Nicht im geringsten ist sich die Claudia bewusst, wie jene zwei Worte der Begrüßung ihren Mann so aus der Fassung bringen. Im Gegenteil, sie wirkt sogar recht gut gelaunt. Erst das Wort 'Todesfall' wandelt ihr Schmunzeln in einen ernsten Gesichtsausdruck. Nimmt sie zunächst noch an, dass Gracchus einen Scherz macht, belehrt sie die Wachstafel, die er ihr reicht, doch eines Besseren. Die unruhige Hand ihres Gatten, die sie am Rande wahrgenommen hat, ist umgehend vergessen.
Augenblicklich fühlt sich ihre Kehle staubtrocken und der Kopf völlig leer an. Donatus. Dass er lange von niemandem in der Familie gesehen wurde, war ihr zwar bekannt, doch dass er nun tot sein soll kann sie einfach nicht glauben.
Erst nachdem sie ein gutes Dutzend Mal den Namen gelesen hat, blickt sie stirnrunzelnd auf.
Das ist doch wohl ein schlechter Scherz? Manius? Das ist doch nicht wahr!
Nicht allein, dass ihr Bruder verstorben war macht Antonia so fassungslos, nein, vielmehr die Tatsache, dass sie nun die Letzte ist, die von ihrem Zweig der Familie noch lebt.
Ist das denn sicher? Wirklich eindeutig sicher?
Doch so gut kennt sie Gracchus mittlerweile, dass sie weiß, dass kein Fehler vorliegen kann.
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Antonia schien es, als wolle ihr Mann sie in den letzten Tagen so oft sehen, wie im gesamten letzten halben Jahr. Grund genug, sich zu wundern.
Nichtsdestotrotz lässt sie sich dieses Mal ein wenig mehr Zeit, folgt dem Sklaven nicht sofort ins Peristyl, sondern lässt sich zunächst von ihrer Sklavin zu Ende frisieren. Wie ein zerrupftes Huhn wollte sie ja nicht unbedingt aussehen.
Doch schließlich ist sie wieder am Ort der Peinlichkeit angelangt, in der Hoffnung, es könne nicht schlimmer werden als beim letzten Mal.
Salve Manius., grüßte sie also, einmal wieder, in ihrem unnachahmlichen Tonfall, der ihr selbst gar nicht wirklich bewusst ist.
Schon wieder etwas Wichtiges?
Es muss am Frühling liegen. Vielleicht wollte er sich ja doch noch einmal dazu durchringen.. doch im Peristyl? Wohl kaum.
Ein geistesgegenwärtiger Sklave hat bereits einen Korbstuhl für sie bereit gestellt, in den sich die Claudia nun setzt.
Hochzeit oder Todesfall?, fragt sie mit einem Schmunzeln im Gesicht, nicht ahnend, dass sie damit genau ins Schwarze trifft. -
Da ihre eigentliche Planung beinhaltet hatte, das Peristyl auf schnellstem Wege wieder zu verlassen, ist Antonia einigermaßen erstaunt, dass ihr Gatte sich erhebt und auch noch auf sie zukommt. Erst recht, als sie seine Hand auf ihrer Haut spürt.
Widerstrebend hebt sie ihren Kopf. Sein Satz wird ihr noch einige Zeit im Kopf herumspuken, doch für den Moment nickt sie lediglich und ringt sich ein schwaches Lächeln ab.
Wenn du.. mich dann nicht mehr brauchst.. ?
Die Antwort glaubt sie zu kennen und so verabschiedet sich und verschwindet wieder in den Untiefen der Villa Flavia. -
Erschrocken, als Leontias Gesicht eine ungewünschte Auffrischung ihrer Schminke abbekommt, erwartet Antonia ein Donnerwetter wie es sonst nur Iuppiter zustande bringen würde und zieht reflexartig den Kopf ein wenig zurück. Doch es kommt anders.
Die Flavia beginnt zu lachen. Und die Claudia kann nicht anders, als von einem erschreckten zu einem grinsenden Gesicht zu wechseln. Sogar ein leises Lachen kommt über ihre Lippen, das sie durch eine Hand, die sie vor ihren Mund führt, möglichst zu verbergen sucht. Die auf- und abhüpfenden Schultern verraten dennoch, dass 'Tante Antonia' ebenfalls 'amused' warAls die Verwandte sich schließlich entschuldigt, winkt Antonia ab.
Kein Grund sich zu entschuldigen., sagte sie, sich den vor Lachen schmerzenden Bauch haltend.Doch schließlich meldet sich Serenus wieder zu Wort. Eine Karikatur? Von ihr?
Missbilligend zieht sie eine Augenbraue nach oben. Noch eine Angewohnheit ihres Mannes, die sie unbewusst übernommen hat.
Kaum ist der Junge aus dem Raum, strafft sie sich und besieht sich das 'Kunstwerk' einmal von Nahmen.
Für einen Augenblick steht ihr tatsächlich der Mund offen. Das Gesicht, das laut Serenus so gut getroffen sei, ist jedoch nicht das erste, das ihr ins Auge sticht.
Also..
Nicht sicher, ob sie nun Schmunzeln und Großmütig darüber hinwegsehen, oder sämtliche Sklaven auspeitschen lassen sollte, steht Antonia wie angewurzelt vor der Wand. Allerdings macht ihr noch etwas anderes Sorge: War ihr Podex wirklich so groß? -
Einen Moment lang unsicher, ob Gracchus ehrliches Bedauern, oder nur eine der üblichen Höflichkeitsfloskeln aussprach, nickt Antonia stumm und senkt den Blick. Und wenn er es ehrlich meinte, bedauerte er nur, dass nun von Seiten ihrer Familie weder Einfluss, noch Geld als Unterstützung für seine politische Karriere zu erwarten war?
Ein wenig unruhig blickt sie ihren Mann wieder an.
Nein. Es.. tut mir leid.
Was genau ihr leid tut lässt sie unausgesprochen, ist sich jedoch recht sicher, dass er schon verstehen würde, was sie meint.
Sie schien wirklich nichts richtig zu können. Die Familie eine Enttäuschung, ihre Fruchtbarkeit ließ zu wünschen übrig und die Götter allein wussten, was er noch alles an ihr auszusetzen hatte.
Nur wenige Augenblicke hält sie Gracchus´ Blick stand, ehe sie sich erhebt und die Falten ihres Kleides glättet.
Ich danke dir. Für deine Diskretion.
Dass es ebenfalls in seinem eigenen Interesse lag, dass diese unrühmliche Geschichte nicht bekannt wurde, ist der Claudia zwar bewusst, dennoch hält sie es für angebracht. -
Als Antonia die Wachstafel entgegen nimmt und kurz - sehr kurz - liest, was darauf steht, lacht sie beinahe laut los. Doch angesichts des Todes eines Familienmitglieds schafft sie es, sich zurückzuhalten.
Stattdessen blickt sie teils ungläubig, teils fassungslos wieder auf.
Das kann doch nicht sein.. , keucht sie kopfschüttelnd. Nicht einmal 3 Sesterzen?
Die claudische Stirn legt sich in tiefe Falten. Noch einmal blickt sie auf die ins Wachs geritzte Zahl. Vielleicht hat sie nur das Komma an der falschen Stelle.. oder eine Zahl übersehen? Doch nein, das ganze 'Erbe' ihres Bruders starrt ihr wie Hohn entgegen.
Das kann doch nicht sein.. , wiederholt sie noch einmal, jedoch um einiges leiser. Hatte es so schlimm um ihre Familie gestanden? Ihre Mitgift hatte ihr Vater doch ohne Probleme aufgebracht? Oder war es am Ende gar nicht so 'ohne Probleme' gegangen? Hatte er Schulden machen müssen? Oder war der plebejische Bruder nur einfach nicht umsichtig mit seinem Erbe umgegangen?
Nicht wissend, dass ihr Mann ähnliche Gedanken hegt, sieht sie wieder auf.
Da muss ein Fehler vorliegen.
Vollkommen überzeugt, dass irgendein Sklave im Tabularium, oder sonst einer Verwaltung, irgendwelche Unterlagen verschusselt hatte, spricht Antonia diese Worte aus.
Die Claudier sind gewiss nicht die reichste Gens des Imperiums.. aber.. , wieder sieht sie auf die Wachstafel, .. aber doch auch nicht die Ärmste! Hast du diese Angaben überprüft? -
In einer fließenden Bewegung lässt Antonia sich auf den bereitgestellten Korbstuhl sinken. Eine gewisse Neugier, warum ihr Gatte es so spannend machen möchte, kann die Claudia nicht verhehlen und so lauscht sie aufmerksam den folgenden Worten.
Als Gracchus schließlich geendet hat folgt eine kurze Zeit der stille. Weniger aus Schock, mehr aus Verwunderung.
Imperiosus?, fragt sie nach, während es in ihrem Kopf angestrengt arbeitet. Imperiosus Iulianus? Ihr Bruder?
Ah.. , ein Geistesblitz rettet sie aus der Irritation. Ja.. äh.. mein Adoptivbruder.
Angesichts der Tatsache, dass sie diesen Mann nur auf diversen Feierlichkeiten gesehen hat, kann sie sich kaum an ein Gesicht erinnern. Lediglich der familiäre Aufruhr, als ihr Vater einen Plebejer adoptierte ist ihr noch gut im Gedächtnis.
Da sie mit ihrem Gegenüber schon selbst so manche Scharade gespielt hat, hält sie es für unnötig, übermäßige Trauer zu heucheln. Stattdessen blickt sie fest in die Augen ihres Mannes und nickt.
Dann danke ich dir, dass du mich umgehend benachrichtigt hast, Manius.
Auf den nur rar stattfindenden Informationsaustausch zwischen den Eheleuten geht die Claudia gar nicht weiter ein. Zu unwahrscheinlich scheint ihr, dass sich Gracchus nach einer kurzweiligen Unterhaltung mit ihr sehnte. Geschweigedenn, dass sie selbst dem anklagenden Blick, der zweifellos auftauchen würde, standhalten könnte. -
Sciurius suchte und fand Antonia - wie immer - in ihrem Cubiculum.
Pflichtschuldig war sie dem Sklaven bis ins Peristyl gefolgt, sich fragend, was ihr Gatte von ihr wollen konnte.
Fast beschämt verschränkt sie nach wenigen Schritten die Arme vor ihrem Bauch, denn auch bei der zweiten 'Zusammenkunft' mit Gracchus hat sie es nicht geschafft, schwanger zu werden.Da der Sklave ihr nicht gesagt hat, warum genau ihr Mann sie sehen will, nimmt sie an, es stünde einmal wieder eine Familienfeier an, auf der sie zu erscheinen hatte. Oder zumindest etwas in dieser Art.
Salve Manius., grüßt sie, als sie den ersten Schritt ins Peristyl setzt. Du wolltest mich sprechen? -
Der Sklave muss nicht allzu lange suchen, bis er Antonia gefunden hat, befindet sie sich doch meist am gleichen Ort: In ihrem Gemach.
Es kostet sie nur einen kurzen Moment der Überwindung sich von ihrer Lektüre loszureissen und sich auf den Weg ins Chrysotriclinium zu machen. Nicht auf die Vasen fällt der erste Blick der Claudia, sondern vielmehr auf die Vielzahl an Pflanzen, die den Hauptteil des Raumes einnehmen. Ein Zucken der Mundwinkel deutet ein Schmunzeln an. Das würde wahrlich ein größeres Unternehmen werden.
Doch schließlich findet ihr Blick die Holzkiste, in welcher sich noch immer die Vasen befinden. Auch ohne das Wissen, aus welcher Epoche sie stammten, hätte Antonia wohl die eindeutigen Muster und Motive den Minoern zuordnen können. Noch während sie sich fragt, ob es wohl Originale sind, oder gute Nachbildungen, fahren ihre Finger den Rand der Vase entlang.
Vielleicht noch einige geometrische Kratere.. , murmelt sie leise, ehe sie sich losreisst und und auf den Weg hin zum größten Getummel in der Villa macht: Das Atrium.
Diesmal zuckt nicht der Mundwinkel, sondern eher die Augenbrauen. Sie kann nicht umhin, von so viel Organisation und Gewusel beeindruckt zu sein. Fast kommt sie sich wie bei den Hochzeitsvorbereitungen vor, zu dieser Zeit herrschte eine ähnliche Geschäftigkeit in der Villa Claudia.
Zu ihren Füßen bemerkt sie jedoch als erstes einige regelmäßig wirkende Farbtupfer. Sie runzelt die Stirn und sieht noch einmal genauer hin. Pfotenabdrücke? Ob das die neueste Mode bei Bodenbelägen war?
Da sie zwischen all den Sklaven die Herrin über das Chaos entdeckt, beschliesst sie, diese am besten selbst zu fragen.
Nach wenigen Schritten entdeckt sie auch ein wenig weiter unten Serenus. Wo Serenus war, konnte sein Hund nicht weit sein, womit sich für Antonia die Frage nach dem Pfotenmuster erledigt hat.
Salvete., grüßt sie schließlich die beiden Flavier. Hier ist ja bereits halb Rom versammelt., schmunzelt sie. -
Da ihre weiblichen Begleiterinnen sie kaum zu Wort kommen lassen, lässt sich Antonia widerstandslos die neue Tunika samt passender Stola aufschwatzen. Nicht umsonst hat sie schließlich vor Kurzem von ihrem Göttergatten ein 'wenig' Geld für Einkäufe organisiert.
Das Ensemble ist schnell bezahlt und schon geht es weiter. Die Süßigkeiten lehnt sie kopfschüttelnd ab, hat sie sich selbst doch noch immer auf eine Art Nulldiät gesetzt.Endlich bei den Schuhen angekommen, beginnen die Augen der Claudia kaum merklich zu leuchten. Schuhe. Etwas wunderbareres gab es wohl kaum auf der Erde. Wie viele sie allein im letzten halben Jahr gekauft hatte, war wohl nur mit einem Abakus abzuzählen.
So nimmt sie mit fachmännischem Blick das Paar, das ihre Verwandte ausgesucht hat unter die Lupe. Ausgiebig betrachtet sie das Material, die Verarbeitung, fährt mit einem Finger die Nähte nach und nickt schließlich zufrieden.
Wirklich ein schönes Paar, Epicharis. Mir scheint, wir sollten öfter gemeinsam Einkaufen gehen.
Auch sie probiert umgehend mit Hilfe einer Sklavin eine Sandale an. Passte, wie für sie gemacht, also fanden auch die Sandalen ihren Weg in den flavischen 'Einkaufskorb'.
Nachdem sie noch ein weiteres Paar für sich ergattert hat, besieht sie Minervinas Wahl.
Ja, wirklich schön., pflichtet sie Leontia bei und deutet umgehend auf ein weiteres Schuhpaar.
Oder dieses... es würde wunderbar zu deinem Teint passen.Viel, viel, wirklich viel später, bei den 'Folterinstrumenten' angekommen, hält sich Antonia ebenso sehr zurück, wie sie bei den Schuhen begeistert war. Nicht, dass sie gegen Sklavenbestrafungen wäre. Doch sich selbst damit befassen? Nein, am Ende bekam man noch Blutspritzer ab. ( )
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Warum hatte er nicht einfach, ohne ein Wort zu sagen, verschwinden können? Nein, das war nicht die Art der Flavier, wie Antonia weiß. Vor allem nicht die Art dieses Flaviers. Es scheint ihr, als ob er immer etwas tun musste, das sie in Verlegenheit bringt. Oder zumindest etwas, über das sie bis zur nächsten Begegnung mit ihm nachdenken muss.
Als ob sie nur darauf gewartet hätte, huscht kurz nachdem Gracchus den Raum verlassen hat, ihre Sklavin ins Cubiculum der Claudia. Hatte sie etwa an der Tür gelauscht?
Antonia war es im Moment gleich. Sie setzt sich ruhig an ihren Frisiertisch und bedeutet der Sklavin mit einem Kopfrucken, ihre Frisur zu richten. -
Mit gemischten Gefühlen sieht Antonia ihrer Schwägerin hinterher. Nicht gerade die feine römische Art, wie sie findet, weswegen sie ihrem Gatten auch einen kurzen, fragenden Blick zuwirft.
Andererseits wird sie selbst nun wohl kaum noch als Anstandsdame, oder Gesellschaft gebraucht. Die Herren ergehen sich in einer militärischen Diskussion und da es wohl unschicklich wäre, wenn sie als Frau hierbei eifrig mitredete, konnte sie sich ebenso gut auch zurückziehen.
Ein gekonntes Lächeln auf den Lippen erhebt sie sich also langsam von ihrem Platz und wendet sich an die beiden Männer.
Ihr entschuldigt, wenn ich mich nun auch zurückziehe?
Sie erwartet keinerlei Widerspruch, vor allem von Seiten ihres Gatten nicht.
Tiberius, ich hoffe, wir werden uns bald einmal wieder sehen.
Die übliche Höflichkeitsfloskel mit der üblichen Perfektion vorgetragen.
So verabschiedet sie sich, nickt beiden freundlich zu verlässt den Raum. -
Die ein oder andere Beschwerde, die die herumgeschubsten Marktbesucher um sie herum von sich geben, wenn die flavischen Sklaven den Weg ebnen, überhört Antonia dezent. Plebejer.
Dass Leontia sie mit 'Liebe Schwägerin' meint, wird ihr erst nach ein paar Sekunden bewusst.
Ich.. Das ist eine wunderbare Idee., erwidert sie jedoch bereitwillig und nickt.
Nur den Garten würden sie wohl verschonen müssen. Senator Felix war da ja bisweilen ein wenig eigen mit seinen Rosen, schiesst es ihr durch den Kopf.
Doch ehe die ersten Ideen aus ihr heraussprudeln, sind sie auch schon beim ersten Stand angekommen und die Flavia beginnt erst einmal mit der 'Dekoration' von Serenus´ Sklavin.
Ob des Tatendrangs kann Antonia nicht anders, als fasziniert zuzusehen. Und sich bei der Frage zu ertappen, wie es wohl wäre, wenn sie selbst ein bisschen mehr wie Leontia sein könnte. -
Es war vollbracht. Zumindest für dieses Mal.
Den Kopf voller Gedanken und doch irgendwie leer, starrt die Claudia noch immer auf ihrem Bett liegend an die Decke ihres Cubiculums.
Langsam wandert eine ihrer Hände auf ihren Bauch. Hatte es diesmal geklappt? Und wenn ja, würde es ein Erbe werden, oder nur ein Mädchen? Sie schaudert beim Gedanken daran. Den vorwurfsvollen Blick ihres Mannes, wenn er eine Tochter bekäme, könnte sie nicht ertragen.
Sie beschließt, gleich am nächsten Tag in den Iuno-Tempel zu gehen, um für einen Sohn zu bitten.Irgendwie war es dieses Mal anders gewesen, als in der Hochzeitsnacht. Woran genau das lag, weiß sie selbst nicht. Vielleicht kam es ihr auch nur so vor, lag die Hochzeit mittlerweile doch schon einige Monate zurück.
Ruckartig erhebt sich Antonia wieder in die Senkrechte, geht zu ihrem Schrank und zieht sich eine neue Tunika über den Kopf. Wie beiläufig streicht sie sich einige lose Haarsträhnen hinter die Ohren, als sie sich wieder umdreht.
Da Gracchus seine Pflicht und Schuldigkeit getan hat, nimmt sie nicht an, dass es ihn zur weiteren Konversation mit ihr drängt. Ihr selbst würde auch nichts einfallen, über das man nun sprechen könnte. -
Nur mit halbem Ohr hört Antonia den Gesprächen zu. Da Minervina und der Tiberier scheinbar keine Schwierigkeiten haben, ein Gesprächsthema zu finden, hält sie sich auch mit Kommentaren zurück.
Die meiste Aufmerksamkeit erhält ohne Zweifel das außergewöhnliche Essen.
Ab und an gilt ein misstrauischer Blick der großen Katze neben Minervina. Der neueste Trend? Eindeutig einer, dem sie selbst nicht folgen würde. Katzen in geringerer Höhe waren ihr da doch lieber.
Spiele. Wieder ein Thema, das sie selbst nicht so sehr reizte. Wagenrennen hingegen gefielen ihr ausnehmend gut. Die Geschwindigkeit, der Nervenkitzel.. die Lenker.
Ein kurzer, schuldbewusster Blick ob solcher Gedanken gleitet zu ihrem Gatten. Da dieser jedoch anderweitig beschäftigt ist, lächelt sie einfach still in sich hinein. -
Nachdenklich sieht Antonia zu Boden. Eine rechte Erwiderung auf seine Worte will ihr nicht einfallen.
Doch angesichts dessen, was er vorzuhaben scheint, wären allzu viele Worte wohl ohnehin nicht nötig.
Durch die Unerwartete Berührung ihres Gatten zuckt sie leicht zusammen, schimpft sich in Gedanken jedoch umgehend ein dummes Huhn. Kein Wunder, dass er glauben musste, sie würde ihn verabscheuen, wenn sie sich beim letzten Mal ebenso verhalten hatte.
Nervös beisst sie sich auf die Unterlippe, ehe ihr bewusst wird, dass das ein ebenso schlechtes Verhalten ist. Also hebt sie den Kopf, als das Kleid zunächst ihre Schultern und schließlich ihren Körper hinabgleitet. Es vergeht nur ein kurzer Moment des Zögerns, bis sie sich umdreht und Gracchus in die Augen sieht. Eine Frau musste tun, was eine Frau tun muss..
Sie hebt langsam eine Hand, greift den Stoff von Gracchus´ Tunika und zieht ihn - selbst rückwärts gehend - in Richtung ihres Bettes. -
Sim-Off: Tut mir leid, dass es sich bei mir so zieht, ich komm gerade zu gar nichts
Antonia entsteigt nach Epicharis der Sänfte und lässt zunächst ihren Blick über die Märkte schweifen. Man konnte meinen, es gäbe nur diesen einen Tag im Jahr, an dem es hier die Möglichkeit gab einzukaufen, so voll war es. Glücklicherweise hatten sie ja einige kräftige Sklaven dabei, die ihnen den Weg 'ebnen' würden.
Oder das, was zuerst in Reichweite kommt., erwidert die Claudia schmunzelnd auf den Vorschlag ihrer Großcousine hin.
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Gracchus´ Worte lassen Antonia kurz die Stirn runzeln. Es hörte sich so an, als hätte er nichts gegen sie persönlich, sondern die Ehe im Allgemeinen?
Ich.. , setzt sie an, bricht jedoch ab. Ich verstehe nicht.. was soll das alles bedeuten? Du möchtest keine Ehe führen, du scheust davor zurück, eine Frau zu berühren?
Auf den Gedanken, dass Gracchus seinem eigenen Geschlecht mehr zugetan war, als dem Weiblichen, kommt sie nicht. Zu abwegig scheint ihr diese Möglichkeit. Also spricht sie die für sie Naheliegendste aus.
Du hast eine Affäre, nicht wahr?
Unwillkürlich weicht sie zurück, um den Blick wieder abwenden zu können. Weder ihre Unsicherheit, noch ihre Aufgewühltheit soll ihr Mann in diesem Moment sehen.
Versteh mich nicht falsch, das ist kein Problem. Du wärst nicht der Erste, der sein Glück außerhalb der Ehe sucht und wirst nicht der Letzte sein.
Nur.. Du willst, dass ich glücklich bin? Dann behandle mich nicht wie eine Aussätzige. Sieh in mir keinen Störenfried, der Dein schönes Leben zerstören will.
Was das Kind angeht-
Ein verbissenes Lächeln auf ihren Lippen erscheint, als die Claudia zu ihrem Ehemann sieht.
-An mir soll es nicht liegen. -
Sie musste sehr an sich halten, um nicht einfach aus dem Zimmer zu stürmen. Doch sowohl ihre Gravitas, als auch ihre Erziehung verbieten es ihr.
'Es mag sein, dass ich deine Nähe nicht unbedingt suche, doch dies kommt nur daher, da du mir fortwährend das Gefühl vermittelst, dass ich das Schlimmste bin, was dir je passiert ist.' - diese Worte hallen wieder und wieder in ihrem Kopf umher. War das sein Ernst? Sie war sich keiner Schuld bewusst. Nie hatte sie ihn so abfällig behandelt, wie er sie. Zumindest war Antonia dieser Ansicht.
Doch noch etwas anderes lässt sie die Stirn runzeln. Es fällt ihm nicht leicht eine Frau zu berühren?Nachdenklich und doch mit etwas Undeutbarem in ihrem Blick sieht die Claudia ihren Mann an. Sie demütigte ihn? Sie ihn?
Doch viel mehr, als seine Worte irritiert Antonia die Körpersprache Gracchus´. Seit sie ihn kennen gelernt hatte, war er immer aufrecht wie eine Eiche gewesen. Und nun? Nicht, dass er wie ein geprügelter Hund ausgesehen hätte, doch irgend etwas war anders.
Einige Zeit erwidert sie nichts, geht in Gedanken immer und immer wieder die Worte durch, die sie soeben gehört hat. Es war nichts geschnörkeltes daran, nicht wie sonst, durch Zitate von Dichtern gespickt. Für einen Flavier war es wohl die einfachste Wortwahl, zu der er im Stande war. Noch ein Punkt, der sie durcheinander brachte.Es war nie meine Absicht, Dich zu demütigen., durchbricht endlich ihre Stimme die bedrückende Stille.
Abgesehen davon, dass es ihr schleierhaft ist, inwiefern sie ihn gedemütigt haben könnte. Ihn, den perfektesten der Patrizier.
Wie.. , setzt sie an, es herauszufinden, doch sie spricht den Satz nicht zu Ende, wendet stattdessen den Blick wieder von ihrem Ehemann ab und streift mit ihren Augen einige Möbelstücke.
Eisige Stimme. Sie habe eine eisige Stimme. Oder nur, wenn sie mit ihm sprach?
Was soll ich tun, Manius? Sag es mir, denn ich weiß nicht, was ich falsch mache, wodurch ich deine Missgunst hervorrufe. -
Und wie aufs mentale Stichwort der Schwägerin hin, erscheint Antonia im Türrahmen, von wo aus sie kurz die Szenerie überblickt. Ägyptisch, in der Tat. Den Gepard bedenkt sie mit einem 'Wenn du mir nichts tust, tue ich dir auch nichts'-Blick, ehe sie sich ins Innere des Raumes begibt.
Es hat sie ausnahmsweise nicht ganz so viel Überwindung gekostet, sich für dieses Essen von ihrem Cubiculum zu lösen. Schließlich würden außer ihr nur drei weitere Gäste teilnehmen, wobei das Hauptaugenmerk sicher auf Minervina liegen wird. Um die Aufmerksamkeit in die richtigen Wege zu leiten, hat sie selbst außerdem ein unauffälliges, nachtblaues Gewand gewählt. Nichtsdestotrotz ist anhand des Stoffes zu erkennen, dass die Trägerin keineswegs am Hungertuch nagen muss.
Direkt neben Gracchus bleibt Antonia schließlich stehen. Ganz das glückliche Ehepaar simulierend, hakt sie sich mit einer Hand bei ihm unter und lächelt freundlich in die Runde.
Salvete., grüßt sie. Ich bin Claudia Antonia.
Ihr Blick wendet sich Durus zu.
"Aedil. Ich freue mich, Dich endlich kennen zu lernen. Man hört viel von Dir.
Ein Nicken folgt, dann wendet sich die Claudierin an ihre Schwägerin.
Und Du bist sicher Minervina. Wie schön, endlich die Schwester meines Mannes kennen zu lernen.
Ich hoffe, ihr musstet nicht auf mich warten?