Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Nachdem Crispus nun sein Amt angetreten hatte, gab es natürlich eine Menge zu tun - vor allem, weil die Lex Municipalis hier und dort Gestaltungsspielraum bot, der vom Ordo Decurionum zu nutzen war.


    Ein wichtiger Punkt (gerade für die kommenden Wahlen) war natürlich die Festsetzung des Bürgerrechts des Municipium. Deshalb brachte der alte Petronier diesen Punkt recht bald in den Ordo ein:


    "Decuriones!


    Wie ihr alle wisst, sind wir jetzt eine eigenständige Stadt mit einem eigenne Bürgerrecht. Das hält auch Absatz I in unserer neuen Lex Municipalis fest. Dort steht auch drin, dass wir als Ordo Decurionum die Voraussetzungen für dieses Bürgerrecht festlegen dürfen. Wir könnten also bestimmte Voraussetzungen schaffen, wen wir dazu zulassen und wen nicht.


    Ich würde folgendes vorschlagen: Jeder sollte durch einen Eid beglaubigen, dass er keine Schulden hat und sich der Lex Municipalis und den Anordnungen der Magistrate unseres Municipium beugt. Und vielleicht eine kleine Gebühr - zum Beispiel 50 Sesterzen. Oder gibt es andere Vorschläge?


    Überlegen müssen wir auch, ob wir römischen Bürgern automatisch das Bürgerrecht in unserer Civita- äh - unserem Municipium verleihen. Was meint ihr?"

    Von den internen Kabbeleien der Ministri bemerkte der Pontifex natürlich nichts. Er ging zielstrebig auf das wartende Opfertier zu, einen ordentlichen Schafbock mit geringelten Hörnern. Als er vor ihm angekommen war, fuhr er dem Tier erst einmal durch das weiße Fell - hier und da war es etwas zottig, aber alles in allem machte es doch einen dichten Eindruck. Mit ein paar Schritten umrundete er es dann und kam schließlich Kopf des Tieres, das sich vor allem für das Gras des Hains interessierte, zum Stehen.


    "Patera!"


    meldete er Bedarf an der Schale für die Trankopfer an - diesmal für die Weihe des Opfertiers an die beiden Götter.

    "Oh..."


    kommentierte der Alte die Hiobsbotschaft von der Casa Duccia - sie war ein stattliches Anwesen gewesen (wenn auch in einem eher unrömischen Stil erbaut) und der Wiederaufbau würde sicherlich Unsummen verschlingen.


    Dass aber ein Centurio seine Mithilfe angeboten hatte, war doch erstaunlich - sicherlich behandelten viele Offiziere ihre Untergebenen wie Privateigentum, aber ein Centurio, der gleich seine ganze Centuria anbot? An einen Privatmann? Das war schon etwas... fragwürdig...


    "Naja, wenn er's bemerkt, gibt's sicher Ärger für den Centurio - die Legio baut zwar gern und viel, aber sie sind ja eigentlich keine Privatvermittlung für Zulanger am Bau..."


    Sicherlich hatten auch Helvetius' Männer ihre Tagesdienste im Castellum, von denen sie auch erst abgestellt werden mussten...

    Natürlich war die Kohlsuppe nur die Vorspeise - aber eine, die der Alte sehr mochte, denn sie erinnerte ihn an seine Zeit bei den Adlern (neben dem Puls, einem Getreidebrei, den es ebenfalls öfter gab). Er war es auch, der als erster den Löffel ergriff und zu essen begann. Dann blickte er auf:


    "Wie läuft es mit der Casa Duccia? Ist da was zu retten?"


    fragte er Marsus - ohne zu bemerken, wie Marcellus die junge Duccierin anstarrte...

    Der Alte nahm erstaunt die üppigen Opferkuchen entgegen - da hatte der Aedituus es aber gut gemeint! Trotzdem ließ er sich nichts anmerken und stellte sie ab, wie es vorgesehen war.


    Als er aber nur die Weinkanne erhielt, zog er die Augenbrauen hoch: Trankopfer wurden ja traditionell mit der Opferschale, der Patera gespendet! Glücklicherweise bemerkte Tullus den kleinen Fehler und brachte noch rasch die Schale. Diese nahm Crispus, hielt sie vor sich und ließ sich von Viridomarus eingießen.


    Nachdem der Wein so über Umwege in die Ablaufrinne gelangt war, gab der Pontifex die Patera zurück und schloss das Voropfer mit einer Wendung nach Rechts ab. Schweigend und würdevoll machte er sich auf den Rückweg vor den Tempel, wo ihn der zweite Teil der Zeremonie erwartete.

    Sim-Off:

    Opferkuchen sind eher sowas wie Kekse, sollten also keine großen Trageschwierigkeiten bereiten. Aber alles nicht so schlimm - dafür bist du ja Discipulus, damit du etwas dazulernst ;)

    "Hm, komischer Vogel. Ich dachte immer, dass alle Senatoren große Partylöwen sind!"


    kommentierte Crispus das Fehlen des Legaten und warf einen kurzen Blick zum Statthalter, der ja immerhin da war - und das, obwohl er gerade einen überaus anstrengenden Weg mit Pflug zurückgelegt hatte...

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Entschuldigt bitte, wir haben getrödelt", sagte er und streckte die Arme aus, um diese Entschuldigung zu bekräftigen. "Oh, ein weiterer Gast?", fragte er, als er des jungen Petroniers angesichtig wurde. Witjon bedachte den Hausherrn mit einem fragenden Blick in der Erwartung, dass sie alle einander vorgestellt würden. Naha, beziehungsweise Duccia Sila, warf einen interessierten Blick über Witjons Schulter.


    "Ah, da seid ihr ja endlich!"


    begrüßte Crispus die übrigen Gäste. Damit war die Gesellschaft ja vollständig und es konnte ans Begrüßen gehen:


    "Das hier ist Petronia Octavena, die Tochter meines Vetters Bassus, und ihr Ehemann Numerius Duccius Marsus, mehrfacher Duumvir hier in Mogontiacum. Und seine... - äh - Verwandte Duccia Sila oder Naha, wie sie in der Familie genannt wird."


    begann er mit den Eintretenden, da er ja bis gerade noch mit Marcellus gesprochen hatte. Dabei wiederholte er noch einmal die wichtigsten Details - einerseits, damit Marcellus sie besser einprägen konnte, andererseits, damit die Duccier sich auch standesgemäß vorgestellt wussten. Dann war aber natürlich auch die andere Seite an der Reihe:


    "Das hier ist Titus Petronius Marcellus, der Sohn meiner Schwester Fabia. Er ist heute hier angekommen und kommt aus Mantua. Jetzt will er hier Fuß fassen und ich hab' ihm angeboten, dass er mir erstmal als Scriba zur Hand gehen kann."


    Damit ließ er kurz Raum, damit die Anwesenden Höflichkeitsfloskeln austauschen konnten. Schließlich bat er sie aber doch, Platz zu nehmen: Marsus und Octavena zwischen Crispus und Marcellus, Naha wahlweise neben einen der beiden bereits Anwesenden, sodass alle Seiten des Tisches etwa gleichmäßig besetzt waren.


    "Dann können wir ja endlich anfangen! Gunda, das Essen!"


    rief er nur und kurz darauf trat die Sklavin des Hauses mit einem Topf dampfender Kohlsuppe ein und verteilte sie in Schälchen auf dem Tisch.

    Gefolgt von seinen Ministri betrat der Pontifex den Tempel und blieb direkt vor der Kultstatue der beiden Gottheiten stehen. Davor hatte man wie gewohnt einen Foculus aufgestellt, daneben stand der Tisch mit den Gaben.


    Bevor es Gaben gab, waren die Götter aber mit klarer Stimme anzurufen:


    "O Mercurius und Rosmerta, Bewahrer der Reisenden auf allen Wegen, Mehrer des Handels und des Wohlstands!


    Stets führt Ihr uns auf dem Weg in die Fremde, Ihr bewahrt uns vor Dieben und Räubern, sorgt für unsere sichere Ankunft an unserem Ziel und geleitet uns in die Heimat zurück!


    Stets habt Ihr diese Stadt mit Eurem Segen bedacht, habt den Händlern reiche Gewinne, der Stadt Wohlstand und den Feldern Fruchtbarkeit beschert, wofür wir Euch gerechte Gaben geben, Eure Feiertage ehren und diesen Tempel als Eure Wohnung erhalten!


    Nun habt ihr auch die Gesandten dieser Stadt auf ihrem Weg nach Rom bewahrt! Ihr habt sie vor Räubern und Dieben geschützt und auf rechtem Weg geleitet!


    Wie der Weihrauch zum Himmel aufsteigt, so soll auch unser Gebet an Eure Ohren gelangen!"


    Zu seiner Rechten stand Curio und hielt bereits das Kästchen mit den farbigen Körnern bereit. Crispus nahm ein paar Finger davon und streute sie langsam in die Kohle des Altars. Zuerst zischte es, dann verbreitete sich weißer, wohlriechender Rauch. Einen Moment verharrte er, dann sprach er:


    "Nehmt an diese Kuchen, unsere gerechte Gabe für Euren Segen!"


    Wieder sah er zu seiner Rechten, wo ihm hoffentlich schon das Gebäck bereitgehalten wurde. Auch dieses nahm er und legte sie auf den Altar. Zuletzt gab es schließlich noch etwas Flüssiges zum Nachgießen:


    "Nehmt an diesen Wein, unsere gerechte Gabe für Euren Segen!"





    DECURIO - MOGONTIACUM

    Das waren gute Neuigkeiten, wie Crispus zufrieden feststellte.


    "Griechisch? Nicht schlecht!"


    bemerkte er.


    "Aber das Rechnen und Schreiben auf Latein werden wir wahrscheinlich eher brauchen..."


    Selbst Crispus konnte kein Griechisch. Zwar hatte Lucius die Sprache des Ostens ebenfalls gelernt, aber hier im hohen Norden hörte man sie nur sehr selten.

    Sim-Off:

    Control Panel


    Noch einmal blickte er zur Tür - wo blieben die Duccier?

    Wie Crispus nach nochmaliger Lektüre der neuen Lex Municipalis herausgefunden hatte, hatten die Duumviri kurz nach ihrer Wahl den Festkalender des kommenden Jahres bekannt zu geben. Nachdem er sich mit seinem Amtskollegen - dazu war sein Wunsch-Kandidat, der ehemalige Mit-Gesandte Servius Iturius Tubero gewählt worden - abgesprochen hatte, war diese Sache von ihm selbst zu übernehmen.


    Und so stand Crispus wenige Tage nach seiner Vereidigung vor der ersten Sitzungsleitung seiner Amtszeit und eröffnete diese mit einem kleinen Opfer an Apoll, ehe er sich selbst für den ersten Tagesordnungspunkt aufrief:


    "Decuriones,


    wie es der Brauch unserer Civitas war und unseres Municipium sein soll, gebe ich heute - auch im Namen meines Collega Servius Iturius Tubero die Feiertage für das kommende Jahr bekannt:"


    Da er sich die Vielzahl der Termine unmöglich alle hatte merken können, holte er eine Tabula hervor und begann laut und deutlich vorzulesen:



    Als er endlich beim Julfest angekommen war, blickte er wieder auf. Ob es Kommentare geben würde? Normalerweise war dies nicht der Fall, aber vielleicht gab es ja den ein oder anderen eifrigen Kaisergünstling, der noch die Dies Imperii der verstorbenen Kaiser aufnehmen wollte?





    DECURIO - MOGONTIACUM

    "Sehr gut."


    kommentierte Crispus und sah zum Aedituus des Mercurius-Tempel, der den Ablauf der Zeremonie überwachte. Als dieser das Zeichen gab, nickte auch der Alte:


    "Dann lasst uns beginnen!"


    Kaum hatte er dies gesagt, begannen die Flötenspieler zu spielen. Crispus tauchte seine Hände in die Wasserschale, die Fabricius Tullus für ihn bereit hielt. Mit einem kurzen Gebet reinigte er sich rituell, ehe er den Aspergill ergriff und auch die übrigen Anwesenden durch das Besprengen mit demselben Wasser reinigte.


    "Favete linguis!"


    rief der Aedituus und es wurde still in dem eingefriedeten Tempelbereich. Crispus zog sich die Toga über den Kopf und sah auffordernd zu Curio. Dann trat er die Stufen zum Tempelgebäude hinaus, das von einem Umgang und wunderbarer Bepflanzung eingerahmt war.

    "Salve - äh - Helvetius?"


    begrüßte der Pontifex den Discipulus, den er schon ein paar Mal gesehen hatte. Leider war ihm der Name aber wieder entfallen - was andererseits auch nicht so tragisch war, denn immerhin war er der Pontifex und sein Gegenüber nur ein unwichtiger Discipulus.


    "Hast du dich schon umgesehen? Du wirst mir beim Voropfer assistieren, soweit ich weiß. Ist alles bereit?"


    informierte er sich nochmals - immerhin war normalerweise der Aedituus und die Ministri dafür zuständig, dass alles ordentlich vorbereitet war. Und den Schafbock, der noch ein bisschen im Hain des Mercurius weidete, hatte er von Ferne schon gesehen.

    "Naja, du wirst mich nicht verlieren - du könntest dich bei der Secunda melden, dann wärst du hier am Ort. Natürlich darfst du während der Grundausbildung nur mit Erlaubnis deines Centurio das Castellum verlassen, aber danach könntest du mich jederzeit besuchen."


    erklärte Crispus.


    "Jedenfalls ist das wie schon gesagt eine sehr ehrenwerte Laufbahn! Wenn dir das gefiele, könntest du dich also gern melden - ich würde dir auch ein Empfehlungsschreiben ausstellen."


    Allerdings hatte der Alte auch noch einmal über den anderen Gedanken nachgedacht, den er am Mittag geäußert hatte: Die Wahl war nahe und ein Sekretär aus der Familie war natürlich auch eine gute Sache...


    "Aber wenn du unsicher bist, kann ich dir wie gesagt auch anbieten, dass du erstmal für mich arbeitest. Schreiben und rechnen kannst du ja, oder?"

    Nachdem Crispus vereidigt worden war, nahm er direkt sein Officium in der Curia in Besitz. Lange war es her, seit er ein Officium in der Curia besessen hatte. Und als er jetzt das größere Exemplar betrat, wurde ihm auch klar, dass er es nicht wirklich vermisst hatte. Es war etwas kleiner als sein Tablinium und in der Ecke zeigten ein paar Risse im Putz, dass der Bau sich tatsächlich ein klein wenig abgesenkt hatte.


    Doch immerhin erwartete ihn hier sein Beraterstab, in dem es einen alten Bekannten gab:


    "Arminianus Rufus - so sieht man sich wieder!"


    Tatsächlich war sein Accensus der gleiche Mann, der sich ihm damals, an seinem ersten Amtstag als Magistratus in seinem Officium nebenan begrüßt hatte. Inzwischen war aber auch er ein ganzes Stück älter geworden - was Crispus daran erinnerte, dass es bei ihm ähnlich sein musste.


    "Ja, und wieder könnte ich dir direkt dein Officium vorstellen. Es dürfte gleich hier eintreffen."


    Der Alte blickte verwirrt drein - er konnte sich gar nicht mehr so genau erinnern, was sie damals bei ihrem ersten Zusammentreffen besprochen hatten. Aber es war immer gut, seine Mitarbeiter kennen zu lernen. Also setzte er sich auf den duumviralen Platz hinter dem Schreibtisch und ließ sich von seinem alten neuen Assistenten umfassend informieren...





    DECURIO - MOGONTIACUM

    Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht, wie die Blume des Feldes.
    Fährt der Wind darüber, ist sie dahin. Der Ort, wo sie stand, weiß nichts von ihr.


    Am Morgen hatte Matinius Pacatus noch einen Händler besucht, der viele Klienten hatte, um seine Wiederwahl zu organisieren. Am Mittag hatte er mit einem Schiffsbauer im Vicus Navaliorum, seinem "Heimatquartier" gegessen. Danach waren sie die nagelneue Uferstraße im hinteren Teil des Viertels entlanggegangen. Und dort hatte wohl irgendein achtloser Fischer einen Fisch aus dem Netz verloren, der dem Matinier zum Verhängnis geworden war: Er rutschte aus und stieß mit dem Hinterkopf gegen einen Karren mit Baumaterial. Blut hatte seine strahlendweiße Kandidatentoga besudelt - aber nur kurz, denn er war sofort tot.


    Am Tag darauf hatte Struthas ihn soweit gewaschen und hergerichtet, dass man ihn ausstellen konnte. Inzwischen hatte der aufstrebende Jungpolitiker ja eigene Klienten und einen größeren Bekanntenkreis aufgebaut, die alle Abschied von ihm nehmen wollten und nun in den Ladenraum der Casa Matinia kommen konnten. Dort lag der Leichnam des Matiniers aufgebahrt auf seinem Bett, gehüllt in eine Toga und umstellt von Öllampen und einem Foculus, auf dem Weihrauch brannte. Die langen Haare waren sorgfältig zurückgekämmt, das Gesicht sauber rasiert und die Toga ordentlich in Falten gelegt. So sollte Mogontiacum seinen Aedil in Erinnerung bewahren!

    Es war inzwischen einige Zeit vergangen, seitdem die Gesandtschaft aus Rom wieder wohlbehalten und erfolgreich nach Mogontiacum zurückgekehrt war. Auch die Stadterhebungsfeierlichkeiten mit zahlreichen Opfern waren ins Land gegangen - und trotzdem hatte man einen vergessen: Lucius hatte im Namen der Civitas ein Gelübde abgelegt und einen Ziegenbock versprochen - und der stand noch aus.


    Also hatte man die Priesterschaft der Stadt beauftragt, dieses Opfer im Namen des Municipium durchzuführen - und wer eignete sich da besser als Petronius Crispus, der selbst in Rom gewesen war und dauz der Vater des Gelübdeablegers war!


    Also hatte man zu festgesetzter Stunde alles vorbereitet (diesmal allerdings nicht als große Sacra Popularia, sondern im engeren Kreis der Priesterschaft der Pontifices). Dennoch hatte man einige Discipuli zusammengezogen, die heute als Ministri beim Opfer assistieren sollten, um ihnen etwas mehr Erfahrung zu ermöglichen.

    Wie beim letzten Mal folgte Crispus Alpina in den hinteren Bereich des Hauses und legte sich brav auf die Liege. Als sie begann, ihn mit dem Fett einzureiben und das Bein zu massieren, stöhnte er einige Male kurz auf - sie wusste offensichtlich ganz genau, wo es spannte! Die Dehnübungen taten ihr Übriges, wobei der Alte sich fast ein bisschen seltsam vorkam - so etwas hatte er nicht mehr gemacht, seit er aus dem normalen Dienst bei der Legion ausgeschieden war.



    Schließlich erhob er sich und prüfte vorsichtig das schlimme Bein.


    "Hm, viel besser!"


    stellte er fest und lächelte zufrieden.


    "Und das muss ich dreimal machen und dann ist wieder alles gut? Ich denke, das dürfte ich hinkriegen. Machen wir gleich zwei Termine?"


    Trotz der Schmerzen zwischendurch musste der Alte zugeben, dass es wie eine normale Massage recht entspannend gewesen war. Und vielleicht war das ja sogar ganz geschickt zwischen all dem Wahlkampfstress...

    Achso - wegen der Sache mit dem gebrochenen Herzen hatte Crispus erwartet, dass Torquatus erst kurz vor Fabia gestorben war. Aber offensichtlich war Marcellus noch ein kleines Kind gewesen. Das erklärte für den Alten auch die abenteuerliche Geschichte, die er kaum glauben konnte - er hatte immer gedacht, dass der Sulpicier es nie über den Legionär hinausgebracht hatte! Aber gut, er hatte auch seit mehr als zehn Jahren nicht von ihm gehört! Überfälle auf die kaiserliche Münze waren aber sowieso weitaus spektakulärer und dass man dann einen Optio ausschickte? Wahrscheinlich war es eher eine kleinere Räuberbande gewesen, die die Geldtransporte im Umkreis von Mediolanum überfallen hatte, denn die Münze selbst wurde ja von den Cohortes Urbanae scharf bewacht - um gegen so jemanden vorzugehen hätte man wahrscheinlich eher eine ganze Kohorte ausgeschickt. Aber die letzten Aussagen waren tatsächlich verwirrend - er hatte in seiner gesamten Dienstzeit noch nie gehört, dass ein kaiserlicher Kurier eine Todesnachricht für einen Soldaten überbracht hatte. Ganz zu schweigen davon, dass man einer Soldatenwitwe heimlich Geld zahlte... Das hieß... gab es nicht so eine Witwen- und Waisenkasse, aus der der Kaiser die Armen unterstützte?


    "So oder so - dein Vater ist für Rom gestorben. Er ist ein Held!"


    schloss er das ganze kurz ab - selbst wenn es die Phantasie eines Kindes gewesen sein sollte, die diese Geschichte zusammengereimt hatte, wollte Crispus seinem Neffen nicht das gute Andenken an seinen Vater kaputt machen.


    Nachdenklich nahm er einen Schluck Wein und fragte dann:


    "Und hast du bereits entschieden, ob du deinem Vater zu den Adlern folgen willst? Du könntest es sicherlich zu 'was bringen da - du bist ja ein fitter Bursche!"


    Dadurch, dass Marcellus eine Tunica von Lucius trug, die ihm natürlich etwas zu klein war, konnte man deutlich sehen, dass er recht gut trainiert war.