Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    [Blockierte Grafik: http://www.rollenspiel-germanien.de/Bitmap/avas/77.jpg] | Gunda


    Scheinbar hatte sie den richtigen Punkt getroffen - Crispina schien zu zögern, ja geradezu in ihrem Inneren zu streiten. Ob sie den Kampf schon gewonnen hatte? Ob das Seufzen ein Zeichen ihres Einlenkens war? Die Frage jedenfalls schien eher darauf hinzudeuten, denn wenn sie ging, konnte ihr das ja egal sein!


    Nun war es an Gunda, sie zu beruhigen und ihr eine gute Perspektive aufzuzeigen.


    "Er ist wie alle Männer. Er will das Gefühl haben, der Herr im Haus zu sein. Was er aber nicht weiß, macht ihn nicht heiß!"


    Sie zwinkerte Crispina verschwörerisch zu. Mit dieser Taktik kam sie auch durchs Leben, ebenso Morag und Armin und in manchen Fällen auch Lucius - Crispus war ja oft außer Haus und wenn er zu Hause war, verkroch er sich in sein Tablinium!


    "Wenn du anderer Meinung bist als er, dann lass es lieber nicht auf einen Streit ankommen - es ist sinnlos, mit ihm zu streiten - er ist ein alter Sturkopf! Bedenke, dass er schon recht alt ist!"


    fügte sie an, denn das war ihrer Meinung nach Crispinas größter Fehler.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Crispus nickte langsam. Offensichtlich war es auch bei den Germanen der oberen Schichten wichtig, sich passende Ehepartner auszuwählen - und gerade als Duumvir musste man schon gut differenzieren, denn für Liebe war in diesen Schichten wenig Platz. Eigentlich war Crispus froh, dass er Heila noch zu seinen Zeiten als junger Optio kennen gelernt hatte, denn damals war die Tochter eines Handwerkers wohl gerade richtig gewesen. Heute hätte er sie vermutlich auch nicht ehelichen dürfen...ach, er vermisste Heila!


    "Naja, das stimmt. Aber du bist ja noch jung, du hast Zeit."


    fügte er dann an. Ja, die Jugend seines Duumvirn war wohl sein größter Mangel...


    "Wie alt bist du eigentlich inzwischen? Hast du schon deinen Geburtstag gefeiert?"


    Als Marsus das Amt angetreten hatte, war er jedenfalls unter 20 gewesen, soweit sich der alte Petronier erinnerte. Das genaue Alter war ihm hingegen entfallen...

    Bereits kurz nachdem die verschiedenen Decuriones eingetroffen waren, begann Marsus mit der Sitzung. Offensichtlich wollte wieder einmal jemand dem Ordo beitreten - jemand, den Crispus nicht kannte. Doch der Name Duccius verhieß, dass er nicht so ganz arm sein konnte da er etwas von Opfern sagte, als er eintraf, nahm Crispus an, dass er eigentlich auch nicht so ganz unwürdig sein konnte. Die übrigen Themenpunkte betrafen fast alle seinen Aufgabenbereich, ließen dafür jedoch die übrigen Magistrate etwas blasser aussehen. Ob er tatsächlich so viel tatkräftiger war?


    Dann begann die Sitzung und der junge Priester wurde gebeten, sich vorzustellen. Rein äußerlich wirkte der Germane praktisch veranlagt, wenn auch wenig kräftig. Was dafür umso auffälliger war, war seine Größe: Er überragte den Petronier sicherlich um einen ganzen Kopf! Das lange Haar und die duccische Abstammung deuteten wieder darauf hin, dass er sehr germanisch geprägt war. Aber es blieb abzuwarten, was er zu sagen hatte.

    An diesem Tag besuchte Petronius Crispus die Baustelle wieder einmal, um sich persönlich ein Bild der Fortschritte zu machen. Es hatte wieder einmal etwas geschneit und so manchem Legionär schien die Arbeit bei ständiger Kälte tatsächlich zuzusetzen. Inzwischen war die eine Seite des Bauwerks vollständig renoviert und dicke, frische Bohlen bildeten eine hervorragende Fahrbahn. Auf der anderen Seite hingegen war das Geländer abgebaut worden, dafür waren auch hier weite Teile erneuert.


    "Sehr gut, Carteius! In letzter Zeit ging es ja ganz gut voran!"


    stellte er fest, als der Architectus zu ihm stieß und den Fortschritt erläuterte. Langsam ließ er sich durch die Baustelle führen. Bei einem Lagerfeuer, an dem sich die Soldaten, die Pause hatten, blieb der Petronier stehen und sprach mit den Männern. Es hatte ein wenig geschneit in letzter Zeit, doch glücklicherweise war nichts liegengeblieben. Außerdem erfuhr Crispus von den Widrigkeiten des aufgeweichten Waldbodens. Immer wieder nickte der Magistratus verstehend - sicherlich war es keine einfache Arbeit, die die Jungs hier machten. Doch die Arbeit war wichtig!


    Zum Abschluss der Besichtigung fragte Crispus schließlich


    "Wann werden wir fertig werden?"


    "Hm, im Laufe der nächsten Woche. Wenn es nicht gefriert!"


    "Die Götter haben mir versprochen, dass es nicht mehr friert!"


    erwiderte Crispus grinsend und dachte daran, dass ihn diese Information ein Lämmchen gekostet hatte. Doch Freya würde ihn ja wohl nicht betrügen! Daher war er guten Mutes und verabschiedete sich von den Soldaten, um zu seiner langweiligen Schreibarbeit zurückzukehren...

    Natürlich erschien auch Petronius Crispus sehr zeitig - er hatte es schließlich nicht weit von seinem Amtssitz bis zum Sitzungssaal. Für diesen Anlass trug er wie üblich seine Toga, an die er sich fast schon gewöhnt hatte, darunter allerdings eine rote Tunica, die mit einem blauen Gittermuster verziert war, sodass sie relativ barbarisch wirkte. Sie war aus seiner neuen Schneiderei und gefiel ihm sogar ganz gut - sie erinnerte Crispus an seine Heila!


    Als er den Saal betrat, waren bereits zwei Duccii da. Der Duumvir, der heute der Sitzung vorstehen sollte, stand bereits bei seinem Amtsstuhl - der des Petroniers ganz in der Nähe.


    "Salvete!"


    begrüßte Crispus die Anwesenden etwas nüchterner und nahm Platz. Was diese Sitzung wohl für Überraschungen bringen würde? Sicherlich die Aufstellung der Kandidaten für die nächsten Wahlen!

    Tatsächlich hatte sich das Wort des Haruspex bewahrheitet und es hatte noch einmal geschneit, allerdings auch ein klein wenig gefroren. Vielleicht war Freya aufgehalten worden, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass die Götter zuweilen in wechselhafter Laune waren und sich daher nicht immer an ihre Zusagen hielten. Aber im Grunde war es nicht schlimm, denn der Aushub war geschafft und die folgenden Arbeitsschritte waren teilweise auch noch nicht so stark frostabhängig. Daher wurde munter weitergebaut:


    Heute würde der Sand als erste Stufe des Fundamentes aufgetragen werden. Crispus selbst wusste nicht genau, aus welchem Grund man zuerst Sand streuen musste, doch angeblich hatte es etwas damit zu tun, dass das Wasser leichter ablief und sich weniger Pfützen bildeten.


    So wurden an diesem Tag auf Wägen Unmengen von Sand herangefahren, die dann von den Arbeiters mit Hilfe von Schaufeln in der Baugrube verteilt wurden. Wenn ein Bereich ausreichend besandet worden war, griffen die Arbeiter zu Stangen, an deren unteren Enden flache Platten befestigt waren. Damit konnte der Sand nun gestampft und somit verdichtet werden. Diese Arbeit schien den Männern Spaß zu machen, obwohl es von außen betrachtet seltsam wirkte, da man die Platten am unteren Ende nicht sehen konnte und es somit wirkte, als würden sie mit Stöcken auf den Boden klopfen.

    In den folgenden Tagen bot sich den Händlern, die die Rhenus-Brücke passierten, stets ein ähnliches Bild: Legionäre mit umwickelten Beinen und Wintermänteln, die sie möglichst arbeitspraktisch um die Schultern geworfen hatten, wirkten zusammen, um die zuerst die eine und dann die andere Seite des Bauwerks zu erneuern:


    Auf der Stadt-Seite befand sich neben dem Holz-Lager ein Unterstand, wo legionseigene Zimmerleute eine provisorische Werkstatt errichtet hatten: Hier wurden Baumstämmen, aber auch große, ausgewechselte Teile der alten Brücke abgeschabt, zugesägt und abgefeilt, sodass sie die Form von neuen Bauteilen annahmen: Stützpfosten, Verbindungswinkel, aber auch Bretter für den Fahrbahnunterbau stapelten sich so neben den emsigen Arbeitern. Außerdem hatte hier Carteius Nerva, der Bauleiter, seine Kommandozentrale errichtet. Unterstützt von den beiden Centuriones, die die Arbeitsgruppen anführten, wachte er hier über die Pläne und sah den Handwerkern über die Schulter - schließlich war die korrekte Anfertigung der Werksstücke das A und X (nach dem alten römischen Alphabet) jedes Bauwerks. Von hier wurden auch die Dienstältesten aller Contubernia mit den jeweiligen Aufträgen bekannt gemacht, soweit der Architekt nicht die korrekte Installation der neuen Teile am Objekt selbst zeigen musste. Als bescheidener Luxus waren an diesem Ort auch Kohlebecken aufgestellt, die nicht nur die Offiziere, sondern auch die steifen Glieder der einfachen Soldaten während der Pause wärmten.


    An der Brücke selbst hingegen wurde am emsigsten geschafft. Nachdem ausreichend Holz herangeschafft worden war, hatte man beide Centuriae für die Reparatur selbst eingesetzt und abgesehen von denen, die in der Schreiner- und Zimmermannswerkstatt als Hilfsarbeiter abgestellt waren, schufteten hier nun alle einfachen Soldaten. Das Wetter war immer kälter geworden, sodass die Arbeit direkt über dem eisigen Rhenus, dessen Feuchtigkeit auch die Luft über ihm abzukühlen schien, immer schwieriger wurde. Schon nach wenigen Tagen hatten die Männer sich Stoffbandagen um die Hände gewickelt, sodass nur die Finger freiblieben. So ausgestattet wurden einzelne Männer an Seilen in das Gerüst der Brücke hinabgelassen, wo sie Balken mit Nägeln, vor allem aber mit Hilfe von Dübeln mit den unversehrten Teilen der alten Brücke verbanden. Die alte Fahrbahn hingegen glich einem helvetischen Käse, denn an vielen Stellen war der Fahrbahnbelag abgenommen worden, um an den Unterbau zu gelangen. Und während die einen an diesen Löchern ihre Kameraden hinabließen, wurden andere Schächte, an denen die Arbeit bereits getan war, wieder mit Brettern bedeckt.


    Auf der rechten Rhenus-Seite hingegen hatte man eine Art Müllhalde für das unbrauchbar gewordene Material angelegt: Morsche Bretter, angebrochene und sogar gebrochene Balken wurden hier zu einem Haufen aufgetürmt, an dem sich die Bürger der Stadt bei Bedarf bedienen konnten, um damit ihre Feuerstellen gegen die beißende Kälte des germanischen Winters zu schüren.

    Seine prompte Antwort fiel möglicherweise ein wenig vulgär aus, doch er bemerkte es gar nicht.


    "Naja, ein Mann deiner Bedeutung und deines Alters...ich denke, dass sich die Töchter aller Decurionen sämtliche Finger nach dir abschlecken..."


    Er hatte nicht erwartet, dass Marsus nicht verlobt war und wusste nichts von dieser Aquilia - seine Frage hatte tatsächlich ganz harmlos sein sollen! Doch scheinbar war der Duumvir völlig überrascht und fühlte sich ertappt!

    Als Crispus im Wasser angekommen war, entfuhr ihm ein Seufzen - die Wärme beruhigte ihn auf der Stelle und ein Blick zu Canuleianus und Marsus zeigte ihm, dass es den anderen ebenso ging. Es war wirklich gut, dass es wieder ein intaktes Bad gab. Plötzlich sprach ihn Marsus an. Und das auf eine Weise, die er nicht gewohnt war: Er erkundigte sich nach einer privaten Angelegenheit! Es verwirrte ihn zuerst einen Augenblick, dann räusperte er sich und meinte


    "Ähm, gut. Er kann sogar diese Mathematik!"


    Natürlich gab er sich nicht die Blöße, seinen Sohn als schlechten Schüler zu offenbahren - und da kam es gerade recht, dass er sich daran erinnerte, dass Lucius sich in dieser nutzlosen Philosophie der Zahlen auskannte! Dass er selbst dafür wenig Verständnis hatte, musste ja nicht jeder wissen!


    In diesem Augenblick öffnete Canuleianus die Augen und blickte zu seinen Gesellen. Dann winkte er sie heran. Crispus, der dies bemerkte, nickte und die Gesellen rissen sich die Kleider herunter. Und dann nahmen sie Anlauf und...PLATSCH! Eine Welle ging durch das Becken und traf Crispus und Marsus. Hustend versuchte der alte Petronier, seine Luftröhre von dem Wasser, das er geschluckt hatte, zu befreien. Unterdessen verteilte der Handwerksmeister bereits Ohrfeigen und murmelte ein


    "'Tschuldigung!"


    Inzwischen hatte der Hustenreiz aufgehört und das Wasser sich beruhigt. Crispus schüttelte den Kopf, um das Wasser, das an ihm herabtropfte, aus seinen spärlichen Haaren zu bekommen. Dann fragte er


    "Und du? Bist du schon verlobt?"


    Er wusste, dass Marsus unverheiratet war - also war es sinnlos, nach etwaigen Kindern zu fragen!

    Nach einer schieren Unendlichkeit, in der Crispus wie versteinert dagestanden war und die anderen angeschwiegen hatte, war das Becken soweit gefüllt, dass man notfalls darin untertauchen konnte.


    "So, ich denke, es gebürt uns, das erste Bad in diesem Becken zu nehmen!"


    Er blickte Marsus und Canuleianus auffordernd an. Dann ergriff er selbst seine Toga und löste sie. Es war ohnehin warm und die Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Die gewaltige Stoffbahn wurde an einen seiner Amtsdiener weitergegeben, dann folgte die Tunica und das Untergewand, das er im Winter zu tragen pflegte. Canuleianus, der nur eine Tunica trug, war schneller nackt und wartete.


    Schließlich stand auch Crispus nackt da. Langsam ging er zum Becken, stets darauf bedacht, dass Marsus in etwa auf seiner Höhe blieb. Dann glitten Crispus und Canuleianus gemeinsam ins Wasser - und hoffentlich auch Marsus.

    Es war das erste Mal, dass Crispus die Parentalia beging und der Toten gedachte, während seine Frau Heila ebenfalls in der Unterwelt weilte. Doch der Schmerz saß noch zu tief - noch immer brach er regelmäßig hervor, wenn er allein mit Asulf ausritt, wenn er an den Friedhöfen vorbeikam. Daher war dieses Jahr besonders wichtig für ihn. Und so hatte er beschlossen, gemeinsam mit Lucius und dem Rest der Familie hinaus zu gehen und am Grab von Heila seiner Ahnen zu gedenken. Es war seit langer Zeit zum ersten Mal der Fall, dass er an diesen Feiertagen wieder an Gräber trat und nicht in seiner Unterkunft ein kleines Opfer in den Herd warf.


    Natürlich war alles gut vorbereitet worden: Morag hatte Asulf mit Speisen und Decken beladen, Gunda hatte die Speisen gekocht und zum Transport vorbereitet. Und so marschierten sie schließlich in einer Art Prozession aus der Stadt: Allen voran Crispus, gehüllt in eine einfache Toga (ohne Abzeichen seines magistratischen Ranges, denn dies war an diesen Tagen verboten), danach folgten die übrigen. Hier und da lagen bereits Familien in dicken Mänteln vor den Grabmählern ihrer Familien - noch immer war es etwas kalt. Wieder einmal wurde klar, dass dieser Brauch in einem südlicheren Land erfunden worden war. Aber Crispus' Ahnen waren ebenfalls aus Hispania, daher würden sie diese Feier trotz aller Kälte erwarten. So schritt er weiter...

    Während der Parentalia war es üblich, die Totengeister innerhalb des eigenen Hauses zu besänftigen. Obwohl Crispus noch immer sehr an Heila hing, obwohl sie bereits sehr lange Zeit tot war, und nicht davon ausging, dass sie als Wiedergänger hierher zurückkehren würde, wollte er lieber auf Nummer Sicher gehen. Gerade Menschen, die eines unnatürlichen Todes gestorben waren (und ein Unfall gehörte dort sicher dazu), waren für so etwas ja gefährdet.


    Wie dem auch war - Crispus beschloss, ein paar Gaben für sie und vor allem seine anderen Ahnen (obwohl die wohl eher in Hispania spukten, aber man wusste ja nie...) aufzustellen. Und damit Lucius das lernte, nahm er ihn dazu. So standen sie beim Lararium. Crispus hatte einen Kranz auf dem Markt gekauft, dazu hatte er aus der Speisekammer Wein, Brot und Salz geholt. Dies waren die traditionellen Gaben.


    "Wir stellen Mama und allen unseren toten Ahnen diese Dinge hin, damit sie hier nicht umherwandern."


    "Aber ich würde Mama gern einmal wieder sehen, Papa!"


    "Es ist nicht gut, wenn man Tote trifft, Lucius! Das ist ein böses Omen!"


    Lucius wirkte traurig bei dem Gedanken an seine Mutter, was Crispus zu gut verstehen konnte. Auch er hätte Heila gern noch einmal gesprochen, doch er wusste, dass es gefährlich war, so etwas zu wünschen. Die Germanen glaubten, dass Untote ein Omen des Todes waren. Und sie konnten einen Mann in den Wahnsinn treiben.


    "Mama ist jetzt in den Gefilden der Seeligen, Lucius. Aber an den Parentalia kommen die Toten auf die Erde. Aber Mama hätte sicher nicht gewollt, dass wir sie suchen und dann deswegen auch sterben müssen. Also stellen wir ihr etwas zu Essen hin, damit sie etwas hat, wenn sie kommt. Aber sie kommt nur, wenn wir nicht hier sind. Also warte nicht - du kannst ihr aber etwas ans Lararium legen, wenn du willst."


    "Dann male ich ihr ein Bild! Kriege ich eine Tabula dafür?"


    Eigentlich hatte Crispus gehofft, dass Lucius einen Brief schreiben wollte, doch leider konnte er ja nicht gut genug schreiben. Diesmal wollte er seinen Sohn allerdings nicht schon wieder ermahnen - die Worte von Crispina hatten ihn doch ein wenig beeinflusst. So nickte er knapp und stellte dann den Kranz an den Hausaltar.


    "Du kannst dein Bild oben auf den Altar legen. Zu dem Essen."


    Er stellte die Schale mit Salz, sowie die Kanne mit Wein und das Brot auf den Altar, dann betrachtete er sein Werk. Ja, das würde genügen. Langsam sprach er noch ein kleines Gebet.


    "O Divi parentes, meine Heila! Wenn ihr hierher kommt, dürft ihr euch gerne bedienen. Heila, sieh dir auch das Bild von Lucius an! Aber straft uns nicht mit Spuk oder Wahnsinn. Wir werden auch mit euch zusammen an eurem Grab essen...also an dem von Heila. Danke.


    Sein Gebet war sehr persönlich und wäre wohl bei einem öffentlichen Opfer absolut unpassend gewesen - in diesem Fall war es jedoch eine persönliche Angelegenheit und Crispus war sich sicher, dass sein Vater und Heila ein solches Gebet gern akzeptierten - sie waren ja nicht Iuppiter oder sonst ein Olymp-Bewohner!

    Der Duumvir bedankte und verabschiedete sich - sogar verbunden mit einem Lob an Crispus. Doch eine gute Idee? Das klang schon fast ein wenig herablassend - so etwas hätte er vielleicht seinem Sohn sagen können... Aber andererseits sollte es wohl doch Anerkennung ausdrücken - zumindest nahm Crispus das an. Im Grunde war es ja auch egal!


    "Also, der Chef ist weg - jetzt arbeitet mal hurtig weiter!"


    meinte Crispus und verabschiedete sich ebenfalls - er hatte wichtige Dinge zu erledigen!

    Sim-Off:

    allerdings


    "Schwer zu sagen - hängt vom Wetter ab, denke ich."


    antwortete der Optio sofort. Auch Crispus hatte die Antwort gespannt erwartet, da er auch darauf brannte, die fertige Brücke vorweisen zu können. Doch letztendlich konnten die Männer auch nicht mehr als arbeiten und vielleicht würde der Wein sie ja tatsächlich anspornen. Crispus beschloss, abzuwarten und, wenn sie durch eine solche Motivation tatsächlich besser wurden, dieses Mittel selbst bei Gelegenheit einzusetzen.


    "Wenn's richtig kalt wird, müssen wir eine Pause einlegen."


    warf Crispus ein. An diese Information erinnerte er sich noch aus einem vorherigen Gespräch mit Nerva. Aber natürlich konnte man sich dies ebenso denken: Wenn es so kalt war, dass die Legionäre nicht arbeiten konnten, ging auch nichts voran!


    "Stimmt. Aber die Männer arbeiten ganz gut."


    versuchte Nerva, die Aussichten weniger zu trüben. Inzwischen hatten sie die Brücke wieder verlassen. Alles war soweit begutachtet worden und der Duumvir musste nun ein grobes Bild von der Baustelle haben.


    "Gibt's sonst noch irgend'was? Sonst sind wir fertig!"


    meinte Crispus deshalb und freute sich bereits, sich weniger beobachtet zu fühlen. Eigentlich war Marsus ja nett und arbeitete auch besser, als Crispus das jemals erwartet hatte - dennoch konnte er sich in seiner Anwesenheit nicht richtig wohlfühlen!

    Als Marsus erschien, hatten Crispus und der Handwerker ihr Gespräch bereits beendet. Der Duumvir wirkte gut gelaunt und begrüßte Canuleianus überschwänglich. Bei Crispus hingegen wirkte er etwas zurückhaltender, was dem Petronier jedoch nicht unrecht war - sie waren Collegae, keine Freunde! Trotzdem freute er sich natürlich über das Lob, auch wenn es seiner Meinung nach aus dem Mund eines Jungspundes stammte.


    "Ja, fangen wir an!"


    bestätigte er und blickte sich um: Die Handwerker waren da, der Bademeister, der Duumvir und verschiedene Bedienstete der Magistrate. Also alle, die er erwartet hatte. Er räusperte sich, denn er hatte sich ein paar Worte zurechtgelegt.


    "Wir haben uns hier versammelt, um...also um dieses Becken einzuweihen. Sextilius Canuleianus hat es zusammen mit seinen Männern renoviert und wie wir sehen, ist es ganz gut geworden."


    Irgendwie war ihm seine kurze Ansprache beim Ausdenken besser vorgekommen - jetzt wirkte sie irgendwie übertrieben (er trug sie ja doch nur seinen Mitarbeitern und ein paar einfachen Männern aus der Plebs vor). Daher beschloss er, das ganze etwas abzukürzen:


    "Aber lange Rede, kurzer Sinn: Ich denke, wir sollten einfach ausprobieren, ob sie auch wirklich gut ist - Wasser Marsch!"


    Er sah zum Bademeister, der seinen Gehilfen losschickte. Eine Weile standen alle schweigend um das Becken, dann gluckerte es jedoch im Boden und schließlich ströhmte Wasser in das Heißbecken. Es war lauter, als Crispus erwartet hatte.


    "Jaja, des dauert a' biss'l!"


    bemerkte Canuleianus, was der Magistratus jedoch nicht verstand: Er hatte sogar Probleme, ihn bei Stille zu verstand. Dennoch nickte er und lächelte in Richtung des Beckenbauers. Dann sah er wieder auf das Becken, in dem der Wasserspiegel sehr langsam, aber doch merklich stieg.

    Endlich war der Tag gekommen: Sextilius Canuleianus hatte dem Magistratus melden lassen, dass er fertig war. Aus diesem Grund kam der Petronier persönlich vorbei, um das neue Becken zu prüfen. So erschien er gemeinsam mit seinem Stab aus Vigiles, Scribae und sogar seinem Accensus in den Thermen. Im Gegensatz zu seinen letzten Besuchen hatte er sich heute in seine Toga gehüllt, sodass er einen äußerst magistratischen Eindruck machte. Nur seine Füße steckten in den Holzsandalen, die im Caldarium üblich waren.


    Im Heißbad angekommen, erwarteten ihn bereits der Meister selbst, aber auch die Gesellen und Lehrlinge, sowie der Bademeister. Die Handwerker wirkten stolz und als Crispus das Becken umrundete und ansah, war er ebenfalls erstaunt: Es war kaum zu erkennen, welche der Wände ausgetauscht worden war! Da hatte Canuleianus wirklich einen unglaublich ähnlichen Marmor gefunden und eingebaut! So blieb dem Petronier nichts, als anerkennend zu nicken.


    "Sehr gut, Sextilius! Das ist jedes As wert, das wir zahlen!"


    Der Steinmetz grinste schief, dann erwiderte er


    "Mir däd'n uns a über an Bonus freia!"


    Zwar wusste Crispus mit den meisten Worten, die er vernahm, wenig anzufangen, doch Bonus sagte ihm natürlich etwas - und darüber ließ sich bei ihm ganz sicher nicht reden! Er hatte ein festes Budget, hatte einen Preis ausgehandelt und diesen auch offiziell bestätigen lassen - nun war er auch nicht bereit, etwas draufzuzahlen. Abgesehen davon musste er sich auch keine Mühe machen, den Steinmetz zu halten, denn es war doch sehr unwahrscheinlich, dass er noch einmal Bedarf an einem Beckenbauer haben würde.


    "Tut mir leid - das ist in unserer Kasse nicht vorgesehen!"


    erwiderte er daher und übte sich darin, ein wenig zu schauspielern, indem er ein betrübtes Gesicht machte. Es gelang ihm nicht besonders gut, doch zumindest genügte es, um Canuleianus' Hoffnungen endgültig zu zerschlagen.


    "Aber ich kann dich weiterempfehlen!"


    fügte Crispus an, da er sich fast ein wenig schäbig vorkam, solch eine Arbeit nicht extra zu honorieren. Doch der Steinmetz winkte ab - wahrscheinlich war sein Ruf ohnehin gut genug (sonst hätte Crispus ihn ja auch nicht gefunden!). Nun fehlte im Grunde nur noch der Duumvir, der sich für diese Veranstaltung angesagt hatte.

    Das Caecilius Metellus keine Lust zu haben schien, war sehr bedauerlich. Der Comes war bereits mit Crispus in Handelsbeziehungen und hatte stets hervorragende Ware geliefert. Und dazu war er sicherlich recht einflussreich und vermögend, sodass er ein guter Partner gewesen wäre. Doch es hatte wohl nicht sollen sein...


    "Ich könnte diesen Hadrianus Iustus fragen. Ich kenne ihn zwar nur flüchtig, aber vielleicht ist er interessiert - wir brauchen auf jeden Fall noch einen Mann und es ist fraglich, ob der Legat bei so etwas einsteigt. Ich glaube, es wird nicht so gern gesehen, wenn Senatoren Handel treiben..."


    warf er ein und stellte seine Schüssel ab. Er war satt und wenn Reatinus nichts essen wollte, konnte er im Prinzip aufhören.


    "Sonst kenne ich im Moment niemanden aus dem Ordo, der an so etwas Interesse haben könnte...wie ist es bei Terentius? Wird der nicht langsam mal zum Eques? Er hat doch bisher immer eine so pfeilschnelle Karriere gemacht!"

    Unterder Amtszeit des Petronius Crispus als Magistratus von Mogontiacum musste vor allem sein Steinbruch in Vicus Novus leiden. Das hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen hatte der Besitzer natürlich nicht so viel Zeit, um sich um seine Betriebe zu kümmern, saß stattdessen stundenlang über seinen Amtsgeschäften. Der zweite Grund war jedoch der, dass Crispus sich so oft wie möglich den Rat von Willigis einholte: Nicht nur bei der Stadtmauer, auch beim Theater und anderen öffentlichen Bauwerken hatte er ihn zur Rate gezogen, sodass er als Meister am Steinbruch fehlte.


    Dies war auch Crispus aufgefallen, weshalb er sich vorgenommen hatte, dem Steinbruch öfter einen Besuch abzustatten. Besonders im letzten Monat war es zu leichten Einbrüchen in der Produktion gekommen. Auf Asulf, seinem inzwischen eingerittenen Ross kam er daher angeprescht, das Sagum um einen Schal und Beinwickel ergänzt. Bereits als in die Männer die Straße heraufreiten sahen, hielten sie in ihrer Arbeit inne und kamen ihm entgegen und als er endlich bremste, half ihm Willigis persönlich aus dem Sattel.


    "Ah, Willigis - was machen die Geschäfte?"


    "Ganz gut soweit - der Dauerauftrag von Deinem Freund kommt aber ganz gut - im Winter gibt's nicht so viele Baustellen!"


    Crispus nickte. Gerade eben waren sie offensichtlich dabei, einen Ochsenkarren mit großen Steinquadern zu beladen. Er schniefte und deutete darauf.


    "Ist das für Reatinus? Und zahlen seine Leute auch immer brav?"


    Willigis grinste.


    "Natürlich, Chef! Und dazu ist der Transport absolut unproblematisch - is' nur ein kleines Stück bis zur Vorstadt!"


    "Stimmt. Da hab' ich ja wirklich Glück, solche praktischen Freunde zu haben!"


    erwiderte Crispus und lachte. Dabei kam ihm wieder einmal der Plan von der Handelsgesellschaft in den Sinn. Es hätte tatsächlich seinen Nutzen, möglicherweise konnte man sich sogar gegenseitig Kapital borgen und es gewinnbringend einsetzen. Dann jedoch blickte er die Männer an und wischte seine Gedanken weg.


    "Arbeitet nur sauber und ordentlich! Ich will nicht, dass Reatinus sich bei mir beschweren muss! Und jetzt arbeitet weiter - ich bezahl' euch nicht, dass ihr mir beim Kontrollieren zuschaut!"


    Langsam machten sich die Arbeiter wieder ans Werk, während Crispus seinen Meister beiseite nahm und mit ihm die Steinmetzhütte aufsuchte, wo die aktuellen Abrechnungen gelagert wurden.

    Nachdem Crispus den Rat der Götter eingeholt hatte, die positive Rückmeldung gegeben hatten, hatte er die Bautrupps angewiesen, mit der Arbeit zu beginnen. So rückten sie an diesem Morgen an, um das Fundament auszuheben. Für diese Aufgabe hatte der Accensus, den Crispus extra zugeteilt bekommen hatte, die Bauleitung übernommen und stand so über den übrigen Arbeitern, die er selbst in der Stadt angeworben hatte. Es befanden sich viele darunter, die sonst eher von den Brotspenden des Stadtadels als von eigener Arbeit lebten, doch gerade in winterlichen Zeiten gab es auch nichts, was sie als ungelernte Arbeiter tun konnten. So waren sie im Grunde froh, solch ein frühes Arbeitsangebot zu erhalten.


    Die erste Aufgabe war nun, den festgestampften Dreck mit Hacken aufzubrechen. Der Accensus gab die Anweisungen, dann begannen die Männer mit dem Graben. Der Boden war noch immer kalt und fest, sodass es einige Anstrengung kostete, Risse hineinzubringen. Immer wieder war Fluchen von den Arbeitern zu hören, doch der Accensus trieb sie weiter an, sodass zügig gearbeitet wurde.