Beiträge von Sun Cheng

    Cheng nickte langsam und anerkennend. "Dann wurden ihm die Kriege aufgezwungen. Den Mord an Caesar zu rächen war notwendig und gerecht, ebenso die Einheit des Reiches zu erhalten. Den Bürgerkrieg zu beenden und dem Reich Frieden zu bringen zeigt das wahre Wesen des Augustus. Er hat den Krieg nicht geliebt, sondern den Frieden erkämpft. Oder irre ich mich? Der Dialog, den er mit seinen Feinden gesucht hat, war erfolgreich? Hat er sie zu Freunden machen können? Und ist er eines natürlichen Todes gestorben?"


    Er war fasziniert von diesem Augustus. Irgendwie erinnerte dieser ihn an das, was man sich in Han über Kaiser Gaozu erzählte.

    Zitat

    Original von Publius Matinius Agrippa
    "Dieser Shi Huangdi war ein Tyrann, aber sei dir gewiss aus einem Kriegsfürsten kann ein Friedensfürst werden, ist euch im Osten der Name Gaius Iulius Caesar Octavianus oder einfach nur kurz Augustus geläufig? Am Anfang war er ein Kriegsfürst, doch wurde er mit dem alter ein Friedensfürst, Pax Romana herrschte, viele erinnern sich heute noch gerne an den grossen Kaiser, auch wenn er meine geliebte Republik vernichtet, hat er dem Reich Frieden und Wohlstand gebracht."


    Er machte eine Pause.


    "Ein Kriegsfürst ist nicht gleich zu setzen mit Terror, Caesar liess Milde walten ..."


    "Da erzählen sich die Gallier aber anderes. Und selbst wenn er Milde walten ließ, es ist unmöglich, einen Krieg zu führen, ohne das Land zu verwüsten. Und es gehört leider zu den unvermeidbaren Folgen eines Krieges, dass auf jeden gefallen Soldaten zwei getötete Zivilisten und eine vergewaltigte Frau kommt. Es sei denn, der Feldherr legt strenge Regeln und Strafen fest. Übrigens hatte Shi Huangdi auch nur nach den Gesetzen gehandelt, die er erlassen hatte. Und nach diesen Gesetzen wurde jede noch so geringe Verfehlung strengstens geahndet. Auf fast alles stand die Todesstrafe und der Rest wurde mit körperlichen Strafen geahndet, die auch häufig zum Tode führten. Aber auch seine eigene Familie unterstand diesen Gesetzen. Über diesen Augustus würde ich allerdings gerne mehr erfahren."

    "Das Reich Han ist auch nicht kleiner. Gewiss, man erinnert sich noch an den Einiger unseres Reiches, Shi Huangdi, der mit militärischer Macht und äußerster Brutalität das Reich vereint hat. Er herrschte durch die Furcht, die er verbreitete. Tausende Gelehrte ließ er hinrichten, keine Opposition erlaubte er und niemanden verschonte er, auch nicht seine eigene Familie. Und doch schuf er damit Großes, nämlich ein vereinigtes Reich. Und doch starb er wie jeder einfache Mensch auch. Und sein Sohn war der letzte Herrscher seiner Dynastie, bevor sie gestürzt wurde und durch Liu Bang ein neuer, gerechter Kaiser an die Macht kam. Ein Kaiser, der vor allem die einfachen Menschen im Sinn hatte. Und der in seiner Person nie etwas Besonderes oder Überlegenes sah. Dadurch, dass er stets im Herzen einfach blieb, wurde er überragend. er hatte das Reich noch etwas erweitert und die Grenzen durch Bündnisse gesichert.
    Und nun frage ich Euch, wer ist bedeutend? Der Kriegsfürst, der mit Gewalt herrschte und das Reich einigte oder der Friedensfürst, der das Leben der Armen verbesserte und dem Reich Wohlstand und neue Freunde verschaffte?"

    "Ist ein Menschenleben bedeutend für die Welt? Oder auch nur für ein Imperium? Ist nicht jeder ersetzbar? Stirbt ein Kaiser, so folgt ein neuer. Stirbt ein Beamter, so folgt ein neuer. Stirbt ein Soldat, so folgt ein neuer. Welche Bedeutung hat also das Leben eines Menschen? Keine, so wie auch das Leben einer Ameise bedeutungslos ist. Es mag schwer sein, das zu akzeptieren, doch ist es letztlich doch die Wahrheit."

    "Man soll nicht abhängig sein. Deshalb muss man auch verzichten können. Und sich an Kleinigkeiten erfreuen. So wie am Geschmack einer Dattel oder auch am Atmen. Man kann alles genießen, aber man sollte sich bewusst sein, dass alles vergänglich ist und nichts von Bedeutung ist. Der wert einer Sache ist immer subjektiv. Für einen einfachen Bauern wäre diese Casa unbezahlbar, doch für den Kaiser wäre sie sicher nur ein einfaches Haus... jedenfalls für den Kaiser, der über meine Heimat herrscht."

    "Es gibt zwei große Philosophen, die unsere Gesellschaft prägten. Der eine ist Laotse, das bedeutet so viel wie "der Alte vom Berg", und Kong Fuzi. Laotse hat die Lehre vom Tao bedeutend beeinflusst. Er hat das Tao Te King geschrieben. Was genau Tao bedeutet, kann ich nicht sagen, dazu reicht meine erkenntnis nicht aus. Wichtig hierbei ist, dass man sich selbst befreit. Man soll unabhängig sein von allem Materiellem, weil es den Blick auf das wahre Wesen der Welt, das Tao, versperrt. Man soll frei sein von Zielen, weil sie einen daran hindern, das ganze Bild zu sehen. Wer auf ein Ziel fixiert ist, der sieht nicht, was zu beiden Seiten des Weges liegt. Dadurch, dass man alles aufgibt, kann einem nichts genommen werden. Und dadurch, dass einem nichts genommen werden kann, besitzt man alles. Das höchste Gut ist innerer Frieden.
    Kong Fuzi sieht die Familie als höchstes Gut und die Ordnung, die sich in ihr widerspiegelt, als Grundlage jeder Ordnung. Man soll seine Eltern ehren und loyal zu ihnen stehen, so wie man auch loyal zu allen anderen stehen soll, die es verdienen.
    Beide Lehren haben gemeinsam, dass der einzelne unbedeutend ist und seine persönlichen Belange hinter den Belangen der Allgemeinheit zurück stehen. Sie beinhalten noch vieles mehr, aber das findet man am besten durch weitere Fragen heraus.
    Zum Genuss kann ich die Deutung geben, dass man nicht danach streben sollte, zu genießen, doch sollte man auch nicht danach streben, nicht zu genießen. Wenn sich die Situation ergibt, etwas genießen zu können, dann kann man es genießen. Vielleicht sollte man es auch, obwohl es dafür meines Erachtens keine Vorschrift gibt."

    "Momentan bin ich in der Gladiatorenschule Gloria et Honor untergebracht. Ich verstehe zu kämpfen, doch trainiere ich dort nur. Ich töte nicht aus Freude oder um anderen damit eine Freude zu machen. Ich töte nur, wenn es notwendig ist. Doch habe ich mich schon während der ganzen Reise bis hierher durchschlagen können. Wenn man hilfsbereit ist, dann wird einem auch geholfen. Oft sind es die einfachen Leute, die einen freundlich aufnehmen. Als Gegenleistung helfe ich dann, wo ich kann. Ich habe eine sehr gute Ausbildung genossen, so dass ich vielseitig einsetzbar bin."

    "Ich bin schon eine Weile hier in Hispania." Er lächelte und sah auf die Amphoren. "Bitte keinen Wein. Den vertrage ich nicht." Er versuchte ganz schnell, die Erinnerung an das einzige Mal, wo er Wein getrunken hatte, zu verdrängen. Wobei er ganz froh war, dass er sich daran überhaupt noch erinnern konnte. Also nahm er einen Becher mit Quellwasser. "Ihr habt eine interessante Einstellung... nur das Menschliche zählt... gefällt mir. Seid Ihr Philosoph?"