Ich setzte mich, denn der Ton des Centurio ließ gar nichts anderes zu. Dann hörte ich aufmerksam zu und besah mir den Optio, den ich bereits kannte. Ihm nickte ich freundlich zu, als er mir vorgestellt wurde. Nach der kurzen Zusammenfassung des Matiniers nickte ich abermals zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. Anschließend versuchte ich, mir alle Fragen zu merken und sie wahrheitsgemäß zu beantworten.
"In Ordnung. Zur ersten Frage: Es war ihr lange Zeit nicht erlaubt, das Praetorium zu verlassen, da sie fluchtgefährdet war. Doch für diesen einen Besuch beim Sklaven Cato bekam sie die Erlaubnis vom Legaten persönlich. Die Wachen vor dem Praetorium waren angehalten, Miriam nicht hinauszulassen, doch als sie den Siegelring des Legaten vorzeigte, ließen sie sie passieren. Der Legat gab ihr den Siegelring aus freien Stücken, sie hat ihn nicht geklaut, womit die zweite Frage ebenfalls beantwortet ist."
Ich schwieg einen Moment und wartete, bis der Optio fertig war mit schreiben.
"Sie hat sich indirekt bei mir abgemeldet", sprach ich dann weiter.
"Ich bin nicht generell der Maior Domus, sondern vertrete derzeit nur Cicero, um ihn mit seinen Aufgaben und seinem neugeborenen Kind zu entlasten. Ich betrat gerade das Praetorium, als mir Miriam sozusagen in die Arme lief. Ich fragte sie, wo sie hin wolle und sie sagte es mir ohne zu Zögern. Auch erzählte sie mir von der Erlaubnis, die Livianus ihr erteilt hatte, und zeigte mir den Ring. Ich wusste also, dass sie ging."
Wieder wartete ich mit Blick auf den Optio und sprach erst weiter, als das Kratzen des Griffels aufhörte.
"Ihr Verhalten... Nun, die erste Zeit, als ich sie von Hispania hierher gebracht hatte und auch danach noch eine ganze Weile, war sie stets darauf aus, zu fliehen. Deswegen wurde ihr auch der Ausgang untersagt. Nach dem Tod von Decima Aemilia wurde sie irgendwie anders. Sie verhielt sich mehr, als hätte sie sich in ihr Schicksal gefügt und sie kümmerte sich auch mehr um die häuslichen Dinge. Zuvor hatte man ihr stets sagen müssen, was sie tun sollte. Wir freundeten uns an. Von engeren Beziehungen zu anderen Sklaven außer dem des Tribuns ist mir nichts bekannt, Herr. Und ja, ich wusste von den Gefühlen, die sie gegenüber dem Sklaven Cato hegte. Doch da ihr der Ausgang untersagt wurde und Cato sie nie besuchte - zumindest nicht in meinem Wissen - konnten sie ihre Zuneigung nicht ausleben."
Ich schwieg einen Moment und dachte nach.
"Allerdings... Neulich bekam sie eine Wachstafel von Cato. Ein Legionär brachte sie. Erst glaubte ich ihr nicht, denn welcher Soldat würde schon zwei Sklaven bei einer geheimen Liebelei helfen... Doch wenn ich nun darüber nachdenke, ja, es schien eine Nachricht von Cato gewesen zu sein."
Nun verstummte ich und sah abwechselnd den Centurio und den Optio an, gespannt, was nun kommen würde.