Beiträge von Quintus Petronius Cinna

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Crispus blickte Cinna fest an
    "Ich gehe nach Germanien - zur Legio IX! Ich möchte der Familie etwas von ihrer Ehre zurückgeben."


    "So?", fragte Cinna, konnte sich das Grinsen nur sehr schwer verhalten und griff nun auch zum Essen. "Sehr gut, junger Mann. Sicher wirst du deine Sache gut machen und sei dir gewiss, dass du allein mit diesen Absichten der Familie ihren Stolz zurück gibst." Seine Augen verrutschten kurz ein wenig in die Richtung seines Halbbruders, der ziemlich mürrisch dreinblickte. "Mehr noch als andere das jemals könnten", sagte er mit unverhohlenem Unterton in der Stimme, biss in einen Hühnerschenkel und verbarg im saftigen Fleisch nur halb die gekräuselten Lippen.

    Cinna musste grinsen, wie sein Neffe ihn gar erschrocken ansah. "Nur zu, Junge. Ein Schiff? Wohin?", fragte er und drehte den Becher in den Händen.


    Als Varus seinen Mund öffnete, hob Cinna eine Augenbraue und sah den Halbbruder über den Rand des Trinkgefäßes hin an. "Habe ich etwas gesagt? Er ist durchaus nach meinem Geschmack."


    Die Anmerkung der jungen Arria schenkte Cinna dann scheinbar kein Gehör. Er trank einen Schluck und versteckte so das höhnische Grinsen. Anschließend übersah er die gedeckten Speisen und bekam Hunger. Seine Hand fand wie von allein die Hand seiner Frau, dann schmunzelte er und sah Crispus an.
    "Nur zu gern, junger Mann."

    Marcia schritt neben ihm, als er das Triclium erreichte. Die Anwesenden lagen auf den Klinen und schienen sich bestens zu amüsieren. Mehr oder weniger. Cinna führte Marcia grußlos an einen Korbstuhl und hielt ihr Händchen, während sie sich setzte. Er selbst setzte sich neben sie auf eine Kline, streckte sich einnehmend darauf aus.
    "Wie ich sehe, waren wir trotz allem zu langsam?" Sein Blick ruhte auf seinem Neffe, der offensichtlich schon damit begonnen hatte, seinen Hunger zu stillen. Nebenbei goss die Skalvin Cinna Wein an und fragte Marcia, ob sie ihren verdünnt haben wollte oder gar pures Wasser bevorzugte. Er nahm den Becher danklos entgegen und probierte, wonach er die Nase ein wenig rümpfte. "Nun ja."

    Sie trat vor ihn in den Spiegel und sah wirklich gut aus. Auch schnupperte sie wieder frisch, was ihn veranlasste, seinen Kopf an ihren Hals sinken zu lassen, während seine Hände sanft ihre Schultern massierten.
    "Bezaubernd wie immer", flüsterte er und riss sich los, weil sie sonst nie hinunter kommen würden. "Komm, mein Herz", forderte er sie auf, nachdem sie seine Hand ergriffen hatte und ihn anlächelte.
    Als sie Hand in Hand vor die Tür traten, erwartete Turias geknickte Gestalt sie und bat sie ihr zu folgen. Sie folgten, ein wirklich gut aussehendes Paar, das sie waren und nichts erinnerte auf Cinnas Gesicht an das, was hinter der Tür ihres Cubiculums geschehen war. Nur das dahergeplapperte Versprechen, das er seiner Frau gegeben hatte, behielt Cinna im Gedächtnis.

    "Gut so", sagte Cinna sichtlich zufrieden, während er seine Hand unter Marcias Kinn schob und ihren Kopf sanft daran hochdrückte. Er war beschwichtigt, das entnahm man seiner Haltung wie auch seinem Blick, der in Marcias Gegenwart von einer Weiche sein konnte, die eigentlich nicht zu ihm passte.
    "Und jetzt sei mir nicht mehr böse, sondern mach dich rasch frisch. Ich habe meinem Bruder doch angesehen, wie sehr du ihm gefällst." Es blitzte einmal schelmich in seinen Augen, ehe er Marcia einen Kuss gab und sie dann stehen ließ, um selbst die Kleidung zu wechseln. Die Toga war von der beschwerlichen Reise komplett zerknickt.
    "Arria ist ein hübsches Ding geworden. Das letzte Mal, als ich sie sah, war sie beinahe noch ein Kind. Jetzt muss sie schon bald 20 Jahre zählen oder gar mehr. Sie scheint immer noch nicht verheiratet zu sein", sagte er, während er sich die Toga "auszog" und eine neue suchte, die Marcia ihm hinterher richten würde. "Dabei sollte es mich nicht überraschen, bei dem Vater. Er sollte wissen, dass der Preis für sie fällt, je älter sie wird." Er schnaubte und trat vor einen mannshohen Spiegel, um selbst schonmal Hand an die Toga zu legen. "Bist du bald so weit, mein Herz? Sie werden uns schon sehnsüchtig erwarten."

    Seine Hand tat nicht einmal weh, aber offensichtlich hatte er Marcia sehr verletzt. Sie entschuldigte sich und hielt sich die Wange, während er sie noch mit drohendem Blick maß, die Haltung eines Soldaten wahrend und seine bebende Stimme nachhallen hörte.
    Er hatte sie das erste mal geschlagen. Dieses Mädchen, das ihm anvertraut worden war. Beinahe augenblicklich tat es ihm leid, was er getan hatte. Er seufzte und nahm Marcia in den Arm, ihren Kopf an seine Brust drückend. "Ich weiß, mein Herz, ich weiß", sagte er, aber die Wut war noch nicht ganz erstickt, eine Entschuldigung in seinen Augen nicht nötig; er hatte lediglich von seinem Recht als Ehemann Gebrauch gemacht.
    "Zeig mal her." Sanft drückte er sie von sich, um ihre Hand von der Wange zu nehmen und diese anzusehen. Die Stelle war natürlich gerötet und er strich sanft darüber, ihr Blick erweichte ihn gänzlich. "Na schön. Ich werde mich bemühen, meinen Ärger zurückzuhalten. Aber wenn er es provoziert, werde ich nicht einfach so meinen Mund halten!" Cinna lächelte gequält und strich Marcia das Haar aus dem Gesicht. "Einverstanden?"

    Cinna gefiel es hier auch, so war das ja nicht. Aber es zürnte ihn, dass er seinen Bruder sehen musste, es zürnte ihn, dass diese Casa nicht seine war und vor allem zürnte es ihn, dass Marcia ihr flinkes Mundwerk nicht im Griff hatte. Sie konnte sich doch denken, dass ihn das alles schon genug reizte.
    Seine Kiefermuskeln traten wabernd hervor, als sie ihn erneut erniedrigte. Das, seine zu Fäusten geballten Hände und der Blick hätten Warnung genug sein sollen. Aber es reichte offensichtlich noch nicht und so verlor er einen Moment lang die Beherrschung, erhob die Hand gegen seine zierliche Frau. Er traf sie auf der Seite ihres Gesichtes. Nicht einmal sonderlich hart, aber es genügte um wehzutun.
    "Ich verbiete dir nicht den Mund!", spuckte er aus und es war, als würde die Casa unter seiner erhobenen Stimme erbeben. "Ich verbiete mir deine unnützen und respektlosen Kommentare, Weib!"
    Seine Brust hob und senkte sich unter harten Atemzügen, während er sich sammelte und ihm bewusst wurde, was er da gerade getan hatte.
    "Ich warne dich, Marcia", sagte er mit gefährlich rasselnder Stimme. "Ich kann es nicht gebrauchen, dass du mir jetzt auch noch in den Rücken fällst."

    Turia führte das Ehepaar offensichtlich so schnell es ging in das ihnen hergerichtete Cubiculum. Dort angekommen senkte sie den Kopf und blieb vor der Tür stehen. Cinna brummte verächtlich, sie solle verschwinden, was sie auch sofort tat.
    Vor Marcia ging er in das Cubiculum, das recht geräumig war. Ein großes Bett ludt zu Träumen und anderen Sachen ein, die Fenster waren mit dicken Tuchbahnen verhangen, sodass es nicht zog und das Licht war angenehm. Er baute sich vor einem Mosaik auf, mit dem Rücken zu Marcia, hinter dem er die Hände verschränkt hatte. Die Knöchel traten weiß hervor, was sicher nicht an der Freude über dieses Zimmer lag.
    "Schließ die Tür und setz dich", sagte er, ohne seine Frau anzusehen. Die Tuchbahnen schwangen sich weich über einen Absatz, der so zum Sitzen einludt. "Du scheinst dich hier äußerst wohl zu fühlen, deiner Zunge nach zu urteilen, die wesentlich an Mut gewonnen hat, seitdem wir das Haus betreten haben.", sagte er und wandte sich mit funkelndem Blick seiner Frau zu.

    So schnell, wie sie ihn umarmt hatte, dieses zierliche Geschöpf, hatte sie ihn schon zu den Klinen zurückgezerrt - was sicherlich einer beachtlichen Tat gleichkam. Dass sie ihn mit der Anrede Onkelchen nicht sofort besänftigt hatte, mochte an Marcia liegen, die ihren Mund nicht halten wollte.
    "Du hast sie gehört. Natürlich bleiben wir erst einmal", brummte er und konnte sich trotz allem zu einem Lächeln durchringen, das jedoch ganz allein Arria galt. "Nichtchen, ich muss sagen, du hast dich zu einer wunderschönen jungen Frau gemausert. Dein Vater wird sicher alle Hände voll zu tun haben, die Verehrer im Zaum zu halten." Er setzte sich nicht, fuhr sich stattdessen mit dem Daumen unter der Unterlippe entlang, während der Blick wieder zur Ernsthaftigkeit zurückkehrte. "Sei mir nicht böse, aber ich bin gerade erst angekommen und möchte mich ein wenig entspannen. Bereite deinem Onkel eine Freude und nimm am Essen nachher teil, ja?"
    Damit nickte er Marcia schweigend zu, sie solle Turia folgen und wandte sich dann nochmal Arria zu.
    "Bis dann", sagte er, zwinkerte und folgte der Sklavin und seiner Frau mit schweren Schritten, die durch das Atrium hallten.

    Dem Halbbruder schenkte Cinna ein kaltes Grinsen, ehe er und auch Crispus schon wieder davonliefen. Aber anstatt Cinnas Miene sich aufhellte, brachte Marcia ihn mit ihren respektlosen Stichen nun wirklich aus der Ruhe. Allein das Funkeln in seinen Augen, die sie sehr ernst maßen, ließ sie scheinbar den Kopf senken.
    "Habe ich dich nach deiner Meinung gefragt?", fragte er erbost und blickte zu Turia. Allein der Umstand, dass die Sklavin mit gesenktem Haupt neben ihnen stand, zwang Cinna durchzuatmen und den Ärger aufzustauen. "Sklavin, führ uns auf unser Cubiculum. Aber rasch!", befahl er und ging an Marcia vorbei, damit diese wusste, was er von ihren Zickereien hielt.
    Da betrat Arria, Cinnas Nichte, das Atrium und er blieb ohne Verzug stehen. Er erkannte sie nicht gleich, aber ihre Augen verrieten ihren Vater. Trotzdem hatte er sie immer gemocht.

    Diese Art von Antwort hatte er regelrecht erwartet und dass Varus zuerst stutzte, ließ Cinna zufrieden aber gehässig schmunzeln, während er seinen Arm um Marcias Mitte legte und das hübsche Ding anlächelte.
    "Reden?", schnaubte er verächtlich. "Ich könnte darauf verzichten. Aber gut, da ich die anderen Zimmer ja nur zu gern sehen würde..."
    Da trat ein junger Bursche hinzu. Cinna erkannte ihn natürlich, war er doch der Sohn seines anderen Halbbruder. Er wandte sich nur zu gern von Varus ab und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter.
    "Crispus! Nun sieh mal einer an, was aus dir geworden ist! Ein richtig stattlicher Mann. Immerhin einer, der die Ehre der Familie aufrecht erhält... Du wirst doch deinen Onkel Cinna wiedererkennen?" Er lachte und zog die Hand zurück, als Marcia wieder einmal eine ihrer spitzen Bemerkungen tat. Cinna seufzte leidig. "Keiner wird hier irgendetwas kleinschlagen. Wir sind doch alle erwachsen. Mehr oder weniger." Mit funkelnden Augen wandte er sich Varus wieder zu. "Nicht wahr, Varus?"
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Essen ist eine gute Idee. Aber Marcia muss sich erst frisch machen und ich... nun ja, ich werde mir unser Zimmer ansehen."

    Er prüfte gerade die Flesseln des wirklich ausdrucksstarken Schimmels, die muskulös und fest waren, als Varus zu ihm kam. Er würdigte seinem Bruder einen Blick, ehe er dem dösenden Pferd auf die Backe klopfte, dass es einen kleinen Sprung auf der Stelle tat und aufmerksam wurde.
    "Tolle Tiere habt ihr hier", sagte er, als er zu dem Iulier trat und anerkennend nickend die Hände vor sich faltete. "Was muss ich denn tun, um die Stelle zu bekommen?"

    Cinna kam hinter den beiden, die sich gerade begrüßten, zum Stehen. Grimmig sah er zu, wie Varus seine Frau umarmte, ehe seine Augen sie von oben bis unten musterten. Dann erst schien er seine Aufmerksamkeit seinem Bruder zuwenden zu können. Marcias Blick nicht übersehend, räusperte Cinna sich. Er stand gerade da und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    "Halbbruder", sagte er und man konnte darüber streiten, ob es ein Gruß oder eine Verbesserung war, auf die er bestand. Mit der Zunge machte er ein paar schnalzende Geräusche. "Wie redest du nur über den Mittelpunkt der Welt? Dort spielt sich alles ab, nicht hier. Aber ich hätte mir denken können, dass du lieber eine Casa fernab beziehst..."
    Ein spöttisches Grinsen, das seine Lippen leicht kräuselte, verschwand, als er seiner Marcia den Arm hinhielt, damit sie wieder an seine Seite kam.
    "Eine hübsche Casa, das muss man dir lassen. Wie viel sie dich wohl gekostet haben wird?", fragte er und sah sich schätzend um, dann grinste er wieder und die Augen funkelten.
    "Was uns hierher führt, Pater Familias? Nun, ist es nicht auch unser Haus?"

    Als er seinen Bruder in diesem überaus prachtvollen Atrium auf sie warten sah, entrang sich ein tiefes Seufzen seiner Brust. Kaum später "riss" Marcia sich von seiner Seite und hielt auf Varus zu. Cinna verlangsamte da das Tempo und verfinsterte den Blick, während er sich missbilligend umsah und "Ja, das hoffe ich auch..." brubbelte, was wohl in der Größe des Raumes gänzlich verhallte.

    Mit der Frau an der Seite folgte Cinna dem Sklaven mit schwerem Schritt in die Casa hinein. Er nahm sich nicht viel Zeit, das Vestibulum anzusehen, nickte dem Sklaven nur murrend zu und lief an ihm vorbei.
    "Geh sorgfältig mit dem Gepäck um." Was sein muss, muss sein. Ins Atrium. Man konnte Cinna quasi ansehen, wie seine Laune sich um weitere 230 Grad verschlechterte.

    Eine Kutsche hielt, ein Sklave kam herbei und bat die Herrschaften abzusteigen. Als er Hilfestellung geben wollte, schlug Cinna unfreundlich die hingestreckte, dreckstarrende Hand beiseite und sprang vom Wagen. "Solche Hände berühre ich doch nicht. Und erst recht berührst du damit nicht meine Frau. Hol das Gepäck", schnauzte er und ging seiner Frau dann selbst zur Hand, bis sie unversehrt auf dem Boden stand.
    "Sieh dir das Haus an", staunte er, bot Marcia den Arm an und beschattete die Augen mit einer Hand. "Hat er doch einmal was richtig gemacht. Wahrscheinlich können wir von Glück reden, wenn das Haus innen halb so gut aussieht wie von außen. Würde mich nicht wundern, wenn er daran gespart hat, der alte Geizkragen."
    Es schien, als würde Cinna gar nicht aufhören wollen zu wettern.

    "Guter Mensch...", wiederholte Cinna, lachte lauthals und rundete seinen Spott mit einem ungehaltenen Brummen ab, damit seine Frau wusste was er davon hielt, wenn sie meinte ihm Vorschriften machen zu müssen. Dass er das nicht leiden konnte, dürfte sie ja mittlerweile gelernt haben, dachte er missgelaunt und gab das Zeichen zum Abfahren. Nach dem Rucken raunte er mit einer Stimme, die vor Ironie triefte: "Ja, er ist wirklich ein ausgesprochen toller Kerl."
    Die Fahrt begann und Cinna schwieg beharrlich. Jetzt hatte dieser Taugenichts eine Casa gekauft, in der er der Herr war. Wem würde das nicht die Laune trüben?

    Der hochgewachsene, breitschultrige Petronier schien seine junge Frau gar nicht gehört zu haben, als sie sich über seine Wahl des Schiffes pikierte und schob sie sanft vor sich her. Als sie auf seinen Bruder zu sprechen kam, brummte Cinna und spie aus.
    "Du weißt, dass ich nicht viel für den alten Taugenichts übrig habe. Aber ich gehe jede Wette ein, dass er immer noch keine Frau abbekommen hat." Cinna lachte und deutete mit dem Kopf auf eine Kutsche, auf die ein fleißiger Sklave ihr Gepäck lud. Vor ihr blieb er stehen und wandte sich der zierlichen Frau zu. Sein Gesicht hellte sich auf, als er ihr das Haar hinter die Ohren strich.
    "Aber ich werde mich deinetwegen bemühen, mein Täubchen. Und nun hinauf auf die Kutsche, wir haben schon genug Zeit verloren."

    Ein Schiff legte an. Es sah ganz schön mitgenommen aus, aber es hatte die rauhe See und den weiten Weg überstanden. Bald schlängelten sich die Passagiere vom Deck hinunter, unter ihnen Cinna und sein Eheweib Marcia. Seine Miene war wieder einmal eher ausdruckslos als grimmig, während er Marcia mit leichtem Griff am Oberarm vor sich herführte.
    "Wurde ja auch Zeit, dass diese Nussschale endlich ankommt. Das nächste mal erkundige ich mich nach einem gescheiten Kapitän, der überhaupt eine Ahnung von Schiffen hat."