Beiträge von Adara

    Ich seufzte. Wie sollte ich ihn denn wach bekommen, wenn er so dagegen war? Ich zuckte mit den Schultern und ging erst einmal in die Küche, um ein wenig Obst und Wasser zum Frühstück herzurichten und zurückzutragen. Im Cubiculum stellte ich alles auf den Tisch und zog die Vorhänge auf, so dass das Sonnenlicht den Raum flutete.

    Ich blickte noch kurz auf sein Gesicht, das so friedlich schlummerte, dann nahm ich die Sachen auf und trug sie in die Küche, wo sich sofort einige Sklaven fanden, die das gekochte verspeisten. Nicht, dass sie Hunger leiden mussten, aber was der Herr bekam, musste etwas besonderes sein.


    Schnell ging ich wieder zum Cubiculum meines Herrn und zog die Vorhänge zu, damit er ungestört schlafen konnte. Auch die Decke steckte ich noch einmal um ihn herum fest und lächelte auf sein friedliches Gesicht. Er war wirklich so anders, als meine bisherigen Herrn. Ohne mich wirklich zu kennen vertraute er mir und gab mir mehr Freiheiten, als ich in den unzähligen Jahren bei meinem letzten Herrn bekommen hatte. Ich setzte mich auf einen Schemel, den ich leise zu seinem Bett gezogen hatte und sah ihn weiterhin an. Er war vielleicht nicht so jung wie ich, aber er sah dennoch gut aus.


    Die Nacht war längst herein gebrochen, doch ich schlief nicht, sondern sah ihn die ganze Zeit an. Als der Morgen graute, überlegte ich, wie ich ihn wecken sollte, entschied mich dann aber, ihn nur sanft an der Schulter zu rütteln.


    "Herr... Der Morgen bricht an", meinte ich leise.

    Ich blickte zu meinem Herrn und lächelte leicht. Ich erhob mich und zog die Decke über ihn, strich ihm kurz und zärtlich über die Wange.


    "Schlaf gut, Herr", meinte ich leise, dann erhob ich mich und stellte alles wieder auf das Brett, um es zurück in die Küche zu bringen.

    "Ja, Herr", antwortete ich leise und schüchtern. Nie hatte ein Herr so mit mir geredet, nie war jemand so freundlich zu mir gewesen. Ich hatte nicht einmal Lob für etwas bekommen, jetzt bot mir der Herr auch noch seine Hilfe an. Ich verstand die Welt wirklich nicht mehr.

    "Du... du bist anders, Herr", antwortete ich schüchtern und legte meine Hand auf die seine. Irgendwie taten seine Berührungen gut, auch wenn ich ein wenig Angst vor dem hatte, was folgen würde.

    Ich blickte ihn an und setzte mich nun doch. Ich fasste es einfach als direkten Befehl auf, um mein Gewissen zum Schweigen zu bringen. Still und mit gesenktem Blick aß ich, was er mir gab. Ich hatte schon besser gekocht, aber ich kannte mich hier eben noch nicht aus und hatte einige Dinge nicht gefunden, die ich gerne gehabt hätte.


    Meine Hände krampften sich in meinem Schoß zusammen, wusste ich doch nicht, was ich mit ihnen anstellen sollte.

    Ich schüttelte schnell mit dem Kopf.


    "Nicht mein vorheriger Herr, Herr, sondern einer der unzähligen zuvor. Ich war noch ein kleines Kind, als ich es lernte", antwortete ich und nahm mir eine weitere Traube, blieb aber nach wie vor stehen. Sich bei der Speise zum Herrn setzen? Das konnte ich mir nicht erlauben, nein, dazu war ich zu sehr Sklavin.

    Ich widerstand dem Drang, zurück zu zucken und weg zu laufen, sondern kam noch ein Stück näher und nahm mir zaghaft eine Traube, drehte sie unschlüssig in der Hand.


    "Ich wurde so lange geschlagen, bis ich es konnte, Herr", antwortete ich leise und aß die Traube zögernd.

    Ich blieb an der Tür stehen, nachdem ich sie geschlossen hatte. Mein Blick war immer noch zu Boden gerichtet, doch ich freute mich, dass er mein Essen aß.


    "Ja, Herr", antwortete ich leise.

    Ich blickte ihm stumm nach. Er verstand nicht, was ich sagte. Er wollte es auch nicht verstehen. Und sicherlich war es besser so. In wenigen Tagen würde ich sowieso von hier verschwinden, dann war ich schneller aus dem Kopf des Alten verschwunden, als er es sich vorstellen konnte. Er war ein Mann, er würde immer einer bleiben. Und einem Mann konnte man solche Dinge nicht antun. So einfach nahm man ihn sich nicht, so einfach benutzt man einen Mann nicht für seine schmutzigen Fantasien, ein junges Mädchen schon eher. Und ich hatte die gierigen Augen des Herrn gesehen, wie sie meinen Körper entlang getastet hatten und ihn noch nackter gemacht hatten, als er schon war. Ich hatte ausgeharrt, wollte nicht verkauft werden. Ich wusste durchaus, wie gut es mir in diesem Hause ging, aber dennoch stieß ich an meine Grenzen. Ich würde mich dem Herrn hingeben, keine Frage, aber ich würde es nur bei ihm machen. Nur ihm würde ich meine Unschuld schenken, auf dass er mich wirklich bei sich behielt und ich ihm dienen durfte. Er war kein schlechter Herr, aber er war eben ein Mann. Und ich würde alles dafür tun, dass er mir nichts anhaften konnte, dass ich in seiner Nähe sein durfte. Ich mochte ihn irgendwie, das wurde mir bei diesen Gedanken bewusst. Ich mochte ihn und gleichzeitig hasste ich ihn. Ich mochte ihn, weil er so anders war, so liebevoll zu mir und interessiert an mir. Ich mochte ihn, weil er mir meine Unschuld nicht genommen hatte, aber gleichzeitig hasste ich ihn für seine Begierde und dafür, dass er Sklaven hielt.


    Ich blieb noch eine ganze Weile auf dem Schemel sitzen und beäugte die Sklaven, die um mich herum liefen und wieder gingen, kamen, mir manchmal eindeutige Blicke zuwarfen, ich ich stumm ignorierte, und wieder gingen. Es herrschte ein reges Treiben in der Casa - nur ich hatte nichts zu tun. Warten sollte ich, warten auf weitere Befehle. Darauf warten, dass er nun doch kam und sich nahm, wonach ihn gelüstete. Und ich wusste genau, dass ich mich nicht wehren würde. Nicht gegen ihn, aber gegen jeden, der nach ihm kommen würde.


    Leise erhob ich mich, mit vollendeter Grazie. Ich blickte die Sklaven herausfordernd an, die immer wieder um mich herum schwänzelten. Ich war neu hier, war jung und war ein Mädchen. Kein Wunder, dass ich die Blicke auf mich zog. Die Sonne hatte sich schon weit gen Horizont gesenkt, bald würde es dunkel werden. Langsam ging ich in die Küche.


    Ich blickte mich um, in der Ecke war ein Kerzenhalter, die Kerzen darin brannten. Sie spendeten ein mildes Licht und ich musste leicht lächeln. Dieser sanfte Schein hatte etwas behütendes, etwas tröstliches. Ich durchwühlte sämtliche Schränke, ehe ich alles gefunden hatte, was ich suchte: Mehl, Eier, Wasser, einige Kräuter, verschiedenes Obst, Gemüse, Wein, zwei Schüsseln, einen Schieber und einen Topf, sowie ein Messer. Ich gab das Mehl in eine Schüssel, schlug die Eier auf und fügte so lange Wasser hinzu, bis ich einen geschmeidigen Teig hatte. Geschickt formte ich diesen zu Fladen, die ich mit Hilfe des Schiebers in den Ofen gab. Das Feuer brasselte sanft vor sich hin und immer wieder stoben Funken auf, aber das störte mich nicht. In der Küche fühlte ich mich wohl. Ich sah kurz nach dem Haaröl für die Herrin, dann machte ich mich daran, das Gemüse zu schneiden und in den Topf zu geben. Mit etwas Wasser und den Kräutern garte ich es und gab es in eine kleine Schüssel. Eine weitere füllte ich mit verschiedenen Obstsorten, anschließend füllte ich den Wein noch in eine Karaffe und stellte einen Becher hinzu.
    Die Fladen waren nun fertig und dufteten leicht. Ich brach sie in Viertel und legte sie ebenfalls in eine Schüssel. Sie würden noch ein wenig abkühlen müssen. Doch ich gab alles schon auf ein Brett, erhob mich vorsichtig und hob das Brett an, auf dem nun eine Schüssel mit Obst, eine mit gegartem Gemüse und eine mit Fladenbrotstücken stand, außerdem war auch noch die Karaffe mit leicht verdünntem Wein und ein Becher darauf. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich noch etwas vergessen hatte: Eine Schüssel mit kühlem Wasser und ein Tuch, um sich anschließend die Hände zu waschen.
    Ich stellte das Brett wieder nieder und holte auch noch diese Dinge, dann machte ich mich endgültig auf den Weg zum Zimmer meines Herrn.


    Ich hoffte, dass er mich nicht sofort dafür bestrafen würde, dass ich eigenmächtig gehandelt hatte. Ich wollte ja nur, dass es ihm gut ging und sicherlich hatte er Hunger. Das Mal war nicht überwältigend, aber immerhin, es war nicht zu kärglich. Auch hoffte ich, dass es ihm schmecken würde, falls er das Essen überhaupt anrührte.


    Auf dem Gang begegnete ich einem Sklaven, der mich lüstern anblickte. Ich zischte ihm nur zu, er solle seine Pfoten bei sich lassen, als er nach einem Stück Fladenbrot greifen wollte. Hätte ich ihm mal besser das Brot gelassen, denn so kam er nun von hinten auf mich zu und griff nach etwas ganz anderem. Ich atmete tief durch, als seine Hand über meinen Körper glitt. Am liebsten hätte ich laut geschrien, doch das konnte ich mir nicht leisten. Der Herr hatte mir ja selbst angedroht, mich den (männlichen) Sklaven zu überlassen, wenn ich ihm nicht gehorchte. Wahrscheinlich war ich nicht gehorsam genug gewesen und er hatte es den Sklaven bereits angeboten.


    Irgendwo öffnete sich eine Tür und plötzlich war die lüsterne Hand verschwunden. Eine Träne lief über meine Wange, doch ich achtete nicht darauf, sondern setzte still und mit gesenktem Kopf meinen Weg fort. Vor der Tür angekommen kniete ich mich nieder und klopfte vorsichtig an. Mein blick war starr auf das Brett gerichtet, ich hatte keinen Tropfen verschüttet und harrte nun aus, ob er mir öffnen würde...

    Ich hörte schweigend und mit gesenktem Kopf zu. Warum erzählte mir der alte Herr das alles? Sein Leben war doch nicht meines. Ich freute mich für ihn, dass er ein so gutes Leben gelebt hatte, aber meines war noch jung, außerdem war ich ein Mädchen. Was glaubte er denn, warum ich solche zerfetzten Stoffstücke an mir getragen hatte? Weil man mich frei lassen würde? Nein, weil ich Sklavin war, weil man mit einer Sklavin alles machen konnte.


    "Herr... Das ist dein Leben gewesen, aber es ist nicht meines. Ich bin sehr jung, Herr, und ich bin ein Mädchen. Vielleicht wurdest du auf Grund deiner Dienste freigelassen, aber ich werde das nicht. Denn wie könnte jemand mit freilassen, wo ich so jung und unverbraucht und unberührt bin. Nein, alter Mann, träum weiter deinen Traum, auch wenn ich jünger bin, wurde ich bereits eines besseren belehrt", antwortete ich ruhig, ernst und ebenso auf griechisch. Ich war jung, keine Frage, aber ich war nicht dumm, auch wenn das viele Herren glaubten. Es war ja nur zu meinem Schutz, mich dumm zu stellen.

    "Das werde ich nicht, Herr", antwortete ich leise und kauerte mich immer noch in meine Ecke, wagte nicht einmal mehr, jetzt noch zu essen. Ich wusste nicht einmal, wer er wirklich war, geschweige denn, warum er sich so sehr für mich interessierte...

    Ich blickte den alten Mann an und nahm das Gewand entgegen, strich es mir schnell über, immer darauf bedacht, möglichst wenig von mir zur zeigen. Dann blickte ich zweifelnd auf die Sesterzen in seiner Hand und schob sie schließlich von mir.


    "Ich bin Sklavin, Herr, Sesterzen stehen mir nicht zu."

    Ich blickte ihn kurz an, dann sah ich auf die zerfetzten Kleider, hob sie aber auf und strich sie mir über. Mehr schlecht als recht verdeckten sie das nötigste und auch, um sie zusammen zu halten, hatte ich nichts. Still stand ich da und versuchte, die letzten Ecken noch irgendwie so zu befestigen, dass sie halbwegs hielten, was mir aber sichtlich missglückte.


    "Wie du wünschst, Herr", antwortete ich still und mit gesenktem Kopf. Ich kam mir so unendlich dumm und naiv vor, so furchtbar arglos und gleichzeitig auch ausgenutzt. Wie hatte ich nur so reagieren können? Warum war ich nicht gleich verschwunden?


    Mit gesenktem Kopf und rückwärts verließ ich das Cubiculum, hielt meine zerrissene Tunika vor mir fest, als ich in die Küche eilte, um nach dem Öl für die Herrin zu sehen. Es würde gut werden, das sah ich jetzt schon, aber es benötigte noch einige Tage, um fertig zu werden.


    Als ich dies erledigt hatte, lief ich in das Sklavengemach, das man mir gezeigt, mir aber keines der Betten zugewiesen hatte. Ich blickte mich kurz um, dann zog ich mich mit einem Stückchen Fladenbrot und etwas Wasser in die hinterste Ecke zurück, kauerte mich dort nieder und kaute auf dem Brot herum, beobachtete alles um mich herum misstrauisch. Zu einladend musste musste Gestalt für die Sklaven hier wirken...