Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Crispus hatte Heilas Bestattung nicht groß angekündigt und so erschienen an jenem Tag auch nur wenige: Heilas Eltern Sigubald und Gisil waren dabei, Willigis und zwei seiner Gesellen, die auch den Grabstein in Rekordzeit angefertigt hatten, Morag, Gunda, ein paar Nachbarn, sowie Armin, Lucius und Crispus. Sie alle versammelten sich am Nachmittag im Hof des Hauses, wo Heila noch immer aufgebahrt lag.


    Gisil weinte still in sich hinein, während Sigubald eine trotzige Miene aufgesetzt hatte. Als er von Heilas Tod erfahren hatte, hatte er seinem Schwiegersohn zuerst Vorwürfe gemacht, dann jedoch eingesehen, dass es ein Unfall gewesen war, für den weder Crispus, noch sonst jemand im Hause Petronia etwas konnte.
    Morag wirkte eher etwas abwesend - für ihn war Heila nur eine Herrin von vielen gewesen, doch Gunda, die oft mit ihr zu tun gehabt hatte, wirkte ebenfalls ziemlich aufgewühlt.
    Willigis und seine Leute hatten ein ernstes Gesicht aufgesetzt, das sie sich für Beerdigungen aufhoben - sie waren bei solchen Veranstaltungen öfter dabei, denn sie bauten doch hin und wieder den ein oder anderen Grabstein und verschlossen das Grab nach der Beisetzung der Urne. Ebenso wirkten die Nachbarn, obwohl der eine oder andere sich neugierig umblickte - schließlich hatte Crispus noch selten einen zu sich nach Hause geladen.
    Schließlich stand die Familie Petronia in der ersten Reihe. Armin und Lucius hielten sich an den Händen und weinten, Crispus hatte die Hand seines Sohnes ergriffen. In seiner grauen Tunica, kombiniert mit einer braunen Toga und einem ungepflegten Äußeren (wie es bei römischen Bestattungen üblich war) gaben er ein sehr mitleiderregendes Bild ab.


    Nachdem sie einige Zeit vor der Toten gestanden waren, blickte sich Crispus um und sofort eilten Willigis und seine Männer, aber auch der schon etwas Ältere Sigubald herbei, um die Tote hinauszutragen. Willigis hatte ein Gestänge gezimmert, mit dem man das Totenbett leicht anheben konnte, sodass die Männer keine Schwierigkeiten hatten, Heila aufzuheben.
    Gunda ergriff die kleinen Hände der weinenden Knaben und so formierte sich ein kurzer, aber umso traurigerer Leichenzug.

    Crispus nickte zustimmend und fragte sich, ob der Legat selbst überhaupt Zeit für seine Familie hatte. Er war immerhin ein viel beschäftigter Mann, der nicht nur in seinem Officium hier, sondern auch bei der Legio ständig mit irgendwelchen Aufgaben überschüttet wurde. Es war sicher nicht leicht, die Frau eines solchen Mannes zu sein - andererseits waren Liebesheiraten in diesen Kreisen noch wesentlich seltener als in seinen eigenen. Vielleicht war die Frau auch ganz froh, den Ehemann aus dem Haus zu haben.


    "Stimmt. Es wäre bestimmt eine Überlegung wert - vielleicht erhöht das auch das Vertrauen der Bürger in ihre Vertreter."


    Crispus hatte gehört, dass in früheren Zeiten sogar die Centurionen der Legionen von ihren Männern gewählt worden waren. Sicher gehorchte man solch einem Menschen lieber als irgendeinem Etappenhasen aus Rom, der sich in diese Position eingekauft hatte (obwohl es von diesen wirklich wenige gab).


    "Vielleicht wäre es Zeit, wieder einmal die Curia zusammenzurufen. Ich denke, ich schreibe dem Duumvirn einmal in dieser Sache - wenn du nichts dagegen hast, natürlich!"


    Ja, das war eine gute Idee.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Nunja, ich weiss ja ob deiner Entscheidung ins Privatleben zurückzukehren, aber einen guten Mann wie dich, sehe ich ungern untätig herumsitzen.
    Man wird dir seitens der Regioverwaltung, ist mir zu Ohren gekommen, den einen oder anderen Posten mit polizeilichen Aufgaben anbieten. Es liegt dann an dir zu entscheiden, ob und welchen du annimmst. Es sei dir aber gesagt, dass ich persönlich es höchst erfreulich finden würde, dich zu meinen Mitzarbeitern zu zählen."


    Crispus fühlte sich geehrt, doch er dachte auch an seine Familie. Seit Jahren hatte Heila auf ihn verzichten müssen - nun war es ihr gegenüber gemein, sie erneut mit dem Kind im Stich zu lassen und ständig durch die ganze Provinz zu reisen - vielleicht später, wenn Lucius etwas älter war. Außerdem würde er seinen Sohn ab dem nächsten Jahr erziehen müssen!


    "Naja, ich denke, ich muss vorerst in Mogontiacum bleiben - gerade Heila würde es nicht gerne seh'n, wenn ich schon wieder ständig weg wäre."


    Natürlich war es eine große Ehre, der Mitarbeiter des Legaten selbst zu sein. Doch andererseits hatte er ja schon diese andere Idee gehabt...


    "Aber wie sieht es mit der Stadtpolitik aus? Soweit ich mich erinnere, wurden hier schon länger keine Wahlen mehr abgehalten und du ernennst die Amtsträger direkt - ist das richtig?"


    fragte er. Er hatte sich umgehört, doch seine Nachbarn hatten ihm nicht so genau sagen können, wie das alles geregelt war. Komischerweise schien es hier keinen richtigen Cursus Honorum zu geben, wie es in den Coloniae üblich war. Aber Mogontiacum war ja auch keine richtige Colonia...

    "Gut, dann sind wir im Geschäft!"


    antwortete Crispus und reichte Capitolinus die Hand, damit dieser einschlagen konnte. Wie die Preise sonst standen, interessierte ihn schon nicht mehr - er würde so schnell keine Renovierung benötigen!


    "Dann kommen deine Handwerker gleich morgen?"


    fragte er dann jedoch noch rasch, um gleich sicher zu gehen, dass alles schnell ablief - er wollte schließlich schnell einziehen!

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus



    "Du hast also noch keine Ambitionen, in der Stadt oder Regioverwaltung tätig zusein? Ich denke, wir würden da sicher einen passenden Posten für dich finden......."


    Soweit ich es im Kopf hatte, wurde gerade ein Regionarius gesucht, und wer würde sich besser dafür eignen als ein altgedienter Soldat?!


    Nun wurde Crispus auch noch direkt auf seine zukünftige Karriere angesprochen. Eine vertrackte Situation, denn eigentlich hatte er noch mit Heila darüber sprechen wollen. Doch man sollte besser jede Situation beim Schopfe packen, wenn er darüber nachdachte - wer wusste schon, ob der Legat ihm dieses Angebot noch einmal machte?


    "Naja, ich habe überlegt, in die Stadtpolitik zu geh'n. Magistrat und später vielleicht Duumvir zu werden. Das wäre keine allzu anstrengende Aufgabe und ich könnte mich nebenher meinen Geschäften und meiner Familie widmen..."


    Ob das nun so klang, als wolle er einen geruhsamen Job, bei dem er Geld bekam, ohne etwas zu arbeiten? Hoffentlich nicht!

    Zwei Tage später wusste jeder in der Straße, dass bei den Petroniern ein Trauerfall eingetreten war: Zwar hatte Crispus keinen Zypressenzweig an die Tür gehängt (Zypressen wuchsen im rauhen Klima Germaniens leider nicht), dafür jedoch die Tür offen gelassen, sodass jeder ins Innere des Hauses blicken konnte.
    Entsprechend römischer Sitte hatte Crispus seine Frau waschen und ankleiden lassen. Gunda hatte dies übernommen, sodass Heila nun im Portikus des Gartens auf einem rasch gezimmerten Bett lag. Sie trug ein grünes Kleid, das Crispus extra am Tag zuvor gekauft hatte und war geschminkt - dennoch konnte man deutlich sehen, dass sie nicht von einem Profi hergerichtet worden war (in Ermangelung eines Libitinarius in Mogontiacum). So waren ihre Wangen bereits eingefallen und der Mund, in dem bereits eine Münze für die Überfahrt steckte, war auch nur sehr dürftig zugeklebt worden, sodass man ein wenig Kleber hatte mit Lippenstift überschminken müssen.


    Vor der Bahre standen häufig Crispus in einer dunkelgrauen Tunica, gemeinsam mit Lucius und Armin. Seit Heilas Tod hatte der Petronier kaum etwas gegessen und sich nicht um seine Geschäfte gekümmert. Stattdessen machte er weite Ausflüge zu Fuß, suchte die Einsamkeit und gab sich seinem Schmerz hin.


    Auch Heilas Eltern waren inzwischen zu Besuch gekommen. Morgen würden sie wieder kommen, um ihre Tochter gemeinsam mit deren Mann zu bestatten.

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Oktavianus
    Ich saß alleine an einem Tisch und widmete mich, wie so oft, einem guten Vinum, als ich ein paar Tische weiter einen alten Bekannten sah. Es war unser Ex-Centurio Marcus Petronius Crispus, der vor kurzem die edle Legio II verlassen hatte und auch alleine an einem Tisch saß.


    Was lag also näher als mich zu meinem Ex-Kameraden zu setzen? So zögerte ich also nicht lange und begab mich zu ihm


    " Salve, Petronius Crispus! Darf ich mich zu dir setzen?"


    Crispus saß nicht lange, da erhob sich ein Soldat an einem der anderen Tische. Erst als dieser sich Crispus zuwandte, erkannte der Petronier seinen alten Legionär Iulius. Dieser kam auch direkt auf ihn zu und nahm Platz.


    "Na klar! Ich hab' noch nicht bestellt - was willst du trinken?"


    Von dem Iulier hatte er schon lange nichts mehr gehört - genaugenommen seit jeder Begegnung im Bade vor einigen Jahren. Aber so war das nun einmal mit einem Optio Statorum - den sah man im Castellum nicht so oft.


    "Und wie geht's dir?"

    Zitat

    Original von Lucius Purgitius Maecenas
    Nun..., da brauchte ich wohl nicht mehr viel zu entgegnen. Der Petronier hatte seine Wahl getroffen und schien davon auch nicht abzubringen zu sein. >Das ist schade aber da kann man wohl nichts machen. Wir hätten gern so einen Mann wie dich in den Reihen der Vigiles gehabt.< Auch hatte ich nun wirklich nicht viel Lust, vor dem Mann hier auf die Knie zu fallen, davon mal abgesehen, ob es wirklich an der Meinung des Petroniers etwas geändert hätte.
    >Ich danke dir trotzdem, Petronius Crispus, das du mir zugehört hast. Ich wünsche dir alles gute für deine Zukunft und mögen die Götter mit dir sein.< Ich denke, das waren die letzten Worte diesbezüglich von mir. So langsam befasste ich mich mit dem Gedanken, das Anwesen des Petroniers wieder zu verlassen.


    Crispus erhob sich. Es gab wohl kaum noch etwas zu dieser Angelegenheit zu sagen, folglich brauchte er seinen Gast auch nicht weiter zu bewirten.


    "Danke, ebenfalls!"


    meinte er nur knapp, dann ging er in Richtung Tür, um seinen Gast zumindest in den Hof zu geleiten.


    "Vale, vielleicht sieht man sich ja irgendwann einmal wieder."

    "Wein, danke."


    meinte Crispus und setzte sich. Und schon hatte Metellus den heiklen Punkt bei der Sache angesprochen: Wie viel brauchte er eigentlich?


    "Naja, bei der Menge muss ich gestehen, dass ich noch nicht genau weiß, wie große Mengen es wären. Wenn ich reißenden Absatz finde, würde ich über 100 Werkzeuge in der Woche benötigen, wenn ich allerdings nur schwer etwas los werde, würde ich die Produktion etwas einschränken.


    Daher würde ich Dir einen Exklusiv-Vertrag anbieten, also dass ich all mein Werkzeug nur bei Dir kaufe und du mir dafür einen kleinen Rabatt gibst."


    Er beobachtete seinen Geschäftspartner - ob Metellus auf diesen Handel eingehen würde?

    Crispus wollte sich vorstellen, doch der Sklave hatte seinen Herrn offensichtlich schon informiert. So musterte er vorerst nur den Caecilier, der erstaunlich jugendlich wirkte - zumindest für einen Comes, der ja üblicherweise eher ein erfahrenerer Mann war.


    "Have."


    grüßte er zurück, dann begann er direkt mit dem Geschäftlichen.


    "Ich bin hier, um mir Dir über einen Liefervertrag zu sprechen. Ich bin der neue Besitzer des Steinbruchs von Vicus Novus und bräuchte deswegen einen regelmäßigen Werkzeug-Lieferanten. Wie ich gehört habe, besitzt du eine große Schmiede und da hab' ich mir gedacht, dass wir da eventuell ins Geschäft kämen."


    Er sah, was Metellus dazu sagen würde.

    Als der Medicus die Tür aufriss, fand er Crispus über seine Frau gebeugt vor. Seine Schultern zitterten und als er aufsah, konnte man die Tränen in seinem Gesicht sehen. Er hatte schon viele Freunde verloren - auf dem Schlachtfeld, bei Unfällen und Krankheiten. Doch noch nie hatte er offen geweint - Weinen war etwas für Schwächlinge gewesen! Doch nun ließen ihm seine Gefühle keine Wahl. Seine Tränen hatten sich mit Heilas Blut vermischt und ihr Kleid auch dort befeuchtet, wo das Blut nicht hingelangt war.


    Gunda half ihm nun aufzustehen. Mit hängenden Schultern und ein wenig schniefend sah er auf seine tote Frau hinab. Sie würde nie wieder kommen.


    Der Medicus kniete sich nieder und schüttelte bereits den Kopf, als er die Wunde der Toten betrachtete. Da war nichts zu machen. Er war zu spät und selbst, wenn er früher gekommen wäre, hätte es wohl nichts genützt.


    "Ich fürchte, Du musst Dein Weib begraben, Petronius."


    sagte er nur. Erneut flossen Tränen über Crispus' Wangen. Er konnte es nicht wahrhaben, dass Heila nun für immer fort war, er sie nie wieder umarmen konnte, mit ihr sprechen oder einfach bei ihr sein konnte. Wer sollte sich nun um ihn kümmern, wenn er niedergeschlagen von den Geschäften kam? Wer sollte seinen Sohn großziehen...sein Sohn! Wusste er überhaupt schon Bescheid? Crispus schluckte, dann flüsterte er mehr als er sprach


    "Was ist mit Lucius?"


    "Er weiß noch nichts, Domine. Ich hab' ihm gesagt, seine Mama wäre verletzt und braucht Ruhe."


    antwortete Gunda. Wortlos wandte sich Crispus ab und verließ die Küche nach einem letzten Blick auf seine tote Frau. Im Garten saßen Armin und Lucius gemeinsam auf einer Bank. Sie wirkten verstört, als sie Crispus mit seinem verweinten Gesicht erblickten.


    Langsam trat Crispus auf sie zu und setzte sich neben sie. Er blickte einfach geradeaus auf den unfertigen Garten, den Heila noch fertig stellen wollte. Gewollt hatte. Lucius ergriff seinen Arm und blickte zu ihm hoch. Schließlich sagte Crispus mit belegter Stimme


    "Lucius,"


    Er machte eine Pause.


    "Lucius, du musst jetzt ein tapferer Römer sein. Deine Mutter ist...ist...tot"


    Er vergrub sein Gesicht in den Handflächen und wurde erneut von Trauer geschüttelt. Man hörte ihn schluchzen. Doch auch Lucius senkte das Haupt und man hörte das hohe Kinderweinen. Auch Armin begann zu weinen und so saßen die drei Männer des Hauses auf dem Bänkchen im Garten ihres Anwesens und weinten. In der Mitte Crispus, links Lucius, der seinen Kopf auf den Schoß seines Vaters gelegt hatte und rechts Armin, der ebenfalls in sich zusammengesunken war und in seine Hände weinte.

    Nachdem wieder Stille im Raum eingetreten war - nur vom Röcheln Heilas unterbrochen, begann Gunda loszustammeln.


    "Sie...sie is' 'runtergefall'n. Bin gleich gekommen, aber sie blutet...arg!"


    Crispus hob seinen Kopf von Heilas Brust und blickte ihr ins Gesicht. Es war blass wie ein Bettlaken. Und nun merkte er, dass die Stelle, auf die Gunda ihr Tuch presste, keinesfalls aufgehört hatte zu bluten. Gundas Hände waren rot und ab und zu tropfte es auf ihre Schürze. Aus Erfahrung wusste Crispus, dass eine derartig stark blutende Wunde sehr gefährlich war. Wenn Heila noch mehr Blut verlor, würde sie sterben!


    "Geh' weg!"


    fuhr er Gunda an und riss ein neues Stück von ihrer Schürze ab, um es auf die Wunde zu pressen. Mit aller Kraft, sodass Heila sich regte - sie spührte wohl den Schmerz. Doch er konnte die Wunde gar nicht vollständig abdecken und rasch waren auch seine Hände blutverschmiert - wie damals, im Wald von Borbetomagus...


    Wo blieb nur der Medicus? Crispus dachte nicht daran, dass er nicht mehr in einem hervorragend medizinisch versorgten Castellum lebte, wo das Valetudinarium einen Steinwurf von der Barracke entfernt war! So dauerte es wesentlich länger, bis Morag eine Praxis gefunden und den Arzt bewegt hatte, ihm zu folgen.


    Noch ehe also ein Arzt kommen konnte, hörte man im Garten Kinderlachen und die Tür wurde aufgerissen. Lucius und Armin standen da, beide hatten sich mit Efeu bekränzt und ihre Tunicae ausgezogen. Offensichtlich hatten sie gerade eben noch Olympiade gespielt. Nun jedoch verstummten sie schlagartig. Sie standen da und reckten die Hälse. Leise fragte Lucius schließlich


    "Papa...was...ist mit Mama?"


    Crispus hob den Kopf und wurde erst jetzt aus seinen Gedanken gerissen, was wäre, wenn Heila starb. Er betrachtete seinen Sohn und Armin, konnte jedoch nichts sagen. Glücklicherweise kam ihm Gunda zu Hilfe.


    "Kinder, raus, los!"


    fuhr sie die beiden an und ergriff sie, um sie hinaus in den Garten zu ziehen. Mit einem Mal war Crispus allein mit Heila. Das Blut wurde langsam weniger. Sanft strich er seiner gerade-eben-offiziell-gewordenen Frau die blutverkrusteten Haare.


    "Nein!"


    flüsterte er und senkte den Kopf. Er kniff die Augen zusammen, als diese langsam feucht wurden, bis ihm eine Träne über die Wange rollte. Er beugte sich hinab und küsste Heila von oben auf die Stirn. Sie fühlte sich bereits kühler als gewöhnlich an. Auch die Brust hob und senkte sich bereits kaum mehr.


    Er legte seine Wange an die von Heila. Ihre wohlige Wärme, die er immer so geliebt hatte, war verschwunden. Sie war nicht wirklich kalt, aber doch deutlich kühler als sonst. Auch konnte er ihren flachen Atem kaum noch hören.


    Wo blieb nur der Medicus?


    "Heila...Heila...Heila!"


    flüsterte er der Sterbenden ins Ohr. Er musste daran denken, wie er sie in der Basilica Germanica kennen gelernt hatte. Wie er sich mit ihr verabredet hatte und zum ersten Mal ihre Familie getroffen hatte. Auch an andere erste Male erinnerte er sich, doch dann kamen die Erinnerungen, wie sie stolz den kleinen Lucius im Arm gehalten hatte, ihm zu seiner Beförderung zum Primus Pilus gratuliert hatte...


    Wo blieb nur der Medicus?


    Mit einem Mal spührte Crispus, wie sich Heilas Muskeln anspannten und sie noch einmal nach Luft rang. Und dann senkte sich ihr Brustkorb langsam. Crispus konnte geradezu spüren, wie ihre Seele aus ihrem Mund geatmet wurde. Er stieß einen Schrei aus und küsste ihre toten Lippen.


    "Heilaaaa!"


    rief er dann und wusste plötzlich, warum es zu den Bestattungsritualen gehörte, den Namen des Toten zu rufen. Er hätte es wohl auch getan, hätte es das Ritual nicht gegeben.


    "have"


    hauchte er noch hinterher. Dann schloss er die Augen und den Mund seiner Frau. Heila war tot.


    Der Medicus wurde nicht mehr gebraucht.

    Eines Abends beschloss Crispus, sich ein wenig mehr die wiederaufgebaute Taberna Silva Nigra anzusehen. Gerade weil sich hier auch häufig Soldaten der II. tummelten - er hoffte Neuigkeiten aus dem Castellum zu hören. Oder auch Neuigkeiten aus der Stadt? Vielleicht neue Geschäftspartner kennen lernen?


    Völlig offen betrat der Petronier die Taberna und setzte sich an einen kleinen, aber freien Tisch und winkte nach dem Kellner.


    Sim-Off:

    Edit: Ich vergaß: Wer sich berufen fühlt, möge hereinplatzen ;)

    Petronius Crispus saß im Tablinium und beschäftigte sich gerade mit der Frage, wie er sein restliches Geld sinnvoll investieren könnte, als er plötzlich einen Schrei hörte. Das klang nicht nach Lucius oder Armin, die sonst stets Unfug bauten. Crispus horchte auf. Der Schrei war rasch wieder abgeebbt.


    Noch ehe er eine Theorie aufstellen konnte, woher der Schrei gekommen war, wurde diese aufgerissen und ein käsebleicher Morag stand darin. Er wirkte völlig außer sich und brach sofort los.


    "Heila, Herr...komm!"


    Was war mit Heila? Hatte sie sich verletzt? Was war passiert? Tausend Fragen schossen durch Crispus' Kopf, als er Morag beiseite stieß und in den Hof trat. Er sah sich um: Der Hof war leer. Morag rappelte sich auf und meinte


    "In der Küche!"


    Crispus stürmte sofort in Richtung Küche. Er riss die Tür auf und - erstarrte. Auf dem Boden lag Heila, ihren Kopf, der ganz blutverklebt war, ruhte auf dem Schoß von Gunda, die - wie Heila auch - völlig bleich war und offensichtlich versuchte, beruhigend auf die Hausherrin einzureden. Als Crispus weitersah, entdeckte er eine umgefallene Leiter, sowie Blutspritzer am gemauerten Herd und eine Blutlache auf dem Boden. Heila musste beim Putzen das Gleichgewicht verloren und auf dem Herd aufgeschlagen sein. Nun erst sah Crispus, dass Gunda bereits ein Stück ihrer Tunica abgerissen hatte und auf eine klaffende Wunde am Kopf seiner Liebsten presste. Rasch kniete er nieder. Fassungslos strich er Heila über die Wange.


    "Heila, Heila...kannst du mich hören?"


    flüsterte er ihr zu. Doch Heila starrte nur zur Decke und gab hässliche Würgelaute von sich, die Crispus von einer anderen Situation her kannte: So hatten auch Kameraden von ihm geklungen, als sie schwer verwundet auf dem Schlachtfeld gelegen waren. Plötzlich fühlte er sich zurückversetzt an die Küste Germaniens, wo er einst zahlreiche Piraten getötet hatte, an den Wald von Borbetomagus und manch andere Situation. Jetzt konnte nur Eines helfen: Ein Medicus!


    "Gallicus, hol' einen Medicus! Schnell!"


    Morag war Crispus gefolgt und stand in der Tür. Es dauerte eine geschlagene Sekunde, bis sich der alte Sklave aus seiner Erstarrung gelöst hatte, dann rannte er rasch hinaus.


    Crispus hingegen beugte sich zu Heilas Brust hinunter, die sich nur sehr flach senkte und hob, dafür jedoch auch sehr rasch. Er legte sein Ohr auf ihre Brust, doch er konnte das Herz kaum hören. Wo blieb nur der Medicus? Zwar wusste Crispus in seinem Inneren, dass dies Zeichen waren, dass Heila nicht mehr lange zu leben hatte - dennoch: Er wollte sie nicht aufgeben! Er konnte sie nicht aufgeben! Ohne sie...war er doch verloren!

    Über Crispus' Gesicht huschte die Andeutung eines Lächelns. Einen Augenblick hatte er das Gefühl gehabt, der Scriba zeigte sich hier großzügig und stellte ihn persönlich als Centurio ein. Aber das war wohl eher ein Missverstehen oder eine ungeschickte Formulierung.


    Kaum war das Lächeln verflogen, wurde sein Gesicht nachdenklich. Centurio der Vigiles...das war wohl der Anführer der städtischen Garnison. Sicherlich eine interessante Aufgabe, viel frische Luft, ein angenehmes Auskommen. Aber trotzdem: Centurio der Vigiles? Er konnte mit Sicherheit sofort als Regionarius anfangen, wenn es ihm nach militärischer Arbeit beliebte. Der Centurio der Vigiles war ihm dann doch irgendwie eine Nummer zu klein...


    "Das ehrt mich, dass du mir die Stelle anbietest."


    Er konnte es sich doch nicht verkneifen, die Formulierung selbst noch einmal zu benutzen.


    "Leider muss ich aber ablehnen. Ich glaube nicht, dass so eine Stelle für jemanden von meiner Qualifikation geeignet ist."


    Außerdem hatte er eine andere Idee gehabt, mit der er möglicherweise trotzdem Kontrolle über die Vigiles hatte...und angesehener war!

    Crispus räusperte sich, als der Sklave öffnete. Er hatte Caecilius Metellus noch nie gesehen, daher fühlte er sich ein wenig unsicher, als er sagte


    "Ich möchte zu Caecilius Metellus. Es geht um ein geschäftliches Angebot."


    Zu viel wollte er dem Sklaven nicht sagen - das ging ihn nichts an! Zu wenig durfte er ihm aber nicht sagen - sonst wurde er am Ende nicht eingelassen!


    "Ich bin Marcus Petronius Crispus."


    fügte er daher noch rasch an.

    Lange hatte Petronius Crispus überlegt, ob er einfach so bei Caecilius Metellus vorbeisehen sollte, oder doch lieber einen Brief verfassen sollte. Schließlich hatte er sich doch für das persönliche Gespräch entschieden, da man dabei doch etwas besser verhandeln und möglicherweise den ein oder anderen Rabatt herausschlagen konnte.


    So stand er in seiner guten, weißen Toga (er hatte gehört, dass Metellus aus Rom stammte) und mit einer Tunica aus einheimischer Wolle vor der Porta der Casa und blickte die Tür an. Von einem gedehnten Seufzer begleitet klopfte er schließlich.


    *KLOPF KLOPF*

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Eine gute Wahl, wie ich finde und eine weise Entscheidung.... so werde ich dann alles Nötige veranlassen und du kannst dir dann die Urkunde in ein paar Tagen bei meinem Scriba abholen.


    Hast du sonst noch ein Anliegen? Wie sieht deine Zukunft jetzt aus? Was hast du vor?"


    Crispus lehnte sich zurück und musste einen Augenblick überlegen. Eigentlich war er nur gekommen, um das Connubium zu erhalten - auf einen Plausch mit dem mächtigsten Mann Germanias war er nicht vorbereitet.


    "Nein, bisher habe ich sonst keine Anliegen. Um ehrlich zu sein, hab ich noch keine größeren Pläne. Ich habe mir den Steinbruch von Vicus Novus gekauft und werde vorerst versuchen, diesen wieder zum Laufen zu bringen. Ansonsten muss ich weiterseh'n."


    Dass er bereits mit dem Gedanken spielte, sich ein wenig mehr in die Regionalpolitik einzumischen, sagte er vorerst nicht - der Gedanke war ihm erst vor wenigen Tagen gekommen und bedurfte weiteren Überdenkens.

    Crispus war überaus erstaunt, als der Duccier aufsprang und stante pede das Schlachtfeld verließ. Offensichtlich war er kein besonders fintenreicher Geschäftsmann - er hatte nicht einmal ein klein wenig Entgegenkommen gezeigt.


    "Vale!"


    Als die Tür ins Schloss gefallen war, zuckte Crispus mit den Schultern. Musste er sich eben einen anderen Schmied suchen!