Beiträge von Sciurus

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    Original von Sica
    Das Mahl der Götter wird reichhaltig und Apollo zufrieden sein. Der andere König wurde bereits erwartungsgemäß bestimmt?


    "Der König der Narren sitzt vor dir." Er sagte dies ohne jegliche Regung. Auch Sica war zur Teilnahme an diesem Mahl gezwungen, womöglich nicht durch seinen Herrn, doch durch die Gesamtsituation gebunden. Sciurus winkte einen Bediensteten herbei und trug ihm auf, die Mischung stärker auf Wein auszurichten und mehr Wasser zurückzunehmen. Er bemerkte bereits die ersten Anzeichen der Wirkung an seinem Herrn, und um diese zu halten musste während des Hauptganges der Weinanteil erhöht werden. Kurz darauf brachten die Männer Schüsseln mit warmem Wasser und trugen sie zu den Klinen, damit die Anwesenden sich die Hände reinigen konnten. Andere trugen bereits die nächsten Speisen auf. Es gab eine reichliche Auswahl an Fleisch. Gebratenes Kaninchen umgeben von Kohl auf Athenische Art mit Honigessig, Fleischragou mit Marillen, porchiertes Schweinseuter, Wachteln in Kräutersauce, kräftig gewürztes Hammelfleisch, angebraten und in einer Weinsauce angerichtet, Faschiertes im Schweinenetz und dazu würzigen Püree aus gekochtem Kürbis und Zucchinistäbchen mit Datteln und Pinienkernen, süß-scharf gewürzt.


    Da Sciurus seine Angelegenheiten mit Sica alleine besprach und Schweigen zu seiner Art gehörte solange man ihm nicht auftrug zu sprechen - denn verlangte sein Herr dies, konnte er durchaus vorgeben, äußerst redselig zu sein - schwieg er auch nun wieder und gab sich an allem eher unbeteiligt.

    Von drauß von der Porta kam der Ianitor her und er musste sagen, dies ärgerte ihn sehr. Womöglich sollte er den Vilicus um einen Laufburschen bitten, doch allgemeinhin war es besser, den Vilicus der Flavia um nichts zu bitten. Er klopfte an der Türe des Arbeitszimmers, öffnete und blickte in den Raum.


    "Herr, ein gewisser Ioshua Hraluch steht an der Porta und wünscht eine persönliche Unterredung."

    Der Ianitor zeigte nicht einmal den Ansatz einer Regung. Ständig liefen Männer vor der Türe auf, welche sich in ihrer Ehrenhaftigkeit gerade zu überschlagen schienen, oder dies auch nur wollten. Doch als die Götter Sinne verteilten, vergaßen sie den Ianitor mit jenem auszustatten, welcher für die Empfindung von Beeindruckung notwendig war. Sie vergaßen daneben so manch anderen, doch das Fehlen jener machten sich bei einem Ianitor nicht sonderlich oft bemerkbar. Doch zumindest hatte er ein Gedächtnis dafür, welche Herren tatsächlich wichtig waren und von einer Majestät aus Tylus hatte er noch nie gehört, darum konnte auch deren Bezirksverwalter nicht viel wichtiger sein.


    "Ich werde sehen, ob der Herr das ebenfalls wünscht. Warte hier." Die Tür schloss sich und der Ianitor machte sich auf, Furianus bei seinen Arbeiten zu stören.

    Während andernorts die Bürger den Beginn des neuen Jahres gefeiert hatten, brachte dem Ianitor der Jahreswechsel kein Glück. Am Vorabend hatte er sich den Zeh an der Tür gestoßen und dies war es, was ihm noch immer naching, als sich ein Besucher ankündigte. Besucher waren ihm ohnehin zumeist nur lästig, unterbrachen sie doch die eintönige Monotonie des Wartens, welche er so sehr schätzte, doch zudem war die Laune des Türöffners durch jenen Vorfall des Vortages getrübt. Dennoch öffnete er pflichtbewusst die Türe, allerdings nicht weiter als notwendig, um den Sklaven davor zu sehen. "Wer bist du und was willst du?"

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    Original von Sica


    Mit großem Interesse verfolgte Sciurus die Blicke seines Herren und auch den Versuch des Germanen, sich bei diesem anzubiedern. Sicherlich war sein Äußeres dazu angetan, seinem Herrn zu gefallen, hatte jener doch eine Schwäche für das helle Haar, welches Sciurus selbst dem Erbe seines Vaters verdankte. Natürlich war sein Herr nicht einseitig, bisweilen vergnügte er sich durchaus mit Exoten, doch zog es ihn immer wieder zu den blonden Männern aus dem Norden zurück. Aquilius war der einzige, welcher nicht in dieses Schema passte, doch kam ihm in dem merkwürdigem Beziehungsgeflecht ohnehin eine Sonderstellung zu. Sciurus war versucht, eine anscheinend unbedarfte Bemerkung über die Zukunft Rutgers fallen zu lassen, um seinen Herrn vor einer Dummheit zu bewahren, doch Sicas Eintreffen hielt ihn davon ab. Mit Erstaunen hörte er die Kunde über das dumme Ding und berichtete im Gegenzug leise von den gegenwärtigen Entwicklungen. "Der Sohn der Wölfin zieht die Furchen für seine Stadt." entgegnete er dem Vilicus leise. "Zudem scheint er sein Bündnis mit Tatius gefunden zu haben, doch es ist unsicher, wer der König ist."

    "Ja, Herr." Der Ianitor zog die Tür hinter sich zu und ging zurück zur Porta, wo er den Besucher herein bat. Mit diesem ihm folgend betrat er schließlich das Arbeitszimmer wieder.


    "Herr, Aelius Callidus, Comes Italias." Mit einem Nicken ließ er den Besucher zu seinem Herrn eintreten.

    Sciurus Augen brannten vor Hass. Er biss seine Zähne fest aufeinander, unterdrückte ein Grollen und setzte sich steif auf die Kline zurück. Für diese Demütigung würden noch jemand bezahlen und nun saßen schon zwei von diesen am Tisch. In Gedanken abwesend rieb er sich den Knöchel, dort, wo Rutger zugedrückt hatte. Manches mal war sein Herr ein Narr. Er sollte sich besser um seine verkommene Familie kümmern und die Sklaven ihm überlassen. Doch dieses vermaledeite Fest schien nicht nur die Stände aufgelöst zu haben, sondern auch manche Vernunft. Gracchus hatte sich in den Kopf gesetzt, ein perfektes Saturnalienfest zu feiern, koste es was es wolle. Hätte Sciurus geahnt, was es alles kosten würde, so hätte er sich an den Vorabenden mehr bemüht, es ihm auszureden. Doch nun war es zu spät. Mit Argusaugen behielt Sciurus neben den Bediensteten und Hannibal nun auch noch den Germanen im Blick und sorgte dafür, dass weiterhin alle Becher gefüllt waren. Von seinem Recht als Rex Bibendi die Weinmischung zu verstärken würde er erst später gebrauch machen. Da ihm Meeresbewohner auf seinem Teller zutiefst zuwider waren, nahm sich Sciurus nur von dem Fleisch, während um ihn herum das Geschenkeverteilen weiter seinen Lauf nahm.

    Die Saturnalia waren vorüber und somit auch die Freiheiten der Sklaven, welche durchaus auch die Arbeit des Ianitors umfasst hatte. Dieser Ianitor hatte die Feiertage für ausgiebige Streifzüge durch die Tavernen Roms genutzt und dabei jenen einzelnen Quadrans beim Würfelspiel verloren, welchen der großzügige Hausherr ihm zuvor geschenkt hatte. Aus diesem Grunde war er so missgelaunt wie eh und jeh.


    "Wer bist du und was willst du?" sprach er schon als er noch kaum die Türe geöffnet hatte.

    Nichts entging Sciurus, auch nicht die Flucht der Herrin Arrecina. Ein wenig beneidete er sie, stand es ihr doch frei zu gehen, während er den Anschein von Freiheit verbreiten musste, die nichts als eine Farce war. Noch während sein Blick zurück zu der versammelten Tischgesellschaft glitt, bemerkte er den Schatten nahe der Tür, der sich im nächsten Augenblick löste und sich zu einer seltsamen Gestalt wandelte. Es hatte den Anschein des Germanen, doch auf den ersten Blick ließ nichts auf jenen schließen, ganz abgesehen davon, dass es völlig absurd war, dass er nicht in den Carcern verrottete. Und doch bestand kein Zweifel. In einer geschmeidigen Bewegung, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, löste sich Sciurus von der Kline und war mit wenigen Schritten bei Rutger angelangt.


    "Wer auch immer dich aus deinem Loch gelassen hat, er wird dafür bezahlen." zischte er dem Sklaven mit einem eiseigen Tonfall zu, griff nach dem Becher und riss ihn aus Rutgers Händen, dass der restliche Wein über den Rand schwappte und in großen, dunkelroten Tropfen zu Boden fiel. "Mach, dass du verschwindest." Er deutete mit seiner Hand aus dem Raum hinaus.

    Mit eisernem Blick überwachte Sciurus den Verlauf des Abends und jeden Handgriff, welchen die Freien taten. Er hatte ihnen eingeschärft, was zu tun war, und das unscheinbarste Nicken seines Kopfes sorgte dafür, dass die jungen Männer mit dem Wein hin und her eilten und die Becher füllten. Den Sinn der Geschenke konnte er nicht nachvollziehen, vor allem nicht jener für die Sklaven, da ihnen ohnehin kein Besitz gestattet war. Doch auch jene für die Herrinnen und Herren entzogen sich seinem Verständnis, konnten sie sich doch jederzeit ihre Wünsche erfüllen und waren kaum darauf angewiesen, auf einen Tag wie die Saturnalia zu warten, in der Hoffnung auf ein Ende ihrer Sehnsüchte. Dennoch war es äußerst faszinierend, die Regungen auf den Gesichtern der Anwesenden zu studieren, wenn sie dieses oder jenes erhielten.


    Sciurus beobachtete auch Arrecina. Es gab wenig anderes, worüber unter den Sklaven dieser Tage gesprochen wurde, als über die Rückkehr des geflohenen Germanen und der Herrin, die nicht mehr sie selbst zu sein schien. Tatsächlich schien sie noch weniger in diese Gesellschaft zu passen, als die unpassenden Sklaven.


    Als sein Herr nach den Speisen verlangte, unterdrückte Sciurus einen Stoßseufzer, und er fragte sich, weshalb er den Verlauf des Festtages so detailliert hatte planen müssen, wenn Gracchus nun selbst alles durcheinander brachte. Da die Bediensteten jedoch Weisung hatten, auf jedes Gebot zu reagieren, wurden alsbald die Vorspeisen aufgetragen und auf den Tischen platziert. Es gab mehrere Platten mit Schätzen aus den Tiefen des Meeres, Austern und Venusmuscheln, schwarze und weiße Schalentiere und zu Ringen geschnittenen Tintenfisch, goldbraun gebacken. Daneben eine Schüssel voll dampfendes Omlett mit im Herbst getrockneten Eierschwammerln, eine Platte in dünner Streifen geschnittene Eberlende, gebettet auf Weinbeeren, und mehrere Teller voll hartgekochter Eier, garniert mit einer Haube aus grünen Kräutern und Pinienkernen.

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    Original von Hannibal


    Die grünen Oliven mundeten Sciurus ausgesprochen gut. Nicht, dass ihm solcher Genuss an gewöhnlichen Tagen verwehrt blieb, doch es war eine äußerst bemerkenswerte Erfahrung, mit den Herren gemeinsam an einem Tisch zu liegen und ihre Regungen aus solcher Nähe beobachten zu können. Alles in allem konnte man den Eindruck gewinnen, als wären die Flavia eine äußerst verbundene Hausgemeinschaft, doch Sciurus wusste nur zu gut, dass sie es an den restlichen Tagen des Jahres kaum schafften, zu dritt oder zu viert um einen Tisch herum zu liegen. In diesem Haus schien jeder den anderen zu meiden, denn unterschwellig schien jeder dem anderen zu misstrauen, was bei dem für Sciurus äußerst merkwürdigen Beziehungsgeflecht innerhalb der Familie nicht besonders verwunderlich war. Er erinnerte sich an Abende, an welchen sein Herr diese Distanz zutiefst bedauerte, sich im gleichen Atemzug jedoch darüber glücklich schätzte. Ein wenig merkwürdig waren sie alle, die Flavia, doch Sciurus hatte gelernt, dass dies in allen patrizischen Häusern ähnlich war.


    Mehr noch, als zwischen den Herren herrschte die unterschwellige Spannung im Haus zwischen den Sklaven. Kaum einer wagte gegen die Herrschaft des Vilicus aufzubegehren, gleich, wer sein eigentlicher Herr war, doch immer wieder forderte einer diesen heraus. Manch einer verschwand daraufhin im Loch und tauchte nicht mehr lebend auf, manch einer wurde gewinnbringend in einen anderen Haushalt, auf eine Galeere oder in die Minen verkauft. Einer hatte seinen Mund so weit aufgerissen, dass ihm wenige Tage später die Zunge fehlte. Doch kaum einer hatte sein Leben auf solch leichtfertige Weise verspielt wie Hannibal, Sklave des Aristides, welcher nicht nur die Gunst Sicas in Anspruch genommen und mit Verrat vergolten hatte, sondern jene Gunst sprichwörtlich durch den Dreck der Cloaca Maxima gezogen hatte. Dass irgendwer dem dummen Ding zur Flucht verholfen hatte, dies hatte sich schnell im Untergrund herum gesprochen. Nichts, was mit dem Verschwinden eines Sklaven zu tun hatte, konnte in ihren Kreisen lange geheim bleiben, selbst wenn ihr Herr augenscheinlich versucht hatte ihre Flucht zu kaschieren. Dass 'irgendwer' kein geringerer als Hannibal gewesen war, daran bestand kein Zweifel. Dass eben jener Hannibal es nun wagte den Raum zu betreten und sich am Tisch nieder zu lassen, dies stürzte Sciurus in ernste Zweifel. "Perbacco!" entfuhr es ihm leise und er kniff misstrauisch die Augen zusammen. Mehr Worte noch lagen ihm auf der Zunge, doch nach einem vorsichtigen Blick zu seinem eigenen Herrn und zu dem Hannibals schluckte er sie hinunter und bewahrte sie für später auf.


    Das allgemeine Geschenkeverteilen erinnerte ihn an den Beutel an seinem Gürtel. Sciurus löste die rote Schleife und zog die Öllampe aus dem blauen Leinen heraus. Ein leicht bösartiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er die Lampe auf den Tisch stellte und betrachtete, doch für die Tischgesellschaft mochte es nur wie ein zufriedener Gesichtsausdruck wirken. Als er seine Hand zurück zog, wanderte sie vorbei an der Schüssel mit Oliven und sammelte einige davon für seinen Gaumen auf.

    Auch wenn es heute sein Recht gewesen wäre, seinem Herrn eine bösartige Bemerkung zu entgegnen, so schluckte Sciurus sie hinunter. Das, was dieser verlangte, und die Freude welche es ihm zudem zu bereiten schien, brachten eine gewisse Wut in dem Sklaven auf. Doch er hatte sich vorbereitet. Er knotete das Säckchen mit dem Geschenk der Herrin Leontia an seinem Gürtel fest, löste eine Pergamentrolle, welche in jenem steckte und nahm sie in die Hand. Als er nach einem Räuspern sprach war sein Blick erhoben.


    "Io Saturnalia." Es klang eher danach, als wolle Sciurus die Finanzlage der Flavia auflisten, denn als wolle er einen fröhlichen Saturnaliengruß sprechen. Doch schließlich holte er tief Luft und begann seine Rede. Als Haussklave war er durchaus geschult darin, seine Herren mit Texten und Gedichten zu erfreuen, und darum war es Teil seiner Ausbildung gewesen, jene auch ansprechend vortragen zu können.


    "Die Tradition gebietet an den Saturnalien die Gleichheit aller Menschen und Sklaven. Sie gebietet Ausgelassenheit und Geschenke. Sie gebietet gelehrte und tiefsinnge Gespräche, solange die Zungen dazu noch nicht zu schwer sind. Mein Herr bestimmte mich zum Saturnalienkönig, soviel zur Gleichheit aller. Doch wie es die Tradition gebietet werde ich für die Einhaltung dieser Tradition Sorge tragen. Bevor wir mit dem Mahl beginnen, soll das Ferkel für Saturnus geopfert werden, doch aufgrund der Gleichheit aller fehlt uns ein Priester. Ich habe mir lange überlegt, wie diesem Dilemma zu entkommen ist, als mir der gute alte Lucretius in die Hände fiel."


    Er entrollte das Pergament und las. "Warnung vor den Priestern.
    Jeweils denkst du vielleicht von den dräuenden Worten der Priester
    Heftig bedrängt und bekehrt aus unserem Lager zu fliehen!
    Denn was könnten sie dir nicht alles für Märchen ersinnen,
    Die dein Lebensziel von Grund aus könnten verkehren
    Und mit lähmender Angst dein Glück vollständig verwirren!
    Und in der Tat, wenn die Menschen ein sicheres Ende vermöchten
    Ihrer Leiden zu sehn, dann könnten mit einigem Grunde
    Sie auch der Religion und den Priesterdrohungen trotzen.
    Doch so fehlt für den Widerstand wie die Kraft so die Einsicht,
    Da uns die Angst umfängt vor den ewigen Strafen der Hölle."


    Sciurus lies ein Ende der Schrift los, so dass sie sich in ihre ursprüngliche Form zurückrollte. "An diesen überaus fröhlichen Tagen sollten wir gegen die Angst gefeit sein und genügend Kraft und Einsicht aufbringen, um zu erkennen, dass wir sie nicht brauchen, die Priester." Er warf die Schriftrolle achtlos bei Seite, gab einem der Freien ein Zeichen und trat an den kleinen Altar. Bis er das Opfermesser aufgenommen hatte, wurde bereits das Schwein in den Raum getragen und auf dem Altar abgestellt. "Ein Schwein für Saturnus, wie es ihm zusteht, als Dank von uns allen, gleich wie wir sind." Schneller, als irgendwer es hätte verhindern können, hatte Sciurus schon das Messer über den Hals des Tieres gezogen, welches dies mit einem empörten Quieken kommentierte, schließlich regungslos darnieder sank.


    "Bona Saturnalia, Familia Flavia! Möge das Mahl euch munden."


    Sciurus legte das Messer auf dem Altar ab und wandte sich den Klinen zu, als gäbe es nichts natürlicheres für ihn, als dort Platz zu nehmen. Im Hintergrund nahmen fünf Frauen ihr Spiel mit Tibia, Fistula, Trigonum, Tympanum und Cymbala auf, und einige Männer brachten süßen Wein, Brot, Epityrum und Oliven.

    Den Gruß seines Herrn hatte Sciurus trocken erwidert und er war froh gewesen, dass dessen Vetter so bald aufgetaucht war und ihn vorerst vor weiteren Nettigkeiten bewahrt hatte. Doch das Schicksal hatte kein Erbarmen, würde es bis zum Ende des Tages, oder eher der Nacht, auch kaum haben. Noch ehe er sich versah, stand die Herrin vor ihm, welche erst wenige Tage zuvor Rom erreicht hatte. 'Meine teuereste Leontia, seit Wochen wartete ich begierig auf deine Zeilen und nun, da meine Finger über das zarte Pergament streichen ...' Sciurus wusste nicht, wie viele verworfene Worte er für seinen Herrn notiert hatte, doch es waren unzälhige gewesen. Manches mal hatte er geglaubt, dass sein Herr weit mehr mit dieser Frau verband, als er zugeben wollte, und manches mal hatte er das Gefühl gehabt, dass er sich selbst nicht so sicher war, wieviel ihn mit ihr verband, doch spätestens zum Abend hin hatte Sciurus diese Gedanken wieder verworfen.


    "Io Saturnalia." Er unterdrückte den Impuls, ein 'Herrin' anzufügen und blickte ein wenig ratlos auf das Geschenk. Zögernd nahm er es an. Er hasste diese Tage. Zudem waren dies die ersten Saturnalien, welche Sciurus auf solcherlei Weise feierte. Zu Beginn seines Lebens war er zu unwichtig gewesen, um mit den Herren zu speisen, und seit den letzten beiden Herren hatte er für die Feiertage immer um Entlassung in die Stadt gebeten. Jene war ihm gewährt worden, bisher auch von Gracchus. "Danke." Er wagte nicht, sie anzusehen und blickte noch immer grübelnd auf den Beutel, als der Herr Furianus den Raum betrat. Erleichtert über diese Ablenkung versuchte Sciurus mit dem Raum zu verschmelzen, wie es auch sonst seine Art war, in der Hoffnung nicht weiter aufzufallen. Als Sklave war er frei jeglicher Bedenken, wie auch frei jeglicher Verantwortung, doch die vermeintliche Freiheit in Anwesenheit der Herren überforderte ihn.

    Es war der erste Abend der Saturnalia, der große Raum war ansehnlich dekoriert, mit den Zweigen immergrüner Bäume, an denen Süßigkeiten befestigt waren, und mit honigfarbenen Kerzen, deren Flammen alles in ein sanftes Licht tauchten. Durch die ganze Villa zog bereits der Duft von köstlichem Essen, mehr, als die ganze Familie an einem Abend essen würde können, und durch die bezahlten Freien fiel es beinahe nicht auf, dass Sklaven heute nicht Sklaven waren und keinen Dienst verrichten mussten.


    Sciurus fiel dies nur allzusehr auf. Er hatte gehofft, sein Herr würde ihn wie an den letzten Saturnalia über die Feiertage aus seinem Dienst entlassen, so dass er sich nicht der unwürdigen Behandlung als Gleichgestellter neben ihm zu sein unterziehen musste. Doch Gracchus war ihm mit der Ausrichtung des Familienfestes zuvor gekommen. Immerhin hatte er Sciurus die Organisation übertragen, so war er nicht nur unangemessener Gast an der Tafel, sondern hatte gleichsam eine Aufgabe. Er musterte noch einmal die anwesenden Diener, einfache Bürger und Freigelassene, welche an den Saturnalia durch ihre Dienstleistungen mehr Sesterzen einnahmen, als sonst in einem ganzen Monat. Durch die Tatsache, dass alle Häuser an diesen Tagen auf die Dienste dieser Menschen angewiesen waren, da jede Familie, welche ihre Sklaven dennoch arbeiten ließ, als ehrlos verschrieen wurde, konnten sie äußerst unverschämte Preise verlangen. Doch immerhin sahen jene, welche Sciurus angeheuert hatte, passabel aus, verhielten sich angemessen, sprachen beinahe dialektfrei und wussten, was sie erwartete, wenn sie ihre Arbeit nicht zur Zufriedenheit der Flavia erledigen würden.


    Für die Opferung war ebenfalls alles vorbereitet, der kleine Altar stand bereit und das Ferkel wartete in der Küche auf sein ehrenvolles Ende. Das Fest konnte beginnen.

    Außerhalb der Hauptansammlung der Menschen stand Sciurus nahe des Tempels und beobachtete das Geschehen mit nur beiläufigem Interesse. Er war als Gleicher unter Gleichen hier, ein Umstand, welcher ihm nicht unbedingt behagte, doch immerhin hatte er von seinem Herrn die Bitte erhalten, auf den jungen Serenus Acht zu geben, so dass er nicht völlig unnütz war. Das Kind räucherte fröhlich vor sich hin und strahlte mit seeligem Blick in die Gegend, in Gedanken wahrscheinlich schon bei den Geschenken, welche am Abend auf es warten würden. Alles übrige war für Sciurus nicht von Belang, er hielt es für unangemessen, sich sieben Tage lang der Illusion hinzugeben, ein Bürger zu sein, und sein Leben als Sklave war nicht so schlecht, als dass er sich während dieser Tage die Erholung suchen müsste, welche er das Jahr über ansonsten misste. Ihn störte eher die Tatsache, dass sein Herr ihn nicht für die Feiertage entlassen hatte, und er als Gleichgestellter in der Villa Flavia bleiben musste, ohne seinen Aufgaben nachgehen zu können.

    Als der junge Herr von 'unbefriedigend' sprach, duckte sich der Sklave instinktiv, denn er erwartete darauf folgend die Anweisung über einige Peitschenhiebe. Doch nichts dergleichen geschah, so richtete er sich wieder ein wenig auf und schüttelte den Kopf. "Nein, Herr, keine Anweisungen. Die Dame Arrecina nimmt für gewöhnlich ihre Leibsklaven mit in die Stadt."


    Erleichtert atmete der Sklave auf, als Serenus bekannt gab, dass auch er sich selbst um alles kümmern konnte. "Die beste Sänfte, Herr. Fünf Sklaven als Begleiter. Kräftige Träger und einige Ersatzträger, Herr. Zwanzig bewaffente Sklaven ..." Entsetzen spiegelte sich auf dem ohnehin schon bleichen Gesicht wieder und der Sklave drückte sich ein wenig herum, während der Junge seine Garderobe prüfte. Doch schließlich musste er sich zu weiteren Worten durchringen.
    "Verzeih, Herr, doch ohne dir zu nahe treten zu wollen, Herr, zwanzig Sklaven werden nicht abkömmlich sein, Herr. Mit den Trägern und Ersatzträgern und Begleitern finden sich bestenfalls weitere fünf Kräftige als Leibwächter, Herr. Nicht allen Sklaven ist es erlaubt, das Haus zu verlassen, Herr, und wenn zu viele fehlen, so werden die Arbeiten in der Villa nicht ordnungsgemäß erledigt werden können, Herr." Dies würde am Ende auf ihn zurückfallen und dazu führen, dass er sicherlich die letzten Augenblicke seines Lebens im Circus von Angesicht zu Angesicht mit einem Löwen verbringen würde.

    Kurze Zeit später betrat der Sklave erneut den Raum, den Rücken gekrümmt und den Kopf eingezogen wie eine Schildkröte. Nur sein dürrer Körperbau und die auffällige Hakennase mochten nicht zu dieser Erscheinung passen, zudem war ihm zu seinem eigenen Bedauern ein dicker Panzer verwehrt, welchen er so manches mal nur zu gerne um seinen Körper verspürt hätte. Er räusperte sich leise und hielt den Blick auf die Füße des jungen Serenus gesenkt.
    "Herr, der Maior Domus ist bereits im Auftrag seines Herrn unterwegs, und Sciurus hat die Villa ebenfalls bereits früh am Morgen mit seinem Herrn verlassen." Er unterdrückte den Reiz, mit dem Fuß auf dem Boden zu scharren, und machte sich innerlich schon einmal auf ein paar Peitschenhiebe gefasst. Kind hin oder her, der junge Herr war ein Flavier und würde die Bewältigung der Widrigkeiten des Schicksals wie alle anderen sicherlich ebenfalls auf dem Rücken der Sklavenschaft austragen.