Beiträge von Adara

    "Nein, Herr, ich komme aus dem Osten", antwortete ich schnell und strahlte ihn regelrecht an. So wenig nur sollte ich machen? Das war nichts im Gegensatz zu dem, was ich bisher erledigen hatte müssen. Aber rein gar nichts! Ich erhob mich und fiel ihm um den Hals, ganz spontan, ohne zu denken. In mir war ich eben doch nur ein kleines Mädchen.

    Ich lief rot an. Welcher Herr machte seiner Sklavin solche Komplimente? Abgesehen davon - welcher Herr ließ seine Sklavin schon in seinem eigenen Bett schlafen und verzichtete auf den Schlaf, den er selbst benötigte? Trimalchio war definitiv kein normaler Herr, nur was er war, das musste ich erst noch herausfinen.


    "Herr? Was für Aufgaben erwarten mich in Germania?"

    "Ich weiß nicht genau, Herr, ich wurde anfangs viel verkauft. Wer will schon ein Kleinkind als Sklavin? Und dann kam ich zu meinem letzten Herrn... Er lehrte mich Latein und Griechisch, schreiben, lesen, rechnen, die Hausarbeit zu machen und mich um die Kinder zu kümmern", sprach ich frei heraus, dann jedoch biss ich mir auf die Lippe. Ich offenbarte zu viel von mir. Ich wollte doch gar nicht, dass er wusste, was ich alles konnte, aber jetzt war es zu spät!

    Ich öffnete schlagartig die Augen, starrte ihn an.


    "Meine Vergangenheit, Herr?", fragte ich verwirrt und schüttelte den Kopf. "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war schon immer Sklavin und habe das ein oder andere gelernt..."

    Was war jetzt? Er hatte doch eben noch diese eindeutige Andeutung gemacht! Warum nahm er sich jetzt nicht, wonach ihm gelüstete? Ich war nur eine Sklavin - noch dazu eine unberührte Sklavin! War das nicht das Paradies eines jeden Herrn?

    Ich wagte nicht, meine Augen zu öffnen. Was machte er jetzt? Ging er weg, um ein Seil zu holen, damit ich nicht weg konnte? Zog er sich aus? Was würde geschehen? Ich zitterte leicht, doch ich verkrampfte mich nicht, zwang mich dazu, meine Tränen zu trocknen und meinen Atem ruhig zu halten.

    Ich blickte in seine Augen, die den meinen viel zu nah waren. Ich glaubte, ein lüsternes Funkeln darin zu sehen, wie es meinen Körper musterte und nur darauf wartete, dass ich nicht mehr achtsam war und er nach mir greifen konnte. Aber ich wollte das nicht. Weder, wenn er es mir nicht befahl, noch, wenn er es mir befahl. Ich würde mich wehren, irgendwie würde ich es schaffen. Und dann würde er mich verkaufen... Und dann würde mich... würde mich... Ich dachte an den Mann, der für mich geboten hatte. Er war Lupanarbesitzer gewesen... Ich würde jeden Tag... jede Nacht... immer... und... Nein, das war noch schlimmer, dann würde ich noch eher meinem jetztigen Herrn zu Diensten sein. Nur ihm, sonst keinem.


    Tränen stiegen in meine Augen und füllten diese, liefen über die Wangen und benetzten meine Haut. Ich ließ meine Arme locker, die bis dahin meinen Oberkörper umklammert hatten und legte mich auf den Rücken, auf das Bett. Zitternd lag ich da und harrte der Dinge, die da kommen wollten.

    Ich kroch rückwärts an die Wand, drückte mich dagegen. Warum tat er das? Warum hatte er mich angelogen? Nur, weil er der Herr war? Meine Hände krallten sich in die Matratze, während er näher kam. Ich kam mir so hilflos vor, so ausgeliefert. Ängstlich starrte ich ihm entgegen.


    "Herr..."

    Ich lief rot an und barg mein Gesicht in den Händen. War das nicht eindeutig? Spielte er nicht eindeutig auf eine Vereinigung an? Ich wollte nicht! Nein, niemals!


    "Herr... Ich... Ich kann nicht", flüsterte ich ganz leise, wahrscheinlich hatte er es nicht einmal verstanden.

    Ich blickte auf, schüttelte schnell den Kopf und zog die Decke wieder hoch.


    "Nein, Herr, verzeih", flüsterte ich und senkte meinen Kopf so weit es in dieser Haltung eben ging.

    Ich blieb noch eine ganze Weile liegen. Wohl bemerkte ich die Blicke, die mir der Herr immer wieder zuwarf und mit jedem Blick wurde ich noch kleiner, als ich war, wollte mich noch mehr verkriechen. Doch irgendwann hielt ich es nicht mehr so bewegungslos in dieser verdrehten Position aus und setzte mich auf, fuhr mir durch die haare und ließ die Decke aus versehen los...

    Ich beobachtete den Herrn die ganze Zeit. An schlafen war überhaupt nicht zu denken, war doch ein Mann im Raum - und noch dazu ihr Herr!


    Ich wagte nicht einmal mehr, normal zu atmen, wollte ihn vergessen lassen, dass ich da war. Ihn nur ja nicht auf mich aufmerksam machen. Einerseits war ich müde, keine Frage, aber andererseits, ihm so die Chance geben, sich an mir zu vergreifen? Nein, das konnte ich nicht, außerdem lag ich nicht sonderlich bequem und mich zu bewegen wagte ich nicht.

    Ich schreckte zusammen und zog die Decke noch enger um meinen jugendlichen Körper. Er hatte doch gesagt, dass mir nichts passieren würde und jetzt das. Er log eben wie jeder Herr. Und wo waren meine Manieren geblieben? Wo mein Gehorsam? Mit Augen, die ihn angstvoll beobachteten legte ich mich nieder und schloss sie schließlich, doch nicht vollständig. Zwischen den Wimpern hindurch sah ich weiter zu Trimalchio.


    "Ja Herr", meinte ich noch leise und bestimmt hörte er meine Angst. Wie würde es mir in Germania ergehen, nur mit ihm? Wann würde er aufhören, mich in zweifelhafter Sicherheit zu wiegen, um sich an mir vergehen zu können? Was für Aufgaben würde ich bekommen, in dem Land voller Schnee? Was war Schnee überhaupt? Kalt sollte er sein, dieser Schnee, und nass. Aber mehr wusste ich nicht. Würde ich ihm zu Diensten sein müssen? Des Nachts? Im Bett? Ich wollte nicht, wollte nicht sein Lustmädchen sein, ich war noch unberührt und ich würde meine Unschuld auch gegen ihn verteidigen, mit allen Mitteln!

    "Ich kann auch auf dem Boden schlafen, Herr, das macht mir nichts", beteuerte ich schnell. Auch wenn ich Angst vor ihm hatte, irgendwie tat er mir auch leid, dass er nicht schlafen konnte, weil eine einfache, dumme Sklavin in seinem Bett nächtigte.

    Zitat

    Original von Manius Pompeius Trimalchio
    Trimalchio sah zu seiner Sklavin.


    "Adara du solltest dich jetzt endlich ausruhen, in wenigen Tagen reise ich nämlich ab und es wird keine gemütliche Reise, in der Provinz Germania liegt leider schon Schnee."


    "Aber Herr... Wenn die Reise so anstrengend ist, musst du ebenfalls ausruhen. Ich... ich will dich nicht davon abhalten... Und... Ich... Du...", stotterte ich. Ich kam mir schon wieder ungezogen vor. Warum machte ich nicht einfach, was er sagte? Immerhin war ich sein Eigentum, da zählte wohl kaum, was ich empfand.

    Immer enger zog ich die Decke um mich. Es hatte schon gereicht, dass Trimalchio mir meine schäbige Kleidung weggerissen hatte, jetzt mussten sich auch alle irgendwie in diesem Cubiculum versammeln. Perilia kannte ich ja immerhin, aber dieser andere Kerl. Warum musste mir das passieren???