisen zu überliefertem Recht hinzugefügt werden.*
http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png
[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/ManiusFlaviusGracchus.png]
Sim-Off: * Da der genaue Gesetzestext laut Decima Valeria leider nicht überliefert ist, sollte der Link im Tabularium "Zutrittsregelung zum Atrium Vestae" heißen und auf die Wiki-Seite zum Atrium Vestae verlinken.
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Erneut hatte Gracchus den Eindruck, dass der Kaiser nicht sich des Punktes inne wurde, auf den er hinaus wollte, doch da das Ergebnis letztlich ident war, war dies ohnehin irrelevant, ob dessen er nur noch einmal bestätigend nickte.
"Darüberhinaus habe ich keine weiteren Anliegen, Augustus."
Zumindest konnte er sich augenblicklich nicht mehr der weiteren Thematiken entsinnen, welche in dieser Contio weiterhin waren besprochen worden. -
"Scato"
, begrüßte er jenen nur kurz, mit einem Nicken dessen zügiges Eintreffen würdigend, ehedem er indes ohne Umschweife den Anstoß dieser Beorderung thematisierte.
"Es herrscht ein wenig Konfusion zwischen deiner Tante und mir, bezügli'h einer intendierten Verbindung zwischen ihr und Tiberius Lepidus. Kannst du allfällig elaborieren, was zu dieser Intention führte?"
Gänzlich gefasst nun wieder blickte Gracchus zu Domitilla und schlussendlich zurück zu seinem Neffen. -
Absent bis Sonntag Abend.
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Gracchus bedachte seinen Sohn mit einem bedeutungsvollen Blicke.
"Letztlich geht es immer um die Familie, Minimus, immer."
Sodann erreichten die Gäste das Triclinium und ein Lächeln umkräuselte Gracchus' Lippen, ehedem er zu Lupus und Prisca trat und zuerst den Aurelier mit einem dextrarum iunctio empfing.
"Salve Aurelius Lupus, dies Wiedersehen ist mir ebenso eine Freude, um so mehr euch als unsere Gäste begrüßen zu dürfen. Ob der Toga ent..schuldige dich nicht, es ist zumeist doch eher von Vorteil zu viel als zu wenig zu tragen, nicht wahr?"
Obgleich Gracchus seinem Gegenüber vermutlich ob ihrer gemeinsamen Vergangenheit um die Konspiration des Tiberius wegen niemals gänzlich würde vertrauen - schlichtweg da er allem und jedem in Hinblick auf diese Konspiration nurmehr misstraute -, so war es doch gerade diese Vergangenheit, welche gleichsam auf einer anderen Ebene eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen schuf. Ehedem er die Frage seines Gastes beantwortete, wandte der Flavier sich indes zuerst Aurelia Prisca zu, welche er nicht wagte zu berühren, schien sie ihm in ihrem formvollendeten, weißfarbenen Kleid doch einer Epiphania gleich, welche mit jeder noch so marginalen Berührung sich würde in Luft auflösen. Er adorierte ihre Schönheit - nicht auf eine begehrliche Art und Weise, da das weibliche Geschlecht ihn schlichtweg nicht konnte erregen, sondern in Hinblick auf die Ästimation der perfektionierten Komposition ihrer Präsenz -, wiewohl ihre Anwesenheit ob ihres Wissens ihm durchaus ein wenig unangenehm war.
"Für einen Augenblick war ich wahrlich betrübt, Aurelia, glaubte ich doch du hättest diesen Besuch verworfen und dein Vetter hätte stattdessen nur Aphrodite persönli'h mit sich gebracht."
Ein pikareskes Schimmern blitzte in seinen Augen auf, ehedem er sich ein wenig zu seinem Sohn umwandte.
"Minimus"
, forderte er ihn auf, ein wenig näher zu treten.
"Dies ist mein ältester Sohn, Manius Gracchus Minor. Minor, dies ist der Haruspex Primus Senator Sextus Aurelius Lupus, und seine Base Aurelia Prisca, welcher du dich indes zweifelsohne noch entsinnen wirst."
Letztlich hatte die Aurelia als Gemahlin Flavius Pisos durchaus einige Zeit in der Villa Flavia verbracht, jedoch war dies noch vor dem Bürgerkrieg gewesen. Nach der allgemeinen Begrüßung wies Gracchus auf die Klinen.
"Lasst uns doch Platz nehmen." -
Deutlich zeigte sich nun der Ärger auf Gracchus' Antlitz, welcher letztlich gar dazu gereichte, dass er sich vor Domitilla echauffierte.
"Dieser Narr, dieser insolente Narr! Be..hauptet dein Vater nicht immer, ich würde die Familie in Verruf bringen!? Dabei ist er es, er der sich nicht im geringsten um die Familie hier in Rom schert!"
Erbost ballte der Flavius seine Hand zur Faust, blickte sodann an der Flavia vorbei.
"Sciurus! Geh und hole Scato!"
Ohne weiter auf den Sklaven zu achten, beugte er sich zu Domitilla vor, die Stimme nun wieder gemäßigt.
"Ich bedaure, Domitilla, dass du unter diesen Differenzen zu leiden hast. Ich habe deinen Vater stets res..pektiert, auch wenn er anderes postuliert, doch ich werde nicht tolerieren, dass er den Ruf dieser Familie gefährdet, ob dessen ich wahrhaft hoffe, dass er gute Gründe hat, derart vorzugehen." -
In Erwartung im Klang der nächsten Schritten die Gäste begrüßen zu können, blickte Gracchus Maior an Gracchus Minor vorbei, doch mitnichten waren die Aurelier bereits eingetroffen, indes trat sein Neffe Scato in den Raum und nahm Platz. In den festgefahrenen Grenzen seiner eigenen Gedankenwelt missdeutete Gracchus das grüßende Nicken geleitet von Schweigen als eine herausfordernde Geste, ob dessen sein Tonfall dem Enkel seines Vetters gegenüber ein wenig frostig ausfiel, obgleich er sich mühte ein ausdruckslos Antlitz zu bewahren.
"Scato, Minor und ich empfangen hier heute persönli'he Gäste, der Rest der Familie speist wie üblich im großen Triclinium." -
Die Stirn noch immer ob seiner Überlegungen in Falten gelegt, wandte Gracchus auf die Stimme seines Sohnes sich hin um.
"Salve, Minimus."
Die farbliche Konvergenz stach auch Gracchus Maior ins Auge, indes gereichte die Similarität zwischen Vater und Sohn kaum dazu, aus Minor eine kleinere Ausgabe seiner selbst werden zu lassen.
"Nun, davon abgesehen, dass die Aurelii gute Freunde unserer Familie sind und es wichtig ist, diese Art von Freundschaften zu pflegen, werden wir heute Abend ein wenig Politik betreiben, welche auch Im..plikationen für dich wird aufbringen. Weiters möchte ich, dass du dieses Gespräch konzentriert verfolgst und beoba'htest. Da wir recht nah beieinander sein werden, mögen dir zwar die sublimen Regungen im Antlitz der Beteiligten entgehen, doch um so essentieller ist es, dass du lernst diese Nuancierungen in der Couleur der Stimme zu detek..tieren - denn andernfalls wirst du in Rom nicht allzu erfolgreich sein. Ich möchte also, dass du deine Vigilanz auf die Details richtest, dir mental vermerkst wann es scheint, dass über mehr gespro'hen als tatsächlich gesagt wird. Sofern es nicht allzu spät wird, werden direkt im Anschluss, sonstig morgen rekapitulieren, was du bemerkt hast - und ich gehe davon aus, dass es im ent..scheidenden Augenblick durchaus einige dieser Aspekte wird geben."
Gleichwohl beabsichtigte Gracchus nicht, seinen Sohn in alle Details dieser Aspekte einzuweihen, denn schlussendlich gab es zumeist gute Gründe, sie nicht auszusprechen.