Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Phryne hatte scheinbar andere Pläne als Marcellus - der daraufhin scheinbar resignierte. Ziemlich verwirrt sah er aus, als so kurz nach seinem Eintreffen auf einmal aufstand und davon ging - und Crispus wieder zurückließ...


    Jetzt war der alte Petronier selbst ratlos - was sollte er tun? Das klügste war es wohl, wenn er nun auch einfach ging und Marcellus gleich zur Rede stellte - was hielt ihn noch hier? Würde man ihn nicht sogar verdächtigen, die Ehre der Duccier zu beschmutzen, wenn er sich mit dieser Person weiter abgab? Aber andererseits fand er selbst die Sache ja gar nicht sooo schlimm... und irgendwie tat das Mädchen ihm auch ein wenig leid, wie sie so da saß und tief seufzte.


    Eine ganze Weile herrschte Stille, nur unterbrochen von der Musik im Hintergrund. Crispus nahm sich eine Auster und aß sie - eigentlich mochte er dieses Meeresfrüchte-Zeugs gar nicht so...


    "Naja..."


    sagte er schließlich, als er den salzigen Schmodder heruntergeschluckt hatte.


    "... dann geh' ich vielleicht doch auch mal... ist ja schon spät..."


    Auch wenn er gerade eben das Gegenteil behauptet hatte - letztlich siegte doch der Wunsch, diese unangenehme Situation zu überwinden.


    "Danke für die Einladung auf jeden Fall... es war ein sehr... - äh - interessanter Abend!"


    Langsam erhob er sich, um zu gehen.

    "Vale, Helvetius!"


    Auch Curio schlich sich nun davon - offensichtlich hatte er wirklich eine recht enge Beziehung zu den Ducciern oder zu dieser Alpina, die er ja sowieso schon im Verdacht hatte... aber egal, immerhin war Marcellus jetzt hier und brachte etwas fröhlichere Stimmung mit.


    Diese Phryne hatte offensichtlich eine ganze Menge geerbt, denn sie schien ernsthaft interessiert daran zu sein, sich in die Herzen der Mogontiner einzuschreiben... Dass die Curia dafür wenig geeignet war, war natürlich offensichtlich - die Duccier würden kaum zulassen, dass jemand, der einer der ihren angeboten hatte sich zur Lupa ausbilden zu lassen, sich an dieser Stelle verewigte. Ein Brunnen war dagegen schon einfacher zu bewerkstelligen...


    "Das mit der Curia war eher in Richtung Marcellus gemeint - ich denke, die Decurionen stehen da bereits Schlange, dass sie sich dort verewigen dürfen. Für Häuser gibt es allerdings ein Problem: Die meisten gehören Privatpersonen und nicht der Stadt - wenn du Häuser herrichten möchtest, musst du dir also die Grundstücke kaufen und kannst dann jede Tafel dort anbringen, die du möchtest... - ob mit oder ohne Renovierung."


    bemerkte er deshalb einleitend.


    "Über einen Brunnen würden sich aber sicher auch viele Leute freuen - ob der Ordo Decurionum dann dafür eine offizielle Inscriptio anbringt, kann ich aber nicht sagen... das müsste dort entschieden werden."


    Während Crispus noch nachdachte, brach Marcellus die Diskussion mit einem Mal unvermittelt ab. Verwirrt sah der Alte ihn an - wie kam es jetzt dazu? Wollte Marcellus Phryne für sich alleine haben? Hatte er sich doch nicht so im Griff und musste ihre Dienste sofort in Anspruch nehmen, anstatt wenigstens einen Abend ganz normale Konversation zu betreiben?


    "Ich hab' Gallicus mitgenommen, deine Freunde können also gern auch ohne mich schonmal nach Hause gehen."


    erklärte der Alte daher sichtlich irritiert. Weniger weil er sich wunderte, was für Freunde Marcellus hatte, die ihn wie Sklaven begleiteten, sondern wegen der unmissverständlichen Aufforderung, sich vom Acker zu machen... und dazu so plötzlich... Andererseits war die Unterhaltung jetzt auch nicht so spannend, dass er unbedingt bleiben musste. Also sagte er nur:


    "Aber wenn ihr gern unter vier Augen reden wollt, stehe ich dem natürlich nicht im Weg..."

    "Abgemacht!"


    erwiderte Crispus und lächelte - so ein Grundstück würde schon nicht die Welt kosten...


    "Du müsstest dann eben mit meinem Pächter dort reden - der kann dir sicherlich sagen, welche Bäume dafür geeignet sind... falls du das nicht eh schon weißt..."


    Der alte Petronier hatte davon zwar ein wenig Ahnung - immerhin hatten sie bei der Legion regelmäßig Bauprojekte durchgeführt und dabei auch das Holz selbst geschlagen - aber wie Germanen das machten, konnte er nicht sagen...

    Die Pontifices trafen sich regelmäßig und teilten sich ihre Aufgaben zu - für Duccia Silvana war das Los dabei auf den alten Petronier gefallen. Und so war er es, der an diesem Morgen in seiner Amtstracht auf dem Forum erschien, die Toga Praetexta um den Leib gewickelt, das Culter im Gürtel. Er freute sich sogar, dass er das Mädchen heute in den Cultus Deorum aufnehmen durfte - immerhin hatte sie bisher stets einen sehr netten Eindruck gemacht und wollte unbedingt von seinen Kriegsgeschichten hören... dummerweise hatte sich dazu aber noch immer keine Gelegenheit ergeben...


    "Salvete!"


    begrüßte er die Anwesenden und schüttelte dem Rang gemäß nacheinander alle Hände. Am Ende war dann erst die Discipula an der Reihe:


    "Duccia, so sieht man sich wieder - ich hoffe, du hast die Cena neulich gut verdaut!"


    sprach er ihr letztes Treffen im Plauderton an - für ihn war es ja nicht ganz so aufregend gewesen wie für Silvana...

    "Wenn du dein Holz zwanzig Meilen weit hierher transportieren willst, dann kannst du das machen! Ein Stückchen Land für das Haus hier kann ich dir auf jeden Fall kaufen - oder das Geld dafür leihen..."


    Diese Schuld würde Haakon - wenn alles gut ging - wahrscheinlich auch nie begleichen müssen. Wenn der Germane sich aber widerspenstig verhalten würde, hatte Crispus dann wenigstens eine Handhabe...


    "Aber so'ne Germanenhütte passt wahrscheinlich schon besser ins Vicus Britannicus!"


    bemerkte Quintilius wieder und grinste.

    Zitat

    Original von Phryne
    Erleichtert stellte Phryne fest, dass der Petronier wohl nicht vorhatte es den Ducciern gleichzutun und zu gehen. Sie beeilte sich, eine Entschuldigung zu formulieren.


    Entschuldigt mich, verehrte Herren, ich habe mich im Ton vergriffen. Da müssen die Gäule mit mir durchgegangen sein. Ich werde mich bei Gelegenheit für den Ausrutscher entschuldigen.


    Wenn es eine Gelegenheit geben würde... die Duccier waren immerhin sehr stolz und würden Phryne vermutlich kaum mehr zu Gesellschaften einladen oder diese besuchen... - aber das war eigentlich auch nicht Crispus' Problem!


    Noch bevor er mehr sagen konnte, kam aber endlich Marcellus an, der von der Hausherrin sofort in Beschlag genommen wurde. Der Unwissende ahnte ja nicht, was sich hier abgespielt hatte - auch wenn der alte Petronier es ihm natürlich sofort erzählen würde, sobald sie der Casa den Rücken gekehrt hatten - und so konnte man vorerst fortfahren, als wäre nichts gewesen:


    "Die Curia hat besonders hohe Priorität und ist natürlich auch besonders prestigeträchtig!"


    warf der Alte daher nun ebenfalls ein - die Curia hatte eigentlich er selbst während seines Duumvirats erneuern wollen, doch die Zusammenarbeit mit dem duccischen Architekten war mehr als schleppend gewesen...

    Zitat

    Original von Phryne
    Interessiert lauschte Phryne dem Petronier. Nun ja, Literatur war nicht sein Thema. Sie musste auf ein anderes Thema sinnen.


    Wie steht es mit den Circusspielen oder dem Jagen? Das waren auch immer beliebte Freizeitbeschäftigungen der römischen Männer. Das Jagen ist auch meine Leidenschaft... allerdings keine Tiere...


    Sie warf dem Petronier einen anzüglichen Blick zu.


    Die Bemerkung überraschte Crispus ein wenig, sodass ihm gar keine passende Antwort einfiel - die meisten Frauen hier waren nicht so freizügig und in seinem Alter hatte er auch nicht mehr so viel Libido, dass er zu Lupae gehen musste. Die Gastgeberin schien auf jeden Fall kein Blatt vor den Mund zu nehmen...


    Zum Glück ließ Phryne sich aber davon nicht weiter stören und begann, ein bisschen gegen Alpina zu sticheln. Offensichtlich konnte man hier Stutenbissigkeit par excellence beobachten - wobei die arme Hebamme hoffnungslos unterlegen war. Zwar ging Phryne ziemlich weit - fast zu weit, wenn man bedachte, dass Susina ja offensichtlich ein Gast war... Doch auch hier passierte vorerst nichts, denn nun kamen die Duccier herein...

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    „Pontifex Duccius Verus, mein Vater und ich bin Duccia Silvana.“ Runas Stimme war zuckersüß, aber ihr Vater würde wohl erkennen, dass es in Runa brodelte und ja das tat es. „Ich würde gern sagen, dass es eine Freude ist hier zu sein, aber wie ich gerade gehört habe, scheint es dir Spaß zu machen, deine Gäste zu beleidigen. Aber vielleicht ist das ja in Rom so üblich. Du kommst doch aus Rom? Sklavin warst du dort, richtig?“ Oh ja Runa war gerade in Fahrt und hier und jetzt zeigte sich, dass ihre Mutter einen nicht unerheblichen Anteil an ihrer Erziehung hatte. Runa kehrte ganz die Römerin in sich heraus.
    Aber sie hielt sich zurück, denn sie war ja zu Gast hier, also wendete sie sich lieber erstmal den anderen Anwesenden zu. „Salve Marcus Petronius Crispus es ist mir eine Freude dich zu sehen.“ ja dieses Mal konnte man hören und an ihrem Lächeln auch sehen, dass Runa sich wirklich freute.


    Mit einem freundlichen Heben des Grußfingers begrüßte der Alte die beiden und dachte sofort daran, wie interessiert Silvana an seinen Kriegsgeschichten gewesen war. Allerdings war das Mädchen heute scheinbar nicht besonders gut drauf - oder eine Freundin von Alpina - , denn sie ging die Gastgeberin nun ihrerseits recht forsch an. Phryne war ihre Vergangenheit aber scheinbar überhaupt nicht peinlich - vielmehr erzählte sie sogar ein bisschen von sich und es wurde schnell klar, wo sie sich ihr loses Mundwerk her hatte - die Favoritin eines reichen Römers! Wahrscheinlich hatte sie dort auch gelernt, wie man Männern den Kopf verdrehte... Marcellus war ja auch ganz begeistert von ihr gewesen! Wo steckte der Junge eigentlich? Er hatte doch gleich nachkommen wollen...

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    „Ihr entschuldigt mich.“ sagte sie zu Alpina und Curio und schlenderte weiter zu Marcus Petronius Crispus. „Dich hier zu treffen, hätte ich wahrlich nicht zu hoffen gewagt, aber welch glückliche Fügung der Götter, denn wenn ich mich recht entsinne, schuldest du mir noch eine Geschichtsstunden.“ sagte Runa zu dem älteren Mann und etwas leiser fragte sie dann so wie es halt ihre Art war. „Was hältst du von der?“ Wenn sie meinte musste sie wohl nicht näher ausführen.


    Allerdings blieb auch hier dem Alten kaum Zeit, weiter nachzudenken, denn schon kam Runa auf ihn zu und sprach ihn tatsächlich direkt auf ihr letztes Treffen an. Geschmeichelt lächelte er das Mädchen an und setzte gerade dazu an, ihr vorzuschlagen, gleich später einen Schwank aus seinem Leben zum besten zu geben, als ihre etwas verhalten gestellte Frage hinzutrat. Von der? Von wem? Von Alpina? Was sollte er dazu sagen? Marcellus war in sie verschossen gewesen, schlagfertig war sie auch nicht... Oder meinte sie Phryne? Irgendwie hatten die beiden ja keinen besonders guten Start gehabt...


    "Äh... ich weiß nicht..."


    gab er schließlich etwas unbeholfen von sich. Sicherlich war sie ganz schön schnippisch bis hin zum Unverschämten... andererseits machte sie das auch wieder auf gewisse Weise interessant - und eigentlich hatte sie ja niemandem so richtig etwas getan...


    "Ein bisschen stürmisch vielleicht..."


    fügte er daher noch an. Dann wurde er davon abgelenkt, dass zuerst Alpina und dann Curio den Raum verließen - hatten die beiden etwas laufen? Hatte es diese Hebamme doch faustdicker hinter den Ohren, als er vermutet hatte? Kaum, dass Marcellus sie abserviert hatte, gab es nun schon wieder einen neuen Mann in ihrem Leben?


    Zumindest verschwanden sie nicht beide zusammen, sondern Curio kam wieder. In diesem Kontext bemerkte der Petronier auch, dass Phryne eine Dienerin der Magna Mater war - ein Kult, der in Mogontiacum sicherlich auch ein bisschen Auffrischung vertragen konnte. Allerdings drehte er sich dann doch wieder zu der braven Silvana zurück, die sich ja offensichtlich mit ihm austauschen wollte - um sofort wieder von Phryne in Beschlag genommen zu werden:

    Zitat

    Original von Phryne
    Petronius Crispus, jetzt wo du nicht mehr Duumvir bist, hast du vermutlich mehr Zeit für diverse andere Projekte. Welches Projekt liegt dir denn in dieser Stadt am meisten am Herzen?


    Sie schenkte dem Petronier einen klimpernden Augenaufschlag.


    Projekte? Was für Projekte? Wie kam sie jetzt überhaupt darauf? Hatte sie Angst, die Aufmerksamkeit durch ein kleines Mädchen gestohlen zu bekommen? Er räusperte sich und wollte gerade etwas sagen, als der Sturm losbrach:
    Silvana beleidigte die Gastgeberin offen, die Gastgeberin beleidigte zurück und rühmte sich noch einmal ihrer Vergangenheit - scheinbar hatte sie bei ihrem Mäzen ziemlich viel Freiheit genossen, dass sie eine römische Bürgerin so klar unterhalb der Gürtellinie anging! Und auch wenn Phryne nach der weiteren Erwiderung Silvanas den Mund hielt und stattdessen ihrer Sklavin das Feld überließ - Verus konnte sich eine solche Beleidigung seiner Familie natürlich nicht bieten lassen und ging.


    Zurück blieben Curio und Crispus, der selbst noch gar nicht recht fassen konnte, was hier nun wieder passiert war. Sollte er auch gehen? Immerhin war er mit den Ducciern verwandt und er konnte verstehen, dass die eher kühlen Germanen solche Bemerkungen nicht auf die leichte Schulter nahmen - eine ehrbare Matrone hatte mit diesen Dingen schließlich nichts zu tun. Andererseits verkehrte der alte Petronier mit seinen Veteranen auch in Kreisen, in denen obszöne Kommentare keineswegs selten waren und auch nicht allzu ernst genommen wurden - weshalb auch er auch keinen rechten Grund fand, warum er jetzt den Empörten spielen sollte... zumindest, wenn Phryne sich für den Scherz entschuldigte (denn ein ernstes Angebot war es ja vermutlich nicht gewesen)!
    Außerdem wartete er ja noch immer auf Marcellus - er konnte ja schlecht beleidigt abziehen und zwei Minuten später kreuzte sein Neffe auf - das war ja nun auch keine gute Familienpolitik - abgesehen von der Neugier, was die Gastgeberin sonst noch so auffahren würde... immerhin sorgte so ein bisschen Anzüglichkeit ja durchaus für einige erotische Spannung...


    Vorerst gab es allerdings erst einmal eine peinliche Pause, die Crispus schließlich mit einem langen Seufzer und einem


    "Das hätte ich jetzt einem Duccier nicht an den Kopf geworfen..."


    unterbrach... Etwas ratlos sah er von Phryne zu Curio und wieder zurück.

    "In der Civitas Mattiacorum, in der Nähe von Aquae!"


    erwiderte Crispus auf die Frage seines Klienten - offensichtlich lag er mit seiner Vermutung gar nicht so falsch...


    "Hab' ich dich nicht schonmal da hingeschickt irgendwann mal?"


    Die Villa Rustica hatte der Alte früher selbst bebaut, allerdings war das Gut seit einigen Jahren wieder verpachtet, sodass nur hin und wieder eine Nachricht oder Anweisung hingeschickt werden musste. Ob Haakon damit jemals beauftragt worden war, wusste er allerdings spontan nicht mehr...


    Doch während Crispus noch darüber grübelte, begann Quintilius schon, sich als großer Kenner des Immobilienmarktes in Mogontiacum aufzuspielen:


    "Also im Vicus Victoriae, im Vicus Britannicus, im Castellum Mattiacorum zum Beispiel, würde ich sagen..."


    Hier musste der Petronier sich natürlich gleich einschalten:


    "Mach' dir mal keine Sorgen - so teuer ist der Vicus Novus jetzt auch wieder nicht, auch wenn's nicht ganz so billig ist wie vor ein paar Jahren noch! Ist ja Quatsch, wenn du jeden Tag ewig zur Arbeit laufen musst!"

    Der alte Petronier trat ein und ließ sich ins Atrium führen. Dabei stellte er fest, dass die Casa Acilia hielt, was sie von außen versprach - ein stattliches Anwesen! Und das alles gehörte einer ehemaligen Sklavin - die musste ihren Herrn wirklich beeindruckt haben...


    Im Triclinium traf er sie dann auch endlich. Wirklich ein hübsches Ding, wenn auch nicht ganz sein Typ... Heila war irgendwie immer ein bisschen... er konnte gar nicht sagen, was genau an ihr anders gewesen war - vielleicht das Aufgetakelt-Sein... Sie war eindeutig recht attraktiv, aber nach den vollmundigen Ankündigungen von Marcellus doch eine kleine Enttäuschung!


    Aber egal, jetzt galt es trotzdem höflich und nett zu sein. Die anderen Gäste kannte er tatsächlich... wenn auch nur sehr am Rande. Crispus grüßte trotzdem freundlich zurück, dann nahm er den Platz ein, den Phryne ihm anbot.


    Kurz darauf wurde das Buffet eröffnet - sehr üppig und exquisit, wie der Alte feststellte - und ein Gespräch entfaltete sich. Aufmerksam hörte der Petronier zu - an Herrenrunden in Rom konnte er sich nicht erinnern, allerdings war er auch nur zweimal dort gewesen, wobei er einmal bei einem Senator gewohnt hatte und einmal auf Hochzeit gewesen war... das waren also wahrscheinlich auch nicht unbedingt repräsentative Anlässe...


    Dann sprach Phryne ihn recht direkt an, wobei sie ihn eindeutig auf dem falschen Fuß erwischte - als Jugendlicher hatte er sich einige Zeit für Literatur interessiert, aber ebenso wie er sein Faible für die Toga verloren hatte, war auch die Begeisterung für fruchtlose Leserei vergangen... Heute, mit all der Lebenserfahrung, konnte er kaum mehr verstehen, wieso man sich mit so etwas befassen sollte (genauso wie Mathematik, mit der Lucius sich ständig aufgehalten hatte, anstatt etwas Praktisches zu lernen...).


    "Naja... ähm..."


    begann er daher etwas unsicher.


    "Ich hab' viel zu tun, grade in letzter Zeit - war ja Duumvir letztes Jahr... da hatte ich nicht so viel Zeit für Literatur..."


    versuchte er es mit einer ausweichenden Erklärung für seine Unkenntnis zeitgenössischer Autoren - falls das Gespräch sich in diese Richtung entwickeln sollte.


    "Wir in der Provinz sind ein bisschen bodenständiger und befassen uns gern mit praktischen Themen... Um sowas wie Cato oder Cicero geht's hier eher selten!"


    Zumindest was die Herrenrunden bei dem Alten anbetraf - dort ging es fast immer um die gute alte Zeit bei den Legionen...

    Ein Haus allein bauen? Crispus als Kultur-Römer aus einer richtigen Stadt konnte sich so etwas überhaupt nicht mehr vorstellen - in Tarraco hatten die reichen in großzügigen Anwesen gewohnt, die Armen in Mietskasernen. Für Hütten war innerhalb der Stadtmauer überhaupt kein Platz... Aber Haakon war eben ein Germane und die Hütten, die hier vor allem in den Vici standen, konnte man mit ein bisschen Sachverstand wahrscheinlich wirklich recht einfach zusammenzimmern.


    "Ich kann dir Geld geben - einen Wald hab' ich zwar auch auf meiner Villa Rustica, aber die Stämme hierher zu transportieren, is' wahrscheinlich 'n bisschen aufwändig..."


    Andererseits - vielleicht gehörte es ja zu den germanischen Sitten, dass man die Stämme auch selbst schlagen musste?


    "Vicus Novus? Da sind die Grundstückspreise ganz schön gestiegen, seit die Ala dort wieder eingezogen ist!"


    warf Quintilius wieder einmal ein - auch das war natürlich zu bedenken, da hatte sein alter Kamerad Recht...

    Auch Crispus hatte sich entschieden, Marcellus zu dem Willkommensfest zu begleiten. Normalerweise ging er zwar nicht zu wildfremden Leuten aufs Gastmahl, aber zum einen hatte er gehört, dass sie die Casa Acilia bewohnte - und das war schon ein ganz schönes Anwesen - zum anderen war er natürlich neugierig, nachdem sein Neffe ihm so viel über diese Phryne erzählt hatte.


    Also stand auch er vor der Tür, angetan mit einer an den Borten bestickten Lacerna und seiner guten, roten Tunica. Für den Rückweg hatten die beiden Petronier noch Gallicus, den alten Sklaven mitgenommen - nicht, dass der Alte sich nicht selbst verteidigen konnte, aber es war doch immer gut, jemanden mit einem Licht dabei zu haben...

    Neben dem glücklichen Elternpaar begrüßte natürlich auch der Hausherr die eintrudelnden Gäste - immerhin war das hier sein Haus, seine Sklaven wuselten hier herum und letztlich war es irgendwie ja auch seine Verwandte, die da geboren war. Der Name Camelia gefiel ihm zwar immer noch nicht und wenn keiner hinhörte, nannte er sich heimlich "Petroniana", aber zufrieden war er doch, dass das Mädchen sich so prächtig entwickelte.

    "Soso..."


    antwortete Crispus und musste feststellen, dass er doch wirklich neugierig war. Eine erotisch knisternde Frau hatte er schon längere Zeit nicht mehr getroffen - zumindest keine, die er so seinem Onkel beschrieben hätte...


    "Dann darf man ja gespannt sein."


    Kurz dachte er scheinbar noch einmal darüber nach, dann fragte er:


    "Was sind denn deine nächsten Schritte wegen dem Straßenbauprojekt? Ich habe ja damals als Magistrat auch sowas in der Art gemacht - aber das waren auch noch andere Zeiten natürlich..."


    Sicherlich hatte er Marcellus zu irgendeiner Gelegenheit einmal erzählt, wie er als Aedil nicht nur die Thermen renoviert, sondern auch das Pflaster auf dem Forum erneuert hatte...

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    Runas Gesicht erhellte sich und sie nickte freudig. „Oh ja sehr sehr gern, wenn du Zeit hast. Ich würde mich sehr darüber freuen.“ Und aus Runas Stimme konnte man wohl heraushören, dass sie das vollkommen ernst meinte.


    "Gern!"


    gab Crispus zurück und lächelte zufrieden. Dann sah er sich um, ob inzwischen alle da waren...

    Ein Geschäftsessen? Was für ein Geschäft hatte den Marcellus? Hatte Crispus irgendetwas verpasst? Verwirrt sah er seinen Neffen an...


    "Du bist ja richtig begeistert - erotisch, unterhaltsam, ... Da bin ich ja gespannt, ob ich sie auch mal kennen lerne!"


    kommentierte er dann doch eher die Frau als die Verhältnisse Marcellus'

    "Sehr richtig - deswegen pass' auf, auch wenn du mal eine Ehefrau hast. Als Pater familias musst du darauf achten, immer das Heft in der Hand zu haben!"


    erklärte der Alte altklug, obwohl er es selbst ja nicht vollständig durchgehalten hatte.


    "Und diese Phryne... hast du nur in der Curia mit ihr zu tun gehabt oder dich auch sonst mit ihr getroffen?"


    Ein wenig neugierig war Crispus natürlich schon...

    Eine ehemalige Sklavin? Marcellus hatte irgendwie ein besonderes Händchen für den Pöbel, wenn er sich verguckte... erst diese Hebamme, jetzt eine Freigelassene - wo sollte das noch hinführen?


    "Ein Freigelassene? Also ich weiß nicht..."


    sagte er nach einer kleinen Denkpause - er wollte den Jungen ja nicht völlig vor den Kopf stoßen. Andererseits hatte er das letzte Mal ja auch vernünftig reagiert... also fügte er an:


    "Ich würde sagen, für sie gilt dasselbe wie für diese Hebamme: Wenn's dir Spaß macht, kannst du dich mit ihr vergnügen - aber mach' dich nicht von ihr abhängig. Mach dich am besten von keiner Frau abhängig!"


    Was sonst passierte, hatte der alte Petronier am eigenen Leib erfahren - er war noch immer nicht fähig, eine andere Frau zu nehmen als seine geliebte Heila...

    Sim-Off:

    Danke fürs Korrektur-Lesen :D


    | Morag
    Natürlich war nicht Crispus persönlich den beschwerlichen Weg zur Regia gegangen - stattdessen hatte er Morag geschickt. Der Sklave nickte also nur, verzichtete aber auf einen Gruß (immerhin hatte er viel zu tun).


    "Du könntest ein bisschen besseres Wetter herzaubern..."


    brummte der Gallier nur - er hasste Regen!





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS