Beiträge von Sciurus

    Es war nicht sein Begehr, die Ställe zu überprüfen, es war nur Zufall, welcher ihn dort nahe vorbei gehen ließ, womöglich auch ein untrügliches Gespür für die Drückebergerei des Alltages. Doch die Geräusche, welche aus der Pferdebox drangen, waren unüberhörbar, zudem war Sciurus nie geneigt, irgendetwas zu überhören, es sei denn, es hatte mit seinem Herrn zu tun.


    Selig lag der stämmige Hüne namens Nordwin im Stroh und schlief, als gäbe es sonst nichts auf der Welt als Schlaf. Sciurus kannte bereit seinen Namen, kannte seinen Herrn, kannte seine Herkunft - und nun kannte er auch sein Wesen. In Sciurus' Welt gab es nur zwei Arten von Sklaven - gute und schlechte. Nordwin war eines der schlechten Exemplare, dies stand fest, und diese galt es zu brechen, bis sie ihren Aufgaben nachkamen, oder dafür Sorge zu tragen, dass sie den Haushalt verließen. Sciurus trat neben den Leib und stieß mit seinem Fuß in dessen Seite.
    "Auf die Füße mit dir, buono a nulla! In diesem Haus gibt es keine Faulenzerei!"

    Mit dem jungen Herrn konnte Sciurus nicht sonderlich viel anfangen, denn obgleich er dieses Kind mit seinem Leben schützen würde, mochte er kleine Kinder nicht. Dies lag allerdings nicht an dem Kind an sich, sondern an Sciurus, welcher generell niemanden mochte. Seinen Herrn respektierte er, doch Manius Minor war noch lange nicht in einer respektablen Position, und der einzige Vorteil an jenem Kinde war, dass es seinen Vater von trüben Gedanken abhielt. Dennoch war es dem Sklaven von Vorteil, dass sein Herr sich endlich wieder anderen Gedanken denn der Bespaßung des Jungen widmete, denn obgleich er sich niemals über seine Arbeit beschwerte, nicht einmal ein Urteil erlaubte, so fühlte er sich dennoch ein wenig unterfordert mit der Aufgabe, den bronzenen Kugeln des Abacus zu folgen, sobald das Kind sie über den Boden verteilte.


    In seinen Sinnen durchpflügte er die weibliche Sklavenschaft des Hauses, trennte Spreu von Weizen, verwarf jede einzelne Frau und schüttelte schlussendlich den Kopf. "Keiner, Herr. In Aristides' Besitz finden sich einige hochwertige Exemplare, doch diese weilen in Baiae unter der Obhut seiner Mutter, welche sich um die Haushaltsplanung kümmert. Womöglich hat seine Gemahlin Epicharis brauchbares Material, sie hat ein paar Sklavinnen mit in den Haushalt eingebracht. Doch was spricht gegen deinen eigenen Besitz? Salambó befindet sich noch immer im Haus, Leontias Leibsklavin, welche du nach dem erfolglosen Beischlaf ihrem Vater Aetius abkauftest."

    Allmählich näherten sie sich den Märkten, was an der Dichte der Bevölkerung in den Straßen und Gassen messbar war, welche sukzessive sich erhöhte. Verkaufsstände drängten sich immer häufiger vor den Gebäuden, die Händler dahinter boten zumeist laut anpreisend ihre Waren an, und in einem infinitesimal kurzen Augenblick zwischen zwei Herzschlägen gestattete Sciurus sich eine unendlich kleine Winzigkeit Freude darüber, dass die Villa Flavia von solcherlei verschont blieb.


    "Pergament wird zwar aus Tierhäuten hergestellt, doch es wird nicht gegerbt", belehrte Sciurus Dido im Weitergehen, ganz ohne in seinem Tonfall anzuzeigen, was er über ihr Nichtwissen dachte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie über diese Dinge Bescheid wusste, da sie bisher dem Unterricht ihres Herrn beigewohnt hatte, und dieser sich nicht mit der Herstellung des Pergamentes beschäftigte, sondern mit den Inhalten, welche darauf verewigt waren. "Die Häute werden nach dem Abziehen in eine Lösung eingelegt, dann werden sie von beiden Seiten abgeschabt, um Haare, Fleischreste und die obere Hautschicht zu entfernen. Dies ist das erste Zeichen der Güte, dass das Abschaben ordentlich durchgeführt wurde und keine Reste auf dem Pergament zurückbleiben. Nichts wird einen entsetzteren Ausdruck auf das Gesicht deines Herrn bringen, als wenn er ein angewachsenes Haar auf seinem Pergament findet."
    Sie überquerten eine größere Kreuzung, schoben sich durch die emsigen Massen, welche Rom in seinem Innersten zusammen hielten, vorbei an weiteren Marktständen, an denen frische Brote neben billigen Duftwässern feilgeboten wurden, rotfarbenes Fleisch neben grünfarbenem Herbstgemüse, grobe Lederarbeiten neben feinen Tüchern, wächserne Kerzen und Schreibtafeln und vieles mehr noch, was Sciurus nur aus den Augenwinkeln betrachtete. Er wusste, wo das beste Pergament der Stadt zu finden war, doch ehe Dido das Beste erkennen konnte, musste sie zuvor Vergleichsmaterial begutachten, um einen Unterschied sehen zu können.


    Ein Stück weiter des Weges verlangsamte Sciurus seinen Schritt, um vor einem Karren halt zu machen, auf welchem neben Pergamentstapeln sich Papyrus und Schreibtafeln aus Wachs türmten, durch grobe, faustgroße Steine beschwert, und in billigen Tonbechern Schreibfedern und Griffel steckten. Ein untersetzter Kerl mit fleischigen Händen, runder Nase und aufgedunsenen Lippen, die einem Fisch gut zu Gesicht gestanden hätten, verhandelte eben mit einem Käufer über den Preis für einige Bögen Papyrus.
    Der flavische Vilicus beachtete beide nicht, zog ein Blatt Pergament aus einem der Stapel und hielt ihn Dido unter die Nase. "Sieh es dir genau an, achte auf die Struktur und die Ebenmäßigkeit der Oberfläche." Er deutete mit seinem Zeigefinger, dessen Nagel sauber und gepflegt war, auf einen hellen Spalt im Pergament. "Nach dem Schaben wird die Haut gereinigt, aufgespannt und getrocknet, danach mit Bimsstein geglättet und mit Kreide geweißt. Diese Spuren im Pergament deuten auf eine unsaubere Bearbeitung hin."

    Die Straßen um die Villa Flavia herum waren nicht sonderlich belebt, denn es führten keine Durchgangswege durch das Viertel hindurch und nur jene, welche dort lebten, jemanden dort besuchten oder eine Dienstleistung erbrachten, fanden ihren Weg dorthin. Als wäre ihnen zwischen patrizischen Villen und den geräumigen Häusern gut betagter Römer das Sprechen nicht gestattet, um nicht die Ruhe der Bewohner zu stören, schwieg Sciurus, bis dass er und Dido belebtere Gegenden erreicht hatten.


    "Pergament ist nicht gleich Pergament. Es gibt gutes, feines Pergament aus den Häuten junger Ziegen und Lämmer, und es gibt grobes Pergament aus den billigen Häuten alter Böcke oder Schweine. Für die Qualität entscheidend ist zudem, wie sorgfältig die Haare und Oberhaut abgeschabt werden, denn Stoppeln stören den Schreibfluss", begann er zu dozieren.
    "Wenn du nicht verkauft wirst oder bei den Löwen landest, wirst du eines Tages einem intelligenten Patrizier gehören, der deinen Wert zu schätzen weiß und der ebenso Wert auf gutes Pergament legen wird, so wie es sein Verwandten tun." Natürlich spielte Sciurus dabei auf Serenus an, während er den derzeitigen Herrn Didos - Aristides - außen vor ließ. Der Sklave wusste, dass der Vetter seines Herrn die meisten seiner Schriftstücke - darunter ohnehin kaum etwas von Dauerhaftigkeit - nicht einmal selbst verfasste, dazu fähig war, auf der besten Grundlage unnötige Tintenflecke zu hinterlassen und gutes von schlechtem Pergament vermutlich ebenso wenig zu unterscheiden wusste wie Horaz von Catull.


    Triste Insulae zogen an ihnen vorbei, manche versteckt hinter Läden oder Karren voller Waren, aus anderen gähnten ihnen die großen Öffnungen der Tabernae entgegen, in denen aus großen Töpfen, welche direkt in die Theke zur Straße hin eingelassen waren, Eintöpfe und Suppen geschöpft wurden.
    "Du wirst feststellen, dass intellektuell gebildete Patrizier irgendwann der Ansicht sind, dass ihre Worte einer besonderen Grundlage bedürfen, wenn sie festgehalten werden sollen, manches mal auch einfach nur deswegen, um bei den Lesern Eindruck zu hinterlassen." Briefe an das Collegium Pontificium etwa, seien sie von seinem eigenen Herrn, von Aquilius oder Lucullus, hatte Sciurus stets nur auf teurem Pergament gesehen, obgleich den Schreibern ebenso wie ihm bewusst sein musste, dass sie dort nicht lange überdauerten. Bisweilen erachtete Sciurus die diesbezüglichen Bedürfnisse seines Herrn als ein wenig übertrieben, doch es gab - durchaus auch an diesem Herrn - weitaus störendere Bedürfnisse, so dass Sciurus der Befriedigung dieser nach hochwertigem Pergament ganz ohne Wertung, welche ihm ohnehin nicht zustand, nachkam.
    "Es ist daher für dich nicht nur wichtig zu wissen, welches Pergament du deinem Herrn zu welchem Anlass zu bringen hast, sondern auch, wie die verschiedenen Arten Pergament zu unterscheiden und woran ihre Güte festzumachen ist." Letzteres war dabei weitaus einfacher denn ersteres, denn nur ein Sklave mit äußerst feinem Gespür konnte wissen, wann sein Herr Belanglosigkeiten oder philosophisches Gedankengut festhalten wollte, wann er glaubte, seine schnulzigen Liebesgedichte für die Ewigkeit bewahren zu müssen oder wann nur für die nächste Nacht bei seinem Geliebten.


    Ein Hund rannte kläffend an ihnen vorbei, braunfarben mit einigen weißfarbenen Flecken, welcher Dido kaum bis an die Knie reichte, ihm hinterher ein Haufen johlender Kinder, die mit Kieselsteinen nach dem Tier warfen. Sciurus beachtete sie nicht, wartete nur, bis der Lärm vorüber gezogen war.
    "Weißt du, wie Pergament hergestellt wird?"

    Ein unscheinbares Nicken bewegte den Kopf des Sklaven, doch blieb er stumm und schaute weiter über Dido hinweg in den Gang. Es dauerte einige Augenblicke, dann kehrte der Sklavenjunge statt Asny zurück. "Asny ist nicht in der Villa, sie ist mit einer Magd unterwegs."
    Der eisige Blick Sciurus' durchbohrte den Jungen, dass er erschauderte und sich wünschte, im Erdboden zu versinken. Asny gehörte nicht direkt in seine Befugnis, dennoch schätzte Sciurus es nicht, wenn Dinge in diesem Haus vorgingen, von denen er nicht unterrichtet worden war. Er würde den Namen der Magd herausfinden und ihr später einen Besuch abstatten. Nun jedoch warteten andere Aufgaben. Mit einem Wink schickte er den Sklavenjungen hinfort, der nichts lieber tat als die Beine in die Hand zu nehmen und in den Eingeweiden der Villa zu verschwinden.


    "Dann werden nur wir beide gehen." Sciurus taxierte das blonde Mädchen vor sich, das allmählich zu einer jungen Frau heranreifte. Dennoch hatte sie sich ihre kindliche Agilität bewahrt, gleichsam glich ihr Blick in der letzten Zeit stets dem eines streunenden Hundes - treuherzig und als könne sie keiner Fliege etwas zu Leide tun, doch immer lauernd vor Tritten und geworfenen Gegenständen. Es war der Blick einer jungen Sklavin, welche zeitlebens vom Wohlwollen des Herrn abhängig gewesen war, welche früh gelernt hatte, ihren Herrn zu Dingen zu bewegen, ohne dass dieser sich immer dessen bewusst gewesen war, die gleichsam wenig Drang nach Freiheit verspürte, da sie unter den Sklaven stets wie die Made im Speck gelebt hatte - die nun ihren Herrn in weiter Ferne wusste und mit einem Mal alle Privilegien zu verlieren schien. Es war nicht, dass Sciurus Mitleid mit Dido gehabt hätte, Mitleid gehörte nicht zu jenen Empfindungen, welche in Sciurus vorhanden waren, doch er mochte es nicht, wenn Talent vergeudet wurde. Er wusste, dass Dido Talent hatte.
    "Du wirst mich in die Stadt begleiten. Wir werden Pergament kaufen."


    Didos Kleidung entsprach dem häuslichen Standard, und da sie nicht übermäßig verschmutzt war, genügte sie vollauf, selbst für Sklaven aus flavischem Hause, um sich auch bei den besseren Pergamenthändlern sehen zu lassen. Sciurus selbst trug eine beigefarbene Tunika, jedoch mit einer einfarbigen, dunklen Borte gesäumt, dazu gute Ledersandalen, wie auch Bürger sie trugen, und nichts an ihm wies darauf hin, dass er ein Sklave war. Er trat ohne ein weiteres Wort an Dido vorbei, den Gang entlang, in der Gewissheit, dass sie ihm folgen würde.

    Allmählich hatte die sommerliche Hitze Rom aus ihren Klauen entlassen, die Luft stand nicht mehr zwischen den Hügeln, sondern wurde ab und an durch einen frischen Luftzug bewegt, welcher die nahenden Boten des Herbstes mit sich trug. Die Sonne senkte ihr Antlitz immer früher hinter die großen Bauwerke herab, und der Tiber füllte sich wieder mit dem klaren Regenwasser aus den Hügeln, war nicht mehr länger nur Schatten seiner selbst. Von alldem nahm der Sklave Sciurus nur Notiz am Rande, denn die Jahreszeiten tangierten ihn nur insoweit, dass die Temperatur des Wassers in der Waschschüssel seines Herrn mit ihnen von lauwarm zu kochend heiß variierte, und wenn selbst die Hypokausthenheizung im Winter dessen Cubiculum nicht genügend wärmte, musste der Sklave am Abend für einen heißen Ziegel in Gracchus' Bett Sorge tragen, manches mal auch auch selbst als Bettwärmer herhalten. Auch jener Trakt der Villa Flavia, in welchem die Sklaven hausten, blieb von den Jahreszeiten unbeeindruckt - es gab keine Blumen, welche er- oder verblühten, ihre Köpfe nach der Sonne reckten, es gab keine Heizung unter dem Boden, und viele Sklaven schwitzten im Sommer ebenso wie im Winter.


    Sciurus trat einen langen, eintönigen Gang entlang, zu dessen Seiten nur einfache, hölzerne Türen die Tristesse durchbrachen, bis er vor dem Gemeinschaftsraum der Sklavenschaft stand. Ein Junge und eine alte Waschsklavin saßen an einem der langen Tische und löffelten einen dünnen Getreidebrei aus hölzernen Schüsseln. Die Köchin saß ihnen gegenüber, lachte im einen Moment noch heißer, verstummte jedoch sogleich, als sie Sciurus in der Türe stehend bemerkte. Sie murmelte etwas, das wie "'s Brot wird schwarz' klang, stand hastig auf und verließ den Raum durch den Durchgang zur Küche hin.
    "Du", Sciurus bedachte den Jungen am Tisch mit einem Kopfnicken. Er wusste seinen Namen genau, er kannte alle Sklaven der Villa mit Namen, von den meisten sogar den ursprünglichen Namen, so sie einen besaßen, doch er machte sich selten die Mühe, sie zu nennen, denn Namen waren ohnehin bedeutungslos für Sklaven. "Geh' und suche Dido und Asny. Sage ihnen, sie sollen hierher kommen." Dass sie sich beeilen sollten, erwähnte Sciurus nicht, denn es war dies ein ungeschriebenes Gesetz in diesem Haus. Der Junge ließ den Löffel hastig fallen und stand auf, noch ehe er den letzten Bissen heruntergeschluckt hatte, um geduckt an Sciurus vorbei aus dem Raum zu eilen. Der Vilicus lehnte sich an den Türrahmen, Gang und Raum im Blick, und taxierte die Alte, welche langsam ihren Brei löffelte, nicht aufsah und kein Wort sprach.

    Wie eine zweite Haut schmiegte sich das Papyrus an Sciurus' Leib, welches er in der Düsternis des Mord-behafteten Hauses in den Ausschnitt seiner Tunika hatte verschwinden lassen. Der Krieg hatte begonnen, und er war unversehens zum Boten geworden. Zahllose Gedanken strichen durch seinen Geist, in Bruchteilen eines Herzschlages klassifiziert, bedacht, verworfen, und er kannte nurmehr ein einziges Ziel, welchem er mit schnellem Schritt entgegen strebte. Nebel hielt die Stadt in seinen Fängen gefangen, in kühlen Tropfen drang er durch die Kehle in den Körper ein und weichte ihn von innen heraus auf, durchdrungen nur von den dumpfen Schlieren der Dunkelheit. Erst das Echo seiner Schritte, die achtlos durch eine Pfütze wateten, leichter als die seinen und in schnellerer Folge, ließ Sciurus sich an das Mädchen erinnern, welches ihm mit klopfendem Herzen folgte, darauf bedacht, den blonden Sklaven nicht aus den Augen zu verlieren, an seinen Fersen klebend wie ein nächtlicher Schatten. Sciurus stoppte unvermittelt und drehte sich um, so dass Dido beinah mit ihm kollidierte, vor Schrecken die Luft anhielt und mit großen, gleichsam von Fragen wie von furchtvoller Neugier erfüllten Augen zu ihm empor blickte. Einige Augenblicke starrte der Sklave das Mädchen vor sich nur an, ohne eine Regung, welche seine Gedanken gezeigt hätte.


    "Deine Arbeit ist für heute beendet", setzte er schließlich leise an. "Ich werde dich zurück zur Villa bringen, denn dort, wo ich nun hin gehe, sind die Saturnalien vorbei, dies ist kein Ort für dich. Noch nicht. Komm." Ohne eine weitere Erklärung nahm er Dido bei der Schulter und schob sie neben sich her. Die kleine Sklavin folgte ebenfalls ohne ein Wort, unschlüssig, da sie einerseits wahrlich schon alt genug für alle Geheimnisse und Schrecken der Welt war, andererseits es jedoch nicht unbedingt darauf anlegte, bereits mit allen Geheimnissen und Schrecken der Welt konfrontiert zu werden, denn obgleich sie dies vor niemandem eingestehen wollte, so war sie natürlich längst nicht so abgebrüht, wie sie vor den anderen Kindern, den anderen Sklaven und ganz besonders ihrem Herrn versuchte sich darzustellen. Ohnehin würde sie doch niemals ein Widerwort gegenüber Sciurus wagen, so dass absolut nichts feige daran war, auf seine Anweisung hin in die Villa zurück zu kehren. Nur die Aussicht, den Rest der Saturnalien mit den übrigen nichtsnutzigen Sklaven der Villa Flavia feiern zu müssen, trübte die Aussicht ein wenig, allem voran der Gedanke, ihr Erzeuger Hannibal könnte darauf bestehen, ein Friede-Freude-Eierkuchen-Familienfest aus den Saturnalien zu machen.


    In ihre eigenen Gedanken versunken schnitten die beiden Sklaven das Forum Romanum, auf welchem selbst zu dieser Zeit während der Saturnalien noch immer Feiernde unterwegs waren, und schlugen den direkten Weg zur Villa Flavia ein. Sciurus blieb an einer Straßenecke stehen, schickte Dido allein zum Hintereingang und wartete, bis sie das Anwesen betreten hatte. Einige Herzschläge danach, nachdem er das leise Schlagen der Türe vernommen hatte, entfernte er sich, seinem eigentlichen Ziel entgegen zu gehen.


    Die Dunkelheit verschluckte den blonden Sklaven, welcher in dieser Nacht Teil eines Krieges wurde, von dessen Existenz kein Römer je würde erfahren, während von den sicheren Mauern der Villa Flavia umschlossen die kleine Dido von der Dunkelheit des Schlafes wurde verschluckt, um dort von großen, heroischen Abenteuern in der endlosen Unterwelt Roms zu träumen, welche sie an der Seite Sciurus' heldenhaft bestand.



    ~~~ finis ~~~

    Es war einer der Gemeinschaftsräume der flavischen Sklavenschaft, welcher an diesem Tage außerhalb seiner Funktionalität stand und daher nicht einmal für alle Sklaven des Hauses zu betreten war. Die Tische und Bänke darin waren gerückt worden, so dass sie alle einer einzigen Wand sich zu wandten. Die Wände selbst indes blieben so kahl wie zuvor, die Fenster mit Holzläden verkleidet, welche zu dieser Tageszeit jedoch geöffnet waren und zumindest schattiges Licht in den Raum einließen.


    Sciurus war nicht begeistert von der Aussicht, dass neben den flavischen Sklaven sich auch noch solche aus dem aurelischen Haushalt in eben diesem Raum einfinden würden, auf dass der paedagogus Kleochares ihrer Bildung ein wenig nachhelfen würde. Denn dass sie der Bildung bedurften, kennzeichnete sie als minderwertiges Material und dies bedingte, dass jemand ein Auge auf sie warf.

    Eine Weile lang begutachtete der Grieche Gracchus' Körper, öffnete seine Augen, welche nur trübe und ohne Sinn in die Welt starrten, öffnete seinen Mund, um die Zunge zu begutachten, flößte ihm einige Schlucke Wasser ein, betastete vorsichtig seinen Kopf und seinen Oberkörper, murmelte alsbald vor sich hin, nickte hernach oder schüttelte den Kopf. Schlussendlich wandte er Sciurus sich zu.
    "Er ist nicht bei Kräften."
    Der Sklave kniff die Augen zusammen, denn es war dies kaum eine Diagnose, welche er nicht selbst hätte stellen können.
    "Was hat er heute gegessen und getrunken?"
    "Ein Glas Milch heute Morgen, Mittags ein Stück Brot mit Käse und etwa eine halbe Kanne gewässerten Wein über den Tag verteilt."
    "Und allgemein, was isst er sonst?"
    "Nicht viel derzeit."
    "Trinkt er genügend?"
    "Mäßig."
    "Arbeitet viel?"
    "Zu viel."
    "Sein Schlaf?"
    "Unruhig und kurz."
    Wieder nickte der Medicus. "Der menschliche Körper ist ein wahres Wunderwerk, wie auch der Geist, doch Tortur können beide nicht grenzenlos ertragen. Bei dauerhafter, belastender Beanspruchung, mangelnder Kräftezufuhr und zu wenige Ruhe kommt es vor, dass der Körper im inneren Schaden nimmt. Ich kann nicht feststellen, dass der Körper deines Herrn im Inneren Schaden genommen hat, doch manche Schäden sind so tief im Körper oder im eigentlichen Ausmaß so gering, dass sie sich nur feststellen lassen, wenn ein Mensch tot ist. Dein Herr atmet noch, wenn auch flach, und es bleibt zu hoffen, dass er bald wieder zu Kräften kommt. Es wichtig, dem Körper viel Flüssigkeit zuzuführen, Wasser mit Essig am besten, dies desinfiziert das Innere."
    "Wie lange wird das dauern?"
    "Das lässt sich nicht sagen. Wenn er zu Bewusstsein kommt, lasse mich rufen. Ansonsten komme ich nach dem nächsten Markttag wieder vorbei. Wenn er aufhört zu atmen, lasse mich ebenfalls rufen."
    Nicht, dass dem Medicus dann noch gegeben wäre, viel zu ändern. Er erhob sich und verabschiedete sich, ließ den Sklaven ratlos wie zuvor am Bett seines Herrn zurück.


    Weisheiten alter Waschweiber, mehr hatte der Medicus kaum von sich gegeben. Allfällig sollte er doch noch einmal Kosmas konsultieren. Sciurus setzte sich neben seinen Herrn und wischte mit einem feuchten Tuch über dessen Stirn. Er fühlte sich erinnert an die letzten Tage seines vorherigen Herrn, doch jener war in etwa doppelt so alt gewesen wie Gracchus. Es war nicht, dass Sciurus seinen Herrn mochte - Sciurus mochte niemanden, dabei war auch Gracchus keine Ausnahme - doch er respektierte ihn und es war ihm nicht daran gelegen, den Haushalt zu wechseln.

    Es war unmöglich für Sciurus, seinen Herrn rechtzeitig zu erreichen, als jener zu Boden fiel, obgleich er nicht lange brauchte, dies zu realisieren. Als er sich niederkniete war Gracchus nicht mehr ansprechbar, er atmete flach, der Puls schlug langsam, doch die Pupillen reagierten nicht auf das einfallende Licht als der Sklave die Lider anhob.


    Eilig holte Sciurus den Scriba Marcus Vindex herbei, beauftragte jenen, die flavischen Sklaven herbei zu schaffen, dass jene seinen Herrn in der Sänfte zur Villa Flavia würden bringen, während Sciurus selbst einen Umweg über die Tiberinsel einschlug, einen fähigen Medicus herbei zu schaffen.

    Ein Bote auf der Durchreise brachte eine Nachricht, Flavius Lucullus zu Händen, aus der Hauptstadt her.



    Gruß und Heil dir, Quartus, Bruder in der Ferne!


    Allfällig wurdest auch du bereits unterrichtet über die Ereignisse im Norden der Stadt, so nicht, bleibt es meine traurige Pflicht, dir vom Tode unserer Schwester Minervina zu künden. Nicht ließ sich dies erahnen, so dass es dem Verwalter des Gutes unmöglich war, uns vorherig von ihrem Zustand zu berichten, so dass ihr Dahinscheiden allzu unerwartet die Welt traf. Aufgrund der Entfernung zur Hauptstadt wurden bereits alle notwendigen Schritte eingeleitet, so dass der Abschied uns einzig an ihrem Grabe wird bleiben.


    Mögen die Götter stets über dich wachen!
    [Blockierte Grafik: http://img180.imageshack.us/img180/8848/maniusunterschriftrj6.jpg]

    In seinen Händen ein Tuch, in welchem ein heißer Backstein eingewickelt war, betrat Sciurus die Räumlichkeiten seines Herren, um den Stein ans Fußende des Bettes unter die Decke zu legen, wie sein Herr in den kalten Monaten des Jahres darauf bestand. Einen Augenblick lang wunderte er sich, Gracchus nicht bereits im Raum vorzufinden, da er nicht lange zuvor das Triclinium in diese Richtung verlassen hatte. Im nächsten Augenblick jedoch hatte er das zitternde Häufchen Elend an der Wand entdeckt und legte darob den heißen Stein achtlos aufs Bett, um zu ihm zu eilen. "Herr, was ist geschehen?"


    Es hatte beinahe den Anschein, als würde Gracchus bereits schlafen und in einem seiner Albträume gefangen sein, die in den letzten Wochen glücklicherweise etwas seltener geworden waren. Doch sein Herr hatte keine Zeit gehabt, einzuschlafen, gleichsam waren seine Augen weit geöffnet. Er zitterte wie Espenlaub im Wind, hielt seinen Kopf zwischen den Händen und schien sich der Anwesenheit des Sklaven nicht gewahr zu sein.


    "Manius!" Sciurus packte die Hände seines Herren und zog sie herab, hernach dessen Schultern, um ihn leicht zu schütteln, doch über Gracchus' Lippen drang nur ein leises Wimmern, woraufhin der Sklave den willenlosen Körper an sich zog, den Kopf seines Herrn an seine Schulter barg und ihn fest hielt. Sein Blick blieb an den Brief auf dem Boden haften und er fasste kurz danach, um das Schriftstück vor sich zu legen, so dass er es lesen konnte.

    Beleidigungen tangierten Sciurus nicht im Geringsten, da sie stets nur von ausgehenden Argumenten zeugten, weshalb er sich durch die Worte seines Gegenübers nicht vom eigentlichen Anliegen ablenken ließ.
    "Um deinen Kopf brauchst du dir keine Sorgen zu machen, er ist nicht halb so hübsch wie du glaubst. Erwartet dein Herr eine Antwort, welche du mit zurück nehmen wirst?"

    Sciurus hasste sie, diese unnützen Dinger, die sich mit langatmigen Worten der unvermeidlichen Aufgaben zu entwinden versuchten, in endlosen Satzgefügen eine Ausflucht an die nächste reihten. Sciurus interessierten weder ihre Beweggründe, noch ihre Ausflüchte, es war einzig seine Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass sie ihre Arbeit erledigten.
    "Was du glaubst, ist völlig irrelevant. Wie und ob dein Herr deiner Person wahrhaft werden möchte, dies hat allein dein Herr zu entscheiden. Doch dein Herr ist nicht hier und solange du Teil dieses Haushaltes bist und dein Herr nicht hier ist, wirst du tun, was man dir sagt, und es unterlassen, das Gefüge dieses Haushaltes zu stören. Verfalle nicht dem Irrglauben, deinem Herrn von unschätzbarem Wert zu sein. Sieh dich um und erkenne, wo du bist. Dies ist ein flavisches Anwesen, die Herrschaften versinken in Überfluss und niemandem fällt auf, wenn im Keller ein Sklave zu Staub verfällt, da längst drei neue seine Aufgaben übernehmen. Du bist hier nur ein Tropfen im Ozean."




    [size=7]In der Kürze liegt die Würze und weitere Ausflüchte per PN.[/size]

    Ungerührt betrachtete Sciurus die Veränderungen der Gesichtsmuskulatur, welche sich in der Reaktion des Grinsens um Cassanders Mund und Augen zeigten, zeigte selbst indes keinerlei Regung ob dessen.
    "Für Sklaven und Dienstboten bin ich mein Herr persönlich. Immer ein wenig hochmütig, ein wenig paranoid, du weißt ja, wie Patrizier so sind, Vorsicht über alles."

    Sein Herr sandte keine Briefe auf diese Wertkarte, dessen war Sciurus sich sicher, da er selbst für die Bezahlung jener Transporte Sorge trug. Doch Gracchus würde ohnehin für jedes dahergelaufenen Familienmitglied Briefkosten übernehmen, so dass eine Vorauszahlung zumindest vermied, dass jene Familienmitglieder um eine Zahlung ansuchen, welche Sciurus wiederum auszahlen musste, was ihm somit Arbeit ersparte. Er löste das marsupium von seinem Gürtel, öffnete es und holte einen Denar und einen Sesterz daraus hervor, um die Münzen über den Tisch zu schieben.
    "Fünf Sesterzen, um den Rückstand auszugleichen. Zudem werde ich dir auf dem Weg hinaus drei Aurei aus dem arca mitgeben. Das sollte für einige Zeit ausreichen."



    Sim-Off:

    Die Zahlung wurde bereits angewiesen.


    Centurio Marcus Flavius Aristides, Lager der Legio I Traiana Pia Fidelis, Richtung Parthia



    Heil dir, Marcus, Vetter in der Ferne, unermüdlicher Streiter zum Wohle Roms!


    Mit großer Freude goutierte ich jedes Wort aus deiner Feder, obgleich manche Orthographie mir bald die Tränen in die Augen trieb, manches mal, aus der Schwierigkeit heraus, sie zu entziffern, manches mal aus Qual ob des Anblickes. Marcus, mein lieber Vetter, beschwöre bei den Göttern, dass niemals du einen offiziellen Brief selbst verfassen wirst, denn es wäre das Ende jeglicher Karriere, welche in Rom noch immer auf dich wartet. Bezüglich deiner Verlobten muss dagegen ich dir sicherlich nicht asekurieren, dass ich in Stillschweigen mich hülle, was diese deine Schrift betrifft. Darüberhinaus jedoch glaube ich nicht, dass Epicharis sich würde durch solcherlei von ihren Heiratsplänen abbringen lassen, sie erscheint mir stets als eine Person aus Leichtigkeit und von heiterem Gemüt, welche kaum an solch Oberflächlichkeiten wie mangelhaftem Schriftbild sich wird stören, zumal - so du in einem Hause mit ihr wirst leben - du in der Ehe hoffentlich selten wirst in die Verlegenheit kommen, ihr schriftliche Nachricht zu senden. Gerne würde ich dir versichern, dass selbst in meiner Ehe dies nicht von Nöten ist, doch obgleich es den Tatsachen entspricht, so nur deswegen, da ich Antonia Nachrichten verbal durch Sklaven lasse ausrichten - was kaum derart rühmlich ist, sich damit zu rühmen. In Hinsicht auf unsere Ehe gibt es denn kaum auch neues zu berichten, obgleich durchaus wir ein wenig näher zueinander gefunden haben.


    Tatsächlich hat Caius seine Magistratur bereits erfolgreich beendet, er war dabei äußerst gewissenhaft und pflichtbewusst, letztlich ist auch er mit Leib und Seele ein Flavius, und es ist äußerst begrüßenswert, dass er sich endlich dazu hat durch gerungen, seinem Erbe zu folgen, und du tust wahrlich ihm Unrecht, Marcus, ihn als Tunichtgut zu bezeichnen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch in den folgenden Ämtern des Cursus Honorum er beweisen wird, zu welch Leistung er fähig ist. Ich selbst kandidierte für die anstehende Amtszeit für das Amt des Aedilis Curulis und tatsächlich war es mir vergönnt, die notwendigen Stimmen zu erreichen. In Rom werden bereits Gerüchte laut, dass die Legionen bald zurückkehren werden, und ich hoffe dies sehr, denn da du weißt, dass Ludi mich nicht sonderlich können begeistern, so wäre es mir eine um so größere Freude, wenn wenigstens dich ich als begeisterten und kritischen Zuschauer in den vordersten Rängen würde wissen. Indes, falls auf dem Wege zurück du über solcherlei stolpern solltest, so bitte ich dich, nicht nur für Serenus einen Löwen mitzubringen, sondern auch für mich - es ist wahrhaft abominabel, was solcherart wildes Getier in Rom sich kosten lässt, vor allem bezüglich der Tatsache, dass kaum die Hälfte davon die Ludi wird überleben.


    Doch nicht nur ob der Spiele hoffe ich auf deine baldige Rückkehr. Rom ist in einem merkwürdigen Zustand seitdem die Nachricht ob des Todes unseres Imperators die Stadt hat erreicht, es gleicht dem schwebenden Taumel in einer Zwischenwelt, und obgleich der Caesar unbezweifelt sich bereits auf dem Weg befindet, so herrscht ebenso Unsicherheit, da kaum zu erahnen ist, welche Konsequenz dies alles haben wird, insbesondere auch für uns Flavier. Ich bete zu den Göttern, dass er die Vergangenheit wird ruhen lassen und die Besonnenheit des ulpischen Geschlechtes zeigen, andernfalls werden ungünstige Zeiten für uns anbrechen. Doch sei unbesorgt, auch hierfür habe ich bereits Vorkehrungen getroffen, und so es sein muss, werden wir Zuflucht in der Provinz suchen.


    Bei all dem Kampf, Marcus, und dem Zweifel an deine Fähigkeiten als Vater, vergiss niemals, dass du ein Soldat Roms bist, dass dein Schwert du führst, auf dass Tausende in Frieden können leben, auf dass unser Imperium erblühen kann und jenes Leben möglich ist, welches auch dein Sohn genießt. Es sind Männer wie du, Marcus, welche all dies zusammen halten und sichern, so dass es mir weit mehr als eine Ehre ist, auf deine Familie zu achten, denn dies ist das mindeste, was ich für dich tun kann.


    Behalte den Feind im Auge und uns wohl in deinem Herzen.


    [Blockierte Grafik: http://img180.imageshack.us/img180/8848/maniusunterschriftrj6.jpg]




    Lucius Flavius Furianus, Villa Proconsularis, Tarraco, Hispania



    Heil dir, Furianus, Vetter in der Ferne, besonnener Lenker der hispanischen Provinz!


    Unsichere Zeiten für die Flavia überziehen das Reich, unbezweifelt wirst auch im fernen Hispania du längstens über die Entwicklungen des parthischen Feldzuges und seines Endes unterrichtet sein. Es ist keinen Tag indes her, da der Senat geschlossen entschieden hat, dem Wunsch des verstorben Ulpius bezüglich seines Nachfolgers Folge zu leisten, und dessen durch römisches Recht angenommenen Sohn Gaius Aelianus Valerianus als neuen Imperator des Reiches anzuerkennen.


    Auch ich habe dieser Entscheidung mich angeschlossen, obgleich mein Herz in Zweifel und Bangen zerrissen ist, denn kaum jemand hier kann ermessen, welche politische Richtung Aelianus wird verfolgen. Insbesondere bezüglich der Vergangenheit birgt gerade für uns Flavia dies eine ernst zu nehmende, nicht unbeträchtliche Gefahr, denn einst zwang der stets ungenannte dritte flavische Imperator das aelische Geschlecht ins Exil nach Achaia, und gleich wie viel Zeit derweil mag vergangen sein, nicht alle Aelier haben dies vergessen und uns, die wir stets mit zwei Kaisern uns rühmen und so auch den dritten im Bunde als Ahnen müssen anerkennen, dies verziehen. Gleichsam, so Aelianus einen Grund wird suchen, dem flavischen Geschlecht zu misstrauen, liegt auch das vermaledeite Attentat jenes Trägers unseres Namens auf den Augustus Ulpianus Iulianus nicht zu lange zurück, als dass er es vergessen haben wird.


    Das bangende Warten hat darob hier in Rom begonnen, und obgleich jene Sorge ich versuche von der Familie fern zu halten, so ist längst alles gerichtet, Rom zu verlassen, so dies notwendig sollte werden. Die Götter mögen dies verhindern, doch im Falle eines Falles wird Hispania unser Ziel sein, da trotz allem ich auf den Schutz einer senatorischen Provinz hoffe vertrauen zu können, gleichsam auf den Rückhalt, welchen dort man dir sicherlich gewährt.


    In der Hoffnung, dass so wir uns baldig sollten im Angesichte gegenüber stehen, dies in Rom möge sein,


    [Blockierte Grafik: http://img180.imageshack.us/img180/8848/maniusunterschriftrj6.jpg]


    Sim-Off:

    Gebühr bezahlt.

    Jene Wertkarte musste noch aus der Zeit des Senators Felix stammen, da sie so freizügig angelegt worden war. Natürlich war es nicht Sache der Verwalter der Flavia, darauf zu achten, ob der Wert jener Karte überschritten wurde, doch war es durchaus üblich, mit dem guten Namen zu bezahlen.
    "Wie hoch ist die Verbindlichkeit bezüglich dieser Karte derzeit?"

    Verzweifelt suchte der nackte Wurm auf der Hand des Mädchens Halt zu finden, darauf sich zu winden, um fruchtbare Erde zu erreichen, sein dunkles Reich, in welchem er heimisch war, doch die menschliche Hand bot ihm kein Entkommen, so dass in kreisenden Bewegungen sein Bemühen dem Scheitern ausgeliefert war. Viele Sklaven machten sich im Laufe ihres Lebens zur Gewohnheit, kleinere Wesen denn sie selbst zu drangsalieren. Während sie von oben die Fußtritte ihrer Herren ertrugen, gaben sie diese nach unten weiter, an jene, die unter ihnen in der Hierarchie standen, an Sklavennachwuchs, doch viel eher und viel unbedachter noch an Käfer, Fliegen, Spinnen, Würmer oder anderes Getier. Sciurus war kein Freund sinnloser Gewalt, wie er allgemein kein Freund sinnloser Taten war. Der Sklave beugte sich wortlos zu Asny hinab und nahm den Wurm von ihrer Hand, um ihn hernach auf die andere Seite des Weges in die Erde zu werfen. Es war ihr Glück, dass Sciurus nicht wusste, was die junge Sklavin mit dem Wurm hatte vorgehabt, gleich was es gewesen sein würde, denn es ersparte ihr eine Zurechtweisung - zumindest in dieser Hinsicht.


    "Du stellst zu viele Fragen", stellte er tonlos fest und fixierte die Sklavin erneut mit seinem Blick. "Und hältst damit andere von ihren Aufgaben ab. Es ist meine Aufgabe in diesem Haushalt, dafür Sorge zu tragen, dass jeder das tut, wozu er da ist, dass alle Ressourcen optimal genutzt werden und die zahllosen Vorgänge reibungslos ablaufen, so dass die Herren nicht einmal im Ansatz etwas davon bemerken. Solange dein Herr nicht zurückgekehrt ist und anderweitig Verwendung für dich findet, solange du Teil dieses Gefüges bist, um dir deinen Platz am Esstisch zu sichern, solange wirst du dies unterlassen. Andernfalls werde ich dafür Sorge tragen, dass du es unterlässt."
    Es war keine Drohung, auch wenn es den Anschein haben mochte, es war einzig eine Feststellung. Die Dinge im Haushalt der Villa Flavia funktionierten so, wie Sciurus es wollte, oder sie funktionierten gar nicht, denn alles, was nur halbwegs oder fehlerhaft funktionierte, konnte das Gefüge ins Wanken oder gar zum Zerbrechen bringen. Es war dies eine Tatsache, welche viele Sklaven, gerade neue Sklaven, nicht sehen wollten, doch für Sciurus war belanglos, was der einzelne wollte.

    Zitat

    Original von Gnaeus Postumius Rufus
    Einige Augenblicke später, das zweite Mal Klopfen hatte sich gelohnt.


    "Salve Gnaeus Postumius Rufus vom Cursus Publicus, ich bin gekommen, weil die Wertkarte dieser Gens leicht überzogen ist... und sie daher aufgefrischt werden sollte."


    Grüßte er, stellte sich mit seinem römisch-bürgerlichen Namen vor und zeigte auch das Signum des Arbeitgebers dabei vor. Als Bürger der Stadt, des Reiches, hatte man erstmal keinen Grund mehr ihn einfach abzuwischen oder von der Tür davon zu jagen.


    Acanthus nickte, leicht überzogene Rechnungen gab es ab und an in jedem Haushalt, meistens dann, wenn die Damen einkaufen waren, wenn die Herren glaubten, sich um Dinge kümmern zu müssen, die sie nichts angingen - Speisen und Attraktionen für Gastmähler zum Beispiel - oder wenn die Kinder in der Stadt ein wertvolles Gut entdeckt hatten. Oder eben, beim Cursus Publicus. Allerdings kümmerten sich die hohen Herren und Damen nie selbst um solche Lappalien.


    "Komme herein, du kannst mit dem Vilicus des Hauses sprechen." Er winkte einen Sklaven heran, der den Beamten in die Villa hinein führte, um einen anderen zu Sciurus zu schicken.