Zitat
Original von Petronia Crispina
[...] Sie schluchzte und spürte die Schmerzen in ihrem Gesicht. Ihre Gedanken entglitten ihr und sie dachte an Reatinus, fragte sich ob er sie aufnehmen würde falls sie plötzlich bei ihm stand. Doch dann kamen die Gedanken, dass er sie wohlmöglich gar nicht mehr sehen wollte, schließlich hatte er ihr nichts davon gesagt, dass er ging und seit dem hatte sie auch nichts mehr von ihm gehört.
Es war alles gemein und ungerecht fand sie und schluchzte leise weiter.
Noch immer saß Crispus schnaufend an der Tür, als Gunda den Hof betrat. Als sie ihren Herrn erblickte, eilte sie rasch zu ihm. Sie wirkte besorgt, denn der Petronier sah noch immer etwas ungesund aus. Mit ängstlichem Blick fragte sie
"Was ist passiert, Domine?"
Crispus wischte sich die Schweißperlen von seiner Stirn. All das hier regte ihn viel zu sehr auf und eigentlich hatte er keine große Lust, diese Angelegenheit mit seiner Sklavin zu diskutieren. Doch andererseits musste sie ja wissen, dass sie Crispina nicht herauslassen durfte. Daher rappelte er sich etwas unbeholfen auf, räusperte sich und meinte
"Ich hab' Crispina eingesperrt. Ich verbiete dir, sie herauszulassen, bis ich es befehle!"
Deutlich war der harmoniebedürftigen Sklavin der Schreck anzusehen, der ihr diese Information einjagte. Einen Augenblick sah sie Crispus fassungslos an, dann fragte sie
"Warum, Herr? Was hat sie denn getan?"
"Sie hat sich mehr als respektlos verhalten - und außerdem hat sie meinen neuen Mercurius zerstört und die Götter beleidigt! Das kann ich in meinem Haus nicht zulassen, deswegen soll sie über ihre Tat nachdenken!"
erklärte er schroff, um seinen Unwillen zur Diskussion deutlich zu machen. Auch dies rief jedoch bei Gunda einen Schreck hervor, sodass sie sich die Hand vor den Mund hielt. Die Zerstörung einer Götterfigur war wahrlich keine gute Tat, das musste auch sie akzeptieren.
"Ich wollte ihn doch gerade säubern und hatte schon alles vorbereitet - und während ich kurz fort war, ist er heruntergefallen?"
Plötzlich wurde Crispus einiges klar: Die Herabsetzung des Larariums als Tisch hatte also nie stattgefunden! Mercurius war tatsächlich auf dem Beistelltischchen gelegen - und dies erklärte auch das Putztuch, das daneben gelegen hatte. Doch auch das wog nicht die Beleidigungen und Auflehnungen Crispinas auf. Daher sagte er
"Ich werde einen neuen kaufen. Und Mercurius opfern. Bis dahin bleibt Crispina auf jeden Fall da drin - sonst stellt sie nur noch 'was an!"
Noch einmal wischte er sich den Schweiß von der Stirn, dann ging er langsam davon, eine ratlose Gunda zurücklassend. Bedauernd blickte diese auf die verriegelte Tür, dann ging sie, um die Scherben der Figur aufzusammeln.