Beiträge von Julia

    Julias Grinsen gefrohr und sie wich von der Tür zurück. Das durfte jetzt nicht wahr sein!
    "Mich testen... Ich soll eine Lupa werden... NEIN!", flüsterte sie tonlos mit schreckensstarrer Mine. Sie stolperte während sie zurück wich und fiel auf ihren Hintern. Dort blieb sie bleich und zitternd sitzen.

    "Ich dich auch, Kleiner.", Julia lächelt ihn an, dann hört sie die Stimmen. Sie zwinkert Koron zu, legt den Zeigefinger auf die Lippen, um ihm anzuzeigen still zu sein und schleicht geräuschlos zu Tür, welche sie vom Nachbarzimmer trennt.
    'Wenn ich hier schon gefangen bin, will ich wenigstens wissen, was vor sich geht.' Das Ohr an die Tür zu lehnen wagt sie nicht, da sie befürchte diese könnte aufschwingen, aber sie bringt es so nah wie möglich an das Holz und lauscht.

    Julia merkte, dass der Junge sich wieder beruhigt hat, umarmt ihn aber noch eine Weile sanft und krault ihm den Nacken. Dann löst sie sich langsam von ihm und lächelt ihn an.
    "Na?", fragt sie mit einem leicht kecken Unterton und fährt ihm einmal kurz über die Wange. "Wieder in Ordnung?", kommt dann aber die einfühlsame und ehrliche Frage.

    Zuerst wusste Julia nicht, was sie tun sollte, doch dann lies sie sich von ihrem Herz leiten:
    Sie hielt Koron einfach nur fest und streichelte ihm sanft über den Rücken, während sie ihn sich ausweinen ließ.
    Es tat gut von jemanden so umarmt zu werden, zu spüren, dass jemand an ihr Halt suchte. Es war so anders, einfach schön... Und es heilte auch etwas in ihr. Einen kleinen Teil nur, doch wenigstens etwas.
    "Scht...", murmelte sie und fuhr ihm sanft durch die Haare.

    Obwohl Koron so leise sprach, verstand Julia ihn.
    Und als sie seine Tränen sah stellte sie ihren Teller beiseite und streichelte ihm sanft über die Wange, ehe sie den Jungen in den Arm nahm.
    "Sie dich sicher auch. Ich bin mir ganz sicher, dass sie ganz oft an dich denken, vielleicht sogar jetzt grade. In dem Moment.“, flüsterte sie Koron in das Ohr.

    "Ja, sie starb, als ich noch jünger war als du es jetzt bist. Ich kann mich kaum mehr an ihr Gesicht erinnern, und das find ich am schlimmsten von allem. Ich weiß nur noch, dass sie wunderschön war und langes braunes Haar hatte. Und, dass ich mich bei ihr immer geborgen gefühlt habe."
    Julia glaubte das schon mal erzählt zu haben, aber das war ihr in dem Moment recht herzlich egal. Es war schön sich mal wieder zu erinnern und je mehr sie erzählte um so mehr fiel ihr auch ein, was sie ungemein freute.
    "Und sie hat mir immer dieses eine Lied vorgesungen. Ich weiß den Text leider nicht mehr, aber die Melodie dafür noch genau!"
    Sie lächelt Koron an.
    "Wie ist den deine Mama?"

    Julia lächelt Koron an, wenn auch leicht traurig.
    "Du klingst wie meine Mama, als sie noch gelebt hat. 'Iss auf Kind, dass de was wirst!' Aber haargenau so."
    Julia schaute leicht verträumt, das war eines der wenigen Dinge, an die sie sich im Bezug auf ihre Mutter erinnern konnte. Nur, was war nun aus ihr geworden?
    "Na gut...", murmelte sie dann nach einer Weile und zwang sich einen Löffel in den Mund, kaute darauf herum und schluckte. Dann den nächsten. Der Hunger trieb es hinein, auch wenn der Appetit nicht wirklich wiederkommen wollte.

    "Du scheinst ja viele hübsche Frauen zu kennen.", lächelte Julia gezwungen, um sich von den Gedanken abzulenken, die nach diesen Worten über sie hereinbrachen.
    Sie rührte etwas in ihrem Essen herum, konnte sich aber nicht mehr wirklich überwinden was davon zu sich zu nehmen.
    "Wie lange würde es denn mit dem Schiff nach Zypern dauern, weißt du das?"

    Julia musste sich beherschen, um sich bei diesen Worten nicht zu verschlucken.
    "Nach... nach Zypern? Wieso?"
    Nach Zypern, wenn ich da mit gehe... mit muss... Zypern ist doch recht weit weg von hier, oder nicht? Und wenn ich da das einzige weibliche Wesen wäre auf der Reise? Und dort? Soll ich dort verkauft werden?
    Julia schüttelte es bei den Gedanken und der Appetit verging ihr auch.
    Als sie aber Korons hoffenden Blick sah, zwang sie sich zu einem Lächeln.
    "Bei dir würde ich furchtbar gerne bleiben, aber ich soll doch verkauft werden... verkauft, als wäre ich ein Ding.", fügt sie bitter hinzu.

    "Ja, hat es. Aber es ist doch viel wichtiger, dass es uns schmeckt, oder?"
    Auch Julia schob einen Löffel in den Mund und kaute genüsslich.
    Die Übelkeit, die sie eben noch verspürt hatte, war fast sofort verflogen. Oder zumindest übertüncht von dem Lauchgeschmack.
    "Hm, lecker! Du bist ein echt guter Lehrer! Du musst mir unbedingt noch andere Gerichte beibringen!"
    Sie grinste Koron über ihre Schüssel hinweg an.

    Julia hielt die Luft an, um nicht falsches zu sagen. Sie stolperte kurz, ehe sie zum stehen kam, sich straffte und das Tablett aufhob. Den leichte Schwindel der dabei aufkam versuchte sie zu unterdrücken. Wirkte Alkohol auf leeren Magen nicht noch stärker als ohnehin schon? Julia glaubte, dass sie das irgendwo mal gehört hatte. Sie hoffte jedoch, dass dem nicht so war.
    Sie ging in die Küche und betete zu den Göttern, dass Minos sie bald verkaufen würde, wenn es schon keine andere Möglichkeit gab von hier wegzukommen.
    In der Küche traf sie auf Koron, der wohl gewartet hatte. Sie lächelte ihm leicht zu und holte zwei Teller heraus. Der Kleine wäre wohl der einzige Grund überhaupt hier zubleiben.
    „Ich soll was essen, leistest du mir Gesellschaft?“
    Sie stellte die Teller auf die kleine Ablage und füllte beide, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Als sie das Essen roch wurde ihr wieder leicht übel und sie spürte ein Schwindelgefühl im Hinterkopf, doch sie zwang sich zu schlucken und Koron einen Teller mit einem Lächeln hinzuhalten.

    Julia konnte ja wohl nicht anders, als den Wein zu trinken.
    Sie wollte weg, runter von dem Schoß, weg von hier. Ihr wurde leicht übel, als der Wein ihre Kehle hinunter rann. Ob das nun an dem Wein lag, oder dass sie sich vor Minos ekelte, ja sich fast vor sich selbst ekelte, weil sie dem Typen keine scheuerte, wusste sie nicht.
    Auf jeden Fall war sie keinen Wein gewöhnt. Und schon gar nicht in größeren Mengen.
    Sie versuchte den Kopf weg zu drehen, um nicht weiter trinken zu müssen.
    "Bitte nicht", murmelte sie.

    Erschrocken öffnete Julia den Mund, als sie so unvermittelt auf Minos Schoß gezogen wurde. Sie glaubte für einen Moment ihr bliebe das Herz stehen und das Tablett feil leise klappernd auf den Boden.
    Sie fühlte sich so was von unwohl in dieser Position und am liebsten wäre sie sofort wieder aufgesprungen. Doch sie beherrschte sich. Dagegen, dass sie sich komplett versteifte, konnte sie jedoch nichts machen.
    Als Minos ihr dann noch den Arm um die Hüfte legte hätte sie diesen am liebsten weggeschlagen, Minos geschlagen. Aber sie verkrampfte ihre Hände in einander und versuchte ruhig zu atmen.
    War das Angebot zu essen nun ein Trick? Oder sollte sie wirklich porbieren? Würde sie in dieser Position überhaupt essen können?
    Unsicher blickte sie auf die Schüssel und dann auf den Löffel, rührte sich jedoch nicht. Sie wagte es nicht.

    Mit ungutem Gefühl im Bauch kam Julia zögernd näher.
    Minos hatte nicht das Gesicht verzogen, also konnte es gar nicht mal so schlecht geschmeckt haben. In dem Moment verfluchte sie sich selbst, dass sie nicht vorher probiert hatte. Vielleicht hätte sie auch selber was essen können? Minos wäre das sicher nicht aufgefallen!
    Doch jetzt war es zu spät und sie stand mit einem wirklich unguten Gefühl nun neben Minos und musste sich zurückhalten nicht schnippisch 'Was ist?' zu fragen.

    Julia nahm den Krug und schenkte nach, dann trat sie einen Schritt zurück und schaute Minos mit eiskalten Augen an. Das Tablett hatte sie locker an der Seite hängen und der Weinkrug stand nun auf dem Tisch.
    Sie wollte neutral blicken, doch sie schaffte es einfach nicht. Ihr Gesicht war recht ausdruckslos, doch ihre Augen funkelten eiskalt.
    'Hoffentlich bleibt es dir im Hals stecken und du erstickst elendig, Bastard!', dachte Julia, während sie zusah, wie dieser ihr Essen probierte.

    "Gut, danke Kleiner! Vielen Dank!"
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und lächelte ihn dankbar an, ehe sie sich eine Art Tablett suchte, auf dem sie Teller, Becher und Krug stellte. Sie überlegte kurz, entschied sich dann aber das Essen gleich auf den Teller zu tun und notfalls halt nochmal in die Küche zu kommen, um den Topf zu holen.
    Schließlich biss sie die Zähne zusammen und trug das Tablett zu dem Kap'tn dort stellte sie zuerst den Teller und dann den Becher auf den Tisch. Dann schenkte sie noch Wein ein. Das alles tat sie, ohne Minos auch nur einmal anzusehen, oder irgendeine Emotion auf dem Gesicht zu zeigen.

    "Es geht schon", wollet Julia abwehren, aber da hatte Koron schon ihre Hand genommen.
    "Ja, danke, viel besser."
    Sie schenkte dem Jungen ein angedeutetes Lächeln, auch wenn ihre Hand nun noch etwas mehr brannte.
    "Aber wir sollten weiter machen, der Kap'tn wird sonst ungeduldig."
    Udn sie entzog dem Jungen sanft ihre Hand, dann machte sie sich daran seine Anweisungen auszuführen.
    Es dauerte eine Weile, aber schließlich glaubte Julia, dass das Essen fertig sein müsste. Fragend blickte sie Koron an.
    "Fertig?"

    Julia nickte und machte sich gleich daran das Feuer zu entfachen. Sie brauchte zwar zwei Anläufe, aber dann tänzelte eine lustige Flamme über das Holz.
    Das Kleinschneiden des Lauchs gestaltete sich da schon als schwieriger.
    Zuerst schien alles gut zu gehen. Julia nahm sich ein Messer und ein Bündel Lauch und begann diesen klein zu hacken. Sie merkte jedoch erst zu spät, dass sie auf ihre Finger aufpassen musste.
    So kam es wie es kommen musste und Julia schnitt sich einmal. Sie fluchte unterdrückt und saugte an der kleinen Wunde, ehe sie den Lauch weiter zerkleinern wollte.
    Zu guter Letzt war der Lauch auch klein, aber Julia hatte sich sage und schreibe sieben Mal geschnitten. Es blutete nicht schlimm, aber die Schnitte brannten wie Feuer.
    Trotzdem konnte sie nicht anders, als etwas stolz zu sein, als sie Koron den Lauch präsentierte.
    "Und jetzt?"

    Julia blickte überrascht zu Koron. Doch dann zeigte sich Hoffnung in ihrem Blick.
    "Das würdest du tun?"
    Ein Großteil der Anspannung wich mit einem Mal von ihr und eine einzelne Träne suchte sich ihren Weg über Julias Wange, die sie aber sofort wegwischte.
    Sie versuchte ein Lächeln und nickte gleichzeitig.

    Julia hielt sich die Wange und sie spürte, wie ihr bei den Worten wieder die Tränen in die Augen steigen wollten. Deshalb drehte sie sich auch ohne weitere Worte zu Küche und eilte in den kleinen Raum.
    Dort blieb sie in der Mitte stehen und sah sich verloren um.
    "Verfluchter Mist, was soll ich machen?", flüsterte sie und nahm eins der Eier in die Hand, die auf einer kleinen Ablage lagen. Mit leicht von Tränen verschleierter Sicht blickte sie sich um und entdeckte noch etwas Gemüse, irgendwelches Kraut das sie nicht kannte und einen Getreidesack. Auch ein paar Krüge standen hier, doch Julia hatte keine Ahnung was sie machen sollte.
    So stand sie inmitten der Küche und hielt das Ei umklammert, ehe sie sich einen Ruck gab, das Ei beiseite legte und eine Schüssel zu sich heran zog. Sie füllte etwas Getreide hinein, doch dann wusste sie nicht mehr weiter.
    So fluchte sie leise und verzweifelt vor sich hin, während sie die Schüssel anstarrte und sich fragte, was sie nun tun sollte.