Irgendetwas stimmte an der ganzen Situation nicht, das sagte mir mein Instinkt.
"Lüge mich nicht an. Wo warst du denn?"
Ich richtete mich ein wenig auf, sah aber kaum etwas.
Irgendetwas stimmte an der ganzen Situation nicht, das sagte mir mein Instinkt.
"Lüge mich nicht an. Wo warst du denn?"
Ich richtete mich ein wenig auf, sah aber kaum etwas.
Ich fuhr hoch und griff instinktiv nach meinem Gladius, zog es jedoch nicht aus der Scheide, weil ich Dierna erkannte. Ich drehte mich zu ihr um.
Du bist zurück? Ich dachte erst, ich würde dich nie wieder sehen!"
Ich fasste sie an der Schulter an.
"Dierna, alles in Ordnung?"
Ich muste grinsen.
"Ja, das tue ich! Jemand muss ja diese Tradition aufrecht erhalten, nur hoffe ich, dass ich eines Tages mein Wissen an jemanden weitergeben kann!"
Ich seufzte.
"Nur ist das bei diesem Beruf nicht leicht, wenn man den ganzen Tag auf Roms Strassen herwandert und bei den Frauen bin ich vorsichtig geworden. Manchen dieser Biester ist nicht zu trauen, was ich schon öfters während eines Auftrages schmerzlich erfahren habe. Also Lucius, vergess nie berufliches und privates zu trennen, ansonsten gibt es nur Ärger. Ich gebe zu, es ist manchmal schwer den weiblichen Reizen zu wiederstehen, aber bevor man tot in dier Gosse liegt!"
Ich lag friedlich schlummernt im Bett. Ein harter Tag lag hinter mir und so bemerkte ich nicht, wie Dierna in die Wohung eintrat.
Ich war sehr erfreut über die Wendung die hier stattfand, das Theater schien vorbei zu sein und ich suchte mir ein anderes Schauspiel.
Ich schaute auf.
"Dies ist deine persönliche Meinung! Sowohl was deine Stimme angeht, als auch was du von diesem Menschen halten magst! Es gibt sicherlich andere, die sehen das ganz anders, weil diese nicht so voreingenommen sind! Ich meine wie soll er sonst seine Posten erreicht haben? Für mich sieht der Mensch da nach Taten aus, aber das ist meine Meinung!"
"Oh, verzeih, mein Name ist Marcus Artorius Falco!"
Ich prüfte den jungen Mann.
"Nun, es braucht auch nicht viel um zu erkennen, dass du eng mit dieser Dame zu tun hast! Immerhin nimmst du ihre Behauptungen in Schutz! Ich stehe weder auf deiner einen als auf der anderen Seite, weil ich hier niemanden direkt kenne, auch wenn ich den Namen Aurelius Commodus schon einmal gehört hatte, im positiven Sinne. Deine Herrin ist mir aber nicht bekannt! Sie hat auch keine Tatsachen genannt, die für ihre Anschuldigungen sprechen, eher verspürt man persönlichen Haß gegen die Person, welcher nichts mit seinen Leistungen zu tun hat. Und du schwenkst noch in diese Schlammschlacht ein? Ich habe von Zeiten gehört, wo dies anders war!"
Ich schaute den jungen Mann prüfend an. Er schien die Patrizierin zu kennen.
"Und wer bist du? Gehörst du auch zur Familie?"
Der Mann auf der Rostra tat mir wirklich leid.
"Nun, vielleicht magst du keine Zusammenhänge erkennen, aber ich erkenne sie. Aber vielleicht kennst du ja die Fakten und streitest aufgrund dieser Tatsache meine Worte als Geschwätz ab!"
Der Mann musste verrückt sein, den Kommandeur der CU anzugreifen, aber seine Worte waren richtig. Es konnte nicht sein, dass jemand sowohl Recht aussprach, als es auch vollstreckte. Es reichte schon dass der Kaiser das konnte.
"Wahre Worte!"
sagte ich nur. Doch ich hatte mich in dem Kandidaten geirrt. Er sah seinen Fehler ein und zog seine Kandidatur zu Gunsten seines bisherigen Postens zurück. Ich klatschte für diese Entschlossenheit.
"Nein, aber ich sage dir, dass in der Familie der Grund für deine Haßpredigt liegt und ich glaube das was du gegen ihn vorzuweisen hast, das hat er bestimmt doppelt und dreifach auch gegen die vorzuweisen. Aber du hast schon recht, es wäre auch dein Schaden, wenn das nun hier zu Tage käm!"
Da sagte man, die Patrizier wären eine verschloßene Schicht, mit starkem zusammenhalt. Ich war froh, dass unsere Vorfahren um die Rechte gekämpft hatten, auch wenn sie sich oft auch ihrer Herkunft abwanden. Es war doch alles das gleiche mit den Politikern...
"Nun, was sagt dies denn schon aus? Nicht jeder ist ein Caesar oder ein Pompeius und ich glaube das ist auch ganz gut so. Es sagt doch nur aus, dass seine Fähigkeiten mehr in anderen Bereichen liegen, vielleicht ist er mehr der Praktiker, anstatt Theoretiker! Wir haben schon genug Leute, die sich ihren Hintern wund sitzen und mit Geld gefüttert werden, dass die keine Münzen scheißen, verwundert mich da nur. Wir brauchen Taten. Wir brauchen keine leeren Versprechungen. Dieser Mann bleibt wenigstens bei der Realität. Such dir jemanden anderes, an dem du deine Laune auslassen kannst!"
Ich würde wetten, dass man einiges in ihrem Leben finden würde, was ihr nicht zu gute kommen würde.
Ich betrachtete mir das Schauspiel. Der arme Mann auf der Rostra tat mir leid. Da gab er sich so viel Mühe und da keim eine Frau daher und beschimpfte ihn wild. Das war Rom. Doch erst als sie erwähnte, dass sie mit ihm verwandt war, ging mir ein Licht auf. So etwas nannte man persönliche Rache. Ich warf meinen Apfel weg und mischte mich in die Menge. Wir Männer mussten zusammenhalten, auch wenn er ein Patrizier war.
"Bravo! Gut gesprochen Patrizier. Deine Argumente klingen überzeugend. Du scheinst viel herum gekommen zu sein und hast wohl viele Erfahrungen gesammelt und wenn ich mir so deine Verwandtschaft anschaue..."
Ich drehte mich zu der Dame um.
"... dann glaube ich, hast du gelernt mit Konflikten übelster Sorte umzugehen, was qualifiziert da einen besser, als so etwas!?"
Dann sprach ich zu der Dame.
"Gibt es nicht andere Orte für persönliche Rache? Trägt man Familienstreitigkeiten nicht woanders aus, wenn man Patrizierin ist? In der Suburba können schon mal die Töpfe fliegen, aber ihr, die ihr euch für etwas besseres haltet? Der junge Mann hat vielleicht den einen oder anderen Fehler gemacht.. Na und? We hat das nicht! Aus Fehlern lernt man!"
Ich schüttelte mich. Hatte ich doch mit solchen Persönlichkeiten auch in meinem Beruf zu tun.
Ich schaute ihn mit großen Augen an. Das hatte mir noch gefehlt. Wir Ermittler standen nicht immer gut mit den CU, weil wir zum Teil ihre Arbeit machten und uns in ihre Angelegenheiten einmischten. Andererseits waren wir auch oft aufeinander angewiesen, den oft hatte der eine Informationen, die der andere nicht hatte und ich war mir sicher, meine neue Informationsquelle vor mir sitzen zu haben.
"So, so, du kümmerst dich also nun um Recht und Gesetz auf den Strassen Roms. Und wie sind deine ersten Eindrücke?"
Zwischen den Leuten der CU und uns bestand ein großer Unterschied: Wir lebten von Resultaten und waren unser eigener Herr, sie waren es nicht!
Ich setze mich auf den mir zugewiesenen Platz und sah mich um. Es war eigentlich ganz nett hier und nicht zu vergleichen mit meinem Reich.
"Nun, wie ich sehe geht es euch hier ganz gut!"
Meine Ohren vernahmen, dass ein Familienmitglied für den Kaiser arbeitet und so schien dies kein Wunder zu sein. Ich würde mich allerdings nicht freiwillig in seine Schar einreihen. Ich liebte die Unabhängigkeit, auch wenn sie mir einiges kostete. Doch verzichtete ich lieber auf einige Dinge, bevor ich auf meine Unabhängigkeit verzichtete.
"Und was machst du so beruflich?"
fragte ich neugierig.
"Salve, Cousin! Ich dachte mal ich schaue mal vorbei, wo ich doch heute frei bekommen habe!"
Was natürlich leicht war, weil ich mein eigener Chef bin. Ich wusste nie genau, wie der Rest der Familie meine Tätigkeit als Privatermittler aufnahm, hatte schon mein Vater, der ebenfalls 'Schnüfler' war, seine Probleme gehabt.
Mein Cousin war heute etwas wortkarg. Anscheinend hatte er mit mir nicht gerechnet, ob im positiven oder negativen Sinne konnte ich nicht an seinem Gesichtsausdruck erkennen.
Heute konnte ich mir einen freien Tag leisten und vielleicht hatte ich auch einfach keine Lust mir jetzt einen neuen Auftrag zu suchen. Der letzte warf einiges ab. So beschloss ich einfach mal, bei meiner Familie rein zu schauen. Ich hatte extra meine gute Toga angelegt, die nur ein zwei Löcher hatte, die ich aber geschickt durch das Faltenlegen verdeckt hatte. Genauso wie der Weinfleck. Ich klopfte an der Pforte.
Ich schaute sie weiter an. Wieso lachte sie so?
"Bin ich schon dabei!"
Ich drehte mich wieder um und entzündete das Feuer, damit der herd auf Temperatur kam, bis ich die Zutaten verarbeitet hatte.
Kochen entspannte mich irgendwie. Es machte mir Spaß, aus den Zutaten etwas leckeres zu zaubern, auch wenn ich nicht immer die Zutaten hatte, die ich gerne hätte. Leider kam ich auch nicht oft dazu, groß zu kochen, da ich meistens lange unterwegs war.
Ich zerschnitt das Gemüse, zerhackte das Fleisch und gabe es mit Wasser in den Topf, fügte etwas Mehl als Bindemittel hinzu und krönte es mit einigen Kräutern. Während das Essen kochte, kümmerte ich mich um den Nachtisch, indem ich Datteln, Nüsse und Mandeln in einen Topf gab und darüber Honig goß. Eine Prise Pfeffer dazu und ebenfalls über den Herd.
Anschließend servierte ich das Essen und opferte noch zusätzlich einen Laib Brot. Es war eine deftige Mahlzeit. Danach erledigte ich den Abwasch, ging auf den balkon und erleichterte mich zum Ärger der Fussgänger, zog meine Tunika aus und legte mich zu Dierna ins Bett. Dort lief allerdings nichts mehr, da ich viel zu kaputt war. Was für ein Tag....
Ich suchte die Zutaten zusammen und war gerade dabei, das Feuer zu entfachen, als ich bei ihren Worten aufschauen musste. Sie stand am Fesnter und sprach wieder zweideutig. Oder war es eindeutig?
"Nun, ich habe Reserven für den Notfall! Aber wie darf ich das schon wieder verstehen?"
Ich schaute sie schockiert an.
"Für euch Frauen ist das vielleicht kein problem, aber für uns Männer? Wir brauchen immer etwas Zeit, damit die Sache wieder steht!"
Ihre Antwort bestätigte meinen Verdacht, dass sie wohl schon länger nichts richtiges zu essen hatte.
"Gut, dann gibt es heute den Eintopf und morgen den Fisch! Der Eintopf sättigt besser und ich kann einige Reste verwerten!"
Sie sprach schon wieder zweideutig. Ich schaute sei grinsend an.
"Nun auch da stelle ich dich vor die Wahl: Entweder ich opfere meine Datteln, Mandeln und Nüsse und mache daraus eine Nachspeise mit Honig, oder ... ja, da habe ich sonst nichts mehr außer mich! Du siehst, ich bin ein armer Plebejer...!"
Ich schaute sie über die Schulter blickend an. Ich war mir nicht richtig sicher, ob es nur Spaß von ihr war. Mir kamen schon so manche eingebildete Damen unter die Augen, wenn auch nicht unter meinen Körper. Gut, es sprach für sie, dass sich solche Damen nur unter meinem Kunden verbargen, bzw. die Zielperson meiner Untersuchungen waren.
"Na dann... Was möchte die Dame denn zum Essen haben..?"
Ich blickte mich suchend in den Regalen um.
"Da hätte ich noch Fisch..."
Ich nahm ihn um an ihm zu riechen.
"... der noch beinahe frisch ist, dann könnte ich uns einen Eintopf mit Fleischbeilage zaubern!"
Ich sah sie wieder fragend an. Sie war ein Fliegengewicht und es machte mir nichts aus, sie zu tragen und ich fragte mich, wann sie das letzte Mal etwas richtiges zu essen hatte.
Was hatte ich mir da nur in die Wohnung geholt. Viel schlimmer war noch, dass ich auf ihr Spiel hereingefallen war. Meine Ermittlerinstinkte hätte ich nicht ignorieren dürfen...
"Wenn ich es nicht besser wissen würde, dann würde ich sagen, du seist eine verwöhnte und arrogante Patrizierin. Da du ja nun reich bist, gehe am besten hinunter zum Markt und kaufe dir einen Sklaven, denn ich bin nicht dein Sklave!"
Ich stand auf, warf mir meine Tunika über und seufzte tief. Dann verließ ich den Raum und suchte im Regal nach etwas eßbaren.
"Ich mache mir jetzt erstmal was zu essen...!"