Beiträge von Quintus Petronius Cinna

    Cinna ließ das Pferd nach einer Weile nur noch im Schritt gehen. Sein Fell war an vielen Stellen dunkel und glänzte, aber sein Reiter war genauso durchgeschwitzt. Er schnappte ein paar Worte auf und stieg bei dem Iulier und dem anderen ab, da er anscheinend von Interesse war. "Salve, die Herren! Es ist nicht zu verachten, was das teilweise für Tiere sind. Schnell und kräftig. Da muss man zusehen, dass man mitkommt." Er lachte und klopfte dem Tier den mächtigen Hals.

    Cinna kam zurück ins Triclinium und tat nun endlich, wofür er vorhin keine Gelegenheit erhalten hatte: Er legte sich auf eine der drei Clinen, stützte den Kopf auf eine Hand und sah das Essen an, das Miriam ihm zuvor gebracht hatte. So recht Appetit hatte er nun keinen mehr, aber er wusste, dass sein Körper hungerte. Er rupfte dem toten Huhn einen Fetzen Fleisch von der Brust, kaute darauf herum. Immerhin schmeckte es gut. Auf einen Brotfladen strich er dazu etwas Moretum und aß das mehr oder weniger lustvoll.
    Natürlich plagten ihn keine Gewissensbisse. Die Sklavin hatte ihn beleidigt, ihm nach dem Mund geredet, ihn angespuckt und Drohungen gegen ihn und gegen andere Petronier gemacht. Und sie hatte dem Pater Familias einen Weinkrug ans Bein geschmissen. Ihre bösen Absichten waren nicht zu übersehen und ebenso wenig zu überhören gewesen. Summa Summarum konnte sie von Glück reden, dass sie noch atmete - und er meinte annehmen zu können, dass so ziemlich jeder Römer dachte, der sich ungern Sklaven hielt, die Anschläge auf ihn ausübten.
    Cinnas Blick verfinsterte sich wieder, zumal der Wein, der er jetzt gern getrunken hätte in einer Fütze am Boden lag. "Verfluchtes Sklavenpack...", brummte er, aß sich satt und blieb hinterher noch sinnend liegen.

    Auf dem Wagen stehend und die Peitsche wirbelnd trieb Cinna das Pferd über die Übungsbahn. Eisiger Wind wehte ihm die Haare aus dem Gesicht und bitterkalter Schweiß lief ihm die Schläfen herunter, als er das Tempo drosselte und den Wagen abspannte. Das Pferd prustete vor Anstrengung, als er zwei Männer sah. Den einen erkannte er als den Verwalter, den anderen kannte er nicht. Cinna nahm das Pferd an den Zügeln und machte sich daran, es trockenzuführen.
    Wenn das geschafft war, würde er die Arbeit für heute ruhen lassen. Solch ein Training bedurfte einfach Zeit, sodass mehr als zwei pro Tag einfach nicht drin waren. Außerdem genügte es, damit er sich am Abend wie gerädert fühlte.

    Sie hing schon nur noch, aber Cinna setzte ihr noch einmal nach und noch einmal. Sein Blick war grimmig, aber dann hielt er inne und senkte die Peitsche. Genug. Er trat vor Miriam, hob unsanft ihr Kinn, um ihr tränennasses, dreckverschmierten, grün- und blau geschlagenes Gesicht anzusehen und ließ den Kopf mit einem Rucken und begleitenden Murren einfach fallen. Die Peitsche in eine Ecke feuernd wandte er sich zu den anderen beiden herum. "Dass ihr mir wisst, dass ich so mit jedem von euch verfahren werde, der es wagt, das Wort gegen die Petronier zu erheben! Und wehe, es passiert irgendetwas, das dieses Miststück angedroht hat... Wird meiner Frau auch nur ein Haar gekrümmt, werdet ihr alle dafür büßen müssen! Verstanden?!" Cinna blökte die beiden Sklaven an, auch wenn sie bislang nach seiner Zufriedenheit gespurt hatten. Dann brach eine Welle des Kopfschmerzes über ihn herein. Er nickte Iason zu, als er an ihm und Turia vorüberging, um den Keller zu verlassen. "Bringt sie in die Sklavenunterkünfte."

    Er hörte die Sklaven hinter sich tuscheln und riss einen Arm hoch, damit sie das unterließen. "Schweigt! Oder ihr bekommt die Peitsche in die Hand und müsst selber ein paar Schläge austeilen!", sagte er mit toternster Stimme, ohne sich umzuwenden, denn er wollte den Blick nicht von Miriam nehmen. Er bewegte die Peitsche leicht, dass sie sich über den Rücken drehte, als sie den Blick hob und ihn anspuckte. Cinna stand wie versteinert da, starrte die Sklavin mit neu entfachter Wut an - bebend, als würe er von einem Erdbeben geschüttelt. Dann lachte er rasselnd, wischte sich die Spucke von der Wange, holte aus und Schlug Miriam mit voller Gewalt ins Gesicht. "Na schön....", flüsterte er, ging wieder um Miriam herum und entlud seinen Zorn, indem er die Peite mal um mal auf ihren Rücken niedergehen ließ. Sie schrie, sie wurde herumgeschleudert, sie sackte zusammen - aber er würde nicht aufhören, bis sie an dem Gittern hing und sich nicht mehr rührte.

    Cinna wiederholt die Dreierschlagfolge ein weiteres Mal, jedoch extra scharf, nachdem ihre Worte sich wie Gift in sein Bewusstsein fraßen. "Schweig und bete, dass ich dich nicht umbringe!", hatte er sie angebrüllt, dann zeckte der Lederstriemen auf ihren Rücken und hinterließ rote Risse in der blassen Haut. Cinna biss die Kiefer so sehr aufeinander, dass die Knochen deutlich hervortraten, während er wieder ausholte. Er hörte ihr Ächzen, ihr Schluchzen und verhaltene Schreie, sah ihren Körper zucken und an dem Gitter baumeln. Aber noch bebte er vor Zorn und noch würde es sie nicht umbringen.
    Er hielt die Peitsche still und ging um sie herum. Er wollte, dass sie ihn ansehen musste, wollte ihr geschundenes Gesicht sehen und den Schmerz, den er verursachte. Geradezu sacht ließ er den Lederstreif über ihre Schulter rutschen, sodass er über die frischen Wunden züngeln konnte, als wäre es eine Schlange. "Was sagst du nun, Sklavin? Sieh mich an! Jedes mal, solltest du jemandem in meinem Beisein widersprechen, werde ich dich hier herunterschleifen und die Peitsche schwingen, bis du nicht mehr um Erbarmen bitten kannst. Schlag für Schlag werde ich dir deine Dummheiten schon noch austreiben! Hast du mich verstanden?!"

    Cinna antwortete nicht erst. Das, was jetzt folgen würde, wäre Strafe und Warnung genug, dachte er. Er sah an die Decke, wo an einer Stelle ein Eisengitter eingesetzt war, das der Luftzirkulation diente. Dorthin schubste er die Sklavin, riss einen ihrer Arme hinauf und machte sich daran, das Ende des Stoffstreifens daran zu knoten. Schließlich hing sie am Eisengitter; ihre Füße standen gerade noch so auf dem sandigen Boden.
    Iason kam mit der Peitsche, Cinna nahm sie ihm fahrig ab und ging um Miriam herum, damit er sie ansehen konnte. "Du drohst mir?" Er ließ die Peitsche über den Boden züngeln und wollte sich mit dem Blick in den Kopf der Sklavin bohren. "Ich warne dich, du undankbares Balk einer Hure! Ich werde dir zeigen, was passieren wird, solltest du auch nur noch einmal eine Drohung andeuten oder einen Befehl nicht ausführen! Egal ob bei mir, einem meiner Brüder oder einer der Frauen - du wirst es schneller bereuen, als du um Verzeihung betteln kannst!" Damit warf er den beiden anderen Sklaven einen vielsagenden Blick zu, holte aus und ließ den Lederstreif das erste Mal auf Miriams bloßen Rücken zecken. Dann ein zweites Mal und ein drittes Mal.

    Hinter ihm waren wohl endlich die Sklaven aufgelaufen. "Sklave, hol die Peitsche!", befahl er. Er hatte zwei schöne lange Streifen aus dem Stoff gerissen. Sie würden ihren Zweck erfüllen. Sein Blick wanderte kurz an Miriams Körper herab, aber er war kein Barbar, der sich an einer Sklavin vergehen würde, ehe er auf sie zuging. Einen der Streifen steckte er sich zwischen die Zähne. Dann griff er nach einem von Miriams Handgelenken. Natürlich würde sie es ihm nicht einfach überlassen, also drehte er sie unter Gewaltanwendung herum und drückte sie gegen die kalte Mauer. "Du solltest deine Zunge zügeln oder ich schneide sie dir heraus...", flüsterte auch er. Einen Arm bog er ihr auf den Rücken, wand die Finger brutal um ihr Handgelenk und knotete den Streifen fest darum. Gewissenhaft sorgte er dafür, dass sie ihn nicht würde lösen können. Dann nahm er den zweiten Streifen und wiederholte die Prozedur. An den Stofffetzen hielt er sie schließlich fest und warf sie herum. "Iason!", bellte er und erwartete ungeduldig die Ankunft der Peitsche.

    Cinna drängte Miriam vor sich zu den Stufen zum Keller hin. Sie war ganz hysterisch geworden. Einmal bekam er ihre Faust gegen den Oberarm, einmal in die Halsbeuge und mehrere Male irgendwohin - aber er zuckte nicht einmal. Sein Körper stand so unter Spannung, dass er für ihre Gegenwehrversuche nur ein rasselndes Lachen übrig hatte. Sie konnte von Glück reden, dass er sie nicht einfach die Stufen runterfallen ließ. Trotzdem nahm er keine Rücksicht und ging so schnell er es wollte, sodass sie sich unweigerlich verhaspeln oder sogar fallen musste. Im Vorübergehen schnappte er sich eine Fackel, denn dort unten war es dunkel. "Iason! Turia! Soll ich euch etwa einzeln hier herunterzerren?!", schrie er zornig, weil die Sklaven sich Zeit ließen. Er führte Miriam zu einer Art Nische, steckte dort die Fackel in eine Wandhalterung und riss der Sklavin kurzerhand mit einem Ruck an der Tunika, sodass er sie gleich darauf in der Hand hielt. So, wie sie war, stieß Cinna sie in die Ecke gegen das Gemäuer, versperrte ihr den Ausweg und machte sich daran, zwei lange Bänder aus dem billigen Stoff zu reißen, wobei er der Sklavin einen eisigen Blick zuwarf.

    Was sie sagte, fachte nur weiter Cinnas Hohn und Zorn an. Auch, dass sie zurückwich, anstatt zu ihm zu kommen, zerrte an seiner Geduld, die eigentlich eh schon am bersten war. Das war genug. Er würde doch nicht mit einer Sklavin diskutieren. "Los, komm du Drecksstück!", fuhr er sie an und ging im gleichen Moment auf sie los. Er packte sie am Stoff ihres Sklavengewandes, bekam den Arm und wohl abermals ein paar Haarsträhnen zwischen die Finger, die sich eisern um alles schlossen. "Die Zeit deines Widersprechens nimmt jetzt ihr Ende! Ich werde dir zeigen, was passiert, wenn du es wagst noch einmal deine Stimme gegen mich oder irgendwen sonst dieser Familie zu erheben! Beweg dich!" Er stieß sie grob am langen Arm vor sich her. Sollte sie stolpern und fallen, würde er keine Rücksicht darauf nehmen. Er warf Varus noch einen blitzenden Blick zu, dann durchquerte er mit Miriam, die er fest im Griff hielt, und grimmiger Entschlossenheit die Casa. "Du wirst mir als Exempel dienen, Sklavin, damit du und deinesgleichen es nie wieder wagen, auch nur in Gedanken widerspenstig zu sein... Iason! Turia! Zu mir!"

    "Die Götter?" Höhnisch lachte Cinna sein dröhnedstes Lachen. "Du bist rechtlos, Sklavin, und du bedeutest den Göttern nichts!" Iason rutschte auf dem Boden herum. Beinahe hätte Cinna vor Verärgerung angeordnet, er sollte den Boden mit dem Stoff, den er am Leibe trug, wischen, doch kopfschüttelnd sah er zu Miriam. "Komm her!", donnerte er unvermittelt und mit einem Blick, der allein schon Strafe war, egal ob sie gehorchte oder nicht.

    Cinnas Augen funkelten, als Varus ihm freie Hand ließ. Er nickte knapp, dann sah er herunter auf die Sklavin, die anscheinend immer noch nicht genug hatte. Ihr würde er schon noch beibringen, wie sie zu spuhren hatte, wenn sie in seiner Gegenwart war. Er trat nach ihr. Nicht sonderlich doll, aber es sollte ein Ruck durch ihren Körper gehen. "Steh auf!", knurrte er. "Ich glaube, ich wüsste da etwas, das für dich nicht mehr so angenehm wäre...."

    Nun war er so freundlich und man war doch nicht bereit, es ihm so einfach anzurechnen. Sein Arm, auf dem Livias zierliche Hand ruhte, klappte an seine Seite. "Nicht doch, Schwesterchen. Du weißt, dass ich in dir nichts als meine Schwester sehe." Er sah sie ebenfalls einen Moment lang vielsagend an, dann ging er los. "Wie lange warst du jetzt eigentlich unterwegs? Es müssen mehrere Jahre vergangen sein." Er wandte noch einmal den Blick zurück zum Sklaven. "Du, bring das Gepäck herein und auf Livias Zimmer!" Dann lächelte er seine Schwester an und erklomm mit ihr die Stufen der Casa. "O, ich denke, du wirst Marcia mögen, sie ist etwas ganz Besonderes. Wahrscheinlich wird sie mit den anderen schon im Atrium auf dein Eintreffen warten."

    Von Varus sah Cinna zu dem Sklaven, der Wurzeln geschlagen hatte, anstatt sich um die Sauerei zu kümmern. Immerhin verteilte sich mittlerweile ein ganzer Krug Wein am Boden und in den Fützen lagen Scherben, die ihre Form verloren hatten. Es war zum aus der Haut fahren. "Was stehst du da so rum, Sklave?! Aufwischen, und zwar hurtig, sonst setzt es ein paar Schläge!", fuhr Cinna ihn immer noch wutentbrannt an und würdigte die am Boden kauernde Sklavin keines Blickes. Er hoffte für den Sklaven, dass er gleich einen neuen Krug Wein herbeischaffte, denn immer noch hatte Cinna weder etwas gegessen noch getrunken - und das war nicht sonderlich gut. Wieder sah er zu Varus.

    Es war einer der Tage, an dem man nicht aus dem Bett kam. An dem einem die kalte Luft wie eine Wand vor den kopf schlug, wenn man zur Tür hinauskam. An dem einfach alles blöd und kalt und nass war.
    Aber Cinna arbeitete. Er hatte bereits einen besonders stolzen Rapphengst warmgeritten und ihn dann vor ein Gespann gespannt, das wohl eigens zu Übungszwecken diente. Eine Weile lang hatte er den Rappen laufen lassen, ihn jedes Mal korrigiert, wenn er seine Macke beweisen wollte. Das Pferd war ungestüm und neigte dazu den eigenen Kopf durchzusetzen, aber recht bald verließen es die bösen Geister.
    Nun hatte er sich das zweite Pferd vorgenommen und würde es der gleichen Prozedur unterziehen.....

    Überrascht, dass er sie überhaupt noch erreicht hatte, war sein Griff sehr fest. Sie strauchelte, hielt sich jedoch auf den Beinen und begann schließlich wild um sich zu treten und mit den Armen zu rudern. Sie erwischte mehrmals sein Schienbein, von dem aus stechender Schmerz durch seinen Körper flutete. Ihre Hände schlugen ihm gegen die Schulter und ein Schlag verirrte sich gegen sein Kinn. Wenn nicht vorher schon der Geduldsfaden zur Gänze gerissen war, dann jetzt. "Miststück!", donnerte er, hielt sie mit der einen Hand eisern im Griff und versetzte ihr mit der anderen, an dem er den Ring trug, einen Schlag, gegen Wangenknochen und Schläfe. Ihr Kopf flog herum, als würde er nicht weiter zu ihr gehören und die Knöchel seiner Hand schmerzten, aber er wollte es diesmal richtig tun und schlug sie gleich noch einmal, ehe er sie von sich schubste. Ob sie fiel oder nicht, es war ihm egal. "Das wirst du mir büßen!", sagte er, während er sein Kinn betaste. Dann sah er bebend zu Varus.

    "Nicht? Gut, dann wird der Sklave besser auf dich und gegebenenfalls auch Arria achten können." Eigentlich sah man ihm das Grinsen kaum an, aber es war da. "Keine Nussschalen mehr", wiederholte er, obwohl er schon gar nicht mehr recht zugehört hatte. Seine Gedanken schweiften ab, wie er Marcias warmen und weichen Körper bei sich spürte, der Stoff ihres leichten Gewandes, der über ihre weiche Haut floss. Seine Hand grub sich in ihr Haar, seine Zunge bettelte um Einlass, wollte mehr als nur ihre Lippen umschmeicheln. Seine Hand wanderte, strich ihr den Hals entlang, streifte wie zufällig ihre Brust, ihre Taille, das Becken und über den Schenkel. Sie neckend biss er sanft in ihre Lippe, dann lehnte der den Kopf ein Stück weit zurück und sah sie aus seinen dunklen Augen an, in denen das Verlagen Funken sprühte. "Dein Wunsch sei mir Befehl", sagte er, umschlang mit der einen ihren Oberkörper und mit der anderen ihre Beine, stand auf und vergrub noch während er sie zum Bett trug sein Gesicht in ihrer Halsbeuge.

    Die Sklavin log, die Sklavin beleidigte ihn - und er musste untätig zusehen, weil er Varus, trotz ihren Unstimmigkeiten, nicht hineinreden wollte. Im Grunde genommen war er sogar überrascht, mit was für Drohungen sein sonst so gelassener Bruder da ankam. Und auch wenn es schnell ging, Cinna sah die Blicke der Sklavin und wusste, was passieren würde. Sie nahm den Krug, warf ihn nach Varus und versuchte sich gleichzeitig aus dem Staub zu machen. Im Augenwinkel erkannte er Iason, der scheinbar nicht in der Lage war zu reagieren und so setzte Cinna der flüchtenden Sklavin nach. "Hier geblieben, du räudiges Stück Dreck!", knurrte er und griff nach ihr. Wenn er sie bekam, würde er sie grob zurückreißen, sodass sie womöglich sogar hinschlug, aber das war ihm offen gestanden ziemlich egal - so gesehen würde ihr eh noch eine ganze Menge passieren.

    Varus erschien und es war Cinna nur recht, dass der Hausherr sah, was sich hier abspielte. Immer noch wehrte die Sklavin sich, auch wenn die Schmerzen sicherlich fürchterlich waren, sodass Cinna sie nicht gehen ließ. Ihr aufbegehren gegen ihn machte zudem nichts besser, eher noch schlimmer. Als sie seinem Halbbruder eine Lüge auftischte, lachte Cinna und ruckte noch einmal an dem Haarstrang. "Unverschämtes Miststück!", knurrte er und lachte mit rasselnder Stimme, ehe er sie in die Weinfütze schleuderte. Dann befreite er sich mit viel Geduld seine Finger von herausgerissenen Haaren und sah schließlich mit spöttischem Blick Varus an. "Mir den Krug vor die Füße geworfen hat sie, ungehorsam ist sie gewesen und zudem zeigt sie keinen Respekt!"

    "Schweig!", herrschte er sie an und seine Hände, die zu Fäusten geballt waren, sowie die Arme zitterten so stark, dass man es sehen konnte. Er kochte vor Wut. An der Fütze vorbei ging Cinna mit wehender Tunika auf die Sklavin, die bestimmt zwei Köpfe kleiner war als er, zu, griff nach ihr, bekam ihre Haare zu fassen und schloss die Hand fest und rücksichtlos um den dunklen Strang, der ihm Widerstand gebot. Mit roher Gewalt zog er die Sklavin daran hinunter, dass sie auf die Knie fallen würde und hielt sie so auf Abstand. "Du redest nur das, was man dir befiehlt! Entschuldige dich, du undankbares Stück Dreck, dem es hier viel zu gut geht!" Seine Hand, die ihre Haare umschlossen hielt, ruckte und er meinte spüren zu können, wie einzelne Haare herausgerissen wurden, während sein Blick unnachgiebig und definitiv bedrohlich war.