Beiträge von Publius Terentius Pictor

    Am Abend saßen alle vor dem Feuer und wärmten ihre steifen Glieder daran. Ich wandte mich an den Probatus neben mir:


    "Sag, Quintus, was macht deine Familie in Rom denn so?"


    Er überlegte kurz. In seinen Augen las ich, dass er in Erinnerungen schwelgte.


    "Sie werden jetzt sicher zusammen beim Cenum sitzen und vom Tag berichten. Meine Schwester wird wieder mal bezaubernd aussehen in ihrer kleinen Stola. Mein Bruder wird von seiner Anstellung als Zimmermann erzählen. Und Vater wird sich wieder den Bauch halten vor Lachen, wenn meine Mutter herrliche Witze zum Besten gibt. Glaub mir, die Classis gibt mir viel von diesem Familiengefühl. Ich sehe dich inzwischen als Freund!"


    Ich lächelte verlegen. Das hatte er mir bisher nicht gesagt, obwohl wir uns wirklich gut verstanden und hinter dem Rücken des Centurios gern mal ein Späßchen machten. Wir waren wirklich Freunde.


    "Ich danke dir, auch ich sehe dich als Freund, Quintus! Meine Familie ist geteilt. Einige unter ihnen sind hier in Germanien, ebenfalls in der Armee. Mein Vetter Cyprianus ist nach Rom gereist, um dort fürs Quaestorenamt zu kandidieren. Und nunja, was die anderen so machen, weiß ich nicht!", sprach ich grinsend. Der Ton innerhalb der Truppe war herzlich und warm. Man half sich gern und ließ niemanden zurück, wenn ihn Schwäche befiel.

    "Ja, das stimmt, Valentin. Mein Vetter Cyprianus kandidiert übrigens in Rom für das Amt des Quaestors."


    An Fuscus gewandt sagte ich:


    "Danke, mir geht es auch gut. Valentin hat uns einen wunderbaren Met mitgebracht. Komm, Valentin, gib unserem Freund auch einen Becher dieses Mets, der so golden glänzt!", sagte ich schon leicht lallend. Ich sollte mich vorsehen.


    "Nein, Fuscus, bevor ich hier noch volltrunken werde, nimm meinen Becher!"


    Ich reichte ihn an Fuscus.

    Ich stand zusammen mit 5 anderen Probati standen zusammen mit dem Centurio auf einem kleineren Lastenschiff. In der Störmung schwankte es leicht. Aber da es festgemacht war, konnte nichts passieren. Und die Strömung war nur leicht. Wir waren aus unserem Zelt gerufen worden mit den Worten:


    "Ave Probati, ab zum Centurio an den Kai. Die Übungsaufgabe folgt dann...Vale!"


    Komisch, wie der Offizier gegrinst hatte, als er den Befehl gesprochen hatte. Jetzt im Nachhinein machte mich dieses Grinsen irgendwie stutzig.


    Und gleich sollte ich erfahren, warum.


    "Gut, Probati, heute simulieren wir Schiffbruch!"


    Ich und die anderen Probati staunten nicht schlecht!


    "Ihr habt schon richtig gehört. Heute wird geschwommen. Ab ins Wasser. Heute ist die Strömung nicht so stark, also rein mit euch!"


    Wir taten wie befohlen und sprangen ins eiskalte Wasser des Rhenus. Der Centurio stand draußen und beobachtete, wie wir strampelten.

    Wir kamen am Exerzierplatz an. Dort mussten wir also laufen. Der Platz war gut 20x40 Meter groß.
    Wir rannten die ersten paar Runden recht problemlos. Doch langsam rann mir der Schweiß in Strömen den Körper herunter. Ich musste aufpassen, nicht zurückzufallen. Und noch immer lagen gute 5 Runden vor mir.
    Nach ca. 10 min hatten wir es geschafft und standen bzw. lagen auf dem Platz und schnauften.

    Ich sah mir die anderen Probati an, die ebenso unsicher waren wie ich. Wir alle traten zu einem Kreis zusammen. Rätselnd, was uns wohl erwarten würde.


    Schon am Tag zuvor konnte ich mir den Stützpunkt ansehen. Im Grunde sah er aus wie ein Stützpunkt einer Legionsabteilung. Eben nur mit dem kleinen Unterschied, dass dieser Stützpunkt am Rhenus lag. Vom Fluss her kam ständig eine frische Brise und am kleinen Hafen knarrten die Planken der Schiffe. Zumeist waren es Transportschiffe, denn langsam entspannte sich die Lage zwischen den Germanen und uns Soldaten des Imperiums.


    Im Kreis stand der Kommandeur der Classis. Ich hatte ihn zwei Tage zuvor sehen können, nachdem er wiedergekommen war, Neptun wusste, woher. Doch nun konnte ich noch einmal einen genaueren Blick auf ihn werfen. Er war ca. 1,78m groß. Er hatte einen erzfarbenen Bart. Unter dem Helm schimmerten ebenfalls erzfarbene Locken hervor. Auf dem Leib trug er die Uniform des Kommandanten der Classis. Er machte auf mich vom ersten Tag an einen recht freundlichen Eindruck. Doch vielleicht täuschte das nur und die Ausbildung unter seiner Führung würde hart und erbittlich werden...

    Ich kam vor dem Rathaus an. Zuletzt hatte ich es am Tage zuvor gesehen. Ich dachte kurz nach, ob ich dem Duumvir den Brief persönlich überbringen sollte. Dann kam ich zu dem Schluss, dass ich darauf nicht sehr erpicht war, denn ich wollte das Leben dort erst einmal hinter mir lassen und neu anfangen bei der Classis. Schließlich ging ich zum Vorraum des Officiums, wo ein Sekretär gerade Schreibkram bearbeitete.


    "Salve!", grüßte ich ihn und holte dann den Brief aus meiner Umhängetasche. Inzwischen war ich von der Kleiderkammer der Classis mit einer frischen Uniform versorgt worden. So konnte ich vor dem Sekretär wenigstens etwas Eindruck schinden.


    "Ich habe hier einen Brief für den Duumvir. Er ist von der Classis Germanica. Ich lege Wert darauf, dass du ihn sofort überbringst, sobald ich verschwunden bin. Das wäre es dann auch schon. Ich danke dir! Vale!"


    Ich gab dem Sekretär den Brief.


    Salve,


    Ich habe eure Nachricht erhalten und erkläre hiermit, dass die Schiffe der Classis in den grossen Städten entlang des Rheines halten werden. Waren können dort zugeladen werden. Wir werden auch in 2-3 Wochen einen weiteren Konvoi schicken, um eine eventuelle zweite Lieferung zu transportieren.


    Valete in pace deorum, Centurio Classicus Tiberius Classicus, Stellvertreter des Kommandanten, Lucius Annaeus Florus


    Dann salutierte ich kurz und machte mich wieder auf den Weg zum Stützpunkt, wo ich nun endgültig das Leben eines Zivilisten hinter mir lassen würde.


    Sim-Off:

    Auf Wiedersehen, Mogontiacum! :D

    "Ich danke euch für die Aufnahme in die Classis, Centurio. Ich bin so schnell ich kann wieder zurück. Vale!"


    Ich hatte in Mogontiacum beiläufig beobachten können, wie einige Legionari vor ihrem Vorgesetzten salutierten. Ich dachte mir, hier wäre es angebracht, zumal vor mir der Stellvertretende Kommandant der Classis Germanica stand. Unbeholfen versuchte ich nachzuahmen, was die Legionari gemacht hatten. Es sah trottelig aus, aber es erfüllte zumindest seinen Zweck; nämlich zu salutieren.


    Dann nahm ich den Brief entgegen und machte mich auf zum Tor des Stützpunktes.

    Ich nahm die Kopie entgegen und setzte mich dann in eine Ecke des Raums. Seite für Seite studierte ich den Codex Militaris. Nach einer guten halben Stunde brummte mir gehörig der Kopf wegen der vielen Fakten und Regeln. Doch im Grunde hatte ich alles verstanden. Schließlich lernte ich in gut 5 Minuten den Eid des Miles auswendig. Als ich meinte, den Eid perfekt zu beherrschen, stand ich auf und stellte mich vor den Centurio.


    "Ich habe den Eid auswendig gelernt und bin nun bereit, ihn zu schwören!"


    "Gut. Sprich mit fester und klarer Stimme! Dann lass ihn mich mal hören!", sprach der Centurio.


    " IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA. "


    Sim-Off:

    Es schwören aber die Milites, dass sie alles entschlossen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus befehlen wird, dass sie niemals den Dienst verlassen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen werden.


    Als ich den Eid geschworen hatte, sah ich den Centurio stolz an und wartete auf seine Reaktion.

    "Ja, der Arzt meinte damals, ich sei nochmal mit dem Leben davon gekommen. Ich lag 2 Wochen lang mit starkem Fieber im Bett. Doch der Arzt tat sein Bestes und nun stehe ich ja wohlbehalten vor euch, werter Medicus."


    Lächelnd sprach ich die Worte und dachte doch mit Bedrücktheit an die langen Wochen des Kampfes gegen das Fieber.

    "Mein voller Name ist Publius Terentius Pictor, Stadtschreiber von Confluentes. Ich bin gebürtiger Plebejer. Meine Eltern sind Marcus Terentius Secundus und Aelia Terentia Pila. Ich wohne in Confluentes und wurde in Roma geboren.
    Derzeit bin ich Scriba. Vorher habe ich noch keinen Beruf ausgeübt.
    Zu Krankheiten kann ich nur jene nennen, die man üblicherweise in seiner Kindheit hat: Masern und Pocken.
    Jedoch befiel mich für kurze Zeit auch das Gelbfieber, von dem ich jedoch geheilt werden konnte. Meine Geschwister hatten auch nur die genannten Kinderkrankheiten, ebenso wie meine Eltern."


    Nachdem ich all diese Daten genannt hatte, wartete ich geduldig, während ich beobachtete, wie der Centurio die Daten aufnahm und akribisch genau niederschrieb.