Der Weg vom Atrium in den Garten scheint Antonia kürzer geworden zu sein, denn noch immer sind ihr nicht die rechten Worte eingefallen.
Vestalin oder heiraten, tja.., murmelt sie vor sich hin und atmet erstmal die kühle Januarluft ein. Beides hätte sicher seine Vorteile, aber ich verstehe, warum dein Vater möchte, dass du heiratest.
Als Vestalin ist man zwar hoch angesehen, doch politisch wäre eine Ehe weitaus profitabler.
Kommt es ihr nur so vor, oder redet sie gerade wie ein Gebrauchtpferdehändler, der versucht eine alte Schindmähre an den Mann zu bringen?
Und.. äh.. es gibt ja durchaus noch gute Partien in der Patrizierwelt.
Die ihr nur gerade nicht einfallen wollen.
Kennst du denn in Rom überhaupt schon jemanden, außer der Familie?
Nun folgte als die Stunde der Wahrheit. Wie die Ehe wäre, hatte Epicharis gefragt.
Die Ehe. Nunja.. die Ehe an sich ist.. wie soll ich sagen? Nicht schlecht. Ich meine, man hat endlich seinen eigenen Haushalt, muss sich nicht mehr bevormunden lassen.. es sei denn natürlich, du erwischst einen besonders herrschsüchtigen Mann.
Erschrocken hält die Claudia inne. Den letzten Halbsatz hätte sie wohl weglassen sollen, sonst verschreckte sie Epicharis noch.
Ähm.. nicht, dass man einen solchen Ehemann sicher nicht auch irgendwie 'erziehen' könnte., setzt sie also schnell mit einem Grinsen hinzu.
Wenn ich in diesem Fall für mich sprechen soll.. nunja.. ich hatte mir die Ehe anders vorgestellt.
Zögerlich wendet sie ihren Blick gen Himmel und schweigt einige Zeit.
Weißt du, ergreift sie schließlich wieder das Wort, ich wusste, dass es eine Zweckehe sein würde, ich wusste, dass es eine schwierige Zeit werden würde, bis ich mich eingefunden habe.. aber ich hatte gehofft, es würde nur einige Wochen, oder Monate so gehen.
Sollte sie wirklich alles erzählen? Epicharis verstand es vielleicht gar nicht, war sie doch noch nicht verheiratet.
In Gracchus Gegenwart fühle ich mich immer.. wie ein dummes kleines Kind, das es seinem Vater nie wird recht machen können. Ich glaube, er verachtet mich wirklich abgrundtief.
Ein schwerer Seufzer folgt, der Blick wandert wieder nach unten.
Stell dir vor, seit der Hochzeitsnacht hat er nicht einmal.. also.. er war nie wieder..
Sie hält inne, hofft, dass Epicharis auch so verstehen würde und zuckt mit den Schultern.
Ich meine, bin ich denn wirklich so abstoßend?, fragt sie und sieht an sich hinab.
Ich kann es mir einfach nicht erklären. Was ist nur falsch an mir?
Schnell jedoch hat sich die Claudia wieder gefasst und lächelt entschuldigend.
Ach, verzeih, du wolltest sicher keine Schauergeschichten hören. Ich bin davon überzeugt, dass das bei dir anders sein wird, solltest du dich für die Ehe entscheiden.
Bei ihr war das sicher erblich. Ihre eigenen Eltern waren schließlich auch nie wirklich glücklich gewesen, zumindest soweit sie das beurteilen konnte.