Nachdem die Duumvirn (oder genaugenommen nur Turius Simplex) die Bevölkerung begrüßt hatten, ging es an das Opfer selbst - und damit war auch der alte Petronier wieder gefragt! Vor dem Voropfer mussten natürlich die Opfertiere geprüft werden, was die Pontifices zu übernehmen hatten. Natürlich waren die Tiere extra ausgesucht worden: zwei schwarze und ein weißer Schafbock, die mit ihren vergoldeten Hörnern und allem Schmuck, den ein Opfertier auf seinem letzten Gang umgehängt bekam, an der Prozession teilgenommen hatten.
Trotzdem verlangte es die Tradition, noch einmal nachzusehen - auch dass die Zuschauer beruhigt sein konnten. Und daher umrundeten zuerst Crispus, dann Ranius und Duccius alle drei Tiere, betrachteten sie genau und kehrten dann zu den Magistraten zurück. Mit ihnen ging es dann endlich die Stufen hinauf und in den Tempel, wo die fleißigen Aeditui hoffentlich bereits alles vorbereitet hatten.
Es dauerte einen Moment, bis Crispus' Augen sich an das Dunkel des Tempelbaus gewöhnten - dann erkannte er aber Silvana zu seiner Rechten - offenbar war sie bestimmt worden, beim ersten Opfergebet zu assistieren.
Zuerst erfolgte die Eröffnung des Opfers mit dem traditionellen Weihrauchopfer an Ianus. Da dieser Teil für die Darbringung aller Gaben galt, war es üblich, dass einer der Pontifex diesen Part übernahm, während die eigentlichen Opfergebete dann von den nominellen Opferherren, den Duumvirn gesprochen wurden. Crispus trat vor die lebensgroße Augustusstatue, vor der der Foculus aufgestellt worden war und spulte das immer gleiche Eröffnungsgebet an Ianus ab:
"Vater Ianus, durch das Opfern des Weihrauches bete ich ein gutes Gebet, damit du uns für das Municipium Cornelium Mogontiaciensis, für die Decuriones und Municipes Mogontiaci, günstig gestimmt bist!"
Einer der Discipuli reichte dem Petronier die Acerra mit dem Weihrauch. Crispus griff hinein, nahm ein paar Finger davon und träufelte die feinen Körnchen langsam auf die glühende Kohle des Foculus: Es zischte und ein schwerer Duft von Weihrauch lag in der Luft.
Dann trat er beiseite und Turius Simplex trat heran, breitete die Hände aus und sah erwartungsvoll zu Crispus. Kurz blickte der Alte verwirrt zurück - dann bemerkte er, dass er ja das Opfergebet in Händen hielt. Rasch griff er also nach der Schriftrolle im Sinus seiner Toga und öffnete sie, um den Text leise und deutlich vorzusprechen:
"Oh Manes Cornelii Palmae Augusti!"
Der Duumvir sprach dann Zeile für Zeile nach: "Oh Manes Cornelii Palmae!"
"Zu Lebzeiten stand Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus der Res Publica vor"
"Zu Lebzeiten stand Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus der Res Publica vor"
"Er brachte Frieden nach Zeiten der Wirren und des Bürgerkriegs."
"Er brachte Frieden nach Zeiten der Wirren und des Bürgerkriegs."
"Er regierte das Imperium Romanum und verteidigte die Grenzen."
"Er regierte das Imperium Romanum und verteidigte die Grenzen."
"Wie ein Vater über seine Familia, so wachte er über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen."
"Wie ein Vater über seine Familia, so wachte er über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen."
"Zu seiner Thronbesteigung machten wir, das Municipium Cornelium Mogontiaciensis, ihm Goldmünzen zum Geschenk."
"Zu seiner Thronbesteigung machten wir, das Municipium Cornelium Mogontiaciensis, ihm Goldmünzen zum Geschenk."
"Nehmt nun an diese Goldmünzen, die das Bild des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus tragen, als gerechte Gabe!"
"Nehmt nun an diese Goldmünzen, die das Bild des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus tragen, als gerechte Gabe!"
"Wie die Manen eines Vaters über seine Familie wachen-"
"Wie die Manen eines Vaters über seine Familie wachen-"
"-so wacht über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen!"
"-so wacht über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen!"
Sim-Off:Ich war mal so frei, das Thema aus dem Tempel herauszulösen - dann findet man es leichter wieder und es ist ja auch eine etwas längere Geschichte 