Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Auch Crispus musste bei den ganzen Fragen an seine alte Heimat denken - zu seiner Zeit waren Stierkämpfe noch nicht ganz so populär gewesen, aber er wusste doch, worauf Massula anspielte. Das erinnerte ihn außerdem daran, dass es in Mogontiacum auch schon lange keine Spiele mehr gegeben hatte...


    Dann aber berichtete Octavena von einer Begegnung mit einem Mann und der Alte horchte auf - diese Kette sah nicht unbedingt billig aus (auch wenn Crispus wenig Ahnung von Schmuck hatte) und wer einem jungen Mädchen so etwas schenkte, hatte sicher Hintergedanken. Oder hatte sie gar einen Liebhaber gehabt? Vielleicht hatte sein Vetter sie deshalb nach Germania geschickt...

    "Also bitte, Germar - wer kann schon behaupten, dass er sowohl die römischen, als auch die germanischen Riten genauso gut beherrscht? Du wärst wahrscheinlich bei den römischen auch nicht so ganz sicher und als Legionsstadt ist das ebenfalls ein wichtiger Teil unseres Stadtkults - das sollten wir im Auge behalten, selbst wenn es auch viele Germanen gibt. Aber es gibt ja auch ganz andere Kulte hier, denken wir nur an Magna Mater - das ist ja das schöne, dass bei den Göttern für jeden was dabei ist.


    Außerdem bin ich ja nicht der einzige Pontifex und eine gesunde Mischung im Collegium dürfte der Stadt nicht schaden - genauso wie bei den Göttern eben."


    verteidigte sich der alte Petronier - dass die Germanen-Fraktion nicht so begeistert von seiner Kandidatur war, hatte er erwartet. Aber er hatte ja gute Gründe und auch den einen oder anderen Verbündeten...

    Dass Lucius nicht allzu widerspruchslos angenommen werden würde, war klar - aber zum Glück hatte der alte Petronier langsam die Spielregeln der Politik gelernt und sich ein bisschen vorbereitet. Er hatte sich im Vorfeld Verbündete besorgt und außerdem fehlten heute ein paar Decuriones, die ihm nicht wohlgesonnen waren. Ein paar Argumente konnten aber auch nicht schaden:


    "Außerdem möchte ich bemerken, dass Lucius seine Amtszeit in Kürze beenden wird. Dann wird er seine ganze Zeit in den Prozess investieren können - wer von uns kann das schon behaupten? Wir alle haben ja noch Geschäfte, die es zu erledigen gibt, Ämter und so weiter. Und wie gesagt - er wird ja nicht auf sich allein gestellt sein."

    Das hatte der alte Petronier befürchtet - aber wenn man es so betrachtete, war es ja keine teure Sache. 50 Sesterzen gab man auch mal für einen Tisch aus, das war die Sicherheit der Stadt schon wert.


    "Eine gute Idee - wir Decurionen sind ja dafür da, uns für unsere Civitas einzusetzen und was wäre nobler, als zumindest mit einem Geldbetrag seinen Beitrag für die Sicherheit der Stadt zu leisten?"


    Das erinnerte ihn daran, dass noch etwas anderes bei seinem Plan fehlte - der zweite Centurio!


    "Übrigens, wäre jemand bereit, die zweite Centuria zu führen? Es müsste nicht unbedingt ein Veteran sein, obwohl das natürlich praktisch wäre..."


    Wenn er unter seinen Freunden von der Legion jemanden gefunden hätte, hätte er diesen natürlich vorgeschlagen, aber jeder von ihnen hatte irgendwelche Ausflüchte gemacht - scheinbar waren sie mit dem Alter weich geworden...

    Auch Crispus hatte großes Interesse daran, dass diese leidige Geschichte endlich abgeschlossen wurde - und wollte außerdem, dass sein Sprössling sich dabei endlich seine Sporen verdienen konnte, nachdem er als Magister Vici nicht nur Freunde gewonnen hatte. Deshalb hatte er diesen Deal ja mit Massula vereinbahrt und legte nun noch ein wenig nach:


    "Es ehrt unsere ganze Familie, verehrter Domitius, dass du meinen Sohn für diese verantwortungsvolle Aufgabe vorschlägst. Und ich kann versichern, dass ich keine Kosten und Mühen scheuen werde, ihn dabei zu unterstützen."


    Sicherheitshalber wurde er tatsächlich auch Iulius, ihren Familienanwalt, darauf mitansetzen. Allerdings wollte er auch gleich noch etwas zur Frage des Gerichtes sagen:


    "Übrigens würde ich dem Legatus vorschlagen, dass er entweder selbst das Gericht leitet oder eine Jury aus angesehenen Decuriones aus unseren Nachbarcivitates engagiert. Sie werden am besten beurteilen können, was so ein Diebstahl bedeutet und was eine gerechte Strafe ist."


    Natürlich würde das auch Lucius in die Hände spielen, denn Decuriones hatten sicherlich wenig Verständnis für Diebe öffentlichen Eigentums - wenn sie die Civitas auch sicherlich verspotten würden, denn wer war schon so doof, sich seine gesamte Stadtkasse stehlen zu lassen?

    Probatio Rerum Sacrarum? - zwar wusste Crispus, dass die Schola Atheniensis früher einmal Kurse über religiöses Wissen veranstaltet hatte, aber dass das immer noch der Fall war, war ihm nicht bekannt.


    "Domitius, ich danke für deine Unterstützung. Ich habe zwar keine Prüfungen abgelegt, aber ich kann euch allen wärmstens versichern, dass ich ein Mann bin, der die Götter ehrt. Ich weiß, wie man ein Opfer darbringt und war schon bei genügend öffentlichen Opfern, um mich auch damit auszukennen.*"


    erklärte er deshalb kurz.


    Sim-Off:

    * Probatio Rerum Sacrarum heißt jetzt SimOff-Kurs Religion I und ist SimOff (wie der Name schon sagt :D ).

    "Naja, und der Aedil steht eben eine Ebene höher. Er muss auch vor allem kontrollieren, delegieren, schikanieren..."


    Im Grunde war dies ja ähnlich wie bei Offizieren.


    "Man muss die Märkte kontrollieren, Streitigkeiten zwischen Händlern schlichten, Gewichte prüfen, Strafedikte ausstellen - wegen überteuerter Preise und so weiter."


    Diesen Teil hatte damals ein anderer der Magistrati übernommen, aber Crispus kannte ja genügend Aedile um zu wissen, wie das vor sich ging. Seine Sache war dagegen eher das Bauen gewesen:


    "Außerdem sorgt er sich um die öffentlichen Bauten und Plätze. Ich habe zum Beispiel damals die Thermen ein bisschen renoviert, habe einen Teil des Forum gepflastert und so weiter - das wird dann natürlich delegiert. Aber vielleicht kann man da auch selber als Architekt glänzen..."


    Letzteres war nicht so sein Ding gewesen - trotz aller Bauarbeiten, die er bei den Adlern mit ausgeführt hatte. Aber da Clemens ja ebenso wie sein Vater ein Freund von Vitruv war, würde die Sache dadurch vielleicht etwas schmackhafter...

    Das Jahr seines Sohnes als Magister Vici hatte Crispus wieder daran erinnert, wie viel Spaß das öffentliche Engagement doch machen konnte. Seitdem sie von der Villa Rustica zurückgezogen waren, ahtte der Alte sich um seine Geschäfte gekümmert und war hinterher gewesen, dass alles ordentlich gemacht wurde. Inzwischen langweilte er sich aber ein bisschen und so hatte er eine Weile überlegt, wo er sich engagieren könnte. Das Duumvirat traute er sich nicht zu - selbst wenn er sich mit den Ducciern besser gestellt hatte, hatte er Angst, dass das Anecken seines Sohnes an manchen Stellen ihm eine Niederlage einbringen konnte. Die Quaestur war auch nicht sein Ding, denn Kassenverwaltung lag ihm nicht. Und so war er schließlich auf ein Pontifikat gekommen - eine angesehene Stellung, die ihm und der Familie großes Ansehen einbrachte und darüber hinaus ein kleines Zubrot bedeutete, das sie sicherlich brauchen konnten, wenn Lucius in Rom für seine Standeserhebung sorgen würde.


    Also hatte er sich von den neuen Duumvirn auf die Rednerliste setzen lassen und eine kleine Rede vorbereitet:


    "Decurionen!


    Ich, Marcus Petronius Crispus, habe beschlossen, als Pontifex zu kandidieren! Wie ihr sicherlich wisst, ist eine Stelle im Collegium seit einiger Zeit frei und ich möchte mich wieder in den Dienst unserer Civitas stellen, wie es sich für einen Decurio gehört.


    Als Centurio und Primus Pilus habe ich schon bei der Legion viele Opfer im Namen meiner Einheit dargebracht und mich darum gesorgt, dass die Beziehung zu den Göttern passt, und durch meine Frau konnte ich auch die lokalen Gottheiten kennen lernen, die für unser Wohl ja auch recht wichtig sind. Deshalb will ich euch bitten, mich zum Pontifex zu wählen.


    Ihr wisst, dass ich mich immer für die Stadt engagiert habe und vorhabe, es in Zukunft auch weiter so zu machen. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie jetzt noch stellen."


    Die Rede war ziemlich kurz, aber Crispus war kein Freund großer Worte. Und außerdem hatte er es ja schon gesagt - er war weithin bekannt und musste nicht übermäßig für sich werben, wie er fand.

    Dem alten Legionär ging es weniger um Zuständigkeiten, als pragmatische Erwägungen - wieso sollte man Geld für Leistungen ausgeben, die anderswo ungenutzt vorhanden waren? Außerdem musste man ja sowieso nicht allzuviel vermessen im Alltag...


    "Naja, ich wusste nicht, dass wir sowas haben. Und weiß auch nicht, ob das unbedingt nötig ist - aber das können wir ja ein andermal bereden."


    Bevor er hier wieder einen kleinen Streit vom Zaun brach, beschäftigte er sich lieber mit der anderen Neuigkeit: Gelernter Zimmermann - eine bodenständige Ausbildung offensichtlich. Er hatte gar nicht gewusst, dass Massula sich auch für Bauwesen aller Art interessierte, aber er musste sich das merken - wenn er wieder einmal Umbauten plante, konnte er sich ja vielleicht an ihn wenden.


    "Vor den Quaestor haben die Götter - oder die Decuriones, mal weiß es nicht genau..."


    Er grinste verschmitzt.


    "... aber die Aedilität und die Vicomagistratur gesetzt. Aber das sind sicher auch interessante Ämter. Ich war ja auch schon Aedil und Lucius hier als Magister Vici kann sicherlich auch viel darüber erzählen! Nicht wahr?"

    Offensichtlich mangelte es den Decurionen an militärischer Expertise, denn alle schwiegen vorerst, ehe Marsus sich erbarmte. Allerdings ging der alte Petronier rasch darauf ein:


    "Mit nach Hause nehmen - eine zentrale Baracke wäre ja ein bisschen unpraktisch. Außerdem können wir für das Training den Campus Legionis nutzen."


    Ein weiterer Vorteil war natürlich, dass es so insgesamt etwas billiger blieb.


    "Bei der Prämie hatte ich übrigens an eine Einmalzahlung von so zwanzig Sesterzen gedacht. Wenn wir das hochrechnen, wären das 3200 Sesterzen insgesamt - ginge das?"


    Er sah fragend zum Quaestor, auf den ja schon Marsus verwiesen hatte.

    Auch der alte Petronier grinste über den Kommentar zu Mathematik und der Frauenwelt - für ihn eine Bestätigung seiner Meinung, dass sie nichts mit dem wirklichen Leben zu tun hatte. Wenn Bodogiso - das musste wohl sein germanischer Name sein - allerdings Architekt werden wollte, konnte er aber vielleicht wenigstens ein klein wenig Kapital aus seinem seltsamen Hobby schlagen - für Lucius würde es dagegen nichts bringen, wenn man sich nicht zufällig dazu entschieden hatte, Tribune in Zukunft als Richtschützen einzusetzen.


    "Naja, dann wär' Agrimensor schon 'was - wobei ich eigentlich dachte, dass das seit neuestem wieder von den Legionsagrimensores erledigt wird."


    Eine vernünftige Reform, wie der Alte befand - wieso sollte man zivile Strukturen unterhalten und vor allem bezahlen, wenn es auch Soldaten gab, die sowieso tatenlos in ihren Castella saßen?


    "Aber vielleicht wäre ja Scriba des Quaestor eine Sache, wo du zumindest ein bisschen herumrechnen kannst..."


    schlug er dann vor. Er selbst war einst Optio Tabelarii gewesen und hatte ebenfalls in der Verwaltung gedient - allerdings in der Legionsverwaltung und auch nicht bei der Legionskasse, sondern bei den Personalangelegenheiten...


    "Bist du auch ein Zahlenfuchser, Massula?"


    fragte er dann noch in Richtung des älteren Domitiers.

    Gerade noch hatten sie ein nettes Gespräch geführt, da entpuppte sich Massulas Sohn auch als einer von diesen Philosophie-Spinnern. Berechnung des direkten Weges - wozu? Spätestens seit Daedalus und Ikarus wusste man doch, dass der Mensch besser nicht flog - und dieses Geschwafel musste natürlich auch noch mit irgendwelchen Fachwörtern angereichert werden, damit der normale Mensch überhaupt nichts verstand. Am schlimmsten aber war, dass Lucius auch noch darauf einstieg, anstatt seine absurde Schwäche für brotlose Künste für sich zu behalten.


    "Die Belagerungsgeräte werden normalerweise vor Ort gebaut. Das könnte man den Legionären ja nicht auch noch aufladen."


    antwortete er trotzdem der Höflichkeit halber. Zwar war Kriegswesen wieder eine Sache, die ihn eigentlich begeistern konnte, aber eigentlich diente dieses Treffen ja dazu, dass Massula und Octavena sich kennenlernten - und das gelang wohl kaum, wenn es um Krieg und Philosophiererei ging, wobei seiner Nichte nichts übrig blieb, als zu schweigen und zuzusehen. Deshalb versuchte er, das ganze wieder ein wenig in ruhigere Fahrwasser hinüberzubringen:


    "Übrigens - was hat dich denn dazu bewogen, zu deinem Vater zu kommen?"


    Und zu dem älteren Domitier gewandt:


    "Braucht dein Junge auch eine Ehefrau, was?"

    Auf das Mosaik hatte er noch gar nicht geachtet, jetzt reckte er aber den Hals über seine Kline hinweg und bewunderte die feinen Arbeiten - das ganze war sicherlich teurer gewesen als das Mosaik in seinem eigenen Haus. Er wurde sich immer sicherer, dass Massula eine gute Partie war! Als er dann auch noch hörte, dass es echten Falerner gab, bestätigte das seine Annahme - der Import musste ein Vermögen kosten.


    "Ein echter Falerner? Da sage ich nicht nein!"


    Rasch ließ er sich seinen Becher füllen. Während er einen Schluck nahm und dabei so tat, als könne er den Unterschied zum normalen Landwein klar schmecken - zwar war er ganz gut, aber ein Weinkenner war der alte Petronier sicherlich nicht - versuchte er zu verorten, wo Massula herkommen musste. Durch Bonna war er auch schonmal gekommen, damals, als er von der Legio IX zur II gewechselt war.


    "Moment, durch den Rhenus und dann zum Legionslager? Also doch auf der anderen Rhenus-Seite, oder?"


    Wenn er sich richtig erinnerte, stand das Castellum um der Vicus Bonna auf der gleichen Rhenus-Seite wie Mogontiacum. Oder hatte er das falsch in Erinnerung?

    Das Blut floss in Strömen und Crispus' Mundwinkel zuckte kurz, als er seinen Sohn so blutbeschmiert sah - genauso hatten die toten Kameraden ausgesehen. Dann aber besann er sich, dass es ein gutes Zeichen war, wenn viel Blut floss, denn dann gefiel den Göttern das Opfer. Es war ja schon schlimm genug gewesen, dass Lucius das Ritual fast gesprengt hatte und dass das Lamm so unruhig gewesen war.


    Dann wandte er sich nach rechts und gab Morag das Zeichen, dass er beginnen konnte, das Tier auszunehmen. Dann sah er zu Lucius, der das Vieh immer noch über den Altar hielt, der schon ziemlich rot war.


    "Lucius, das genügt, glaube ich."


    Leider hatte Crispus selbst wenig Ahnung davon, wie die Vitalia von Tieren aussehen mussten - für ihn waren es nur blutige Fleischbatzen, der eine etwas dunkler, der andere heller. Aber er war ja auch kein Haruspex und hatte auch keinen zur Verfügung, solange er keine Magistratur bekleidete. Er würde einfach darauf hoffen müssen, das Fortuna seine Gabe annahm und nicht allzu sauer war, dass Lucius kurz gestört hatte.


    Auf jeden Fall würden sie die Vitalia verbrennen und das Fleisch zum Abendessen verspeisen. Damit würden sie quasi in Mahlgemeinschaft mit Fortuna treten und wer konnte einem Tischgenossen schon eine Bitte abschlagen?

    "Age!"


    befahl Crispus und musste plötzlich daran denken, wie er in der Civitas Vangionum, in Wigands Dorf den Hinrichtungsbefehl gegeben hatte - am Nachmittag dieses Tages hatte er siebzehn gute Männer bestatten müssen. Rückblickend war das wohl der schlimmste Tag seiner Karriere gewesen - und jetzt würde es andere Centurionen treffen, die ihre Jungs zu Grabe tragen mussten.


    Aber vielleicht würde sein Opfer ein bisschen was bewirken und Fortuna würde ihren Teil der Abmachung erfüllen - ganz würde es sicher nichts werden, aber der eine oder andere gute Junge war ja vielleicht zu retten. Wenn er auf das Werk seines Sohnes blickte, war sein Teil auf jeden Fall erfüllt!

    "Moment noch!"


    gab Crispus verärgert zurück - das war eine Störung des Ablaufs, die bei großen Staatsopfern sicherlich eine Instauratio verlangt hätte. Aber sie waren zu Hause und der alte Petronier war der Meinung, dass Fortuna Redux froh sein konnte, überhaupt so ein prächtiges Opfer zu bekommen, auch wenn es keine Infulae und Vittae gab und noch nicht einmal Flötenmusik. Aber sie waren ja auch zu Hause und das Wesentliche - das Lamm - war da.


    "Fortuna Redux..."


    Die kleine Störung hatte Crispus ein wenig aus dem Konzept gebracht. Er verkniff sich ein "Äh" und fuhr dann wieder in dem gewohnten Singsang fort:


    "-heimführendes Schicksal!
    Du bringst uns aus der Schlacht heim!
    Du bewahrst uns vor den Schwertern unsrer Feinde!
    Du hast schon Divus Vespasianus und seine Männer heimgeführt nach dem grausigen Bürgerkrieg!
    Nimm an dieses makellose Lamm und führe unsere Soldaten heim in ihr Castellum! Geleite sie auf ihrem Marsch und in der Schlacht und wende dich ihnen zu, damit sie wohlbehalten zurückkommen!
    Nimm an meine Gaben!
    Ich gelobe dir, dass weitere folgen werden, wenn die Legio II Germanica wohlbehalten zurückkehrt."

    Crispus beendete den Gebetsgestus mit den ausgestreckten Handflächen und sah nach rechts, wo Lucius ihm die Kräuter reichte. Zwar war es - wie üblich in diesen Breitengraden - kein Weihrauch, sondern nur aromatisch Kräuter aus der Region, aber egal - auf dem Foculus würden sie verbrannt auch ganz gut riechen und die göttlichen Nasen erfreuen. Also legte er sie sanft ab und wartete, bis sie ordentlich angekohlt waren.


    Dann nahm er vorsichtig die Paterra mit Wein entgegen, die er anbietend vor sich hielt - auch wenn keine Statue als Bezugspunkt vor ihm stand.


    "Fortuna Redux, heimführendes Schicksal!
    Du geleitest uns heim aus der Schlacht!
    Du bewahrst uns vor den Schwertern unsrer Feinde!
    Du hast schon Divus Augustus und seine Männer heimgeführt nach dem grausigen Bürgerkrieg!
    Nimm an diesen Wein!"


    Langsam vergoss er den Wein, der ein wenig spritzend auf den Kies des Porticus auftraf und dann im Sand darunter versickerte. Zurück blieb nur ein blassroter Fleck auf den Steinchen. Dann waren die Birnen an der Reihe, die es im Moment auf dem Markt gab.


    "Fortuna Redux, heimführendes Schicksal!
    Du bringst uns aus der Schlacht heim!
    Du bewahrst uns vor den Schwertern unsrer Feinde!
    Du hast schon Divus Vespasianus und seine Männer heimgeführt nach dem grausigen Bürgerkrieg!
    Nimm an diese Birnen!"


    Er legte sie auf das Lararium - was damit geschehen würde, wusste er nicht genau - das war Aufgabe der Sklaven. Jedenfalls blieben sie nicht so lange liegen, dass sie zu schimmeln begannen. Wahrscheinlich vergrub Morag sie - oder er aß sie selbst. Aber die Geste zählte!


    Dann war allerdings wirklich das Lämmchen an der Reihe. Mitleidlos sah er zu dem kleinen Tier hinunter, wie es verwirrt blökend dastand und hin und wieder versuchte, in Richtung des Grases im Innenhof zu kommen, aber vom Strick um seinen Hals abgehalten wurde. Noch einmal sah der Alte es sich genau an, aber es war wirklich schön weiß und schien keinerlei Mängel zu haben. Er ließ sich wieder die Patera reichen und Wein eingießen.


    "Fortuna Redux, ich weihe dir dieses makellose Lamm. Es sei jetzt dein!"


    Damit ging der Wein auf den Kopf des Tieres nieder, woraufhin dieses verschreckt zurücksprang und wieder zu Mähen begann. Aber sein Schicksal war quasi besiegelt - es würde das Unterpfand der Rückkehr seiner Kameraden werden!