Cubiculum | Claudia Antonia

  • Sie musste sehr an sich halten, um nicht einfach aus dem Zimmer zu stürmen. Doch sowohl ihre Gravitas, als auch ihre Erziehung verbieten es ihr.
    'Es mag sein, dass ich deine Nähe nicht unbedingt suche, doch dies kommt nur daher, da du mir fortwährend das Gefühl vermittelst, dass ich das Schlimmste bin, was dir je passiert ist.' - diese Worte hallen wieder und wieder in ihrem Kopf umher. War das sein Ernst? Sie war sich keiner Schuld bewusst. Nie hatte sie ihn so abfällig behandelt, wie er sie. Zumindest war Antonia dieser Ansicht.
    Doch noch etwas anderes lässt sie die Stirn runzeln. Es fällt ihm nicht leicht eine Frau zu berühren?


    Nachdenklich und doch mit etwas Undeutbarem in ihrem Blick sieht die Claudia ihren Mann an. Sie demütigte ihn? Sie ihn?
    Doch viel mehr, als seine Worte irritiert Antonia die Körpersprache Gracchus´. Seit sie ihn kennen gelernt hatte, war er immer aufrecht wie eine Eiche gewesen. Und nun? Nicht, dass er wie ein geprügelter Hund ausgesehen hätte, doch irgend etwas war anders.
    Einige Zeit erwidert sie nichts, geht in Gedanken immer und immer wieder die Worte durch, die sie soeben gehört hat. Es war nichts geschnörkeltes daran, nicht wie sonst, durch Zitate von Dichtern gespickt. Für einen Flavier war es wohl die einfachste Wortwahl, zu der er im Stande war. Noch ein Punkt, der sie durcheinander brachte.


    Es war nie meine Absicht, Dich zu demütigen., durchbricht endlich ihre Stimme die bedrückende Stille.
    Abgesehen davon, dass es ihr schleierhaft ist, inwiefern sie ihn gedemütigt haben könnte. Ihn, den perfektesten der Patrizier.
    Wie.. , setzt sie an, es herauszufinden, doch sie spricht den Satz nicht zu Ende, wendet stattdessen den Blick wieder von ihrem Ehemann ab und streift mit ihren Augen einige Möbelstücke.
    Eisige Stimme. Sie habe eine eisige Stimme. Oder nur, wenn sie mit ihm sprach?
    Was soll ich tun, Manius? Sag es mir, denn ich weiß nicht, was ich falsch mache, wodurch ich deine Missgunst hervorrufe.

  • Die Stille, welche für einige Augenblicke im Zimmer herrschte, war dazu angetan, Gracchus den letzten Funken Gravitas zu rauben, und er musste schwer an sich halten, nicht doch wieder aus dem Raum zu fliehen. Ihre Worte schließlich waren es, welche ein wenig dieses Bedürfnisses zurücknahmen, denn sie waren so ganz anders, als er es von ihr gewohnt war.
    "Meine Missgunst? Wie kommst du darauf, dass ich dir dies entgegenbringe, Antonia?"
    Erweckte er tatsächlich diesen Eindruck? Womöglich war die Ursache allen Übels doch letztlich bei ihm zu suchen, wahrlich, so musste es sein. Womöglich war es ihm doch zu deutlich anzumerken, dass seine Sinne nach einem anderen Menschen verlangten, als nach ihr?
    "Es tut mir leid, Antonia."
    Er streckte die Hand aus, zögerte einen Augenblick, legte sie dann jedoch an ihre Wange, um ihr Gesicht wieder zu sich zu drehen, so dass sie ihn anblicken musste.
    "Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, beileibe, ich bin weit davon entfernt. Doch wenn ich schon eine Ehe führen muss, wenn schon eine Frau diese Bürde tragen muss, dann ... ich möchte, dass wenigstens sie dabei glücklich ist ... dass du dabei glücklich bist... Darum sage mir, was es ist, was du dir wünschst, was es ist, das du brauchst, um hier glücklich zu sein? Du sollst all das bekommen, ich will im Gegenzug nicht mehr nehmen, als was mir zusteht, und auf nicht mehr bestehen, als dass du mir ein Kind gebierst."

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  • Gracchus´ Worte lassen Antonia kurz die Stirn runzeln. Es hörte sich so an, als hätte er nichts gegen sie persönlich, sondern die Ehe im Allgemeinen?
    Ich.. , setzt sie an, bricht jedoch ab. Ich verstehe nicht.. was soll das alles bedeuten? Du möchtest keine Ehe führen, du scheust davor zurück, eine Frau zu berühren?
    Auf den Gedanken, dass Gracchus seinem eigenen Geschlecht mehr zugetan war, als dem Weiblichen, kommt sie nicht. Zu abwegig scheint ihr diese Möglichkeit. Also spricht sie die für sie Naheliegendste aus.
    Du hast eine Affäre, nicht wahr?
    Unwillkürlich weicht sie zurück, um den Blick wieder abwenden zu können. Weder ihre Unsicherheit, noch ihre Aufgewühltheit soll ihr Mann in diesem Moment sehen.
    Versteh mich nicht falsch, das ist kein Problem. Du wärst nicht der Erste, der sein Glück außerhalb der Ehe sucht und wirst nicht der Letzte sein.
    Nur.. Du willst, dass ich glücklich bin? Dann behandle mich nicht wie eine Aussätzige. Sieh in mir keinen Störenfried, der Dein schönes Leben zerstören will.
    Was das Kind angeht-

    Ein verbissenes Lächeln auf ihren Lippen erscheint, als die Claudia zu ihrem Ehemann sieht.
    -An mir soll es nicht liegen.

  • Womöglich hätte er besser geschwiegen, doch andererseits hatte er dies bereits zu lange getan und es hatte ebenfalls nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt.
    "Sei nicht albern, Antonia. Es mag dieser Tage als Mode gelten, eine Liaison zu führen, doch lass dir gesagt sein, ich folge den Moden nicht, so ich nicht mit all meiner Überzeugung hinter ihnen stehen kann. Du bist die einzige Frau, bei welcher ich seit unserer Vermählung gelegen habe, und du wirst während der gesamten Dauer dieser Ehe die einzige Frau sein, bei welcher ich dies tun werde."
    Natürlich lag Antonia nicht gänzlich falsch mit ihrer Vermutung, doch genau betrachtet würde es Gracchus niemals möglich sein, den von ihm präferierten Verhältnissen nachzugehen. Ihm blieben einzig die Sklaven zur Wahl, doch jene fielen weder unter den Aspekt der Liaison, noch würden sie seiner Gattin als Anlass zur Sorge gereichen. Gracchus musterte ihr Profil und dachte über ihre Worte nach, womöglich ließ er sie seine Ablehnung tatsächlich zu deutlich spüren und sollte dahingehend nach Reduktion dessen streben.
    "Ich werde mich bemühen."
    Er ließ offen, ob er dies auf seine nicht ausgesprochenen Gedanken bezog, oder auf jene Taten, welche er folgen ließ. Denn Gracchus ließ Antonia ihren Abstand nicht, folgte ihr, trat um sie herum, so dass er leicht hinter ihr stand, und begann die Verschlüsse des Kleides an ihren Schultern zu lösen. Da er nun einmal bereits in ihrem Raum, so dicht an ihr stand, so musste diese Gelegenheit genutzt werden, bevor sie wieder verstreichen konnte.

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  • Nachdenklich sieht Antonia zu Boden. Eine rechte Erwiderung auf seine Worte will ihr nicht einfallen.
    Doch angesichts dessen, was er vorzuhaben scheint, wären allzu viele Worte wohl ohnehin nicht nötig.
    Durch die Unerwartete Berührung ihres Gatten zuckt sie leicht zusammen, schimpft sich in Gedanken jedoch umgehend ein dummes Huhn. Kein Wunder, dass er glauben musste, sie würde ihn verabscheuen, wenn sie sich beim letzten Mal ebenso verhalten hatte.
    Nervös beisst sie sich auf die Unterlippe, ehe ihr bewusst wird, dass das ein ebenso schlechtes Verhalten ist. Also hebt sie den Kopf, als das Kleid zunächst ihre Schultern und schließlich ihren Körper hinabgleitet. Es vergeht nur ein kurzer Moment des Zögerns, bis sie sich umdreht und Gracchus in die Augen sieht. Eine Frau musste tun, was eine Frau tun muss..
    Sie hebt langsam eine Hand, greift den Stoff von Gracchus´ Tunika und zieht ihn - selbst rückwärts gehend - in Richtung ihres Bettes.

  • Als Antonia unter seiner Berührung leicht zusammen zuckte, hielt Gracchus' Hand einen winzigen Augenblick inne, denn erneut stiegen Zweifel und Bedenken in ihm auf, wollte er sie doch nicht drängen, wozu sie nicht bereit war. Zudem schien ihr Körper sich schließlich auch noch zu versteifen und dies führte wiederum dazu, dass in ihm das Gefühl aufstieg, ein furchtbarer Unmensch zu sein. Es kostete ihn alle Mühe, sich zu versichern, dass sie bereit sein mochte oder nicht, dass dies etwas war, was ein Mann tun musste, was er darum tun musste. Doch noch ehe er sich zum Fortschreiten der Tat durchringen konnte, drehte sie sich mit einem Blick in ihren Augen um, welchen Gracchus weder deuten konnte, noch je an ihr gesehen hatte. Dies war jedoch längst nicht das Ende ihres Handelns, legte sie plötzlich Hand an ihn und zog ihn zu ihrem Bett hin. Ohne, dass er auch nur darüber nachdenken konnte, folgte er ihrem fast nackten Körper und drückte sie am Bett angekommen sanft, aber bestimmt auf dessen Oberfläche, ungeachtet der Stolen, welche noch immer darauf ausgebreitet waren - eine Stola würde sie nun ohnehin nicht benötigen, und folgte ihr sogleich nach. Es war nicht der Umstand, dass er den Beischlaf mit ihr begehrte, dass er ihren Körper liebkosen, den Trieb in sich an ihr stillen oder gar auch nur einen Erben zeugen wollte, der ihn mit einem mal zu seinem Drängen anhielt, es war die Aussicht auf jenen heimlichen Moment der Erleichterung, jenen winzigen Augenblick der Freiheit, welchen er in der Nacht ihrer Hochzeit verspürt hatte, jener Augenblick, dessen Reminiszenz allein all die Zeit subkonszient in ihm schwehlte und der nun seine Wiederholung forderte, ihn überkam wie eine Sucht den Süchtling. Die Leibbänder, die ihre Nacktheit auch in unbekleidetem Zustand verhindern sollten, waren eilig gelöst, der Saum Gracchus' Tunika beiläufig bis zu den Hüften hinauf geschoben, so dass nichts der Kopulation im Wege stand. Kein Gedanke mehr war an wohlklingende Worte verschwendet, kein Gedanke an die Berührung pfirsichweicher Haut oder den Duft sanft wellenden Haares, denn für keinen einzigen Gedanken mehr war Raum in Gracchus' Hirn, beanspruchten doch tiefer gelegene Organe nun jegliche zur Verfügung stehenden Ressourcen. Seine Hände, seine Lippen, nicht zuletzt sein Unterleib folgten einem durch die Natur gegebenen Progamm, so alt wie die Menschheit selbst und auch in tausenden Jahren noch nicht verbraucht, einzig dazu geschaffen ihm Glückseligkeit vorzugaukeln, um die Welt mit einem weiteren Nachkommen zu bevölkern.

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  • Es war vollbracht. Zumindest für dieses Mal.
    Den Kopf voller Gedanken und doch irgendwie leer, starrt die Claudia noch immer auf ihrem Bett liegend an die Decke ihres Cubiculums.
    Langsam wandert eine ihrer Hände auf ihren Bauch. Hatte es diesmal geklappt? Und wenn ja, würde es ein Erbe werden, oder nur ein Mädchen? Sie schaudert beim Gedanken daran. Den vorwurfsvollen Blick ihres Mannes, wenn er eine Tochter bekäme, könnte sie nicht ertragen.
    Sie beschließt, gleich am nächsten Tag in den Iuno-Tempel zu gehen, um für einen Sohn zu bitten.


    Irgendwie war es dieses Mal anders gewesen, als in der Hochzeitsnacht. Woran genau das lag, weiß sie selbst nicht. Vielleicht kam es ihr auch nur so vor, lag die Hochzeit mittlerweile doch schon einige Monate zurück.
    Ruckartig erhebt sich Antonia wieder in die Senkrechte, geht zu ihrem Schrank und zieht sich eine neue Tunika über den Kopf. Wie beiläufig streicht sie sich einige lose Haarsträhnen hinter die Ohren, als sie sich wieder umdreht.
    Da Gracchus seine Pflicht und Schuldigkeit getan hat, nimmt sie nicht an, dass es ihn zur weiteren Konversation mit ihr drängt. Ihr selbst würde auch nichts einfallen, über das man nun sprechen könnte.

  • Atemlos lag Gracchus neben seiner Gemahlin und starrte durch die Decke ihres Cubiculums, womöglich bis zu jenem Punkt, an welchem der Himmel im Gefüge der Welt befestigt war, und seine Gedanken trieben in der zähen Masse der Endlosigkeit dahin, so dass sein Geist gefüllt war mit einem Zustand nebulöser Zufriedenheit. Nur äußerst langsam und zähflüssig drängten sich gänzlich andere Empfindungen in seine Aufmerksamkeit, doch je mehr er sie bei Seite schieben wollte, desto nachdrücklicher und unnachgibiger forderten sie ihren quälenden Tribut. Da ohnehin Antonia durch ihre hastigen Bewegungen die stille, beglückende Zweisamkeit so jäh zerriss, war es jedoch bald nicht länger notwendig, andere Bedürfnisse weiter auf zu schieben. Während sich seine Gattin herrichtete, stand Gracchus auf und trug ebenfalls dafür Sorge, dass er sich ohne größere Beanstandung vor der Tür zeigen konnte. Ein Umweg über sein Cubiculum würde von Nöten sein, doch der nachfolgend direkte Weg würde ihn in das Triclinium leiten, denn es gelüstete ihn nach einem pikanten Mahl. Bevor er jedoch das Zimmer verließ, stellte er sich dem Blick seiner Gattin, und noch immer von vollster Zufriedenheit erfüllt, ließ er sich denn doch dazu hinreißen, zu tun, was ihm doch so viel mehr entsprach, als sich zu nehmen, was ihm zustand.
    "Zugunsten unseres Erben hoffe ich, dass jene Männer sich irren, welche die Ansicht vertreten, dass das Wesen des Nachkommen einzig und allein dem Samen des Mannes entspringt, denn es wäre wahrlich deplorabel, wenn die Schönheit seiner Mutter nicht auf ihn übergehen würde."
    Ohne ihre Reaktion abzuwarten wandte sich Gracchus der Tür zu, verließ den Raum und suchte sein eigenes Cubiculum auf, nicht ohne einen Augenblick davor zu verweilen und sich mit einem äußerst feinen Runzeln der Stirn die Maserung jener Tür vor Augen zu führen, durch welche er sonst immer nur hastig hindurch schritt.

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  • Warum hatte er nicht einfach, ohne ein Wort zu sagen, verschwinden können? Nein, das war nicht die Art der Flavier, wie Antonia weiß. Vor allem nicht die Art dieses Flaviers. Es scheint ihr, als ob er immer etwas tun musste, das sie in Verlegenheit bringt. Oder zumindest etwas, über das sie bis zur nächsten Begegnung mit ihm nachdenken muss.
    Als ob sie nur darauf gewartet hätte, huscht kurz nachdem Gracchus den Raum verlassen hat, ihre Sklavin ins Cubiculum der Claudia. Hatte sie etwa an der Tür gelauscht?
    Antonia war es im Moment gleich. Sie setzt sich ruhig an ihren Frisiertisch und bedeutet der Sklavin mit einem Kopfrucken, ihre Frisur zu richten.

  • Wie feine Fäden zog sich die dunkle Maserung über das Holz der Tür, wirkte im dämmrigen Schein der Öllampen auf dem Flur beinahe wie kleine, giftige Schlangen, die nur darauf warteten, dass Gracchus das Cubiculum betrat, um hernach die Tür mit ihren tausenden Körpern zu überziehen, zu verriegeln, auf immer und ewig. Es war schon weit nach Sonnenuntergang, doch Gracchus fand keine Ruhe, war ob der Einsamkeit seiner Nacht schließlich wieder aufgestanden, hatte versucht zu arbeiten, doch die Rastlosigkeit in ihm blieb, bis er sich schließlich zu seiner Gattin aufgemacht hatte, nicht um Trost zu suchen bei ihr, doch um zumindest die Nacht nicht sinnlos zu vergeuden. Nun, bereits in spürbarer Nähe zu ihr, drängte alles in ihm nur danach, umzukehren, in sein eigenes Cubiculum zurück, und wieder ruhelose Zeit allein zu suchen, doch er zwang sich, seine Hand an den Griff zu legen, die Türe zu öffnen.
    "Antonia?"
    Seine Stimme hallte laut durch das schummrige Licht, viel zu laut, als dass sie es hätte überhören können, doch nicht ganz so fest, wie er sich dies gewünscht hätte. Er wusste nicht, ob Quintus Tullius sich genommen hatte, was er selbst ihm hatte angeboten, wusste nicht, ob sein Zwilling der Vater seines Kindes würde werden, doch wenn ein Kind enstehen sollte, so musste er Gewissheit verhindern, musste er selbst ebenfalls als Vater in Frage kommen, denn wie könnte er noch mit ruhigem Gewissen ein Kind annehmen, dessen er sich eines Piraten als Erzeuger sicher, gleich ob dies sein Bruder oder sein Feind war?
    "Antonia?"
    fragte er nochmals, leiser nun, als er an das Bett heran trat, in welchem die schlanke Gestalt seiner Gattin lag. Er fühlte sich wie ein Aggressor, ein Eindringling in seinem eigenen Haus, ein Fremdkörper in seinem eigenen Fleisch. Vorsichtig streckte er die Hand aus, um sie an der Schulter zu berühren.

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  • Wie jeden Tag ist Antonia früh zu Bett gegangen. Schönheitsschlaf, würde man das später wohl nennen. So glaubt sie zunächst an einen Traum, als sie ihren Namen hört.
    Etwas Undeutliches murmelnd zieht sie ihre Decke bis unters Kinn und dreht sich einmal im Bett um, so dass ihr Rücken nun zur Tür weist.
    Erst als sie zum zweiten Mal angesprochen wird, schlägt sie die Augen auf. Es klang fast wie Gracchus. Nunja, es klingt wie Gracchus, zumindest soweit sie das beurteilen kann.
    Die Berührung an der Schulter lässt die Claudia schließlich hochfahren, sich herumdrehen und ihren Gatten erschrocken anstarren.
    Manius., keucht sie.
    Der Moment des Schreckens über die Anwesenheit eines unerwarteten Besuchers in ihrem Cubiculum weicht dem Bewusstsein, dass sie vollkommen zerwühlt und verstrubbelt aussehen muss. Ihr einziger Trost ist, dass es wenigstens nicht allzu hell ist.
    Notdürftig versucht sie, ihre Haare mit einer Hand glatt zu streichen, während die andere damit beschäftigt ist, Antonias Oberkörper mit ihrer Decke zu verhüllen.
    Was ist denn los?

  • Die Art und Weise, wie sie seinen Praenomen keuchte hatte nichts von derjenigen, wie sie ihn üblicherweise aussprach, und welche Gracchus' Nackenhaare dazu brachten, sich aufzurichten. Natürlich war es weit davon entfernt, erfreut, liebevoll oder gar erwartungsvoll zu klingen, doch vermutlich hätte ihn dies ohnehin mehr derangiert, als jene Besorgnis, die in Antonias Tonfall mitschwang.
    "Nichts, es ist ist nichts,"
    beeilte er sich, sie zu beruhigen, da ihm augenblicklich klar geworden war, wie seltsam dies ihr erscheinen musste.
    "Ich konnte nicht schlafen."
    Obgleich es die Wahrheit war, klang es überaus stupide.
    "Nun, ich dachte ..."
    Er zögerte. Es war ein äußerst einfältiger Gedanke gewesen.
    "Ich bin hier ... um unserer ehelichen Pflicht nachzukommen."
    Der Satz hing im Raum und schien sich wie ein schweres, transluzentes Tuch über sie zu legen, der Nachhall klang Gracchus in den Ohren wie das Rauschen des Styx auf der letzten Überfahrt.
    "Luna ist im Wachsen inbegriffen, dies ist eine gute Zeit zum Entstehen."
    Auch dies war die Wahrheit, doch es klang nicht minder stupide. Was auch immer er würde sagen, es würde nicht besser werden. So zog er sich schließlich seine Tunika über den Kopf und die leichte Decke von Antonias Oberkörper. Ihre blasse Haut hob sich aus der Dunkelheit empor und für einen Moment strich er fast zärtlich über ihre Schulter. Dann drängte er sie ein Stück weiter in das Bett hinein, um selbst dort seinen Platz zu finden.

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  • Der Versuch, sie zu beruhigen, beunruhigt Antonia im Grunde nur noch mehr. Wenn nichts los war, was wollte er dann hier?
    Er konnte nicht schlafen. Es hätte sie in diesem Moment nicht mindert verwundert, hätte er gesagt, Vercingetorix sei auferstanden und stünde vor den Toren Roms. Die Frage blieb, was wollte er hier?


    Des Rätsels Lösung ist schlussendlich simpel. So simpel, dass sich die Claudia fragt, warum sie nicht bereits selbst darauf gekommen ist. Sie schiebt es auf ihre Müdigkeit und blinzelt langsam.
    Oh.. ja, natürlich.
    Nicht, dass sie sonst eine Abscheu dagegen hätte, wenn ihr Mann bei ihr lag. Nur sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reissen, um etwas zu tun, das er auch 3 Stunden zuvor hätte tun können, ruft in Antonia eine gewisse Missstimmung hervor. So lässt sie sich auch nur betont langsam von ihrem wunderbar gewärmten Platz schieben, um Raum für Gracchus freizugeben.

  • Es war warm unter der Decke, viel zu warm, wie Gracchus befand, zudem glühte auch Antonias Körper heiß neben dem seinen. Wie bereits zuvor, als er bei ihr gelegen hatte, faszinierte Gracchus die weiche Haut seiner Gattin, es war von ihrer allgemeinen Wohlgestalt abgesehen, das einzige, was ihn an ihr faszinierte, diese helle Pfirsichhaut, stets bedeckt von einem subliminalen, undefinierbaren Hauch, diese zarte Haut, die so gänzlich anders roch, als alles, was er normalerweise berühren wollte. Er schob seine Nase an ihren Hals, erkundete jene Regionen zwischen Schultern und Ohr, sog genussvoll den Odeur dieses ihm so fremden und unverständlichen Wesens in sich auf, der nun, in der Nacht noch viel unvertrauter schien, als am Tag oder den Abendstunden. Es fiel Gracchus nicht schwer, Verlangen ihn sich zu erspüren - trotz der Anwesenheit seiner Gemahlin - denn seit Tagen staute es sich in ihm auf, suchte ein Ventil, da er bisherig noch nicht bereit gewesen war, sich einen anderweitigen Ersatz für seinen Leibsklaven zu suchen und obgleich Antonia bei gänzlich freier Entscheidung vermutlich kaum dieser Wahl entsprochen hätte, so bot sie doch ebenso Gelegenheit zur Erleichterung wie ein unwilliger Sklave auch. Es dauerte nicht lange, bis auch Gracchus' Körper vor Hitze glühte und schneller, als Antonia wahrscheinlich ihm folgen konnte, drängte es ihn, dem Druck in sich mit einem Aufstöhnen nachzugeben. Schwer atmend ließ er seine Körper auf den seiner Gattin niedersinken, spürte, wie sich die Hitze ihrer beider Leiber vereinte, spürte den feinen Schweißfilm wischen ihnen, roch wieder am Odeur ihres Leibes, erfreute sich an der Veränderung dessen und an der Freiheit des Augenblickes.

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  • Im Normalfall waren es die Frauen, die ihre kalten Füße bei ihren Männern wärmten. Im Falle von Antonia und Gracchus scheint dies genau umgekehrt zu sein. Andererseits war an dieser Ehe wohl sonst auch nicht viel normal.


    Wie immer, wenn sie ihren Gatten auf ihrer Haut spürt, bekommt die Claudia eine Gänsehaut. Ein wohliges Gefühl breitet sich in ihr aus, vermag jedoch nicht, sie gänzlich aus ihrer Schlaftrunkenheit zu befreien.
    'Zeit ist Geld' scheint das Motto der Nacht zu sein, denn Antonia spürt mitnichten ein Verlangen in der Art wie Gracchus es tut, lässt sich jedoch nach unten drücken und leidenschaftslos über sich ergehen, was ihr die einzige Möglichkeit scheint, die Achtung ihres Mannes zu gewinnen: Die Zeugung eines Erben.


    =============


    Doch wie alles im Leben, hat auch diese Vereinigung ein Ende. Und obwohl sie sich weder sonderlich viel bewegt, noch viel Anteil am Geschehen genommen hat, verspürt Antonia eine gewisse Zufriedenheit. Diesmal musste es geklappt haben. Ganz sicher.
    Ob dieser Gewissheit erscheint eines der seltenen ehrlichen Lächeln, das sie sich für besondere Momente aufzusparen scheint, auf ihrem Gesicht, als sie ihren Gatten ansieht.

  • Obgleich er sich dessen nicht bewusst ist, noch groß darüber nachdenkt, erwidert Gracchus das zufriedene, ehrliche Lächeln seiner Gattin mit gleicher Emotio und für einen winzigen Augenblick scheinen sie tatsächlich jene Ehe zu führen, welche sie nach außen vorgeben. Sodann rollt sich Gracchus von ihr und neben sie und starrt an die Decke in der Dunkelheit über sich, noch immer den zarten Hauch seiner Gattin in der Nase. Diesmal musste es geklappt haben. Die Zufriedenheit schlägt um in Müdigkeit, die ihn mit einem Mal überkommt und obgleich er sich noch im einen Moment anmahnt, in sein eigenes Cubiculum zurück zu kehren, so verspürt er doch schon im nächsten Moment die niederdrückende Schwere des Schlafes über sich hinwegziehen.

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  • Mit ihren Augen folgt Antonia Gracchus, wie er sich auf die Seite rollt und schließlich zur Decke starrt. Nachdenklich tut sie mit ihrem Mann das Gleiche wie er selbst mit der Zimmerdecke und bemerkt erstaunt, dass er nicht die geringsten Anstalten macht, sich in sein Cubiculum zurückzuziehen.
    Ein leises Hm kommt über ihre Lippen, dann dreht sie sich jedoch auf die andere Seite und nach einer Weile ist auch sie eingeschlafen.

  • Weit im Osten Roms schickte sich die Sonne gerade an, sich aus den Klauen der Nacht zu befreien und sich über die Welt zu erheben, als Gracchus dies ebenso tat - nicht, sich über die Welt erheben, doch aus den Klauen der Nacht befreien. Ob des warmen Körpers an seiner Seite stieg morgendliches Verlangen in ihm auf, er drehte sich mit genussvoll verzogenem Gesicht zur Seite und öffnete langsam die Augen. Erschrocken wich er zurück. Der warme Körper neben ihm gehörte weder Sciurus, noch sonst einem Sklaven des Hauses, wie überhaupt gar keinem Sklaven, sondern Antonia, seiner Gattin. Mit einem Mal war Gracchus hellwach und jegliches Verlangen aus ihm gewichen. Er richtete sich auf und blickte sich im Raum um. Dies war auch nicht sein Cubiculum, sondern jenes seiner Gemahlin. Die Erkenntnis der letzten Nacht dämmerte in seinen Geist, wie sich die seichten Strahlen des heranbrechenden Tages durch das Fenster in den Raum drängten und die Dunkelheit vertrieben. Hastig schob sich Gracchus aus dem Bett, um Klandestinität bemüht, um Antonia nicht aufzuwecken, und suchte seine Tunika, die noch immer dort lag, wo er sie am Abend zuvor hatte achtlos hin geworfen. Wie hatte er sich nur solcherart gehen lassen können? Die gesamte Nacht hindurch hatte er bar jeder Hülle neben Antonia verbracht, die Aussicht war wahrlich erschreckend, nicht ob der fehlenden Hülle, sondern Antonias wegen. Er streifte sich das Gewand über und schlich leise aus dem Zimmer hinaus, bemüht, den hartnäckigen Gedanken zu ignorieren, dass er neben seiner Gemahlin so gut und so tief geschlafen hatte, wie seit langem nicht mehr in diesem Hause, denn dies war ein Gedanke, welcher dazu gereichte ihn zutiefst zu derangieren, ebenso wie die Frage, weshalb ihn Antonia nicht hatte fort geschickt.

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  • Als einer der flavischen Haussklaven meldet, an der Porta sei ein Sklave aus Britannia, der eine Nachricht für Claudia Antonia habe, weiß die Empfängerin sofort, dies kann nur von ihrer Freundin Scantia, welche kürzlich in die nördlichste Provinz des Imperiums gereist war, stammen.
    Nachdem sie schon mehrere Wochen nichts von ihr gehört hat, hatte Antonia schon geglaubt, die Fabia sei entweder von Eingeborenen entführt worden, oder so schockiert von ihrer neuen Heimat, dass sie umgehend zurückgereist sei.
    Umgehend lässt sie also diesen Sklaven zu sich zitieren.

  • Sichtlich weit gereist ist der großgewachsene Sklave, der wenige Zeit später das Cubiculum betrat. Über seiner Schulter hing eine Art Reisesack, in einer Hand hielt er eine versiegelte Wachstafel.
    Mit Begrüßungsfloskeln hielt sich Antonia nicht lange auf und so überreichte er ihr kommentarlos die Nachricht, die er durch das halbe Imperium mit sich herumgetragen hatte.


    Trotz Müdigkeit beobachtete er aufmerksam jede Bewegung, jedes Mienenspiel im Gesicht der Frau, die von heute an seine neue Herrin sein würde. Die Verwunderung, die mit jeder Zeile die sie las zu steigen schien, zwang ihm ein Grinsen ins Gesicht, welches, als sie aufblickte, jedoch umgehend ins Nichts verschwand.
    Den musternden Blick der Claudia ließ er mit stoischer Ruhe über sich ergehen, bis sie ihn aufforderte, etwas über sich zu erzählen.
    Mein Name ist Youenn.
    Den fragenden Blick, den seine neue Herrin zeigte, kannte er bereits, so fügte er Das bedeutet so viel wie 'Der mit dem Bogen aus Eibenholz zu kämpfen weiss' hinzu.
    Das unverholene Grinsen Antonias ließ ihn seufzen.
    Und nein, Herrin, ich kann nicht mit dem Bogen umgehen. Weder aus Eibe, noch sonst einem Holz.


    Noch eine ganze Weile erzählte er von seinem Können und Nichtkönnen, von Britannia und von Fabia Scantia, welche ihn hierhergeschickt hatte.
    Schließlich hielt er inne.

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