Cinna grummelte. Der Ärger über die respektlosen Worte seiner Nichte gegenüber ihm und gegenüber seiner Frau vertrieb die gar entspannte Laune von eben. Diesbezüglich hatte Varus auf ganzer Linie versagt. Er wandte ihr halb den Rücken zu und lachte zurückhaltend.
"Ist es das, für was du mich hälst? Einen lieblosen Ehemann, der nur Kinder zeugen will, um zu Ehre zu gelangen? Der in seinem Eheweib nur eine weitere Sklavin sieht, der er den Mund verbieten kann, nur weil ihm nicht passt, was sie zu sagen hat?" Er seufzte und sah Arria müde an. "Jetzt spricht dein Vater aus dir", sagte er schlicht und wandte sich zum Gehen.
Beiträge von Quintus Petronius Cinna
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Er machte eine wegwerfende Handbewegung - er hatte ja nur bildlich sprechen wollen. Aber dass sie manchmal gut daran täte, den Mund zu halten... Nun, das wussten seit gestern ganz genau. Er nickte nur stumm, weil eine Antwort möglicherweise grob ausgefallen wäre.
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Cinna griff Arrias Gedanken auf. "So? Warum er das dann nicht schon längst getan hat, frage ich mich?!" Er schmunzelte in seiner zurückhaltenden Art. "Verlier nicht aus den Augen, was dein Vater für dich all die Zeit lang getan hat. Du vergisst, dass du normalerweise schon zu den Frauen gehören solltest, die mit Wäschekörben beladen und verfolgt von einem kleinen Heer quäkender Kinder begleitet zum Brunnen schnattern würden - verzeih mir meine Ausdrucksweise."
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"Nun... Die Petronier sind eine aufstrebende Gens und dein Vater hat nur dich. Er täte weise daran, dich mit einem Sprössling einer angesehenen Familie zu verheiraten, wobei ich nicht sagen möchte, dass die Iulier kein Ansehen genießen würden, die Ahnen des großen Iulius Caesar!" Cinna wechselte die Richtung. "Nun ja, seine Sache. Seine und deine, da werde ich mich besser nicht einmischen."
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"Vielen Dank!" sagte Cinna und klatschte in die Hände. "Dann mach ich mich mal gleich an die Arbeit."
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Cinna hob kurzzeitig die Schultern, als wolle er sagen: Das hab ich ja nicht ahnen können! Aber der Unbekannte stieg in Cinnas Sympathien, als er erfuhr, er sei in Achaia aufgewachsen. Arrias traurige Stimme ließ ihn seine Worte sorgfältig wählen. "Kopf hoch, liebe Nichte. Schließlich muss er für euren Unterhalt sorgen. Wenn er in Rom Fuß gefasst hat, wäre es wirklich töricht ihn zu einem Neuanfang hier zu zwingen. Und bedenke: So wie es dir schwer fallen wird Hispania zu verlassen, würde es ihm schwer fallen Rom aufzugeben. Und überhaupt rückt Tarraco ja damit nicht außer Reichweite für dich." Er rempelte sie sachte an. "So das Thema denn erst aktuell wird."
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"Dann kann er ja darüber nachdenken, ob er dir zur Liebe nicht eventuell einen Umzug in Erwägung ziehen könnte. Da muss ich dir Recht geben. Das hispanische Land ist schöner als das Leben in einer Stadt wie Rom. Vor allem, wenn man es nicht gewöhnt ist... all diesen Lärm, die vielen Menschen und den ganzen Trubel."
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"Hast du ihm das einmal gesagt?", fragte Cinna nach und es war klar, wen er meinte.
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Cinna lachte, seine Nichte war erfrischend. "Ja, also dann bin ich mit meinem Latein auch am Ende. Ich bin nur ein böser Onkel und kein Berater für Frauensachen... Aber solltest du mal eine Frage bezüglich der Legionen haben oder Achaia, dann kann ich dir bestimmt eine bessere Hilfe sein" zwinkerte er ihr zu. "Ist es dir nicht zu frisch? Ich bin in Sorge um deine Gesundheit. Die Wintermonate in Hispania sind kälter, als ich in Erinnerung hatte."
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Auch wieder wahr. Cinna begann ein Spiel mit der Zunge, während er kerzengerade neben Arria herschritt. Sein Blick war ernst, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. "Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen, Kindchen", sagte er dann schlicht und seufzte. "Und außerdem werden Turia und Marcia ja wohl kaum die einzigen Frauen in Tarraco sein und auch nicht die einzigen, mit denen du zu tun hast. Die Männer hier müssten mir sonst leid tun und ich in Sorge um Marcia und dich." Er lächelte Arria an.
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Sie hörte nicht zu und er seufzte. "Turia! Sie ist eine Frau. Sie ist zwar eine Sklavin, aber warum versuchst du nicht mit ihr zu reden? Und was ist mit meiner Frau?" Er hob einen Finger. "Wir reisen ja nicht gleich wieder ab." Er wusste ja, dass sie einen schlechten Start gehabt hatten, aber das war sicher kein dauerhafter Zustand.
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Da er ja ohnehin schon losgegangen war, bot es sich an, dass sie gemeinsam noch ein Stück gingen. "Aber du hast nicht erst seit gestern keine Mutter, meine liebe Nichte. Du bist jetzt - wie alt? 20? 21?! Sieh' dich um. Nur weil deine Mutter nicht mehr lebt, heißt das nicht, dass du nicht trotzdem alles lernen kannst, was du wissen musst." Er hörte sich an wie... wie ein Vater. Erschrocken schüttelte er den Kopf. "Aber auch das ist ein Thema, das du besser mit einer Frau besprechen solltest", schmunzelte er.
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Beinahe hätte er gesagt: Du hast so lange gewartet, also sollten diese paar Wochen doch kein Problem darstellen, aber er verhielt es sich und lächelte stattdessen. "Nun ja, dann nutze die Zeit, um dich auf deine Aufgaben als Ehefrau vorzubereiten. Frage einmal eins der jungen Dinger, die schon verheiratet sind, kaum dass sie das dreizehnte Lebensjahr erreicht haben, wie sie mit ihrer neuen Rolle fertig werden. Du wirst den allen etwas voraus haben, wenn du dich geschickt anstellst, und dein Mann wird es dir verdanken." Er zwinkerte und nahm den Fuß von der Mauer, um wieder ein Stückchen in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
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Er sah dem Sklaven zu, wie er den Säulengang fegte und dabei um ihn und Arria einen Bogen machte. Er sagte aber nichts, sondern wandte sich wieder Arria zu.
"Wenn er es wünscht? Dann, mein Kind, wirst du ganz bestimmt nach Rom ziehen müssen", sagte Cinna und schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Wenn er dort lebt, meine ich. Ich kann mir vorstellen, deinem Vater missfällt diese Vorstellung." -
Cinna sah sie eine Weile noch an, dann wandte er den Kopf ab. Das Thema lag ihm nicht, es war Sache der Frauen. "Und? Wirst du dann nach Rom ziehen?"
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Nun wandte er sich Arria zu und musterte sie. "Wie meinst du das?"
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Cinna überlegte und lief im Halbbogen um Arria herum, um auf ihrer anderen Seite das Bein auf die kleine Mauer zu stellen. "Nein, das war anders. Ich hatte schon eine Weile lang einen Blick auf sie geworfen und ihr Vater war schnell bereit, sie mir zu geben. So kannten wir uns immerhin schon. Du kannst sie ja einmal bei Gelegenheit fragen, ob es ihr leicht gefallen ist", berichtete er und schmunzelte sie von der Seite her an.
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"Hm", hörte man Cinna. "Aber für eine.... für eine Liebesheirat lohnt das Warten sich doch, oder täusche ich mich?", fragte er und zwinkerte Arria zu.
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"Nein, davor auch nicht, da muss ich dich enttäuschen", verneinte Cinna. "So ist das. Steht der Einigung denn irgendetwas im Wege?" Die Beschreibung des Iuliers nahm Cinna einfach so hin und reagierte mit einem Schmunzeln.
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Er lachte zurückhaltend. "Wann sollte er es mir denn erzählt haben? Bei unserem gemütlichen Mahl gestern? Oder dem Plausch danach? Etwa bei einem Schmaus zur Tageswende?" Er verstummte und schmunzelte erfreut. "Darf ich dir meine Gratulationen überbringen? Ein Iulier sagst du? Eine gute Wahl. Wie ist der Mann, wenn deinem alten Onkel diese Frage gestattet ist?"