Beiträge von Lucius Albius Decius

    Lucius wurde klar, dass er sich garnicht überlegt hatte, was er ihr sonst noch so sagen sollte. Schließlich kannte er diese Sklavin ja eigentlich garnicht. "Wie gefällt es dir in Germania?" fragte er und hätte sich im nächsten Moment am liebsten auf die Unterlippe gebissen. Wie würde es ihr schon gefallen? Hier, bei diesen klimatischen Bedingungen, war es bestimmt noch um ein Vielfaches angenehmer, Sklavin zu sein, als dort, wo sie her kam...

    Lucius bemerkte natürlich, dass sie sich umdrehte. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, dann trat der Decurio vor den Stand des Mannes, der die besten Baumwollkleider verkaufte, die er kannte. "Salve Marius!" begrüßte er ihn. "Ich brauche eine warme Baumwolltunika für eine Frau. Hast du etwas passendes da?" Der Mann nickte ihm freundlich zu. "Natürlich Decurio!" Er grinste und verschwand kurz im hinteren Teil des Standes, wo er in einem Haufen Kleider wühlte. Schließlich kam er mit einer schlichten, doch sehr robust wirkenden, schön geschnittenen Tunika wieder nach vorn. "Leider ist sie sehr schlicht." bedauerte Marius, aber Lucius winkte ab. "Das ist gerade gut so! Wieviel?!" wollte er wissen. Marius dachte kurz nach wobei er in eine Pose verfiel, die darauf hindeutete, dass er nur eine Schau vorführte. "Sagen wir 15!" Lucius versuchte, bestürzt zu wirken. "Marius! Hat deine Frau weitere 6 Kinder geboren? Ich gebe dir 12 und das sollte ein guter Preis sein! " war seine Antwort. Der Händler lachte und ihre Hände trafen sich zum Handschlag über der Theke. Rasch wurden Geld und Tunika getauscht und Lucius drehte sich wieder in Salomes Richtung. Sie stand immernoch da, obwohl er schon befürchtet hatte, dass sie weiter gegangen sei. Langsam kam er auf sie zu, blieb stehen und lächelte sie an. Innerlich begann sein Herz schon so schnell zu schlagen wie damals in Raetia. Dennoch schaffte er es, seine Stimme ruhig klingen zu lassen als er ihr die Tunika hinhielt. "Hier." sagte er. "Damit wirst du nicht mehr frieren."

    Lucius, der gerade wieder an seinem Wein nippte, sah Salomes schlanke Figur über das Forum huschen und folgte ihr unwillkührlich mit dem Blick. Selbst wenn sie versuchte, sich mit ihrer Kleidung aus einfachem Stoff vor der Kälte zu schützen, sah sie anmutig aus fand er. Sie schien zu frieren obwohl sie mehr an hatte als er selbst. Lucius dankte den Göttern insgeheim für seine warme Baumwolltunika, die er unter dem Rest seiner Ausrüstung trug. Dabei kam ihm eine Idee. Rasch stand er auf, warf ein paar Münzen auf den Tisch und schüttete sich den letzten Rest des Weins in den Mund. Dann folgte er der Sklavin langsam während er nach einem bestimmten Stand Ausschau hielt.

    Lucius saß am Rande des bunten Treibens dieses Nachmittags. Es war kalt geworden und ein leichter Wind strich über das Forum, was einer der Gründe dafür war, dass es heute große Lücken zwischen den Menschengruppen, die den Markt bevölkerten, gab. Lucius erfreute sich an einem Becher heissem Wein, den der Verkäufer zusätzlich mit Kräutern gewürzt hatte und laß in einer der Schriftrollen, die er vor einiger Zeit erstanden hatte. Ein Mann namens Livius erzählte darin im Rahmen seiner 'Historiae' über die Gründung der Stadt Rom durch den göttlichen Romulus. Lucius musste hin und wieder schmunzeln, in welche schwartigen Worte der Author seine Erzählung verpackte. Hin und wieder sah er von der Schriftrolle auf um am Wein zu nippen und den Blick über das Forum wandern zu lassen.

    Wein war in der Antike und blieb auch während des Mittelalters in verdünnter Form vielerorts DAS Standardgetränk, was auch den Grund hatte, dass es als gesund galt, ihn zu sich zu nehmen. Und wieso? Weil Alkohol desinfiziert! Was damit versetzt ist wird nicht so schnell schlecht. Wasser war öfter mal eher weniger zum Trinken geeignet in jenen Tagen ;)

    Es dauerte eine ganze Weile, aber Lucius stand die ganze Zeit vollkommen entspannt da bis er sich zu den Männern umdrehte und ein deutliches "Abite!" über den Platz rief. Er machte sich auf zu den Unterkünften da er sich fürs Abendessen mit dem Praefectus umziehen und waschen wollte.

    "Nun, es mag eine etwas überraschende Bitte sein, aber ich wollte dich fragen, ob du mich als deinen Klienten annehmen würdest." sagte Lucius.
    Die Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen, hatte Balbus ja bereits erteilt. "Ich bin nun seit drei 'Generationen' von Probaten Ausbilder in dieser Einheit und habe mein ganzes bisheriges Leben in und um Confluentes und Mogontiacum verbracht. Bei den Auxiliae wurde mir in den letzten Jahren aber erst wirklich klar, wie groß das Imperium ist und wie vielfältig die Möglichkeiten, dem Kaiser zu dienen." Er machte eine kurze Pause. "Es verlangt mich nach ein paar neuen Aufgaben und vielleicht irgendwann in der Zukunft auch danach, noch etwas mehr von der Welt zu sehen. Als Offizier der Hilfstruppen von gewöhnlicher Herkunft wird mir das aber wohl nicht möglich sein."

    Lucius nahm die Auszeichnung mit Stolz entgegen und salutierte vor seinem Kommandanten während einige Männer im Hintergrund Beifall klatschten. Dann befestigte er die Phalera an seiner Rüstung. "Ich danke dir Praefectus und freue mich, mich deines Vertrauens als würdig erwiesen zu haben!" sagte er.

    Mit dem einsetzenden Flötenspiel hatte Lucius endlich eine Ausrede, die Sklavin genauer zu betrachten. Ein wenig verzaubert ließ er den Blick über die Konturen ihres schlanken Körpers wandern, die sich unter ihrem Sklavengewand abzeichneten. Und dann ihre Augen, die eine Neugier in ihm weckten, wie er sie noch nie empfunden hatte. Er schüttete den verdünnten Wein hinunter und versuchte, das Gespräch auf das Anliegen zu lenken, das ihm schon eine Weile im Kopf herum ging.
    "Praefectus, wenn du gestattest, ich wollte dich schon einige Zeit lang etwas fragen..." begann er, immernoch halb dem Flötenspiel lauschend.

    Auch Lucius erhob seinen Becher. "Ich wäre gern dabei wenn der Imperator die Feinde Roms in die Flucht schlägt!" gab er zu. "Auf den Kaiser, das Imperium und den Sieg über alle Feinde!" Nun warf er doch einen kurzen Seitenblick auf die Sklavin. In Rom musste es wirklich sehr viele hübsche Frauen geben dachte er im Stillen.

    Die Turma prima mit Lucius an der Spitze marschierte in ordentlicher Formation im Gleichschritt auf den Platz und stellte sich vor den Reihen der Probati auf. Der Decurio nahm seinen Platz am Rande der Reihen ein und warf ein paar Blicke über den Platz um sich zu vergewissern, dass alles seine Ordnung hatte.

    Er riss sich ein wenig zusammen, aber ihr Lächeln ließ sein Herz schneller schlagen. Mit militärischer Disziplin zwang er sich, wieder den Kommandanten anzusehen, der offenbar nichts bemerkt hatte. "Guten Abend Praefectus!" Kurz sah er Vespa an. "Meine Dame!" Dann wieder Balbus. "Ich habe die Ausgabe an die Soldaten überwacht. Es ist alles ruhig und geordnet verlaufen." meldete er.

    Auch Lucius betrat den Raum und nickte sowohl seinem Kommandanten als auch dessen Verlobter grüßend zu. Er trug seine beste Tunika und hatte sich den Staub des Exerzierplatzes zusammen mit dem Geruch nach Schweiss abgewaschen. Ihm fiel die hübsche Sklavin auf, die er vorher noch nicht gesehen hatte. Neugierig beäugte er sie während er auf den Tisch zuging.

    Lucius verließ den Marktplatz und bewegte sich durch die Straßen von Confluentes gemäßigten Schrittes wieder auf sein Haus zu. Er war zufrieden mit den Ergebnissen des Tages, denn er hatte alles gefunden, was er gesucht hatte.


    Zwei Schritte hinter ihm ging sein neuer Diener Crixus, ein alternder Gladiator, der auf dem Markt nach Arbeit und Unterkunft gesucht und bei Lucius beides gefunden hatte.


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    Der ältere Mann war dem Decurio beinahe sofort sympathisch gewesen, denn er wirkte sowohl kräftig als auch intelligent und schien keine der schlechten Eigenschaften der Gladiatoren aufzuweisen, zu denen auch Trunksucht und Impulsivität gehörten. Crixus stammte aus Oberitalien, wo er allerdings nicht seinen Lebensabend hatte verbringen wollen, und war schon seit fast einem Jahrzehnt in Germanien. Er würde sicherlich einen guten Diener abgeben, den Lucius zu schätzen wissen würde.


    Doch Lucius Gedanken drehten sich um seinen anderen Fund, eine Sklavin, die er einem Mann abgekauft hatte, der behauptete, dass seine Herrin sie dringend loswerden wollte. Der Preis war entsprechend niedrig gewesen und Lucius, der ohnehin einen Hang zu 'Herausforderungen' solcher Art hatte, hatte zugeschlagen. Den genauen Grund für den Verkauf hatte der Mann auf dem Markt nicht sagen wollen, doch als Lucius die junge Frau angesehen hatte wusste er sofort, wieso jede Ehefrau der Welt sie von ihrem Mann hätte fernhalten wollen: Ada war wirklich ausgesprochen hübsch, und sie schien sich darüber im Klaren zu sein.


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    Sie stammte aus Spanien und war schon als Kind nach Germanien gekommen. Nun zählte sie etwa zwanzig Jahre und war zu einer jungen Frau erblüht, die man nicht leicht übersehen konnte. Der Ärger, den sie ihren Vorbesitzern offenbar gemacht hatte, rührte offensichtlich daher, dass sie den Männern schöne Augen machte. Auch Lucius war von ihrem Anblick im ersten Moment verzaubert gewesen. Aber dann hatte er in ihren Augen etwas gesehen, was sich hinter ihrem provozierenden Blick verbarg. Er war sich sicher, dass sie ihre Ängste überspielte. Lucius war kein Freund der Sklaverei und hatte noch niemals einen Sklaven oder eine Sklavin besessen, doch diesmal hatte er entschieden, über seine Prinzipien hinweg zu entscheiden.


    Mit Crixus und Ada war sein Haushalt vorerst komplett und er hatte sich bereits von einem Händler beraten lassen, welche Dinge er am besten für eine kleine Einweihungsfeier, die er plante, erstehen musste. Nach dieser Feier würde er so gut wie pleite sein. Aber der nächste Monatssold kam bestimmt und immerhin würde er mit den erworbenen Gütern sein Ansehen in der Stadt ein wenig steigern können.

    Sim-Off:

    Verzeihung, wir stehen gerade in einem Gebäude eines Castellums mitten auf dem Festland! Und so viel wird vor dem Ende der Ausbildung mit Reisen nicht mehr sein ;)


    "Was hast du denn da alles für einen Kram dabei?" fragte Lucius als er das Gepäck seines Verwandten sah. "Naja, geh erstmal ins Büro rein und lass deine Daten aufnehmen, danach haben wir Zeit, zu reden!"

    "Wie du wünschst Praefectus!" gab Lucius zurück und wandte sich an die Männer. "Milites...ABITE!" donnerte er über den Hof, dann wandte er sich noch einmal Balbus zu. "Ich gehe mit zum Vexlilarius und überwache das persönlich. Soll ich danach nochmal zu dir kommen?" fragte er Balbus.