Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    "Gut, ich danke dir Tiberius"
    , beschloss Gracchus dieses Thema und wandte sich einem Scriba ob des nächsten Punktes zu. Da dieser Lepidus' Punkte an die Liste der zuvor geplanten Agenda hatte angefügt, flüsterte er dem Pontifex nun das erste Anliegen der Vestalinnen zu.
    "Fahren wir fort mit den Zugangsregeln zum Atrium Vestae. Decima Messalina, kannst du uns bitte dies Anliegen er..läutern?"

    Gracchus beantragte das Rederecht und sprach, nachdem er es erhalten hatte. Durchaus kamen ihm weitere Namen in den Sinn, welche verdient hätten, in die Hallen des Ulpianum Aufnahme zu finden - indes, die entsprechenden Personen waren alle noch nicht verstorben, wenn auch viele sich bereits aus der aktiven Gesellschaft hatten zurückgezogen. So blieb nur ein einziger Name, ob dessen Nennung er indes ein gewisses Maß an Insekurität verspürte.
    "Die Nominierungen des Consulars Decimus erscheinen mir überaus fundiert begründet. In Hinblick auf eine weitere Nominierung ist mir indes eine Frage bezüglich der Auslegung der Ri'htlinien des Ulpianum in den Sinn gelangt. Der Prolog spricht explizit von großen Männern der römischen Geschichte, während die Paragraphen selbst von Politikern und Bürgern sprechen - was durchaus auch Frauen inkludieren könnte. Sind diese also ob des Prologes wegen ausgeschlossen oder durch großzügige Aus..legung der Paragraphen eingeschlossen?"

    Die Luft zwischen ihnen glich der flimmernden Hitze über den Feuern des Tartaros, viel zu dicht und schwer zum atmen, von den rußigen Schatten der Vergangenheit durchzogen, qualvoll heiß, undurchdringlich.
    "Allfällig habe ich keine Ahnung"
    , nickte er schlussendlich langsam.
    "Nicht so sehr zumindest wie du augenscheinlich, der um alle Details weiß, alle Gedanken, alle Antezedenzen und Prämissen, alle Ent..scheidungen, alle Wendungen und Konsequenzen, alle Geschehnisse kennt - inwendig wie von außen, der darob die Welt und die Menschen einteilen kann in Schwarz und Weiß - und ich beneide dich wahrli'h darum, denn es ist so viel einfacher, sich nicht mit all den Schattierungen auseinandersetzen zu müssen. Dein schwarzer Mann zu sein ist unbezweifelt nicht, was ich möchte, doch um mich geht es nicht, ging es nie."
    Ein Anklang von Resignation durchzog Gracchus' Blick - denn Worte waren alles, auf das er sich verstand, waren alles, was er hatte, und wenn die Worte nicht mehr ausreichten, wenn die Worte nicht mehr tragen konnten, was er ihnen auferlegte, so hatte er schlichtweg jegliche Macht über sich selbst verloren. Was blieb, war nur Leere.
    "Ich habe Angst, ja, zweifelsohne. Fortwährend und beständig, doch wir wissen beide, dass die Wahrheit längst nicht mehr Wahrheit ist, dass die Lüge zur Wahrheit und wer die Wahrheit ausspri'ht zum Lügner geworden ist. Ich habe Angst um meine Familie, denn dies ist meine Pflicht, gleichwohl habe ich Angst um dich, denn wir wissen ebenso beide, dass es Männer gibt, welche weitaus skrupel..loser sind als ich, welche deine Wahrheit nicht dulden würden, selbst wenn es nur eine verrückte Lüge ist."
    Er umfasste den Tempel, das Serapeion und Serapios augenscheinliches neues Leben mit einer Handbewegung, denn gegenteilig zu Faustus hegte er keinen Zweifel an den Worten seines Gegenübers.
    "Doch wenn dies hier dein Frieden ist ... "
    Er hielt kurz inne, schüttelte dann jedoch den Kopf.
    "Es lag nicht in meiner Absi'ht, deinen Frieden zu stören."
    Noch im gleichen Augenblicke da er die Worte sprach realisierte Gracchus, dass auch diese nur verschwendet und verzichtbar waren, da es niemanden würde geben, welcher sie annahm. Es gab nichts, was er Serapio konnte mitteilen, keine Erklärung, keine Rechtfertigung, keine Tatsache, keinen Vorschlag, kein Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft - nichts, das er ohne Worte konnte ausdrücken. Und letztlich tat Serapio allfällig nur gut daran, seine Worte zurückzuweisen, denn schlussendlich hatte er nicht einmal mehr sich gescheut, für ihn eine neuerliche Lüge auf sich zu nehmen, für ihn zu intrigieren. Er hatte wahrlich seine Grenzen verloren, die Konturen seiner Person waren nicht nur aufgeweicht, sondern gänzlich verlustig, seine Essenz hatte sich verflüchtigt, sein Charakter aufgelöst. Was blieb, war nur Leere.
    "Es ... soll nicht wieder vorkommen."
    Er wollte keine Worte des Abschieds, kein auf Wiedersehen und auch kein Lebewohl, und obgleich es ihn nach weiteren Worten drängte, so sprach er sie nicht aus, Serapio nicht weiter zu düpieren. Allfällig war Schweigen tatsächlich das einzige, das Faustus noch von ihm würde annehmen, und allfällig war die Distanz tatsächlich das einzige, was er ihm noch konnte geben. Ihm selbst blieb nur die Leere - doch um ihn ging es nicht, war es noch nie gegangen.

    Bezüglich der Nutzung der erhobenen Daten nickte Gracchus, nicht nur diese Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben affirmierend, sondern ebenso die Wahrung der Traditionen betreffend - schlussendlich war es nicht seine Absicht, diese aufzugeben, wiewohl ihn das Gefühl beschlich, dass diesbezüglich Tiberius den Pantheon ein wenig restriktiver fasste, während er selbst in den Begriff diverse Ausprägungen inkludierte, welche für den öffentlichen Kult gänzlich irrelevant waren, sofern sie nicht mehr benötigt wurden.
    "Dies zu bezweifeln war auch nicht meine Intention"
    , entgegnete er schlussendlich auf Tiberius' letzten Satz.
    "Tatsächlich hatte ich schli'htweg darauf gehofft, du hättest allfällig auch eine Lösung für dieses Problem der Ungenauigkeit gefunden. Nun denn, ich gehe nicht davon aus, dass einer der Anwesenden sich gegen eine Sammlung der Opferzahlen in den Tempeln ausspricht?"
    Ein Blick durch die Runde der Pontifices ließ nichts Gegenteiliges entdecken.
    "Tiberius, würdest du die Koordination dieser Informationsbeschaffung übernehmen, da du bereits diesbe..züglich Erfahrung, wiewohl erste Ergebnisse sammeln konntest? An verfügbaren Scribae des Cultus Deorum für die weitere Datenerhebung soll es nicht mangeln."*

    Mein Anreisetag hängt noch von meinem Mitfahrer ab, in jedem Falle wird unser Lager allerdings am Dienstag Abend ebenfalls bereits aktiv mit Spielgeschehen beschäftigt sein.

    Dennoch wäre ein (zweifelsohne bereits traditionelles) IR-Treffen überaus pläsierlich. Notfalls könnten wir uns wie im ersten Jahr während des IT zu einer fixen Zeit im Bolt treffen, dort fallen sonderbare Gespräche nicht allzu sehr auf.

    Mit einem Male stand er vor ihm.
    "Faustus ..."
    , flüsterte Gracchus und augenblicklich stieg eine Reminiszenz an seinen morgendlichen Traum in ihm empor und evozierte in ihm das Verlangen, Faustus' nahe zu sein - viel näher noch als er es bereits war. Er konnte sich dieser Anziehung schlichtweg nicht entziehen, diesem Gefühl, welches zu Serapio ihn hin zog, gleich was zwischen ihnen stand oder geschehen war - als wäre diese Liebe zu Faustus die Charybdis mit ihren Felsenmäulern, von deren scharfkantigen Zähnen die Gischt tropfte, welche mit ihrem todbringenden Sog unaufhörlich ihn in ihr gieriges Maul zog, vor welcher es kein Entrinnen gab gleich wie sehr er mit den Armen ruderte, mit den Füßen strampelte oder all seine Kraft Aufwand, dem zu entkommen. Allfällig war Faustus auch wie eine betörende Sirene, denn obgleich Gracchus wusste, dass er ihn hasste, ihn töten wollte, obgleich er die Gefahr vor sich sah, so sehnte er sich doch so sehr nach dieser Seele, nach diesem Geist und diesem Leibe, welche ihm einst so nahe gewesen waren. Doch Serapio durchbrach dieses Verlangen zumindest ansatzweise durch seine kalte und abweisende Art, ganz so als wäre Gracchus nur ein lästiger, zufälliger Passant, wodurch es jenem leicht wurde eben dies zu sein, zumindest bis sie einen etwas abgelegeneren Bereich des Tempelareales hatten erreicht - ein durchaus rationaler Zug, wie Gracchus eingestehen musste, war es doch kaum von Vorteil was auch immer geschehen mochte allzu publik geschehen zu lassen. Mit einem Nicken wies er Sciurus an, ein wenig fort zu treten, die Umgebung im Auge zu behalten und dafür Sorge zu tragen, dass sie nicht gestört wurden, ehedem er einen Augenblick die von Düften verschiedenster Art durchzogene Luft durch seine Nase einsog und suchte sich auf sein Ansinnen zu konzentrieren - obgleich es tausende gute Gründe an und um Faustus gab, auf all dies schlichtweg zu vergessen.
    "Vorerst möchte ich dich nur bitten, dass du mir zuhörst"
    , ersuchte Gracchus, fuhr indes sogleich - wenn auch nicht allzu laut - fort, ehedem Serapio sich dem konnte verweigern.
    "Ich kann nicht mehr ändern, was geschehen ist, dies alles ist meinem Griff en..tronnen, viel schneller als ich auch nur danach konnte greifen, viel zu schnell wurde aus dem kleinen Stein, welchen wir in Bewegung setzten, eine Lawine, welche nicht mehr aufzuhalten war. Ich bin nicht hier, dich für das Unverzeihli'he um Verzeihung zu bitten, denn dies wären nur Worte. Ich kann nicht all die Männer zum Leben erwecken, welche aufgrund meines Handeln zu Tode ge..kommen sind, wiewohl ich niemals all den Schaden werde ausgleichen können, welcher dadurch entstanden ist, gleichwohl kann und werde ich ebenso wenig zulassen, dass dadurch weiterer Schaden entsteht."
    Womit er einerseits sich weiterhin verweigerte, die Konspiration publik zu machen, andererseits verdeutlichte, dass er dies auch durch andere nicht würde akzeptieren.
    "Doch ich habe dir in der Nacht der Saturnalien zugesi'hert, dass ich dich auffangen, dass ich dich halten will und ... und dies ist noch immer mein Behuf, denn ich ..."
    Beinahe beschämt wandte Gracchus' Blick sich zu Boden, suchte halt in den Lücken zwischen den Steinen, seine Stimme brach und was er dachte, was er aussprechen wollte, doch nicht konnte war nurmehr eine flüchtige Bewegung seiner Lippen, welche das
    Ich liebe dich noch immer
    , formten, denn es war unmöglich, dem einen Klangkörper zu verleihen, schien es in diesem Augenblicke doch nicht mehr als das Eingeständnis einer Schuld oder einer Schwäche allfällig, das Eingeständnis, dass er nicht stark genug war, sich seinen Neigungen zu widersetzen, nicht stark genug von Faustus abzulassen, welcher nichts mehr als Abscheu und Hass für ihn empfand. Gracchus schluckte, schüttelte kurz den Kopf, so als könne er diese unausgesprochenen Worte, die Implikationen dieser damit gleichsam abschütteln, ehedem er seinen Blick wieder hob.
    "Ich wage nicht zu hoffen, dass du dich halten lässt, doch wenn du dich wenigstens auffangen lassen würdest..."
    Gracchus bemerkte, dass er sein Ziel aus den Augen verlor, dass er unaufhaltsam in den Schlund der Charybdis eingesogen wurde, darob straffte er seine Schultern und richtete seinen Leib auf als wäre dies alles nur eine Rede im Senat, als wäre er ein Schauspieler in einer Rolle, sein Antlitz verborgen hinter einer Maske.
    "Ich habe mit Cornelius gespro'hen und ich konnte ihn davon überzeugen, dass es nicht im Sinne unseres Handeln lag, dass ehrbare Römer dadurch zu Schaden kamen, und dass es nicht im Sinne unseres Handelns liegt, wenn ein Soldat, welcher bis zuletzt seiner Pflicht für Rom nachgekommen ist, welcher bis zuletzt genau das tat, was Rom von ihm erwartete, nun von Rom dafür geächtet wird, und dass es darob unsere Pflicht ist, diesen Mann an seinen re'htmäßigen Platz zurück zu bringen."

    Seit dem vorangegangenen Nachmittage bereits war Gracchus' Magen in Aufruhr, war sein Leib durchzogen von Nervosität, seine Gedanken durchzogen von sich in endlosen Kreisen drehenden Überlegungen. Er hatte die allabendliche Cena vermieden, und als er endlich ein wenig Schlaf hatte gefunden, wirr geträumt, wiewohl er sich nur noch jenes Traumes konnte entsinnen, welchen er kurz vor dem Aufwachen hatte durchlebt: in einer leeren Gasse war er Serapio gegenüber getreten, welcher sein Gladius gezückt und ihm entgegen gehalten hatte. Er hatte ihn an den Schultern gefasst, im ersten Augenblicke im Glauben, dass er Faustus damit zum Innehalten wollte zwingen und auf Abstand halten, doch alsbald war ihm klar geworden, dass es nur die Berührung war, nach welcher er sich sehnte. Er hatte ihn spüren wollen, ihn riechen und schmecken und Faustus an sich herangezogen, dass das Gladius zwischen ihnen in seinen Leib eingedrungen war - doch der Tod war ohne Bedeutung, solange er nur Faustus in seinen Armen konnte halten. Und während ihre Herzen ganz nah aneinander hatten geschlagen, er Faustus' Atem an seinem Hals hatte spüren können, war sein warmes, rotfarbenes Blut aus seinem Bauch getropft, hinab zwischen seine Beine. Als Gracchus schlussendlich erwacht war hatte er feststellen müssen, dass es eine andere Flüssigkeit war, welche zwischen seinen Schenkeln klebte, und dies war ihm überaus unangenehm - zum einen, da er kein lüsterner Jüngling mehr war, zum anderen, da er nicht wollte zulassen, dass seine Neigung zu Serapio noch immer derart groß war nachdem dieser in der Saturnaliennacht seiner Familie hatte gedroht. Für den Vormittag dann hatte er Sciurus alle anstehenden Pflichten absagen lassen - die Salutatio, sowie einen Besprechung mit seinen kultischen Liktoren und einem Scriba des Collegium Pontificum ohne Nennung von Gründen, einen Termin mit Senator Cartilius ob dringender persönlicher Belange. Die freie Zeit hatte er dazu genutzt, einen äußeren Schein aufzubauen - während ein Tonsor sich um seine Haare hatte gekümmert, hatte ein weiterer Sklave ihm Finger- und Zehennägel gekürzt, hernach hatte er ein Bad genommen, sich abschaben und mit Ölivenöl, welches mit einem Hauch von Mandelduft war versetzt, einölen, schlussendlich in eine Tunika aus einem Wolle-Seidengemisch - abgesehen von der Beschaffenheit des Materials indes eher schlicht, einfarbig in dunklem Grün gehalten - kleiden lassen. Letztlich war der äußere Schein alles, was zählte - dies lernte ein jeder Patrizier bereits im Kindesalter: es zählte nicht, was jemand war, sondern was er darstellte, nicht wie jemand sich fühlte, sondern wie er sich gab, nicht was er dachte, sondern was er sagte und tat. Gracchus war ein Verschwörer, Mörder und Lügner, er fühlte sich verloren in den Wirren der Realität, schuldig und desperat, und er dachte, dass er all dies nicht tun wollte - doch er würde Manius Flavius Gracchus, Senator und Pontifex pro magistro, aus dem patrizischen Geschlecht der Flavii Romuli, darstellen, sich überzeugt und selbstsicher geben, und ohne Zögern den Weg bis zu Faustus Decimus Serapio gehen. Zumindest bis zu diesem Punkt hegte er keine Zweifel der Durchführbarkeit, hatte Sciurus am vorigen Nachtmittage ihm doch berichtet, dass er Faustus endlich in einem Tempel in Trans Tiberim hatte ausfindig gemacht. Was indes sein Vorhaben anbelangte sobald er Serapio würde gegenüber stehen, so fürchte Gracchus doch, dass all dies, was er je hatte gelernt, sich gänzlich würde verflüchtigen. Als er nun seinem Ziel bereits zum Greifen nahe das Hauptportal der Anlage des Tempels des Serapis durchschritt - den Weg durch die Menge von Sciurus gebahnt -, gemahnte er sich ob dessen noch einmal daran, dass sein vorrangiges Ziel musste sein, seine Familie zu schützen, dass er nicht würde zulassen dürfen, dass Serapio seine Kinder in Gefahr brachte - um jeden Preis. Jeden Preis. Jeden. Unheilvoll schaute Gracchus schlussendlich zu dem dräuenden Untier am Giebel des Tempels hinauf - jedes einzelne der drei Mäuler schien ihn verschlingen zu wollen - und wandte sich sodann an einen der Kultmänner des Tempels.
    "Salve, ich bin auf der Suche nach Decimus Serapio. Ich bin ein ... Freund."
    Noch war seine Stimme fest, sein Auftreten bestimmt, und obgleich er nicht die toga praetexta trug, so war ihm doch zweifellos anzumerken, dass er nicht nur ein dahergelaufener Niemand und darüber hinaus gewohnt war, nicht um Dinge bitten zu müssen.

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~

    In dunklem Rot rannen die Tropfen fremden Blutes von seinen Händen, flossen hinab in das endlose Meer zu seinen Füßen, welches aus den Leibern tausender Toten sich speiste, während über ihm dunkel und dräuend ein Gewitter aus schwarzfarbenen Wolken hing, der Zorn der Welt in ohrenbetäubendem Donner sich erhob. Dem Fels in der Brandung gleich harrte Faustus auf einer winzigen Insel, schwankend und strauchelnd, ein Schemen nurmehr, ein Schatten seiner Selbst und doch noch immer so wunderschön, so hehr und erhaben dem Hephaistion gleich. Enttäuschung lag in seinem Blicke, Kummer und ein Funken aus Zorn in diesen Augen so blaufarben wie der Himmel in jenem Augenblicke da die Sonne den Regen verdrängt, ein Flüstern auf seinen Lippen, ein Hauch allfällig oder gar nurmehr das Echo vergangener Worte. Mühsam watete er durch den zähen Grund, welcher jeden seiner Schritte verschlang, suchte dem schwerflüssigen Strom sich entgegen zu stemmen, welcher mehr und mehr von Faustus ihn entfernte, doch seine Beine waren schwer, sein Leib viel zu schwach als dass ein Vorankommen möglich war. Blinzelnd verharrte er schlussendlich in Starre, denn fern am Horizont brach das Wolkengetürm auf und ließ die Strahlen einer rotfarbenen Sonne hin auf das sterbende Land scheinen, eine goldfarbene Barke umkränzend, die aus dem Zenit des Himmelsgestirnes sich löste. Im Lichterglanz illuminiert harrte Aton lächelnd am Bug des Schiffes, die Hand erhoben zu einem Gruße, alsbald zu einer auffordernden Geste zu Faustus hin.
    "Faustus!"
    rief er aus einer Kehle, aus welcher keine Stimme drang, vergeblich gleichwohl hatte jener doch längst die Hand des Gottes ergriffen, war mit der Leichtigkeit des Liebenden zu ihm in die güldene Sonnenbarke entstiegen.
    "Geh nicht, Faustus! Bitte geh nicht!"
    Nur ein letzter, undeutbarer Blick aus den blaufarbenen Augen seines Geliebten blieb übrig ehedem dieser mit Aton im Lichte der aufgehenden Sonne entschwand. Kein Lebewohl stand zwischen ihnen, kein Wiedersehen, nicht einmal ein simpler Gedanke, hatte er doch alles zerstört, was je gewesen war. Und doch konnte er sich des feinen Schimmers entsinnen, welchen Faustus in seinen Händen hatte gehalten - ein Stück seiner Seele, ein Stück seines Herzens, welches in seinem eigenen Inneren nun fehlte, eine Leere in ihn hatte gerissen, die ohne Faustus nicht mehr zu füllen war. Allein blieb er zurück, dumpf und glanzlos, und fühlte sich leer, unendlich leer.

    ~~~

    Nachdenklich nickte Gracchus.
    "Eine verlässliche Grundlage zu schaffen, um die Stimmung im Volk detailliert einschätzen zu können, so dass wir darauf reagieren, aber auch sie gezielt be..einflussen können, scheint mir ein durchaus lohnenswertes Ansinnen. Gleichwohl würde ich nicht soweit gehen, verna'hlässigte Kulte - sofern sie unseren Zielen nicht zweckdienlich sind - mit allen Mitteln zu erhalten. Unser Pantheon war, ist und wird stets im Wandel inbegriffen sein, dies ist eine natürliche Koinzidenz der Änderungen und Umbrüche unseres Imperiums und unserer Gesellschaft. Dinge, Wissen, aber auch Götter, die nicht mehr benötigt werden, verlieren an Relevanz, manche gar geraten in Ver..gessenheit, dafür rücken andere in den Fokus oder werden gar neu erschaffen."
    Generell wurde innerhalb des Collegiums durchaus offen über die manipulativen Einflüsse des cultus deorum gesprochen, wie auch keiner von ihnen wohl in jener Art und Weise an die Götter glaubte wie es dem einfachen Volk stets angetragen wurde - denn letztlich war der öffentliche Kult primär ein politisches Machtinstrument.
    "Indes bezweifle ich ein wenig, dass allein die Opferzahlen in den städtischen Tempeln uns ein verlässliches Abbild über diese Stimmung liefern können. Was ist mit all den Opferungen an Hausaltären, in Innenhöfen, an Wegschreinen oder inoffiziellen Heiligtümern? Für uns mag dies allfällig ein wenig schwer na'hzuvollziehen sein, doch zu Gelegenheiten, zu welchen ein Mann unseres Standes ein Schaf oder Schwein in einem der Tempel opfern würde, kann so manch weniger gut betuchte Bürger sich nur ein Huhn oder gar nur einen Opferkuchen leisten, welchen er nur an einem der Wegschreine oder zuhause darbringt - was somit ebenso viel zur religiösen Stimmung beiträgt, welche wir zu er..gründen suchen, wie ein Opfer in einem Tempel. Hast du dies in deinen Recherchen berücksichtigt, Tiberius, oder gar bereits inkludiert?"

    "Ich werde alles Notwendige vorbereiten."
    Ein wenig Spannung fiel von Gracchus ab, obgleich die größte Hürde, Serapio zu überzeugen, diesem Gespräch überhaupt beizuwohnen, noch vor ihm würde liegen. Er gestattete sich einen Augenblick, diese überaus furchterregende Aussicht in den hintersten Winkel seiner Gedanken zu verbannen, ehedem er zu einem gänzlich anderen, wenn auch letztlich mit allem verwobenen, Thema überging.
    "Es gibt noch eine weitere Angelegenheit, welche ich gerne thematisieren möchte, deine Relation als Augustus zur religio betreffend, res..pektive deren Auswirkung."
    Zwar war Palma sich zweifelsohne der Bedeutung, wie auch dem Einfluss des cultus deorum bewusst, doch da er zuvor nie ein religiöses Amt hatte inne gehabt, führte Gracchus die Überlegungen, welche schlussendlich zu seinem Anliegen führten, ein wenig detaillierter aus.
    "Die meisten Kaiser vor dir hatten neben der offiziellen Ausri'htung des Staatskultes auf die göttliche Trias ihre eigenen Präferenzen in Bezug auf unseren Pantheon, ob welcher allgemeinhin die Ansicht obwaltet, diese seien aus Prädilektionen ihrer Familien resultiert oder aus per..sönlichen Neigungen heraus. Zweifelsohne war dies zum Teil der Fall, doch gleichwohl ist diese Sympathie eines Augustus zu einer dedizierten Gottheit stets ein Ausdruck seiner politischen oder gesellschaftli'hen Couleur."
    Da Gracchus selbst stets etwas komplexere Gedankengänge erdachte, um eine Angelegenheit zu durchdringen, waren auch seine Explikationen selten kurzer Art, wiewohl er hinsichtlich jener Themen, in welchen er sich halbwegs gefeit fühlte, durchaus ein wenig zum Schwadronieren neigte.
    "Der cultus im Allgemeinen und die Götter im Speziellen sind Konzepte, zu welchen jeder Bürger Roms eine Beziehung hat, etwas, das die Menschen ver..stehen - die zugrundeliegende Konzept und die Prinzipien, nicht etwa die Entscheidungen der Götter -, ganz gleich welchen Stand oder Status sie inne haben. Ein staatliches Opfer ist darob primär ein Mittel der Kommunikation, um die staatspolitischen Zusammenhänge bis in die untersten Schi'hten des Volkes zu tragen. Wird etwa außerhalb der üblichen Feiertage ein Staatsopfer an Mars Ultor ausgerichtet, um dessen Gunst zu erbitten, so ist für jeden Römer ersichtlich, dass dem Imperium ein ernstzu..nehmender Krieg bevorsteht, dessen Auswirkungen allfällig bis nach Rom werden spürbar sein. Wird indes ein Dankesopfer an Mars Victor ausgerichtet, so ist für jeden eindeutig, dass die Zeit des Krieges, dass Darben und Bangen vorüber sind und Rom einen großen Sieg errungen hat."
    Zweifelsohne kannte auch Palma die in diesem System liegende Macht, doch da er sich als Pontifex maximus bisherig in kultischen Belangen ein wenig hatte zurückgehalten, war ihm allfällig noch nicht gänzlich bewusst, wie groß der Einfluss tatsächlich war, welchen der Augustus über den cultus deorum konnte ausüben.
    "Deine Präferenz für einen speziellen Kult hat darob eine Art Signalwirkung an das Volk, es zeigt ihm, auf welchen Ziele deine Politik ausgerichtet ist - ob dies den realen Tatsa'hen entspricht oder nur den Anschein dessen erwecken soll, spielt dabei keine Rolle."
    Gracchus ließ eine kurze Pause folgen, ehedem er endlich sein Anliegen formulierte.
    "Meine Frage lautet darob, ob du eine solche Ausri'htung vorgeben möchtest, welche du an das Volk kommunizieren willst, so dass wir den staatlichen Kult entsprechend organisieren können?"

    Gracchus war noch immer der Ansicht, dass es mehr als impertinent gewesen war wie Senator Duccius den damaligen Consul Decimus ob der Verleihung jener Diplomata war angegangen, wiewohl es ihm durchaus kurios erschien, dass eben dieser Senator Duccius nun eine neuerliche Verleihung selbiger Auszeichnung forderte, dass gleichsam Tiberius, welcher augenscheinlich implizit dem - oder gar jenem expliziten - Consul die Eignung zur Beurteilung einer Magistratur im Sinne des Imperium Romanum absprach, dies noch einmal betonte. Doch letztlich stand Tiberius Lepidus in dieser Angelegenheit allfällig nur zwischen den Fronten, welche im Senat bisweilen nichts mit objektiven Tatsachen hatten gemein, denn obgleich Gracchus kaum je überhaupt an einer Front stand, so war er doch um so indignierter sofern es doch einmal geschah. Seine persönliche Front zu Duccius Vala zumindest war mehr als verhärtet - und dies einzig aus - rein subjektiv - gekränkter Familienehre.
    "Da ein Votum zur Verleihung einer Diploma letztlich ebenfalls auf subjektiven Ansi'hten beruht, sollten wir allfällig zuerst ein Gesetz erdenken, welches die Grundlage zur objektiven Bewertung einer Magistratur schafft"
    , wandte er sich seinem Sitznachbarn ein wenig spöttisch zu – keine offizielle Meldung im Senat, doch zweifelsohne in der vorherrschenden Stille laut genug als dass es in der gesamten Curia noch zu hören war.

    Hätte er einen anderen als einen kultischen Termin von Gracchus wissen wollen, hätte dies zweifeslohne zu neuerlicher Verlegenheit geführt - kannte Gracchus seine Termine doch üblicherweise nicht -, doch die contiones des Collegium Pontificum richteten sich üblicherweise am Feiertagskalender aus, so dass Gracchus diese stets präsent waren.
    "Die nächste reguläre contio findet am dritten Tage vor den Iden statt, diese ist zweifels..ohne eine adäquate Gelegenheit."*
    Obgleich der Pontifex Maximus nicht in jeder Sitzung musste anwesend sein, so wäre es doch nicht nur unverdächtig, sondern gleichsam seinem Ansehen als in alle Belange des Reiches involvierten Augustus gar zuträglich.


    Sim-Off:

    Da die Contiones unregelmäßig ausgespielt werden und sich dann über längere Zeit hinziehen (und die derzeit laufende aus dem April SimOff noch eine geraume Weile andauern wird), schlage ich vor, wir beginnen schlichtweg einen undatierten Thread in der Regia, welcher sich SimOn an irgendeine beliebige Contio anschließt.

    Von einem nächtlichen Alb erdrückt stolperte Gracchus aus seinem Cubiculum, schreckte den Sklaven auf, welcher dort wachte, ohne jedoch seinen zögerlichen Fragen Antwort zu gewähren, und hastete den spärlich beleuchteten Gang hinab bis zum Gemach Claudia Antonias. Ohne Anzuklopfen öffnete er die Türe, trat in den Raum hinein.
    "Antonia! Antonia, erwache! Wir müssen die Kinder in Sicherheit bringen!"
    Keine Antwort drang aus der Dunkelheit, kein Brummen, kein Murren, kein Atemzug. Blindlings tastete Gracchus in das Cubiculum sich vor bis zur Bettstatt seiner Gemahlin, über welche eine bestickte Decke gebreitet war.
    "Antonia?"
    fragte er zögernd, blinzelte auf das leere Bett hin als der Sklave, welcher ihm gefolgt war, mit einer Öllampe in der Tür erschien und den Raum erhellte. Als würde der Schein der Lampe bis in seine Sinne hin eindringen, ihm den Geist erhellen und die Schatten auf seinem Verstande vertreiben, wurde Gracchus in diesem Augenblicke der Realität sich gewahr - Antonia hatte seit langem nicht mehr in diesem Bette gelegen - und sie würde dies nie wieder. Seine Schultern sanken herab im gleichen Maße wie die Dringlichkeit seines Traumes von ihm abfiel, seine Knie wurden weich, dass er sich auf das leere Bett niedersetzte und die ungetrübte Gleichmäßigkeit der wollenen Decke zerstörte.
    "Lasse das Li'ht hier und schließe die Tür"
    , wies er den Sklaven an, welcher sogleich gehorchte. Stumm, den Blick in die Unendlichkeit gerichtet saß Gracchus eine geraume Weile auf dem Bett seiner toten Gemahlin, eine Hand auf dem leeren Platz neben sich liegend, bis irgendwann sich Tränen aus seinen Augen befreiten, welche im Lichte des Tages längst keine Freiheit mehr durften erfahren.
    "Oh Antonia"
    , flüsterte er leise.
    "Wie soll dies alles nur enden?"
    Der Alb mochte mit dem Schimmer der Flamme verschwunden sein, doch die zurückbleibende Realität schien keineswegs angenehmer, die Gefahr schien nur allzu wahrhaftig, und wie so oft in den vergangenen Monaten, Jahren allmählich, fühlte Gracchus sich schlichtweg allein, unendlich allein.

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~

    Schweißüberströmt taumelte er mit nackten Füßen über die hölzernen Planken hinweg, zwischen welchen aus den Fugen hinaus grünfarbener, nach faulen Eiern stinkender Dampf entwich, sich als schmieriger, ungustiöser Film über seine Haut legte. An Segel statt flatterten über ihm zerschlissene, ausgebleichte Laken im Winde, schlugen bei jeder Bö gegen die abgeriebenen Seile, welche den morschen Mast in aufrechter Positur hielten und dafür Sorge trugen, dass das alte Schiff nicht in seine Einzelteile zerbrach. Jeder Schritt intendierte ein Knarzen und Knarren, jeder Windhauch riss ein Stück der hölzernen Materie mit sich hinfort und sukzessive fraßen die salzigen Wogen Lage um Lage des dahingestreckten Bugs, an dessen Ende seine Gemahlin in einem wallend weißen Gewand einige Augenblicke verharrte, den Blick abgewandt in die endlose Weite des stürmischen Oceanos, ehedem sie mit einem beherzten Sprunge sich den gierigen Fluten ergab.
    "Antonia!"
    , suchte er seine Stimme gegen das Tosen der Wellen, das zischende Schäumen der Gischt und das Sirren des Windes zu erheben, doch der Klang seines Rufes verhallte nur ungehört im Tosen der rauen See, die seine Gemahlin verschlungen hatte. Ihr entgegen wollte er streben, ihr folgen in das nasse Grab in den Hallen des Neptunus, doch aus den Tauen am Boden lösten sich schuppige Schlangen, welche seine Füße umschlangen, seine Beine emporkrochen, ein böses Flüstern aus ihren Mäulern zischend:
    "Mörder!"
    "Verräter!"
    "Kaisermörder!"
    "Du allein hast uns den Untergang beschert!"
    "Mörder!"

    "Nein"
    , keuchte er atemlos und suchte das Schlangengewirr mit bloßen Händen abzuwehren, doch sie schnappten und bissen und würgten sich mehr und mehr um seinen Leib. Ein schwarzfarbener Skorpion löste sich aus der Gischt, welche sie umspülte, und krabbelte einem König gleich über seine Untertanten über die sich windenden Reptilien hinweg, den stachelbewehrten Schwanz ihm entgegen gestreckt, den Kopf stolz erhoben und im Anblicke gleich dem Serapios, seine Stimme ebenso.
    "Oh doch! Du allein hast sie alle auf dem Gewissen, Manius, du allein hast das Reich verraten! Du hast Valerianus getötet, du hast den Bürgerkrieg heraufbeschworen, du allein hast den sinnlosen Tod hunderter tapferer Römer zu verantworten!"
    Panisch wandte er sich um, doch wo noch Augenblicke zuvor der morsche Schiffsmast in seinem Rücken einen Anflug von Rückhalt hatte vorgetäuscht, hatte nun ein eisernes Gitter sich aus den Schlangen geformt, welches gleichsam um ihn her folgte als er zurück zu seinem Geliebten sich wandte.
    "Nein!"
    schrie er, mit den Händen an den Gitterstäben rüttelnd.
    "Das ist nicht wahr!"
    "Ach so?"
    mischte nun die Stimme des Praetor Duccius sich ein, welcher auf dem curulischen Stuhle thronte, sein wildes Haar bis weit über die Schultern, auf welchen ein braunfarbenes, zotteliges Bärenfell lag und nur halb seinen nackten, muskulösen Oberkörper bedeckte, seine Beine, die in den lächerlichen, langen Hosen steckten, welche die Germanen für gewöhnlich trugen, auf einen Schemel gelegt, welcher bei näherem Hinsehen sich als auf Händen und Knien gebückter Flavius Scato erwies.
    "Du willst also gegen den Zeugen leugnen, dass du den Kaiser ermordet hast?"
    "Ja … ich meine ... nein, nein … aber … aber doch nicht ich allein!"
    "Aha! Schuldig im Sinne der Anklage!"
    Mit einem lauten Krachen ließ Duccius einen eisernen Hammer auf das Haupt Scatos niederfahren, welcher daraufhin zusammenbrach, und erhob sich über den Schiffsbug hinweg, welcher längst die Rostra auf dem Forum Romanum war, zu Faustus sprechend, der aus dem Skorpion sich hatte erhoben.
    "Wie lautet die Strafe?"
    "Er soll brennen, der Verräter!"
    verkündete Serapio mit einer Couleur von Zufriedenheit in seiner Stimme.
    "Und seine Kinder sollen gebrandmarkt werden auf der Stirn, dass jeder auf den ersten Blick sieht, dass sie einen Hochverräter zum Vater haben, dass der Verrat ihnen im Blut liegt!"
    "Nein, nicht meine Kinder!"
    schrie er über den tosenden Beifallslärm des versammelten Volkes hinweg, doch niemand beachtete ihn noch.
    "So sei es!"
    bestätigte Praetor Duccius und Faustus steckte das Holz unter seinen Füßen in Flammen.
    "Zerrt die Kinder vor das Gericht, das Eisen wird sich solange im Scheiterhaufen ihres Vaters erhitzen!"
    "Nein!"
    brüllte er noch einmal,
    "Neeeeiiin ...."
    , doch die Flammen schlugen höher und höher, gierten nach seiner Haut und seinem Fleisch, während die Menge nach seinen Kindern gierte, während Faustus maliziös lachte und lachte und Duccius mit dem Fuß den bewusstlosen Scato in Richtung des Feuers trat.
    "Ahhhh...."

    ~~~


    "… ahhhhh!"
    Schweißgebadet schreckte Gracchus empor in das nächtliche Dämmerlicht seines Cubiculum, strampelte die Decke von seinen Füßen als könne sie ihn verbrennen.
    "Nicht meine Kinder!"
    keuchte er atemlos, stand auf und fand halb schlafend den Weg zur Türe. Er musste dies verhindern ...

    Beiläufig nickte Gracchus zur Aussage seines Sohnes, war indes in diesem Augenblicke bereits recht sicher, dass er die Wagenrennen zu den Ludi Apollinares wohl nicht würde visitieren - zumindest nicht als Zuschauer -, beantwortete sodann ausgiebig die Frage seines Neffen.
    "Nun, letztenendes ist es doch vornehmlich die Kombination aus Wagen, Pferden und auriga, welche die Chancen in einem Rennen bestimmt, während die Factiozuge..hörigkeit eines Gespannes dabei fungibel ist. Somit scheint mir die Präferenz einer Factio vorwiegend dienlich, sich der kognitiven Last einer beständigen Neuwahl eines Favoriten zu entledigen, oder aber in Hinblick auf ihre Konsequenzen gesellschaftli'her Natur, um ein gewisses Maß an Zugehörigkeitsgefühl zu evozieren. Sofern ich die Wahl eines Favoriten in einem Wagenrennen jemals als essentiell sollte erachten - wozu mir gegenwärtig jedoch jegli'her Ansporn und Beweggrund fehlt -, so sehe ich mich kognitiv durchaus in der Lage, Fakten, Kontext, Prämissen und Kriterien der einzelnen Gespanne stets im Voraus zu überdenken und aufgrund dieser Basis eine Entscheidung zu treffen. In Hinblick auf die gesellschaftliche Inklusion in eine Factio indes erachte ich ein gewisses Maß an intrinsischer Be..geisterung für das gesamte Sujet der Wagenrennen an sich als obligat, welches ich nicht aufzubringen imstande bin, so dass eine Zuordnung zu einer solchen weder dieser, noch mir Pläsir oder gar Nutzen würde verschaffen."
    Im Grunde war dies Gracchus' etwas umständliche Art auszudrücken, dass er keiner Factio sich zugeneigt fühlte, indes war auch er durchaus neugierig darauf, welche Ansicht Scato und Domitilla in Hinblick auf die Wagenrennen hegten.