Beiträge von Manius Aurelius Eugenius

    "Männer können sich verändern, fällt ihnen erst einmal ein Stück Macht zu. Ich denke das weißt Du, Deandra." Eugenius spielte auf den Verrat von Commodus an.


    "Du hast mir nun zwar von seiner Rede berichtet, aber nicht was für ein Mann er war... ist. Dem Pöbel kann man viel erzählen und versprechen, doch was macht ihn gegenwärtig zu einem guten Politker?"


    Er trank einen Schluck Wein aus seinem Kelch und wartete.

    "Dies freut mich, Tiberius Annaeus Sophus. Wisst ihr, ich war lange Zeit fort aus Rom; habe Reisen durch das Reich unternommen. Ihr verzeiht mir also, dass mir die Politik eures Ahnen Lucius Annaeus Seneca unbekannt ist. Erzählt mir doch etwas über ihn, wenn es eure Zeit erlaubt."


    Zu Deandra gewandt.


    "Ja, der Bekanntheitsgrad ist ein wichtiger und entscheidender Faktor, wie bei jeder Wahl.
    Aber, wir werden sehen ob es Fortuna gut mit mir meint. Schlussendlich richten die Götter über das Werden der Menschen. Ob mein Redetalent ausreichend ist meinen Bekanntheitsgrad zu steigern, das werden wir erleben, wenn es soweit ist.


    Erzählt mir doch ein wenig über diesen Aelius Quarto. Was war er für ein Mann?


    Als Deandra den Cursus Res Vulgares ansprach, seufzte Eugenius etwas.


    "Ach Deandra, ich bin gerade erst wieder zurückgekehrt und Du warst die ganze Zeit bei mir gewesen. Wann sollte ich denn Zeit gehabt haben den Cursus abzulegen?" Eugenius lächelte Deandra an. "Die Amtsperiode der Quästoren hat gerade erst begonnen, Zeit genug für mich, den Cursus abzulegen."

    Bevor sich Eugenius auf die Liege legte, nickte er noch Aurelia Severina grüßend zu. "Sei gegrüßt, Severina. Du hast aus Deandra eine wahre Tochter Roms gemacht." Er musterte sie kurz. "Wir reden später, wenn es Dir nichts ausmacht. Ich habe mit Marcus einige Worte zu wechseln."


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    Eugenius hörte sich die Einwände seines Bruders an, verzog aber keine Mine dabei. Er wusste worauf er sich eingelassen hatte und außerdem, schon aus Ehrgründen wollte er nun nicht mehr von seinem Bestreben Abstand nehmen. Wenn sich Eugenius einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es kein Zurück mehr.


    "Ich bin mir meiner Sache sicher, Bruder. Die Zeit, die mir noch bleibt, will ich ganz dem Wohle Roms widmen. Deandra hat über Rom hinaus in der Provinz Italia einen guten Ruf. Sie hat mir in meinem Bestreben bereits ihre Hilfe angeboten.


    Kandieren werde ich übrigens für das Amt der Quaestores Urbani. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es immer noch zwei von der Sorte, nicht wahr?


    Dann trat eine weitere Person aus dem Hintergrund hinzu, die Eugenius unbekannt war. Diese grüßte ihn, und gab kund ebenfalls bei den nächsten Wahlen zu kandidieren.


    "Ave,


    Manius Aurelius Eugenius. Ihr tauchtet auf wie ein Geist." Eugenius war überrascht von dem plötzlichen Erscheinen dieses Annaeus Sophus. Er schaute zu seinem Bruder, runzelte die Stirn, und trank von seinem Wein.


    "Nun denn, und was treibt Dich dazu den Cursus Honorum zu durchlaufen, geehrter Sophus? Seid ihr ein Traditionalist wie ich oder ein weiterer Konkurrent der die Absicht hat liberal-progressive Ideen in Rom unters Volk zu mischen?" Der alte Mann auf der Liege schmunzelte als er das sagte.

    "Ah!" Kam es Eugenius über die Lippen. "Maxentius. Danke, den Umständen nun bedeutend besser. Die Reise hier her ist für einen alten Mann wie mich etwas anstrengend gewesen, aber Deine liebe Schwester hat mir Gesellschaft geleistet und die Fahrt versüßt. Pass gut auf sie auf." Er legte seine Hand auf die Schulter von Decimus und musterte ihn einmal von oben bis unten.


    "Du bist in die Höh' geschossen. Meine Güte. Beim letzten Male warst Du noch ein kleiner Bursche gewesen! Das ist lange her, ich weiß. Sicher kannst Du Dich nicht mehr erinnern. Nun denn..."


    Eugenius ließ von seinem Neffen ab und sich von seinem Bruder Antoninus zu den Liegen führen, wo er es sich bequem machte. Einen Schluck Wein später begann er mit seinen Ausführungen.


    "Vor einigen Tagen legte mein Schiff in Ostia an und ich kehrte in Rom wieder in der Villa Aurelia ein. Dort nahm mich Deandra herzlich Empfang. Ich erzählte ihr von meinen Reisen durch unser Weltreich, beispielsweise von Äygptus, wo ich einige Jahre wegen Land und Leuten, ...und natürlich meinen Geschäften verweilte. Das Schiff welches mich nun zurück nach Hause brachte, kam direkt von Judäa. Welch ein grässliches Land. Überall dieser Christuskult. Iupiter und Neptun mögen das Land mit allen Christen im Meer versinken lassen! Aber wie ich von Deandra hörte, warst auch Du in Syria gewesen. Erzählt mir später davon.


    Eugenius nahm einen weiteren Schluck Wein zu sich und sah zu seinem Bruder. Auch ihm merkte man das Alter an, obwohl er der jüngere Sohn ihres Vaters gewesen war.


    Antoninus, sag mir, was ist nur aus Rom geworden? Sind wir zu dekadent geworden, dass es so weit kommen konnte und wir es nicht bemerkten? Ich habe den Entschluss gefasst zu den nächsten Wahlen zum Cursus Honorum zu kandidieren. Rom versinkt in einem Strudel aus liberal-progressiven Entscheidungen, welche die alte Ordnung zerstören. Ich hoffe auf Deine und die Unterstützung des ganzen Gens. Und wenn mir Fortuna und Victoria beistehen, werde ich in einiger Zeit auch unseren Stand und unsere Traditionen im Senat angemessen zu vertreten wissen. So kann es nicht mit Rom weitergehen. Deandra behagt das ganze Neumodische überhaupt nicht, es lastet schwer auf ihrer Seele."


    Er schaute abwartend und weiterhin mit festem Blick zu seinem Bruder, während er seinen geleerten Kelch von einem Sklaven nachfüllen ließ.


    "Wie siehst Du das, mein Bruder?"

    "Nur die Götter kennen die Zukunft, Deandra. Ich verstehe die Last, den Gedanken daran, das Rom im Begriff ist von all den liberal-progressiven Eingebungen fortgespült zu werden. Und doch: wenn Du nicht nur verstandesgemäß das heutige Leben in Rom betrachtest, sondern zu erfühlen versuchtst, ob nicht doch schon keimende neue wuchshafte Kräfte der Traditionalisten am Werke sind, wirst Du die unerschütterliche Zuversicht haben müssen, daß sich eine innere Umkehr vorbereitet. Ich jedenfalls werde mein weiteres Leben in diesem Sinne nunmehr Rom widmen und versuchen weitere Römer zu finden die so denken und fühlen wie wir es tun."

    Eugenius trat herein, war aber langsamer auf den Beinen als die fixe Deandra. Seine Beine waren schläfrig geworden und wollten ihn kaum noch tragen. Der alte Mann stützte sich mit einer Hand an einer Wand ab und wartete einen Moment. Deandra war schon längst hinter der nächsten Ecke verschwunden. Schließlich ging es wieder, als seine Glieder wieder von Blut durchflutet wurden. Mit Haltung kam er dann ins Sichtfeld seines Bruders und dessen Weib, sowie einem seiner Söhne. Deandra gab gerade ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange, das konnte selbst Eugenius mit seinem nachlassenden Augenlicht erkennen. Er kam näher und kniff die Augenlieder kurz zusammen, um besser sehen zu können.


    "Salve!" Grüßte er schließlich... und beobachtete im Näherkommen die Gesichter der Leute.

    "Das freut mich zu hören; jedoch kann das ewige Ausweichen unseres Standes in andere römische Städte keine Gesamtlösung sein... Du hast von Neumodischen Strömungen gesprochen. Welche Missstände meinst Du genau?"


    Eugenius schlug die ACTA DIVRNA auf und blätterte darin, hielt aber abwechselnd Augenkontakt zu Deandra.


    "Erzähl mir mehr darüber; einiges habe ich mir von Bekannten sagen lassen und anderes entnahm ich der ACTA DIVRNA....


    Maxentius? ...Ja, das werden wir erleben." :D

    Frauen und ihre Eigenarten, dachte Eugenius nur, als er Deandras scherzhafte Worte über ihren Schminkkoffer hörte. Er rollte kurz mit den Augen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann ging er aber auf ihre Frage ein. "Ach weißt Du, wenn ich fern jeglicher Zivilisation durch Wüsten und Wälder reiste, da dachte ich oft an unsere Gens. Ich bin auch auf die Gesichter von Antoninus, Serverina und Maxentius gespannt, wenn wir, vor allem ich, in Misenum so ganz unerwartet auftauchen. Das wird ein Anblick sein." Er konnte sich die Gesichterausdrücke im Geiste schon lebhaft ausmalen, und der Gedanke daran ließ über seine Lippen ein weiteres Grinsen huschen. Mit den Kopf etwas zur Seite geneigt schwengte dann sein Blick erneut über die Felder und Wälder entlang der Straße...


    "Wie ist es in Misenum? Es ist lange her, als ich das letzte Mal dort war."

    In dem Wagen sitzend der von edlen Zuchtpferden die gepflasterte Straße langgezogen wurde, richtete sich der Blick von Eugenius über die landwirtschaftlich genutzten Felder hinweg. Die Reise war recht "holprig", aber Eugenius war das gewohnt und in Gedanken versunken bemerkte er nicht einmal mehr die Erschütterungen der Räder die über das Straßenpflaster fuhren.


    Die Sonne neigte ihren Schein am Horizont als Eugenius Deandra ansprach die ihm gegenüber saß. "Noch sind wir Rom nicht fern, ich hoffe Du hast alles dabei?" Erkundigte er sich.

    Deandras offenes Wort mit ab und zu zustimmenden Kopfnicken anhörend aß Eugenius von dem Brot was er zuvor abbrach, trank Wein dazu, und speiste dann weiter von seiner warmen Mahlzeit.


    "Ja, inzwischen bin ich ausgeruht und auch mein Hunger lässt nach. Es war ja nur für Zwischendurch; mein Magen ist auch Anderes gewohnt." Und wieder lächelte Eugenius, wenn auch nur für einen Augenblick, sich bewusst daß Deandra eben so empfinden musste, denn auch sie war als Patrizierin sicherlich Besseres gewohnt.


    Nach einer Weile und dem verzehr seines Mahls - auch Deandra hatte hoffentlich ihren Hunger stillen können - winkte er den Wirt herbei der nun gerade Zugegen war und bezahlte ihn; einschließlich der Bestellung Deandras wie es sich für einen römischen Mann gehörte.


    "Wollen wir?" Fragte er nun von durch Deandras Worten geweckten Tatendrang gepackt, denn es lag ihm sehr viel daran die Verhältnisse in Rom wieder ihrer angestammten Ordnung zu zuführen; je schneller desto bester für Rom.