Die Tür ging auf und Lucius sah in Verinas Augen. Einen Moment lang schien alles einfach stehn zu bleiben. Nur ein paar Herzschläge später wurde er sich darüber bewußt, dass die Welt weiter ging und er atmen musste, also brachte er ein ,,Da bist du ja.'' heraus und versuchte zu lächeln ohne dabei knallrot zu werden. Es klappte nicht ganz.
Beiträge von Lucius Albius Decius
-
-
Lucius war von Marga ins Haus gelassen worden, die ihm ein vielsagendes Lächeln schenkte und ihm sagte, er solle doch zu Verinas Zimmer gehen da er ohne Zweifel zu ihr wolle und sie dort auffinden würde. Vor der Tür angekommen machte er halt und überprüfte nochmal seine Kleidung, wie als wolle er ins Büro eines Vorgesetzten eintreten. Er schüttelte den Kopf weil ihm auffiel, wie unsinnig das war, dann atmete er nochmal tief ein und klopfte.
-
Er ließ es geschehen. Irgendwie fühlte er sich unwohl. Bisher hatte es nie einen Grund gegeben, das Leben anders zu nehmen als so wie es kam. Nie hatte er sich große Gedanken darüber gemacht ob es richtig war, wie ein Römer zu denken, wie ein Römer zu handeln, denn bisher hatte er es immer als das Richtige angesehen, was auch sein Vater schon vor ihm getan hatte und davor dessen Vater. Er wollte nicht in dieser Nacht damit beginnen an den Dingen zu rütteln die die Grundfesten seines Lebens ausmachten. Langsam hob er den Blick zu Verina. ,,Das ist kein Thema für diese Nacht. Und ich bin nicht dein Feind oder der deiner Familie. Ich bin aber auch kein Feind der Römer. Ich lebe mein Leben wie meine Vorfahren, im Dienste der Römer. Ein gutes Leben finde ich. Deshalb sehe ich in dir aber nicht gleich eine Barbarin. Ich sehe eine freie Frau aus dem Volk der Germanen. Und offenbar eine, die weiss wo sie steht.'' Er lächelte leicht. ,,Ich werde jetzt gehn, der Weg nach Hause liegt vor mir. Aber ich werde dich besuchen kommen um zu sehn ob es dir besser geht. Und dann reiten wir vielleicht einmal aus...'' Wieder das Lächeln. Lucius erhob sich und ging langsam zur Tür. Dort angekommen drehte er sich noch ein Mal zu Verina um. ,,Wir sehen uns wieder. Vielleicht schon bald, wer weiss. Bis dahin - leb wohl.''
-
Lucius erschrack ein wenig als ihre Hände sich berührten, denn er war gerade etwas in Gedanken versunken, darüberhinaus müde und nicht darauf vorbereitet. ,,Nein, das ist in Ordnung, ist doch egal.'' Er erwiederte ihr Lächeln ein weiteres Mal und drücke ihre Hand ein wenig. Es fühlte sich gut an, ein Gefühl das er noch nicht kannte.
-
,,Weisst du, ich denke, dass die Römer diesen Landen einen stabileren Frieden gebracht haben als er in den jahren davor existierte. Wie lange haben sich die Stämme der Germanen oder die der Gallier gegenseitig bekriegt? Aber vielleicht hast du Recht, vielleicht sollten wie dieses Thema lassen. Ich bin kein Freund des Krieges und ich bin kein Politiker. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, die von den Römern beherrscht wird und habe von meinen Eltern gelernt, dass das viele Vorteile hat...'' Er schaute auf seine Füße.
-
,,Ich hätte auch Feind sagen können. Alle diejenigen, die auf Raubzügen ins Reich kommen. Oder alle, die denen, die ich verteidige, schaden wollen. Nenn sie Plünderer von mir aus...es ist schwer, das richtig zu bezeichnen. Das Militär sagt Barbar weil das wohl am einfachsten ist und schon seit Jahrhunderten so gemacht wird.'' Er überlegte. ,,Genau genommen sind viele Germanen dann wohl auch Barbaren, aber irgendwie ist das Auslegungssache. Und es ist nicht meine Aufgabe, das einzuordnen.'' Wieder lächelte er sie an.
-
,,Eine...wie? Nein. Im Grunde ist mein Leben nicht sehr abwechslungsreich. Die meiste Zeit verrichte ich meinen Dienst bei der Ala. Das heisst Ausrüstung und Pferd in Ordnung halten, pflegen und Patrouillen reiten. Und wenn ich ein paar Tage dienstfrei habe besuche ich meine Familie. Du siehst...alles ganz langweilig. Esseidenn natürlich eine wildgewordene Barbarenhorde sucht die Provinz heim. Dann haben wir bei der Ala schnell sehr viel Abwechslung...'' Er zwinkerte ihr zu.
-
,,Dass ich die Liebe zu Pferden teile weisst du. Meine Familie hat sie schon seit Generationen gezüchtet, früher, in Spanien. Das ist auch der Grund, wieso ich zu den berittenen Hilfstruppen gegangen bin.'' Er machte eine kurze Pause und überlegte. ,,Ich bin schon zwanzig Jahre alt, schon eine Weile. Was möchtest du denn sonst noch wissen?''
-
,,Wenn du darauf bestehst bleibe ich noch etwas.'' sagte er. ,,Ich hatte ja nur an dich gedacht und daran, dass du dich erholen musst.'' Er kam langsam zum Bett und setzte sich zu ihr. ,,Erzähl mir mehr von dir.'' bat er.
-
Er nickte. ,,Ich habe gut gegessen.'' Eine kleine Pause entstand. ,,Nun...ich denke es ist nicht mehr allzu lang bis Sonnenaufgang. So langsam muss ich mich auf den Weg machen wenn ich meine Eltern noch sehen will bevor ich wieder nach Confluentes reite. Du brauchst ja nun auch etwas Ruhe.'' Er wirkte etwas enttäuscht, aber auch pflichtbewußt.
-
Lucius ging in die Küche und ließ sich etwas Brot und Käse holen, dazu einen Krug Wein. Hier, im Zwielicht einer Öllampe, kam ihm diese Nacht noch unwarscheinlicher vor. Er blickte aus dem Fenster während er aß.
Später kehrte er in Verinas Zimmer zurück, wo Marga inzwischen schon fast damit fertig war, die junge Frau zu versorgen. Sie hatte ein frisches Gewand an, der Schmutz und das Blut waren weggewischt und ihr Haar gekämmt und mit ein paar Nadeln gebändigt worden. So sah sie schon viel besser aus, wenn auch diverse Umschläge und Verbände sowie der eine oder andere blaue Fleck von ihrem gefährlichen Sturz kündeten. Lucius lächelte sie an. ,,Fühlst du dich besser?'' wollte er wissen. -
Lucius rückte ein Stück näher an sie heran. Er lächelte ihr aufmunternd zu. ,,Verzeih wenn es etwas wehtut.'' meinte er leise und legte zunächst eine Hand auf ihre Seite. Sofort spürte er die Schwellung unter der Haut, verhärtetes Gewebe. Vorsichtig, fast als wolle er sie streicheln, fuhr er mit der Hand darüber und stellte die Ausmaße der Schwellung fest. Dann bewegte er die Finger in Richtung ihres Bauchs und tastete nach ihren Rippen. Sollte eine gebrochen sein würde sie sich viel leichter nach innen drücken lassen als die anderen. Allerdings wäre da auch lebensgefährlich für Verina, also ging er mit äußerster Vorsicht vor. Er war kein Arzt, hatte dies aber schon oft gesehen und auch schon einige Male über sich ergehen lassen müssen. Es dauerte ein paar Augenblicke, dann nahm er die Hände wieder fort und lächelte. ,,Da ist nichts gebrochen. Aber ich glaube mindestens zwei Rippen sind geprellt. Das wird aber bald wieder verheilt sein.''
-
Er verzog das Gesicht als er ihr Bein sah. ,,Das muss schnell versorgt werden. Vorhin hatte es noch nicht so viel geblutet, da war es kaum zu erkennen. Marga soll die Wunde sofort reinigen bevor sie sich entzündet. Darf ich an deiner Seite nachsehn?''
-
Lucius zuckte die Schultern. Er war schon etwas müde inzwischen, wollte sich das aber nicht anmerken lassen. Aber er wollte Verina jetzt auch nicht einfach so hier sitzen lassen. Ein bisschen fühlte er sich verantwortlich, ein bisschen war er neugierig. ,,Und du bist sicher, dass alles in Ordnung ist? Du hast dir auf dem Herweg ständig die Seite gehalten. Lass Marga sie als Erstes untersuchen. Und du solltest erstmal liegen bleiben bis die Schmerzen weg sind.'' Er fand er klang schon wie seine Mutter damals, als er noch ein Kind gewesen war und ständig mit irgendwelchen Schrammen oder Prellungen nach Hause gekommen war.
-
,,Eigentlich...'' begann er, brach ab und dachte einen Moment nach. ,,Eigentlich kann ich mir gerade nichts Schöneres vorstellen. Aber...hm...'' Er zuckte die Schultern. ,,Wieso nicht? Vielleicht hilft es dir ja. Und ein Schluck Wasser und etwas Brot wären sicher nicht schlecht, jetzt, wo mein Abendessen ausgefallen ist. Aber sag, sollten wir nicht diesen....Hergen benachrichtigen bevor er mit ein paar Anderen in den Wald läuft?''
-
Er half ihr durchs Tor und über den Hof und dann dahin, wohin Marga ihn dirigierte. Froh, dass er offenbar mehr willkommen war als etwas Anderes, besah er Verinas Heimstatt mit neugierigen Blicken. Nur einen kurzen davon warf er zurück zu seinem Pferd, konnte sich aber nicht vorstellen, dass diese Leute es schlecht behandeln würden. Die ganze Zeit über stützte er Verina so gut es ging. Diese Nacht würde wohl schon weit fortgeschritten sein wenn er endlich zum Gehöft seiner Eltern kam. Aber diesen Gedanken fort zu schieben fiel im gerade nicht schwer. Ihm fiel auf, wie schön Verinas Augen waren und irgendwie fühlte er sich langsam, als wäre er den Abhang hinab gefallen...
-
Lucius beäugte die hinzu gekommene Frau einen Herzschlag lang, dann lächelte er und nickte ihr zu. ,,Ich hoffe sie hat Recht und es ist nicht so schlimm. Ich habe sie im Wald gefunden und dachte es wäre wohl besser, wenn ich sie nach Hause bringe. Sie ist gestürzt, dafür konnte sie nichts.'' Sein Blick wanderte zwischen Verina und Marga hin und her.
-
Lucius hielt sie fest damit sie nicht fiel. ,,Das klingt so als wollten wir heiraten...'' lachte er. Lass mich ihnen erstmal erklären wie es dazu kommt dass du mit mir hier stehst...und noch dazu in diesem Zustand...'' Er deutete auf ihr schmutziges Gewand.
-
Lucius war froh als die Betrunkenen endlich abbogen und führte den Gescheckten mit raschen Schritten durch die Gasse, die er schnell durchquert hatte. Am andren Ende bog er nach rechts ab in Richtung des Stadttors.
-
Er nickte lächelnd. ,,Offenbar kann man dich ja nicht allein lassen. Zumindest nicht immer.'' Er sah an ihr herab. ,,Schmerzt das Bein sehr? Vielleicht ist es besser du legst gleich kalte Lappen oder besser Umschläge mit Kräutern auf.'' Der Gescheckte schnaubte wie als wolle er ihm zustimmen. ,,Vielleicht reiten wir ja bald mal zusammen aus. Das heisst wenn deine Familie mich nicht steinigen will weil ich ein Römer bin...'' Das Lächeln wurde zu einem Grinsen.