Ein schlanker, junger Sklave mit sanften Gesichtszügen und wachen, blaufarbenen Augen führte den miles in das stilvolle Atrium der Villa Flavia - vorbei an den wächsernen Ahnenmasken, hinter welchen auch am Tag die Flammen kleiner Öllampen flackerten, vorbei an wohlproportionieren, milchig weißen Statuen, vorbei an bronzenen, mythischen Gestalten, welche als Halter für Lampen und Schalen dienten, bis hin zu einer kleinen Sitzgruppe, so dass er dort auf Aquilius konnte warten.
Beiträge von Sciurus
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Original von Narrator Italiae
Der arme Liktor hätte nun seufzen können. Tat er aber nicht, sondern hatte stattdessen eine weitere Frage parat. "Welcher Wohnort ist dir denn für diese Person bekannt?"
Desinteressiert zuckt der Ianitor mit den Schultern. "Hispania?" Es war mehr eine Frage denn eine Antwort. "Dahin ist er zumindest zuletzt hin abgereist, aber wie gesagt, das ist sicher schon Jahre her. Die Mitglieder dieses Hausen pflegen keinen Kontakt zu ihm." -
Praefectus Praetorio Gaius Caecilius Crassus, RomaManius Flavius Gracchus Gaio Caecilio Crasso s.d.
Obgleich die Ereignisse um die Entführung meiner Schwester Minervina bereits einige Zeit zurück liegen und andere Angelegenheiten bisherig verhinderten, dass der Sachverhalt eben dieser Geschehnisse und ihrer Konsequenzen einer Klärung wurde unterzogen, so ist es dennoch indispensabel, jene Klärung anzustreben und entstandene Schuldigkeiten zu nivellieren. So denn es dir agreabel ist, würde ich dies gerne bei einem Mahl in der Villa Flavia zu einem von dir gewählten Zeitpunkt nachholen.
M.F.G.
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Original von Lucius Decimus Subrius
Eine kleine Gruppe miles, unter denen sich Subrius befand, kam zur Villa Flavia Felix, um dort mit Caius Flavius Aquilius zu sprechen.Subrius trat vor und klopfte gegen die Tür.
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AcanthusAcanthus, der sonstig nicht unbedingt gut gelaunte, doch auch nie schlecht gelaunte Ianitor der Villa Flavia öffnete an diesem Tage missmutig die Türe, spürte er doch seit den frühen Morgenstunden ein leichtes Kratzen im Halse, welches wenig mit dem schlechten Wein zu tun hatte, welchen er am Vorabend in übermäßigen Mengen zu sich hatte genommen. Viel mehr befürchtete der Sklave erste Auswirkungen des trüben Wetters, welches seit ein paar Tagen über der römischen Weltstadt lag und ihm nicht gefallen wollte.
"Salve", grüßte er und richtete sich zu voller Größe auf, als er der Uniformen der Soldaten gewahr wurde. In seinem Hinterkopf liefen bereits Wetten zwischen seinen Gedanken ab darüber, ob wessen Bewohners die Stadtkohorten anrücken mochten. Ein Gedanke tippte auf Senator Felix, welcher auf diese Weise zu einer überaus wichtigen Senatssitzung geschleift werden sollte, welche er verschlafen hatte. Ein anderer Gedanke setzte sein Gut auf Claudia Antonia, welche auf den Mercatus war überfallen worden - obwohl nichts dementsprechendes in der Küche zu vernehmen war - und nun den Täter identifizieren sollte. Noch ein weiterer Gedanke tippte auf Flavius Aquilius - bei diesem Herrn schien jegliche Verwicklung möglich, von der Anzeige eines betrogenen Ehemannes, über Erregung öffentlichen Ärgernisses bis hin zu tätlicher Beleidigung. Wieder ein Gedanke tippte auf eine Verwicklung in das Verschwinden des jungen Herrn Serenus, obgleich dessen Aufenhalt gerüchteweise bereits geklärt war. Ein letzter Gedanke tippte auf Flavius Gracchus, welcher seit seiner Abwesenheit mochte vergessen haben seine Steuern zu entrichten - wobei der Gedanke dabei großzügig darüber hinweg sah, dass Patrizier ohnehin keine Steuer entrichteten.
"Zu welchem Herrn und in welcher Angelegenheit?" fragte Acanthus kurz angebunden, da seine Hauptkonzentration der Entwirrung und Widerlegung seiner Gedanken galt.
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Original von Tiberius Caecilius Metellus
"Slave, ich bin Tiberius Caecilius Metellus und wünsche Caius Flavius Aquilius in geschäftlichen Angelegenheiten zu sprechen."Da der Mann keinen Rang nannte, ordnete ihn Acanthus den zahlreichen Menschen zu, welche nicht wichtig genug waren, um alles stehen und liegen zu lassen, doch da sein nomen gentile durchaus nicht unbekannt war, so gehörte er denn auch nicht zu jenen, welchen man die Tür vor der Nase zu schlug oder sie für die Abwicklung ihrer Geschäfte zum Circus schickte.
"Bitte warte einen Augenblick, ich werde in Erfahrung bringen, ob der Herr zu sprechen ist." Auf einen Wink des Ianitors hin eilte ein Sklavenjunge hinfort, um Aquilius aufzusuchen. Der Junge kehrte nur wenige Minuten später bereits wieder zurück und flüsterte dem Ianitor ins Ohr, dass der Herr bereit war, den Besucher zu empfangen.
Acanthus öffnete die Tür zur gänze und bat den Gast herein. "Bitte folge dem Jungen, Herr, er wird dich zu Flavius Aquilius geleiten."
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Der junge Sklave führte den Caecilier bis zum Arbeitszimmer seines Herren, kündigte den Besucher an und ließ ihn auf Aquilius' Geheiß hin eintreten.
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Original von Narrator Italiae
Der Liktor stellte sich knapp und förmlich vor. Dann kam er direkt zu seinem Anliegen. "Ich komme im Auftrag des Praetor Urbanus. Ich soll in Erfahrung bringen, ob triftige Gründe vorliegen, warum Tiberius Flavius Quirinalis bislang nicht zur Anhörung erschienen ist, die vom Prätor angesetzt wurde. Die Ladung dazu wurde ihm vor wenigen Tagen überbracht."
Acanthus schüttelte bedauernd den Kopf. "Ein Tiberius Flavius Quirinalis ist hier nicht wohnhaft und der einzige Träger dieses Namens, welcher mir bekannt ist, hat schon seit Jahren keinen Fuß mehr in diese Villa gesetzt."Dass eben dieser Herr zu der in diesem Haushalt nicht gerade gut gelittenen hispanischen Sippe gehörte, welche nur unter größten Anstrengungen überhaupt einen Fuß je wieder über die Türschwelle würde setzen, erwähnte der Ianitor nicht, denn es würde dem Liktor ohnehin nicht weiterhelfen und ging ihn darüber hinaus auch nichts an.
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Original von Narrator Italiae
Einige Tage, nachdem ein Bote des Praetors die Ladung für Tiberius Flavius Quirinalis zur ersten Anhörung überbracht hatte, stand wieder ein Liktor vor der Tür und klopfte an.[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg]
AcanthusAuch an diesem Tage öffnete Acanthus, Ianitor der Villa Flavia, die Türe und musterte den Besucher, welcher unschwer als Liktor zu erkennen war. "Salve!" grüßte er darum nur und erwartete, dass der Mann sein Begehr von sich aus würde nennen, immerhin war dies üblicherweise seine Aufgabe.
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Original von Tiberius Caecilius Metellus
Tiberius kam zur Porta der Villa Flavia und klopfte dort an.[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg]
AcanthusAcanthus, Ianitor der Villa Flavia, öffnete die Türe und ließ seinen abschätzenden Blick über den Besucher wandern. "Salve, was willst du?"
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Unruhig wälzte sich sein Herr im Schlaf, murrte Unverständliches, immer wieder unterbrochen vom Namen seiner Base, und warf sich wieder und wieder von einer auf die andere Seite. Längst hatte Sciurus für die Anpassung des Mahls gesorgt, so dass sein Herr nur noch leichte Speisen am Abend bekam und nicht mit schwerem Magen sich die Nacht belud, doch da Gracchus ohnehin nur sehr spärlich aß in der letzten Zeit, so änderte dies nicht viel am nächtlichen Umtrieb des Patriziers. Der Sklave dachte darob bereits über einen Medicus nach, die Griechen sollten bisweilen die Kunst beherrschen ein Loch in den Kopf zu bohren und es ordnungsgemäß wieder zu verschließen, vielleicht konnten sie einem Menschen auf diese Weise auch seinen Defätismus aus dem Hirn nehmen. Eine weitere Möglichkeit war, es bei den Italicern am Circus zu versuchen, den Stregae , oder den Magi aus dem Osten. So innig, wie sein Herr an all den Zauber der Flüche glaubte, würde womöglich auch einer dieser Scharlatane ihm mit seinem Zauber die Sinne klären können. Sciurus jedoch hielt weder etwas von Medici, noch von Stregae oder Magi, allesamt waren dies nur Gauner und Betrüger, die versuchten den Leichtgläubigen die Sesterzen aus der Tasche zu ziehen. Der Sklave musterte seinen schlafenden Herrn und schüttelte langsam den Kopf. Auf See, selbst in Baiae noch hatte er ihn bereits im Boot des Fährmannes gesehen, doch wenn sein Herr nicht endlich aufhören würde, sich den Kopf zu zermartern, so würde er letztlich doch noch die Überfahrt antreten. Sciurus lehnte sich zurück, seinen Kopf an die Wand hinter sich, und starrte noch lange in die trübe Dämmerluft des Raumes, bevor er schlussendlich mit offenen Augen in einen leichten Halbschlaf fiel.
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Obgleich Sciurus gern seinen eigenen Geschäften nachging, so war er doch trotz allem ein Sklave der Flavia, weshalb er an diesem Tage einen Umweg über das Officium des Cursus Publicus antrat, um dort die Briefe seines Herrn abzugeben.
"Zwei Eilbriefe nach Aegyptus und ein Normalbrief nach Parthia." Er legte 45 Sesterzen auf den Tisch und verschwand hernach wieder, nur ein eintöniges "Vale." auf den Lippen.Flavia Minervina, Villa Flavia, Chora tes Alexandreias, Provincia Alexandria et Aegyptus
Gruß und Heil, glücksuchende Schwester in der Ferne!
Obgleich ich dir Zeit in Aegyptus zugestand, so muss ich dich doch früher als erwartet um deine Rückkehr nach Rom bitten. Leontias Reise führte letztlich nicht nur aus dem Einflussbereich ihres Vaters, sie führte gar aus dieser Existenz hinaus. Jenes Schiff, welches sie in Ostia bestieg, erreichte sein Ziel nie, das Mare Internum hat es verschlungen und mit ihm unsere Base. Trotz dessen, da wir Leontias sterbliche Überreste niemals werden finden können, so ist es dennoch notwendig, ihrer Gaia durch die erforderlichen Riten die vergönnte Ruhe zu bereiten. Ich möchte dich daher bitten, bereits jetzt nach Rom zurück zu kehren und auch unseren Neffen Serenus mitzubringen. Sofern dies dir nicht möglich ist, so sende mir bitte Nachricht.
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Lucius Flavius Serenus, Villa Flavia, Chora tes Alexandreias, Provincia Alexandria et Aegyptus
Gruß und Heil, in der Ferne gestrandeter Neffe!
Deine Großmutter Agrippina unterrichtete mich von deinem Aufenthaltsort in Aegyptus und bat mich gleichsam für deine Rückkehr nach Rom Sorge zu tragen. Indes jedoch fordern gewichtigere Umstände deine Rückreise, denn deine persönlichen Belange. Deine Tante Leontia kehrte nicht zurück von ihrer Reise über das Mare Internum, gleichsam wird sie nie wieder zurück kehren, denn längst geleitete Mercurius ihre Seele hinab in das Totenreich. Es ist nun an uns, ihrer Familie, für ihre Gaia Sorge zu tragen, so dass nicht ein rastloser Lar aus ihr werden muss. Gleichsam bitte ich dich, für das Wohl deiner Tante Minervina Sorge zu tragen, und dich darob ihr auf der Reise von Alexandria nach Rom anzuschließen, so dass ich meine Schwester in sicheren Händen weiß.
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Centurio Marcus Flavius Aristides, Lager der Legio I Traiana Pia Fidelis, Parthia
Gruß und Heil, Vetter in der Fremde, furchtloser Streiter im Namen Roms!
Kaum gibt es Nachricht aus den Provinzen hinter den Grenzen unseres Reiches, doch keine Nachricht mag gleichsam bedeuten, dass die Kämpfe noch nicht haben begonnen. Ich hoffe darum, dass du dich wohl befindest und deine einzige Sorge der Schwierigkeit gilt, Puls und Essigwasser gegen schmackhaftere Nahrung einzutauschen.
Da ich nicht weiß, ob jemand dich bereits benachrichtigt hat, so möchte ich dich davon in Kenntnis setzen, dass dein Sohn Serenus in der Villa Flavia in Aegyptus angekommen ist und sich dort wohnlich eingerichtet hat. Er befindet sich wohl und nützt seine Zeit, um seine Bildung zu vervollständigen.
Der Grund, weshalb ich dir diesen Brief schreibe, ist jedoch ein wahrhaft deplorabler, und es schmerzt mich zutiefst, diese Worte zu Pergament bringen zu müssen. Unsere Base Leontia hat den Styx überquert und ist ins Elysium eingekehrt. Sie suchte den Heiratsplänen, welche ihr Vater Aetius erneut für sie gefasst hatte, zu entgehen, ich selbst sprach ihr zu, nach Aegyptus zu reisen, gleichsam erklärte ich mich bereit, sie zu begleiten, konnte dies jedoch nicht ob meiner Pflichten in Rom. Es drängte sie so sehr, dass sie schlussendlich allein die Reise antrat, ich folgte ihr, sobald die Situation dies zuließ. Doch in Alexandria angekommen fand sich keine Spur von ihr, noch von dem Schiff, welches sie in Ostia bestiegen hatte. Auch zurück in Italia, am Quell aller Informationen, tat sich keine Spur mehr auf. Das Mare Internum hat sie verschlungen, es gibt keine Hoffnung mehr. Um ihrer Gaia Ruhe zu schenken und ihr den Weg in die Reihe der Ahnen zu öffnen, werde ich dafür Sorge tragen, dass der Bestattungsritus trotz des Fehlens ihres Leichnams korrekt vollzogen wird.
Ich schließe diese Zeilen in der Hoffnung, dass künftige Nachrichten freudvoller sein werden.
Möge Mars Ultor dein Schwert führen, möge dir Jupiter Stator Standhaftigkeit schenken und möge Duellona dir mit ihrer Fackel Licht in den dunklen Wirren des Krieges leuchten.
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Caius Flavius Aquilius, Villa Flavia, Roma
Gruß und Heil, geliebter Vetter, sterblicher Castor im Herzen der Welt,
ich sende dir meine trostlosen Worte aus dem heißen Süden Italias und obgleich meine Kraft noch nicht gänzlich wieder erstarkt ist, so ist es doch mein Wille. Doch will ich beginnen vom Anfang, dort, wo meine letzten Zeilen endeten. Leontias Spur trieb mich nach Ostia, es war nicht sonderlich schwer, jenes Schiff auszumachen, auf welchem sie gen Süden reisen wollten. Sein Name war Pegasus, welch Hohn, da doch dem geflügelten Pferd ohnehin nicht nachzukommen ist, zudem war es ein kleines, wendiges Handelsschiff, tatsächlich in Richtung Aegyptus unterwegs. Keine Zeit verlor ich, doch Schiffe nach Aegyptus finden sich längst nicht so reichlich, wie dies zu glauben sei, ein träges, schweres Ungetüm nahm mich schlussendlich auf, Ariade, immerhin ein Name voll Hoffnung, trügerisch obgleich, und trug mich gen Süden, der ich tatsächlich noch immer voller Hoffnung war, mein Abbild mochte sie wie ihr versichert an die Gestade dieser fruchtbaren Lande geleiten.
Kaum wohl muss ich dir berichten, wie quälend diese Reise für mich war, muss kaum dir berichten, dass wenige Stunden auf See ich keinen Schritt mehr konnte tun, da mein Innerstes sich nach Außen gekehrt, meine Sinne sich gegenteilig tief vergraben hatten, denn du weißt, wie schlecht die Seefahrt mir bekommt. Gleichsam stellte sich all diese Qual nur als überflüssiges Übel heraus, denn Leontia hatte letztlich Aegyptus nicht erreicht, so dass auch mir nichts blieb, als nach Osita zurück zu segeln, um dort die Spur erneut aufzunehmen. Die Überfahrt war wiederum ein Gräuel schlimmsten Ausmaßes, und doch war es nicht nur das Würgen des Meeres, welches mich derzeit überkommen hatte, was glücklicherweise auch Sciurus alsbald erkannte. Ein starkes Fieber riss mich in seine Klauen, mir selbst schwirrten die Sinne schon längst in anderen Gefilden, so dass Sciurus' Handeln, welches dazu führte, dass das Schiff unplanmäßig in Misenum vor Anker ging, mir verborgen blieb. Er brachte mich in die Villa nach Baiae, dort, wo ich augenblicklich noch immer weile.
Mehr mag ich dir nicht berichten, denn auch dir ist das Wissen nicht fern, dass jede Nachricht, welche diese Räumlichkeiten verlässt, mehr als nur ein Paar Augen sieht. Doch sei dir dessen gewiss, dass meine Abwesenheit aus Rom nicht mehr von langer Dauer sein wird, es drängt mich zurück, da die Geschehnisse weit deplorabler sind, als du dir dies vorstellen kannst.
Einzig die Aussicht auf jene Dinge, die verborgen sind, bereitet meinem Herz Freude.
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Acanthus besah sich den Aushang, es war jener, der vor einer ganzen Weile schon veröffentlicht worden war. Der kleine Serenus hatte alle Paedagogen in die Flucht geschlagen, so dass der Mann durchaus noch eine Chance hätte gehabt - wäre der kleine Serenus noch in der Villa gewesen. Doch seit jenen Ereignissen der Sponsalia seines Vaters hatte man ihn noch nicht wieder aufspüren können. Die halbe Villa stand deswegen Kopf, das Kind brachte nicht nur durch seine Anwesenheit Chaos in das Leben dieser Familie, sondern auch in seiner Abwesenheit. Ein Paedagogus war daher das Letzte, was derzeitig gesucht wurde, ein Privatdetektiv hätte mehr Aussicht auf eine Anstellung.
"Der Aushang ist schon alt. Die Familie sucht keinen Paedagogus mehr." Mehr brauchte der Mann nicht wissen, vor allem nicht, dass der Schüler entkommen war und man deshalb keinen Lehrer mehr suchte.
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Die Seefahrt war erneut ein Graus gewesen. Obgleich die Dame Minervina diesmal an Bord des Schiffes war, so gab es kaum etwas zu tun, denn sie zog vor die Stunden in Einsamkeit zu verbringen und nur zum Bringen des Mahles duldete sie Sciurus' Anwesenheit. So suchte sich auch Sciurus wieder ein Fleckchen an Deck, wo ihn niemand störte und er die meiste Zeit für sich war, jedoch einen guten Ausblick auf das Speiloch hatte - denn Hannibals Opferungen an die Seegötter zu zählen war eine der wenigen Beschäftigungen, die noch blieben.
Endlich in Ostia blieb es an Sciurus, die Dame bei Laune zu halten, was mehr als schwierig war. An allem und jedem hatte sie etwas auszusetzen, ihr Gesichtsausdruck glich einer einzigen Missbilligung. Wie Sciurus' Herr gar immer den Anschein gab, als wäre das Leben eine einzige Last, so gab seine Schwester immer den Anschein, als wäre das Leben ein einziges Ärgernis, mit dem Unterschied, dass Gracchus die Ursachen in sich selbst suchte, Minervina diese dagegen nur in ihrer Umgebung sah. Obgleich sein Herr durchaus in einigen Belangen mehr als weibisch war, so schätzte sich Sciurus doch froh, dass er einem Patrizier und keiner Patrizierin diente. Es war weitaus besser einem verweichlichten, weinerlichen und stets von seiner Nichtigkeit überzeugten Herrn zu dienen, als einer Frau, die sich für die Krone der Schöpfung hielt und dazu die Macht besaß, dies ihre Umgebung spüren zu lassen. Nichts von diesen Überlegungen spiegelte sich jedoch auf Sciurus' Gesicht oder in seinen Handlungen wieder, doch er war froh, als die Dame endlich in der Sänfte verschwand und sie zur letzten Etappe ihrer Reise aufbrachen. Wenn sie Glück hatten - und dies war ob der Dringlichkeit, welche die Herrin forderte durchaus wahrscheinlich - würde Minervina bis zur Villa Flavia nicht mehr ihren Kopf aus der Sänfte herausstrecken.
Der Tross setzte sich in Bewegung in Richtung der ewigen Stadt.
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Original von Theodorus von Corinthus
So schnell wollte ich nicht gehen und klopfte erneut an. Vielleicht war der Türsklave ja eingeschlafen oder die Herrschaften außer Haus. Meine Geduld war noch lange nicht erschöpft.[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg]
AcanthusAcanthus, der groß gewachsene Ianitor der Villa Flavia, mit strengem Gesicht und ob der andauernden Misstimmung in der Villa schlechter Laune, öffnete die Türe und musterte den davor stehenden Herrn. Er gab in seinem schäbigen Gewand nicht den Anschein, als gehöre er zu jenen Besuchern, die in die Villa eingelassen wurden, doch sein durch weißes Haar gerahmtes Gesicht wies eine Spur von Stolz auf, welche Acanthus davon abhielt, sofort die Hunde auf den möglichen Bettler zu jagen. "Salve, was willst du?"
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Das Schiff, welches der Verwalter der Villa Flavia auf die Schnelle hatte aufgetan, war nicht unbedingt kommod, doch würde es noch an diesem Tage den Hafen in Richtung Ostia verlassen. Nachdem er erfahren hatte, wer mit ihm reisen würde, hatte der Kapitän gar seinen eigenen kleinen Bereich unter Deck geräumt, so dass die Dame Minervina ein etwas abgetrenntes Ressort zur Verfügung haben würde. Ihr weniges Gepäck war bereits vor ihr zum Hafen gebracht und verladen worden, so dass ihrer Abreise nichts im Wege stand.
Selbst Aristides, der unnütze Sklave des Aristides hatte sich mit den übrigen Sklaven aus dem Haushalt der Villa Flavia Felix wieder an der Anlegestelle eingefunden, und Sciurus teilte ihm mit wenigen Worten die Entscheidung der Flavia Minervina mit.
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Ein Quäntchen Erstaunen nur zeigte sich auf dem Gesicht des Sklaven, hatte er doch mit einem solcherart überhasteten Aufbruch nicht gerechnet. Natürlich würde dies seinen eigenen Plänen entgegen gehen, andererseits hatte der Herr darauf bestanden, dass die Rückreise so schnell wie möglich einzuleiten und die Herrin auf direktem Weg zurück nach Rom zu bringen sei.
"Ich brauche nichts, Herrin. Ich werde umgehend für deine Abreise Sorge tragen." Zu lange hatte Sciurus nur untätig warten müssen und auf dem Schiff würde wiederum mehr als genug Zeit für die Notwendigkeiten des Körpers sein. "Aristides' Sklave befindet sich noch am Hafen. Ich werde meinen Begleiter schicken ihn anzuweisen, dort auf dein Eintreffen zu warten."
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Auf ein Nicken eines der Sklaven hin trat Sciurus in den Raum hinein und neigte subaltern seinen Kopf. "Salve, Herrin. Mein Name ist Sciurus. Mein Herr, Flavius Gracchus, sendet dir seine Grüße, hofft auf deine Unversertheit und beste Gesundheit. Er schickt mich zu deinem Geleit nach Rom zurück und diesen Brief."
Hannibal erwähnte er nicht, obgleich er von dessen Erwähnung in der Nachricht wusste, doch befand er ihn ohnehin für unwichtig. Er trat zu Minervina hin und überreichte ihr den Brief. Den Siegelring hatte Sciurus wohlweislich bereits wieder in dem kleinen Beutel an seinem Gürtel verschwinden lassen, denn jener war nicht in dem Schreiben erwähnt und er würde womöglich noch zu anderem in Tarraco zu gebrauchen sein.
Flavia Minervina, Villa Flavia, Tarraco, Hispania
Heil dir, Schwester in der Ferne, Helena auf den Zinnen Troias!
Noch ist meine magistratische Pflicht nicht beendet, doch neigt sich die Amtszeit dem Ende zu. Nichtsdestotrotz wird es mir deplorablerweise ob importun sich zugetragener Ereignisse dennoch nicht möglich sein, die Reise nach Hispania selbst anzutreten, um für deine Rückkehr nach Rom Sorge zu tragen, bleibt meine Anwesenheit in Italia doch indispensabel. Aus diesem Grunde sende ich dir meinen Leibsklaven, Sciurus, und denjenigen unseres Vetters Aristides, Hannibal, welchen ich mein vollstes Vertrauen schenke, auf dass sie dich baldigst zurück in die Hauptstadt geleiten. Sei dir versichert, dass beide überaus antizipierend zu Handeln in der Lage sind, und vertraue meinem Urteil.
Ob der Wahl des Reisemittels möchte ich dir die freie Entscheidung überlassen, kann ich durchaus nachvollziehen, sollte der Gedanke an eine neuerliche Reise per Schiff nicht tolerabel für dich sein. Die Gesandtschaft ist angewiesen und mit den notwendigen Mitteln ausgestattet, dir die Reise so angenehm wie möglich zu machen.
In Erwartung deiner baldigen Rückkehr,
M.F.G.
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Es war nicht weit vom Hafen Tarracos bis zur Villa Flavia, zumindest nicht für sklavische Füße. Das Anwesen war durchaus idyllisch gelegen, umgeben von einem farbenprächtigen Garten, doch für solcherlei erbaulichen Anblick fehlte Sciurus jeglicher Blick, speziell in diesem Moment und auch generell. Er sorgte sich nicht um den ihn begleitenden Sklaven, doch dieser folgte ihm ohnehin ohne ein Wort. Harsch klopfte der Leibsklave des Flavius Gracchus an die Porta der Villa und ebenso harsch sprach er zu dem öffnenden Ianitor. "Salve, bring mich zu deiner Herrin Flavia Minervina. Ihr Bruder, Manius Flavius Gracchus, schickt uns." Er hob ihm den Siegelring der Flavia vor die Nase, um an seiner Position keinen Zweifel zu lassen.
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Leichter Morgennebel lag über dem Meer als sich ein kleine Segler, welcher fünf Tage zuvor aus dem Hafen Ostias ausgelaufen war, anschickte, in den Hafen Tarracos einzulaufen. Es waren fünf lange, unnütze Tage gewesen, doch Sciurus hatte sie vermutlich angenehmer verbracht als Hannibal, welcher die Seefahrt nicht ob der Untätigkeit nicht genossen hatte, sondern aufgrund des durchaus nicht zu verachtenden Seeganges. Doch nun stand die kleine Sklavengruppe der Villa Flavia an Deck, ließ sich nicht davon vertreiben, konnten sie doch alle aus unterschiedlichen Gründen es kaum erwarten, das Schiff zu verlassen.
Zufrieden blickte Sciurus dem Treiben an dem fremden Hafen entgegen, wandte den Kopf nicht um, als er mit völlig ernsthafter Stimme sprach. "Hannibal, unser Dank muss dir gelten. Wer weiß, ob die Überfahrt so glatt wäre verlaufen, hättest du nicht täglich das Opfer für die Seegötter dargebracht. Sollten wir die Rückreise mit dem Schiff antreten, so werde ich dafür Sorge tragen, dass du besser verpflegt sein wirst als wir anderen, so dass auch die Götter adäquatere Gaben erhalten."
Stimmen schallten über das Schiff, zum Hafen hin, vom Hafen her. Seile wurden geworfen, Segel hastig eingeholt, mit einem feinen Krachen kam der Segler am Pier zu Liegen. Die Planke wurde ausgefahren, dann trat der Kapitän zu ihnen. "Das war's. Falls ihr eine Rückfahrt braucht, wir segeln in zwei Tagen. Valete bene."
Sciurus wandte sich Hannibal zu. "Wenn du wieder laufen kannst ohne zu Schwanken, dann sieh zu, dass du Information über die Elefanten eintreibst. Ich werde nach der Schwester meines Herrn sehen, wir treffen uns später in der Villa Flavia." Ohne ein weiteres Wort ließ er ihn stehen. Er hatte keine Lust, auf das Unwohlsein des anderen Rücksicht zu nehmen, er hatte eine Aufgabe und er würde sich um die Erledigung dieser kümmern. Einen der weiteren Sklaven winkte er mit sich, die anderen beiden überließ er Hannibal.