Beiträge von Lucius Albius Decius

    Die meisten der Männer blickten sehr interessiert zurück, einige grinsten sogar etwas dämlich. "Warmes Wasser gibt es auf dem Landgut meiner Eltern. Aber das wäre ein großer Umweg und würde aufgrund seiner Nähe zur Stadt auch nichts bringen. Ich weiss nicht ganz genau, wo wir noch vorbeikommen werden bevor wir die Stadt erreichen, aber ich denke nicht, dass du in warmem Wasser baden können wirst..." Er bemerkte die Blicke der Soldaten und wandte sich an Duplicarius Lucanus. "Duplicarius, die Männer sollen ihre Ausrüstung ordnen und aufsitzen. Wir eskortieren diese Leute ein Stück." Er ließ den Blick über die Händler wandern, von denen einige leicht verletzt waren. "Die Verwundeten werden versorgt. Haben wir Ausfälle?" Dann wandte er sich kurz wieder an Calvina. "Möchtest du lieber auf einem Pferd reiten?"

    "Wenn wir in der Stadt sind kannst du dir Kleidung kaufen. Auf dem Markt gibt es einige Händler, die sie anbieten." antwortete er. "Was das waschen betrifft, das kannst du in einem Bach oder Teich, denn wir werden mit Sicherheit noch an einigen vorbei kommen bevor wir Confluentes erreichen." Er schmunzelte. "Ich sorge dann auch dafür, dass dich niemand beobachtet." Ein Zwinkern, dann hatten sie die anderen erreicht.

    "Auf eine gefährliche Reise für eine so junge und schöne Frau wie dich. " Er blickte nach vorn, nicht auf sie herab. "Ich kenne diesen Mann nicht, aber wenn ich er wäre würde ich mich rasch finden lassen." Sie kamen zwischen den Bäumen heraus und die Sicht wurde frei auf den Ort des Überfalls. Es war alles in allem kein schöner Anblick, allerdings war er auch nicht mehr beängstigend. Lucius sah Calvina an. "Erlaube mir, dich bis Confluentes zu begleiten. Bei meiner Turma bist du sicher. Von Confluentes kommst du dann leichter wohin du auch immer willst." Er machte ein Zeichen in Richtung seiner Leute, die die beiden inzwischen bemerkt hatten.

    Er lächelte und nahm den Helm ab um sich mit den Fingern durch das leicht verschwitzte Haar zu fahren. "Ich bin Lucius Albius Decius, Decurio bei der Ala II Numidia in Confluentes. " Er verneigte sich spielerisch. "Geboren in dieser schönen Provinz, auf dem Landgut meiner Eltern zwischen Confluentes und Mogontiacum. " Er trat zur Seite und bot ihr seinen freien Arm an. "Und du bist...?"

    "Also suchst du den Mann deines Herzens?" Lucius zwang sich wieder zu lächeln und blickte in Richtung der Stelle, wo sich die Turma gerade wieder sammelte. "Vielleicht sollten wir zu den anderen gehen bevor sie wieder ausschwärmen um mich zu suchen." bemerkte er.

    "Mogontiacum ist nicht weit von Confluentes. Ich war schon als Kind oft in beiden Städten. " Wieder rief jemand seinen Namen zwischen die Bäume. Er drehte sich um und antworte mit einem lauten "HIER!", dann wandte er sich wieder der Frau zu. "Was genau führt dich in unsere schöne Provinz?" fragte er mit einem schiefen Lächeln.

    Lucius beobachtete sie wie sie ihre Kleidung abklopfte. Ja, die Götter...
    Er riss sich zusammen. "Die nächste Stadt ist denke ich Confluentes. Dort ist meine Ala stationiert und dorthin werden meine Männer und ich auch wieder reiten. " Er lächelte. "Germanien ist sicher nicht Rom. Wir haben hier recht harte und lange Winter, wilde Wälder und niemals wirklichen Frieden. Was führt eine junge Frau wie dich hierher? " Irgendwo ein Stück entfernt rief jemand nach ihm und er drehte leicht den Kopf und versuchte, die Stimme zu erkennen.

    "Du hattest offenbar großes Glück. Meine Männer und ich waren zufällig in der Nähe. Danke den Göttern." Er lächelte sie an während er ihr die Hand hin hielt um ihr auf die Füße zu helfen.
    "Du bist mitten in den Wäldern Germaniens, ein paar Tagesritte entfernt von der nächsten größeren Stadt. Von wo kommst du? Er achtete darauf, seine Stimme ruhig und freundlich klingen zu lassen während er die Bilder aus seinem Geist vertreib, die immer auftauchten wenn er an einem Kampf teilnahm.

    "Straßenräuber...die haben wohl Beute gerochen." bemerkte Lucius vorsichtig. Er musterte die völlig verschreckte Frau eindringlich und steckte die Spatha in den Gürtel wo sie sie nicht mehr sehen konnte. "Bist du verletzt?" wollte er wissen. Der Kampfeslärm war inzwischen abgeebbt, die kurze Schlacht schien vorbei und durch den Wald hallte Lucanus' Stimme, der die Männer zusammenrief.

    Lucius bewegte sich auf den Baum zu, hinter dem er die Reflektion bemerkt hatte und huschte blitzschnell darum herum. Für einen Moment weiteten sich seine Augen als er sah, dass dort eine junge Frau kauerte. So rasch wie er die Klinge in ihre Richtung bewegt hatte ließ er sie nun wieder sinken. Er sah sich um um sich zu vergewissern dass die Luft rein war und kniete sich dann neben der völlig verängstigten Unbekannten nieder. Einen Moment lang musste er mit sich selbst ringen um den schnellen Puls wieder zu beruhigen. Er war noch sehr angespannt. "Keine Angst, es ist vorbei. Du bist jetzt in Sicherheit." sagte er leise und kam sich dabei irgendwie seltsam vor.

    Am nächsten Morgen hatte Lucius einen Entschluss gefasst. Sie würden nicht sofort wieder zurückreiten und damit den ganzen Ausbildungsritt zunichte machen. Die Gefangenen musste er dennoch loswerden, also schickte er Romanus zu Honorius, damit dieser kam um sie abzuholen. Während sie auf die Ankunft des Decurio warteten wurde das Lager abgebrochen, die Ausrüstung achtsam verstaut und der Wall samt Palisaden eingeebnet.
    Schließlich ließ Lucius zum Sammeln blasen und aufsitzen. In geschlossener Kolonne bewegte sich die Ausbildungsturma aus dem Lager. Lucius schlug einen Weg ein, der sie noch ein ganzes Stück von Confluentes wegbringen würde, irgendwo ins nirgendwo der Provinz.

    Die Ausbildungsturma befand sich auf dem Weg durch Germania. Die Männer ritten inzwischen besser und in sauberer Formation, was Lucius irgendwie stolz machte. Die Gefangenen hatte er Honorius übergeben um noch ein paar Tage durch die Provinz reiten zu können, denn er wollte noch nicht wieder zurück ins Castellum der Ala, wo sein Dienst nur aus der Ausbildung bestand. Außerdem taten den Probati die Reiteinheiten gut. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass die Männer guter Laune waren. Ein gewisser Stolz stand auf vielen Gesichtern und die Männer saßen gerade im Sattel. Die Sonne stand hoch am Himmel und es war ein ruhiger Tag...bis jetzt.
    Auf einmal war ganz in der Nähe Geschrei zu hören, kurz darauf gefolgt von Kampfeslärm. Lucius hob den Arm und die Kolonne machte augenblicklich halt. Lucanus und er wechselten einen vielsagenden Blick, dann nickten sie sich zu. Lucius wendete sein Tier. "Waffen bereithalten! Wir sehen nach was da vor sich geht! Dann trieb er den Gescheckten in Richtung des Lärms an während die Turma in lockerer Formation folgte.
    Zwischen ein paar Gebüschen hindurch war wenige Augenblicke später die Ursache des Lärms zu erkennen: Ein paar Wagen, die offensichtlich Händlern gehörten, waren von einer Gruppe Räuber überfallen worden. Lucius gab Befehl, die Bande zu umstellen. "Wartet auf das Signal zum Angriff! Wer sich wehrt wird niedergestreckt! Aber passt auf, dass ihr keinen der Händler erwischt!" Die Männer schwärmten aus. Wie immer in einer solchen Situation schien alles viel zu lange zu dauern, dann waren alle in Position.


    Lucius zog die Spatha, gab dem Cornicen ein Zeichen und dieser stieß in das Signalhorn. "Vorwärts!" brüllte Lucius und die Männer preschten aus allen Richtungen auf den Weg, was das Chaos vollständig machte. Die Händler, die es gerade so gfeschafft hatten, sich nicht umbringen zu lassen, kreischten einmal mehr, die Banditen wirbelten herum und riefen sich Warnungen zu, die Soldaten der Ala brüllten ihre Kampfesrufe in die Luft. Schon fielen die ersten Räuber unter schnell ausgeführten Hieben mit der Spatha, ihre Kumpane wandten sich panisch zur Flucht. Lucius ritt einen der Männer, der ihm vors Pferd lief, einfach über den Haufen und schlug dann auf einen anderen ein, der einen Speer in den Händen hielt und versuchte, ihn vom Pferd zu holen. Einer der Probati traf den Mann an der Schulter und er fiel brüllend zu Boden. Schon wenige Herzschläge später war der ungleiche Kampf vorbei und die letzten Strauchdiebe suchten eilends das Weite, verfolgt von den Berittenen mit Lucius an der Spitze.


    Einer der Fliehenden tauchte in ein dichtes Gestrüpp ein, vor dem der Gescheckte scheute und stieg. Lucius sprang von seinem Rücken und folgte dem Mann in das Gewirr der Äste und Blätter, konnte jedoch an einem sich rasch entfernenden Rascheln vor ihm ablesen, dass der Mann ohne Rücksicht auf Kratzer und Schürfwunden um sein Leben rannte. Lucius brummelte leise und drehte sich um...als etwas am Rande seines Blickfeldes einen der wenigen Sonnenstrahlen reflektierte, die bis hierhin durchdrangen. Langsam, die Waffe vor sich, bewegte er sich darauf zu...

    Lucius, der eigentlich seinen Kommandanten suchte, schritt wieder einmal durch das Praetorium. Er wollte eigentlich Meldung machen, dass sich die neuen Probati ziemlich dumm anstellten, hatte Primus aber nicht in seinem Officium angetroffen und war daher hierher gekommen. Mit den geübten Ohren eines Soldaten vernahm er ein Schluchzen aus einem Seitengang des weitläufigen Baus und bewegte sich leise darauf zu. In diesem Teil des Praetoriums war er vorher noch nie gewesen, nicht nur weil er sich selbst bislang nicht wirklich zum Offiziersstab gezählt hatte sondern auch, weil seine üblichen Ziele auf der anderen Seite des Innenhofs lagen. Er machte vor der Tür zu der kleinen Kammer Halt und lauschte noch einmal. Schließlich wollte er nicht unhöflich sein und jemanden stören...

    Lucius hatte zwei Krüge Wein geleert als er in seinem Quartier an kam. Nun hoffte er Mars möge ihm die Gnade einer traumlosen Nacht erweisen und ließ sich auf sein Lager fallen. Das Schauspiel der Schatten während der Weihung 'seines' Tempels hatte ihn tiefer beeindruckt jede andere Erfahrung mit den Göttern zuvor. Nun war er einmal mehr sicher, dass Roms Bestimmung die Herrschaft über die Welt sein musste. Die Götter schienen es so zu wollen.

    Lucius antwortete nicht, er winkte nur ab. Später, vor dem Schlafengehen, lief er nochmal den Wall ab und vergewisserte sich, dass die Männer auch aufmerksam Wache standen statt zu schlafen oder sich zu unterhalten, dann sah er bei den Gefangenen vorbei und ging schließlich schlafen. Der nächste Tag sollte den Heimritt sehen, also war es gut, ausgeruht zu sein. Die Träume, die ihn in seinem Zelt wieder einmal heimsuchten, ließen ihn jedoch nicht recht zur Ruhe kommen...

    Es war früher Morgen, die Sonne hatte ihren Weg gen Himmel gerade erst begonnen, da flog die Tür mit lautem Krachen auf und der Decurio der Turma II stapfte herein. Mit einem "PROBATI VENITE!" (Probati antreten) riss er alle Anwesenden aus dem Schlaf...

    ------------------------------------------------------------


    Es war ein neuer Tag, es waren neue Probati, eine neue Periode der Schinderei auf den Übungsplätzen hatte begonnen. Lucius war schon früh mit dem ersten Licht am Horizont aufgestanden. Das Wetter war inzwischen wieder besser geworden, der Winter schien beinahe fast schon vergessen. Der leichte Regen, den die Götter statt dem Schnee schickten, würde das Reittraining zwar genausowenig fördern, allerdings fiel man auf schlammigen Boden weicher als auf gefrorenen...


    Lucius wies einige Eques und Knechte bei den Stallungen an, die Pferde für die Probati bereit zu machen, dann begab er sich zu den Unterkünften, um die Neuen zu wecken...


    Anschließend marschierte er wieder zum Reitplatz und wartete, dass sich jemand blicken lies. Er war schon gespannt, wieviele heute mit schlecht sitzender Ausrüstung antreten würden. Ja, der erste Tag war immer der amüsanteste...

    Lucius, der gerade auf den Platz marschiert kam, sah die Leute bei den Übungen. Er marschierte hinüber zu Lucanus und stellte sich neben ihn. "In die Schola?" Er sah hinauf zur Sonne. "Die Schola ist etwas für lange Abende! Bei diesem herrlichen Wetter muss man den Körper kräftigen!" Und zu den neuen gewandt rief er: "Probati in aciem venite!" (In Linie antreten!)