Beiträge von Petronia Arria

    Arria war völlig überrumpelt und noch nicht wirklich wach. Plötzlich sah sie sich selbst hochgehoben und auf eine Decke platziert. Sie schüttelte leicht den Kopf und rieb sich noch einmal die Augen, ehe sie begann, mechanisch ihre Haare zu sortieren. Zu einem Wort war sie nicht fähig, erst musste das alles einsacken und verarbeitet werden.

    Plötzlich war Arria auf einem Schiff bei hohem Seegang - einem Schiff? Wann war Arria jemals auf einem Schiff gewesen? Nein, nein, nein, das war nun WIRKLICH ein Traum, so dass sie die Augen öffnete und direkt Imperiosus ins Gesicht sah. Sie riss die Augen auf und hob dann die Hände, um sich die Augen zu reiben, ehe sie es glauben konnte. Sanft lächelte sie ihn an.


    "Guten Morgen", grinste sie verlegen und versuchte den Sand aus ihren Haaren zu schütteln.

    Arria sah sich um und da endlich entdeckte sie ein bekanntes Gesicht! Germanica Aelia! Die Frau, die sie in den Thermen getroffen hatte. Erleichtert seufzte sie auf und ging zu der anderne, die gerade ihre Tunika weglegte. Auch sie schlüpfte aus ihrer Kleidung und legte sie daneben.


    "Salve", begrüßte sie die Frau mit einem strahlenden Lächeln.

    Arria träumte... Von Meer und rotem Sonnenuntergang... von Imperiosus und Detritus und auch ihr Vater mischte sich hinein, ebenso wie die Wachstafeln und ein Tempel in der Ferne - totaler Schwachsinn also, der von einer leichten Berührung an ihrer Wange durchzogen war. Unwillig schlug sie nach der vermeintlichen Fliege und drehte ihren Kopf auf die Seite.

    Endlich fand Arria neben ihrer anstrengenden Arbeit Zeit, den Strand aufzusuchen. Sie hatte immer so lange gearbeitet, dass sie direkt nach Hause hatte fahren müssen. Ob Imperiosus die letzten Tage nach ihr gesehen hatte? Sie seufzte leicht und zog ihre Schuhe aus, wanderte langsam am Wasserrand entlang. Das Wasser umspielte immer wieder ihre Knöchel und sie war froh um die Kühlung. Der Wind umspielte ihre Haare und wehte ihr Gewand um ihre Beine.


    Irgendwann kam Arria an dem Stein an, auf dem sie gesessen war, als Imperiosus sie angesprochen hatte. Und nun war sie wieder hier. Vielleicht sollte sie schnell gehen und ihm Ärger ersparen, andererseits sehnte sie sich aber auch nach ihm, sehnte sich danach, ihn wieder zu sehen. Es war nur drei Tage her, seit sie in seiner Wohnung gewesen war, seit ihrem Kuss...


    Unwillkürlich hob Arria ihre Finger an die Lippen. Sie glaubte, noch jetzt die seinen zu spüren. Grazil ließ sie sich in den Sand sinken und lehnte sich an den Findling. Kein Lächeln erhellte ihr Gesicht, sie starrte einfach nur auf das Meer hinaus. Was sollte aus ihr werden? Sie war in der Curie von Ostia als Scriba und der Duumvir Ostias interessierte sich für sie. Aber... da war auch der Weg der Vestalinnen... Dann würde sie Imperiosus keine Verwirrungen mehr bringen, sie wäre tabu für ihn. Aber das konnte sie nicht. Solange sie liebte, würde sie nie eine gute Vestalin werden. Aber es gab ja noch unzählige, andere Göttinnen, die sie als Dienerin sicherlich gerne sehen würden. Und sie hätte bei weitem nicht so viel Zeit zum Nachdenken als beim Löschen von Wachstafeln.


    Sie schien sich nicht zu bewegen und schloss irgendwann die Augen, atmete tief durch und schlief schließlich ein...

    Auch Arria hatte einen Becher bekommen und lächelte leicht, als sie die Schale leicht erhob und es dann Aelia Adria nach und trank den Wein auf einen Zug aus, der etwas weniger verdünnt war, als sie erwartet hatte und ihr nun deutlich zusetzte - und sie etwas gesprächiger machte.


    Interessiert sah sie sich um. An wen sollte sie sich nun wenden? Sie wartete erst einmal ab, bis alle getrunken hatten und war gespannt, was als nächstes passieren würden.

    Arria blickte zu Boden und seufzte. Sie wollte noch etwas sagen, aber sie wusste nicht recht was. Die Ereignisse hatten sich überschlugen und sie würde gerne noch bei ihm bleiben, aber sie verstand auch, dass er Zeit für sich brauchte. Und egal, was sie jetzt noch sagte, sie konnte seine Entscheidung wohl kaum beeinflussen oder hatte sie nur die richtigen Worte nicht parat? Nochmal seufzte sie, dann blickte sie auf und lächelte ihn an, strich ihm noch einmal über die Wange.


    "Ich freue mich darauf", meinte sie leise, dann drehte sie sich um und verließ langsam die Wohnung, um in die Curie zu gehen und ihrer Arbeit nachzukommen.

    "Schon gut, Imperiosus. Lass dir Zeit", antwortete sie und löste sich sanft von ihm, hob sein Kinn mit ihrer Hand an, so dass er ihr in die Augen sehen musste. "Ich werde für dich da sein, ich hoffe, das weißt du." Lange blickte sie ihn an und ließ ihn schließlich wieder gehen, widerstand dem Drang, ihn abermals zu küssen und strich ihm stattdessen sanft über die Wange. "Ich wünschte, ich hätte dich vor ihr kennengelernt", flüsterte sie ganz leise, so dass er es fast nicht verstehen würde.

    Arria strich ihm weiter beruhigend über seinen Rücken. Was sollte sie darauf antworten? Dann lass dich nicht darauf ein? Du musst ja nicht mitgehen? Das erschien ihr alles so egoistisch und wenn sie es sagte, konnte es leicht sein, dass er sich wieder von ihr abwandte.


    "Ich kann dich ja meinem Vater vorstellen", meinte sie leise und lächelte dabei. "Er wäre sicherlich erfreuter über dich als über Detritus", fügte sie hinzu und fing unwillkürlich an zu kichern, als sie daran dachte, wie das Gespräch der beiden Männer (von dem sie zugegebener Maßen nicht sonderlich viel mitbekommen hatte) verlaufen war.

    Arria sah ihm schweigend entgegen. Würde er sie wirklich küssen? Nein, er zog es im letzten Augenblick vor, sie nur fest an sich zu drücken. Sanft und zärtlich strich sie ihm über die Haare und legte ihren Kopf auf den seinen.


    "Ich kann immer noch dein werden", flüsterte sie leise und lächelte verträumt. Es war seine Entscheidung... allein seine, denn er war der, der vergeben war, nicht sie.

    Arria schwieg eine ganze Weile dann schloss sie die Augen und seufzte.


    "Verstehen kann ich es wohl, nur will ich es nicht", antwortete sie leise und kniete sich vor ihn, legte ihre Hände auf seine Knie. Tief sah sie ihm in die Augen, ehe sie ihm sanft über die Wange strich. "Weine nicht meinetwegen, Imperiosus, das bin ich nicht wert. Ich kann dir nichts bieten außer mir und meinem Fleiß und ich bin aus keinem guten Geschlecht und meine Mitgift ist sicher nicht groß, wenn ich überhaupt eine bekomme. Alles, was ich dir schenken könnte, wäre meine Nähe, meine Liebe, Geborgenheit und Trost. Das ist nicht viel und ich will mich dir nicht aufdrängen, Imperiosus, aber ich..." Sie stockte. Sie konnte die Worte nicht aussprechen, sie würde ihn nur noch mehr bedrängen. Langsam erhob sie sich und zog ihn in ihre Arme. "... ich werde da sein, wenn du mich brauchst", beendete sie ihren Satz auf völlig andere Weise.

    Arria stockte der Atem, als er sie festhielt und umklammerte. Was sollte sie dazu sagen? In ihrem Hals war ein riesiger Kloß und er wollte sich einfach nicht lösen. Schmerzlich schloss sie die Augen und atmete tief durch. Sein Atem an ihrem Ohr, seine Worte, die langsam Sinn ergaben... Sie hätte sich verweigern sollen, sie hätte es nicht zulassen düfen. Es hatte ihr nur Hoffnungen gemacht, die er jetzt zerstörte. Dennoch, seine Stimme ließ sie aufhorchen, als er sich schon abwandte und ging.


    Vorsichtig drehte sie sich um und sah ihm nach, wie er in seinem Zimmer verschwand. Was sollte sie jetzt machen? Ihm hinterhergehen? Oder doch lieber verschwinden? Sie hatte ihm doch versprochen, ihm eine Schwester zu sein, sie wollte nicht, dass er traurig war und so folgte sie ihm schließlich doch. Langsam und zaghaft nur mit zitternden Knien, aber sie kam an und öffnete die Tür, sah ihn dort und kam zu ihm. Sie hob ihre Hand, zögerte kurz und legte sie dann auf seinen Rücken.

    Arria blieb in dem Korbsessel sitzen. Jetzt hielt er sie hier fest und sie wusste nicht, wie sie ihm entkommen sollte. Sie stieß einen Seufzer aus, ehe sie einen SChluck Wein trank. Es hieß wohl warten - lange warten, immerhin hatte er ihr noch einen Sklaven zur Bewachung dagelassen.

    Nachdem der Bote gegangen war, nahm Aurelianus das Wort wieder auf.


    "Das ist sehr freundlich, hab Dank. Ich werde auf dein Angebot zurückkommen", versprach ich und lächelte ihn freundlich an, während ich mich daran machte, die nächste Wachstafel zu löschen. Wenn jede Arbeit der Scriba so aussah, würde sie diese Arbeit ganz schnell wieder aufgeben.

    Gerade hatte Arria angefangen, den Umstand zu vergessen, dass er vergeben war, als er sich von ihr löste und zur anderen Cline ging, weit weg von ihr - unendlich weit weg von ihr, wie ihr schien. Mit jedem kleinen Schritt, den er tat, rückte er immer weiter in unerreichbare Ferne.


    Arria setzte sich auf und presste die Lippen zusammen, schlang die Arme um ihre angezogenen Beine. Warum hatte sie ihn nur kennengelernt? Es brachte doch nichts als Trauer. Er war vergeben, sie musste es einfach einsehen. Selbst wenn sie sich noch so sehr bemühte, er war liiert, das war nicht mehr zu ändern. Bestimmt war er schon dabei, seine Hochzeit zu planen und wollte nur ein kleines Abenteuer haben. Und sie war eben gerade da gewesen... aber... Warum hatte er sie dann weggestoßen? Warum war er jetzt wieder gegangen?


    Sie schüttelte leicht den Kopf und erhob sich mit wackligen Beinen, verließ das Zimmer und begab sich in das Gästezimmer. Sie seufzte und blickte umher. Wie gerne würde sie jede Nacht hier verbringen und in seiner Nähe sein, wie gerne würde sie ihn umsorgen und ihm seine Trauer über den Tod seiner Eltern nehmen. Arria stand noch immer in der Tür, das Gewand, das er ihr gegeben hatte über die Schulter gerutscht und die Haare völlig unordentlich und zerstruwelt. Ihr Blick fiel auf ihre Kleidung und sie hob sie auf, ließ das geliehene Gewand von ihrem Körper gleiten und betrachtete sich kurz. Schön war sie ja, aber mehr auch nicht. Sie diente nicht im CD, war nur eine kleine Scriba. Wahrscheinlich war sie völlig uninteressant für Imperiosus. Sie seufzte und zog sich an, ordnete die Toga kunstvoll an und suchte sich dann auf dem Frisiertisch eine Bürste. Vorsichtig und ausgiebig kämmte sie ihre Haare, ehe sie die Bürste säuberte und an ihre Stelle zurücklegte.


    Was mochte Imperiosus gerade denken? Sicherlich dachte er an seine zukünftigte Frau, an die, die er bald heiraten würde. Dass sie noch da war, hatte er sicherlich vergessen. Der Kuss - er war sicherlich ein Vergnügen für ihn gewesen, aber wie sollte sie, das unschuldige, naive Mädchen, einen Mann wie ihn gewinnen? Sicherlich ließ die andere viel mehr zu, war erfahren und konnte ihm geben was er wollte.


    Langsam schritt Arria zurück in den Raum und blickte auf Imperiosus. Ihr Blick war unendlich traurig, doch sie riss sich zusammen und zwang sich zu einem Lächeln, das aber die Trauer in ihren Augen nicht völlig auslöschen konnte, als sie zu ihm trat.


    "Ich sollte besser gehen, bevor...", begann sie leise und blickte ihn an. Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste die Lippen zusammen. "Verzeih, wenn ich dich verwirrt habe", fuhr sie leise fort und beugte sich über ihn, hauchte ihm einen Kuss auf. "Ich werde dafür beten, dass du glücklich wirst", flüsterte in sein Ohr, als sie ihn kurz drückte, dann richtete sie sich auf und ging langsam auf die Tür zu.....

    Schüchtern trat schließlich auch Arria vor und opferte den Wein. Sie sprach die Worte, die auch schon einige andere Frauen zuvor gesprochen hatten, bat aber insgeheim um eine glückliche Liebe, die in einer ebenso glücklichen Familie enden würde.


    Dann trat sie zurück und wartete ab. Hoffentlich hatte sie keinen Fehler gemacht.