Es war schon ziemlich dunkel als sich die ersten beiden Eques dem Wall näherten. Da die Nacht noch lang war nahmen sie sich Zeit. Der Plan den sie am Waldrand ausgeheckt hatten war recht simpel: Einer sollte nahe am Wall herumrennen und so tun als schaue er sich nach einer Stelle zur Überquerung um. Dann würden die Probati sicher abgelenkt sein und der zweite, der solange auf dem Boden liegend wartete, konnte schnell und geräuschlos durchschlüpfen. Also spurtete der eine los...
Beiträge von Lucius Albius Decius
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Lucius schmunzelte auf Quintus' Frage hin. "Im Allgemeinen gilt diese Provinz eigentlich als befriedet. Wenn es hier mal etwas gibt dann kleinere Überfälle auf weiter abgelegene Gehöfte und dergleichen. Ich glaube kaum, dass sich eventuell herumschleichende Grüppchen von Germanen ausgerechnet ein römisches Militärlager für einen Angriff aussuchen. Die meisten kommen über die Grenze um diesseits irgendetwas zu stehlen. Aber wenn es dich beruhigt kannst du dir deine echten Waffen ja in Reichweite legen."
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"Schön. Dann machen wir weiter mit den Feldzeichen!" sagte Lucius. "Wie ein paar von euch schon wissen ist das ranghöchste Feldzeichen der ALa das Vexilium!" Er ging zu einer Ecke des Raumes, wo eines der Feldzeichen an der Wand lehnte. "Ihr seht, dass es eigentlich eine Lanze ist! Allerdings haben wir daran dieses Querholz befestigt, an dem ein rechteckiges Tuch hängt! Daran hängen wiederum die metallenen Anhänger in Form eines Efeublattes oder eines Herzens. Auf dem Tuch befinden sich die Angaben zur Einheit, zu der es gehört! Der Feldzeichenträger, der Vexillarius, hat ein hohes Ansehen in der Truppe, denn er trägt schließlich ihr Wahrzeichen in den Kampf! Außerdem ist er für die Truppenkasse zuständig. Auch jede Turma hat ihr eigenes Signum, das von einem der Eques getragen wird. Im Kampf können sich die Milites immer wieder darum sammeln, es stellt somit eine Art Angelpunkt einer Schlacht dar! "
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Nächster Tag, nächste Waffenübung. Die letzte für die meisten der Probati, denn die Prüfungen sollten schon am kommenden Tag durchgeführt werden.
"Probati in aciem venite!" donnerte Lucius über den Platz.
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Gegen Abend teilte Lucius die Leute abermals zur Wache ein. Danach schickte er die Eques einzeln aus dem Lager. "Die Männer werden heute Nacht versuchen, über den Wall zu kommen! Ihr habt Wache! Benutzt dazu die Übungswaffen!" erklärte er den Probati. "Für jeden der Eques, der es über den Wall schafft ohne dass ihr ihn aufhalten könnt, gibt es morgen früh zehn Runden Lauf ums Lager obendrauf!" Dann gab es erstmal wieder Abendessen während die Dunkelheit hereinbrach.
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Als sich die Übung auf ein mehr oder weniger verbissenes Gehacke von Holzschwert auf Holzschild reduzierte brach Lucius sie schließlich ab. Es brachte schließlich nichts, weiter zu machen bis sich die Männer wirklich Verletzungen zufügten. Das Ergebnis der Übung war recht eindeutig: Die Probati hätten das finale Gefecht mit ziemlicher Sicherheit verloren, allerdings wären auch keum Eques übrig gewesen. Da die Übung allerdings als Verteidigung gegen einen Frontalangriff gedacht war war Lucius relativ ungehalten über Romanus' eigenmächtiges Handeln.
Ersteinmal sollten sich nun die Gemüter wieder abregen, also ließ der Decurio die Kochfeuer wieder anfachen und das Mittagsmahl ausgeben. Danach setzte er Übungen mit den Wurfspeeren an, für die eilig Übungsziele aufgestellt wurden. -
Die beiden Trupps krachten mit lautem Getöse aufeinander und wandelten sich zu einem Haufen brüllender und um sich schlagender 'Germanen' auf der einen und einem eher passiven, sich dem Angriff entgegen stemmenden Schildwall auf der anderen Seite. Lucius verhinderte, dass sie von rechts flankiert wurden und schlug einem der Gegner leicht seinen Übungsgladius über den Arm, woraufhin dieser seine Waffe pflichtbewußt fallen ließ und eine Verwundung simulierte. Der nächste trat an seine Stelle und weiter ging der Tanz.
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So war das zwar alles nicht gedacht gewesen, aber vielleicht war das auch ganz gut so. Mit Romanus, der seine Anordnungen ignoriert hatte, konnte er ja später noch ein ernstes Wort reden. Momentan konzentrierte er sich darauf, dessen Schläge abzuwehren, was nicht so einfach wie bei einem der Probati, allerdings auch nicht unmöglich war da er nach wie vor sein Schild trug.
Als Duccius den Duplicarius zu Boden schickte warf er kurz einen Blick in die Runde. Die Männer machten ihre Sache alle auf ihre Weise gut, die Probati versuchten was sie konnten um den Wall zu halten und die Eques, die von den Übungsspeeren getroffen wurden, ließen es wie echte Treffer aussehen und warfen sich sogar kurz zu Boden. Kaum einer jedoch wurde an einem Körperteil erwischt, denn die Übungsspeere wurden nicht mit der Präzision vollständig ausgebildeter Soldaten geworfen. Am Ende würde niemand etwas schlimmeres als eine Platzwunde davontragen, wenn überhaupt. Lucius überflog rasch die Lage, dann rief er seine übrigen Männer zur Ordnung. "Formiert euch!" brüllte er ihnen über das Geklapper, das die 'Germanen' veranstalteten, zu. Von aussen drohte keine Gefahr mehr und der Feind stand mit dem Rücken zu den Zelten."Nimm dir einen der Schilde und reih' dich ein!" fuhr er den neben ihm stehenden Probaten an, der immernoch zwei Übungsschwerter in den Händen hielt, dann wandte er sich an die ganze Gruppe. "Linie! Und dann VOR! VOR! VOR!" Er stand am Rande der Linie, die die Männer neben ihm bildeten und mit jedem 'Vor!' stapften sie einen Schritt weiter auf den Gegner zu. Der Schildwall war wieder da und bewegte sich den Wall hinab, der nach innen ja keine Hindernisse bot. Die Eques, ihres Befehlshabers beraubt, wichen ein paar Schritte zurück, bemerkten dann aber, dass sie den Zeltschnüren nahe kamen und blieben stehen um ihrerseits eine Linie zu bilden. Den Männern fiel ein, dass sie ja eigentlich wie Germanen kämpfen sollten, also stürmten sie wild schreiend auf den kleinen Schildwall los und warfen sich dagegen. "Und....HALTEN!" übertönte Lucius Stimme den Krach. -
Lucius musste sich ein Grinsen verkneifen. "Im Ernstfall würde ich dir Recht geben Probatus. Allerdings ist das eine Übung und ich bin absolut sicher, dass sie nur aus dieser Richtung kommen werden!" Er gesellte sich mit Schild und Schwert zu den Probati. "Bildet eine Reihe auf halber Höhe des Walls, Scutum ans Scutum! Wir warten bis sie kommen! Haltet eure Wurfspeere bereit!" Gut, dass von allem genügend Übungswaffen vorhanden waren!
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Die Therme dürfte für einige der Probati noch in viel weitere Entfernung gerückt sein als Lucius schließlich antreten ließ und ihnen dann 30 Runden ums Lager zum Warmwerden verordnete. Anschließend wurden die Wallanlagen an zu bemängelnden Stellen ausgebessert bis alles tip top war. Schließlich ließ Lucius die Männer ihre Übungswaffen auspacken und sich zum Training aufstellen. "Also dann! Wir trainieren heute die Verteidigung eines Marschlagers! Die Eques der Turma I werden einen Angriff simulieren dem ihr unter meinem Kommando zu begegnen habt!" Schon verließen die Eques das Lager und stellten sich am Waldrand auf. Ein paar schlugen vergnügt mit ihren Übungsschwertern auf die Schilde um die Germanen nachzuahmen.
Lucius befahl, die Wälle in Linienformation zu besetzen. -
"Es liegt zwischen den Wäldern, etwa auf halber Strecke zwischen den Städten."
Der Abend verging beim Würfelspiel, bei dem beinahe jeder einmal Glück hatte, dann verließ Lucius die Männer am Feuer wieder und kontrollierte noch einmal die Lagerwachen bevor er sich ins Zelt legte um zu schlafen.
Am nächsten Morgen war er bei den ersten die aufstanden und sorgte dafür, dass es dicken Körnerbrei zum Frühstück geben würde. Danach überlegte er sich gemeinsam mit Atius, der ebenfalls schon auf den Beinen war, unter dem Schutz des Vorzelts die Übungen des Tages. Leichter Nieselregen, der aus einem grauen Himmel fiel, würde den Tag alles andere als angenehm machen.
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"Es ist ein kleines Gut zwischen den beiden Städten." entgegnete er knapp. Sein Blick fiel auf die beiden Schwerter und er zog eine Braue hoch. "Die Waffen da hast du aber nicht in der Horrea bekommen Probatus..."
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Lucius nahm die Würfel von Vibulanus entgegen und würfelte eine Vier, legte eine Münze auf das Feld und gab die Würfel weiter. Dann wandte er sich Brigio zu. "Ich wurde einen halben Tagesritt von hier geboren, auf dem Landgut meiner Eltern zwischen Mogontiacum und Confluentes. Meine Mutter stammt aus Italia, mein Vater aus Hispania." antwortete er knapp. Ein paar der Eques drängelten sich mit ans Feuer und schubsten dabei ein paar verärgert brummende Probati zur Seite.
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Lucius aß seine Schüssel mit ausdruckslosem Gesicht leer. Das schmeckte natürlich nicht gut, aber in Kombination mit etwas Wein hielt es bei Kräften und nachts eine ganze Weile warm. Niemand hatte jemals gesagt, dass das Soldatenleben ein Zuckerschlecken sei. Außerdem hatte er gehört, dass davon ohnehin nur die Zähne kaputtgingen...
Nach dem Essen teilte der Decurio die Vigiles für die Nacht ein. Natürlich waren es beinahe ausnahmslos Probati. Danach setzte sich Lucius wieder ans Feuer um noch ein wenig mit den Männern zu würfeln. Er hatte es sich angewöhnt weil es ihm wichtig erschien, etwas mehr von ihnen zu wissen als ihre Namen und wie durchtrainiert sie waren. Als ein kalter Nachtwind aufkam zogen die Männer ihre Mäntel enger um sich.
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Von mir aus geht die Sache klar - wenn er aufhört, ständig Postings doppelt einzutragen!
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Der Angesprochne nickte. "Baut die Zelte auf und dann Essen fassen!" sagte er knapp. Dann ging er zum Rand des Lagers um den Wall nochmal zu inspizieren.
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Lucius überwachte die Arbeiten bis weit in die Dämmerung hinein. Schließlich gab er ein paar Eques Anweisung, Feuerholz zu holen. Die Feldküche wurde aufgebaut und wenig später prasselten mehrere Kochfeuer während die Probati ihre Arbeiten zu Ende brachten. Der Geruch von Feldrationen stieg in die Nasen der Männer und so manche wurde gerümpft...
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Die Stämme würden nicht annähernd reichen um einen Grad an Befestigung zu erreichen, der für ein Marschlager einer Legion oder Ala Standard war. Allerdings waren es auch nicht annähernd so viele Männer wie in einem echten Marschlager. Lucius verzichtete deshalb auf die Errichtung eines Torbogens und beschränkte die Arbeit der Männer auf den ein Quadrat bildenden Graben mit dahintergelegenem Wall, der mit Rasenstücken gefestigt wurde. Die wenigen Baumstämme, die vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald geholt werden konnten, ließ er im Abstand von 5 Schritten schräg in die Erde des Walls treiben nachdem sie in die richtige Länge zerteilt und angespitzt worden waren. Als die Fackeln entzündet wurden sah das Übungslager nicht besonders
wehrhaft aus, aber erstens hatte die Truppe noch den morgigen Tag zur Verfügung und zweitens war es auch nur eine Übung.Sim-Off: Verzeih Atius, war etwas busy die letzten Tage. Du sollst und musst mich eigentlich nur bei allem unterstützen wenn ich mal nichts Genaueres von mir gebe!
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Lucius beobachtete die Arbeitenden schweigend und wechselte nur ab und zu Blicke mit den Eques oder Atius Romanus. Als die Bäume schließlich endlich alle von ihren Ästen befreit waren trat er wieder vor um neue Befehle zu geben. "Schultert die Stämme und dann zurück ins Lager! Es wird schon bald dunkel werden und wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns!"
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Lucius war dieses Mal fest entschlossen, den Probati realere Bedingungen zu schaffen als auf dem letzten Ausbildungsausflug. Obwohl es damals überraschend Gefangene zu machen gegeben hatte und die Turma am Ende sogar in ein Scharmützel mit ein paar Strauchdieben geraten war hatten die Männer seiner Meinung nach nicht genug gelernt. Dieses mal würde das anders werden. Lucius ließ die Truppe halten, klopfte auf ein paar der umstehenden kleineren Bäume und wandte sich dann wieder an die Probati während sich die Eques, die Umgebung im Auge behaltend, ein wenig verstreuten.
"Fällt diese Bäume und hackt alle Äste ab. Wir brauchen sie für die Befestigungen des Lagers!" befahl er.
Inzwischen mussten auf der Wiese die übrigen Probati schon mit dem Ausheben der Gräben begonnen haben...