Beiträge von Decimus Pompeius Strabo

    Sie schien einen Bärenhunger zu haben, dachte ich mir im Stillen.


    "Ich komme aus Antium und reiste schon früh durch Achaia. Dort verbrachte ich einige Jahre. Schließlich zog es mich als Peregrinus nach Roma, dem Herzen unseres Imperiums. Dort diente ich mehrere Jahre den Vigiles. Dann zog es mich in den cursus honorum und so sitze ich nun vor dir!"

    Grinsend betrachtete ich die Sklavin und zwinkerte Sulla zu.


    "In mancher Hinsicht ist das auch schön. Also ich muss schon sagen, dein Geschmack für Sklaven ist nicht schlecht...", sagte ich schelmisch, als die Sklavin wieder verschwunden war.


    "Wieviel würdest du mir denn für dieses Schmuckstück abknöpfen?"

    "Als ich vor mehreren Monaten nach Germanien abreiste, schwante mir nichts gutes. Ich dachte an eine kühle, unwirtliche Provinz. Doch das war ein Irrtum. Das Land war gastfreundlich und einladend.


    Am Limes stehen die Truppen des Kaisers und bewachen Tag und Nacht diese letzte Grenze zum freien Germanien. Ich selbst konnte auf der Reise zusammen mit dem Legatus Augusti Pro Praetore den Limes besichtigen.


    Gibt es etwas, das du speziell über Germanien wissen möchtest?"

    "Tiberia Honoria ist eine Vertreterin dieser Meinung. Sie vertritt den Standpunkt, dass wir Männer nur Chauvinisten sind.


    Ich glaube nicht, dass Frauen minderbemittelt sind. Ich glaube nur, dass Frauen traditionsgemäß nichts im Senat zu suchen haben."

    Genüsslich beobachtete ich, wie sie die Traube verspeiste und staunte darüber, dass es sich manche Frauen wohl zur Kunst gemacht hatten, Nahrung aufzunehmen. Lachend stimmte ich ihr zu.


    "Ja, das hoffe ich. Als Reichspräfekt steht er mir wirklich über. Und das macht ein Gespräch meist schwer. Aber wenn du mehr Einfluss auf ihn hast...", sagte ich zwinkernd und legte den Kopf schief.


    "Sag, was machst du den lieben langen Tag, wenn dein Bruder gerade nicht in der Casa ist?"

    "Ich meine die Tatsache, dass der edle Volksteil der Konservativen sich mit aller Macht erhebt, aber leider kein Gehör findet. Frauen sollen die neue Elite des Imperiums stellen? Das ist eine Vorstellung, die ich nicht hinnehmen werde.
    Aurelius Antonius ist der Vorkämpfer dieser Bewegung und ich werde sein Werk auch im Senat weiterführen, falls er verliert und der Kaiser mir die Senatorenwürde zukommen lässt!"

    Während uns eingeschenkt wurde, betrachtete ich unbemerkt weiter Lucia. In Germanien hatte ich nie wirklich eine Frau zu Gesicht bekommen und war nun wieder aufs Herzlichste erfreut, eine so schöne und nette Frau zu sehen.


    "Sicher darfst du. Vor meiner Zeit als Quaestor war ich Optio der Vigiles. Dein Bruder war mein Praefect. Leider trennten sich unsere Wege sehr unrühmlich. Aus bisher für mich ungeklärten Gründen schmiss er mich aus der Castra. Nun möchte ich klären, was damals vorgefallen ist und mich mit ihm versöhnen."

    Geduldig wartete ich ab, bis sich die Porta öffnete und ein gelangweilter Sklave vor mir stand. Erstaunt über diese Respektlosigkeit, aber etwas amüsiert, antwortete ich:


    "Decimus Pompeius Strabo, gestatten. Ich möchte zu Vinicius Hungaricus, wenn dies möglich ist."

    Während die Speisen aufgetragen wurden, sah ich Sulla nachdenklich an. Auf seine Frage hin versuchte ich mich an jedes Detail meiner Quaestur zu erinnern.


    "Ja, ich bin soweit zufrieden. Meridius ist ein harter Chef, aber die Arbeit ist fast immer gerecht und meinen Anforderungen entsprechend. Nicht umsonst habe ich vor, wieder nach Germanien zurückzukehren und für Meridius zu arbeiten.


    Nur der Abschluss meiner Amtszeit bereitet mir Kopfzerbrechen. Während in Germanien alles glatt lief, muss ich feststellen, dass Rom mittlerweile dem Werteverfall anheim gefallen ist."

    "Oh, du verwöhnst meinen Gaumen ja regelrecht. Wenn du versuchen solltest, mich zu bestechen...dann ist dir das fast gelungen!", scherzte ich lachend und setzte mich auf eine Kline.


    Die Abendluft wehte mir kühl um mein Haupt und ich genoss die entspannende Kühle nach der brütenden Hitze des Tages.

    "Nun, dann vielen Dank nochmal, Lucia.", antwortete ich grinsend und setzte mich langsam in einen Korbsessel.


    "Würdest du mir etwas Gesellschaft leisten?", fragte ich neugierig und sah sie musternd an. Dies war mal eine angenehme Abwechslung zum düsteren Alltag der Politik. Ich fragte mich, was sie wohl so allein in der Casa machte.

    Endlich erschien Maior. Lächelnd begrüßte ich ihn und nahm noch einmal Platz.


    "Salve, Maior. Ich danke dir, dass du Zeit für mich finden konntest. Das war sicherlich nicht leicht für dich. Ich möchte eine Audienz beim Imperator beantragen, sofern dies möglich ist."

    Ich war erstaunt über diese Gastfreundschaft und fühlte das Gewitter bereits aufkommen. Wenn Crassus mitbekam, dass ich mich hier unabsichtlich einnistete, würde er aus seiner Haut fahren und vielleicht auch Lucia in Mitleidenschaft ziehen. Doch vorerst ließ ich es geschehen und sah Lucia dankbar an.


    "Ich danke Euch...Dir vielmals...du kannst mich ruhig duzen, ich sehe keinen Grund für solche Förmlichkeiten."

    Das hörte sich sehr interessant an. Während die beiden munter drauf los plauderten, versuchte ich das Gesagte in einen Kontext zu setzen. Scheinbar war man immer noch mit den Ermittlungen beschäftigt. Und scheinbar hatte ich hier einen Prätorianer vor mir.


    "Ihr beiden solltet wirklich solche Dinge in der Castra besprechen. Was wäre, wenn ich ein böser Bube mit einem Dolch unter meiner Tunika wäre. Ein Prätorianer und ein Urbane weniger. Auch wenn ich genauso gespannt bin wie du, Decius, was sich genau beim Anschlag zugetragen hat.


    Zur Traditionsfrage kann ich nur soviel sagen: einige Tugenden sollte man wiederbeleben. Aber das hast du ja sicher schon auf der Rostra bemerkt. Ich bin kein gradliniger Traditionalist, aber konservativ bin ich durchaus."

    Ich sah sie eingehend an. Crassus hatte scheinbar doch gute Seiten an sich - seine Schwester.


    "Nun, Lucia. Ich hoffe, dass ich Euch nicht gestört habe. Doch ich möchte gern Eurer Einladung folgen...", sagte ich schelmisch zwinkernd und wartete dann ab.

    Ich legte mir meine Worte zurecht, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Auf der Schwelle stand nun eine gutaussehende Frau in gutem Tuch. Scheinbar öffnete man in der Casa Caecilia lieber selbst Gästen, anstatt Sklaven diese Arbeit machen zu lassen, dachte ich mir grinsend.
    Langsam musterte ich sie und kam dann wieder zu Sprache.


    "Salve, mein Name ist Decimus Pompeius Strabo. Ich möchte zu Caius Caecilius Crassus."