Beiträge von Lucius Albius Decius

    "Ach, das ist doch garnichts..." sagte er. Er sah sie fest an. "Ich möchte dich gern näher kennenlernen als es uns im Castellum möglich ist." fügte er hinzu. "Aber bitte sieh nicht den Herrn, den Decurio oder den Soldaten in mir, sondern den Mann. Das wäre nur gerecht, da ich auch nicht die Sklavin in dir sehe sondern die Frau. Das habe ich gleich vom ersten Moment an als ich dich im Praetorium sah. Es kann sein, dass ich dir heute schon vieles gegeben habe was vorher noch keiner gab, aber darauf kommt es nicht an, verstehst du?" Es war mehr eine rhetorische Frage. Lucius wurde zunehmend nervös da er das Gefühl hatte, dass ihm das Gespräch entglitt. Das hier war alles nicht geplant gewesen...

    "Ach, Karriere..." Er winkte ab. "Das entspringt dem Wunsch, in meinem Leben noch mehr zu sehen als diese Provinz." Er lächelte. Ihre zweite Frage brachte ihn allerdings wieder aus der Ruhe. Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte. Wahrscheinlich wäre eine ehrliche Antwort wohl die beste. "Weil ich dich wunderschön fand. Ich konnte erst nirgends anders hinsehen." Er schaute etwas verlegen auf den Becher Wein in seiner Hand. "Manchmal, ganz selten, sieht man etwas, das so schön ist, dass man erst eine Weile hinsehen muss um sich zu vergewissern, dass es real ist." Der Wein verschwand in seiner Kehle. Er schien nachzudenken. "Wenn du nun eine freie Frau wärst, würdest du dann auch hier mit mir sitzen?" fragte er und lächelte wieder.

    Er lächelte und schaute kurz zu Boden. Ein eigenartiger Ausdruck stand einen Moment lang in seinen Augen während er etwas überlegte, dann blickte er sie wieder an. "Mehr in meinem Leben als ich bisher hatte." antwortete er schließlich. "Es mag dir seltsam erscheinen wenn du das alles hier siehst. Aber im Grunde hat es auch nichts mit Besitz zu tun."

    Lucius konnte sich das, was sie ausließ, dazu denken. Ihr Schicksal berührte ihn, die Art wie sie davon sprach ließ sie verletzlich wirken. Viellleicht sollten sie besser über etwas anderes reden. Lucius schenkte zwei Becher des Weines ein und reichte ihr einen. "Wie ich sehe bist du viel herum gekommen." versuchte er, etwas Gutes an ihrem Los festzumachen. "Ich war mein ganzes Leben noch an keinem anderen Ort als in Germania." gab er zu. Er überlegte kurz. "Wenn du dir etwas wünschen könntest Salome, was wäre das?" fragte er dann um sie dazu zu bringen, vielleicht an etwas Schöneres zu denken als ihre Vergangenheit.

    Lucius hörte ihr aufmerksam zu und las dann den Schmerz in ihren Augen. "Du musst nichts erzählen was du nicht willst." sagte er schnell. "Fühl dich frei, Dinge auszulassen. Es war kein Befehl, etwas zu erzählen, es war nur eine Bitte." Er merkte, dass er die Situation nicht recht einschätzen konnte und fragte sich, welchen Eindruck er wohl auf sie machte.

    "Du musst dich dafür nicht bedanken." sagte er etwas beschämt und bot ihr eine der Liegen an. Crixus zog sich mit einem etwas amüsierten Gesichtsausdruck wieder zurück und Lucius nahm sich einen der Äpfel, die der Diener in einer Schale auf den Tisch gestellt hatte. "Möchtest du etwas?" fragte er Salome. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen und er konnte sich denken, was es war. Nun waren sie aber hier und nun war am Ende alles egal. Seitdem er diese Frau vor einigen Tagen zum ersten Mal gesehen hatte hatte er immer wieder über sie nachgedacht. Sie interessierte ihn, faszinierte ihn mit ihrer Art. "Wenn es dir nichts ausmacht möchte ich Homer gern auf später verschieben." sagte er und machte es sich auf einer der Liegen bequem. "Erzähl mir doch noch etwas von dir." bat er.

    Auf das Klopfen des Decurios hin öffnete ihnen Crixus die Tür, der zuerst einen überraschten, dann einen eher neugierigen Blick auf Salome warf. Lucius hatte mit diesem Mann eine sehr gute Wahl getroffen, denn Crixus machte sich nicht nur gut als Hausdiener und Verwalter des kleinen Haushalts, er war auch handwerklich sehr begabt und ständig dabei, irgendetwas anderes an der alternden Casa auszubessern. Lucius führte Salome in das kleine Atrium und bat Crixus, etwas Wein zu holen, zusammen mit Etwas Brot uns Obst. Neugierig betrachtete er Salomes Reaktion auf sein bescheidenes zu Hause, in dem er hin und wieder schlief wenn er nicht im Castellum sein musste und der Weg zum Gut seiner Eltern zu weit war.


    Das Atrium war in einem gemischten Stil eingerichtet. Die Wände waren nach römischer Art getüncht und es verfügte über mehrere Liegen in der Mitte des Raumes. Auf dem Boden jedoch lagen einige Felle.

    Lucius wollte auf keinen Fall einen falschen Eindruck auf diese Frau machen. Langsam nickte er. "Gut. Und dort können wir auch etwas essen und trinken und uns an ein warmes Feuer setzen." Zu gern wollte er all das mit ihr teilen. Doch viel Zeit würden sie nicht mehr haben wenn sie noch lange hier herumstanden. "Komm, ich zeige dir, wo es ist." lud er sie ein und führte sie dann durch das Labyrinth aus Pflasterstraßen und lehmigen Gassen hinüber in das Wohnviertel, in dem er lebte und schließlich bis zur Tür seines
    Hauses .

    "Es gibt eine Reihe von Tavernen in der Stadt. Und ich selbst besitze ein kleines Haus. Ansonsten können wir nur ins Castellum gehen." sagte Lucius. Confluentes kam ihm plötzlich sehr klein vor. Er wehrte sich innerlich gegen den Gedanken, dass es viele Menschen hier sicherlich seltsam finden würden wenn er sich mit einer Sklavin in eine der Tavernen setzte. "Wenn es Sommer wäre und noch warm würde mir mehr einfallen." Er versuchte, seinen inneren Zwist mit einem Lächeln zu überspielen, denn er wollte das hier auf keinen Fall kaputt machen, was immer es auch war das sich da gerade begann zu entwickeln.

    "Äh...ich glaube ich muss noch mehr hören um mir davon ein Bild zu machen." gab er zögernd zu. Stratos wirkte inzwischen etwas ungeduldig. "Wollt ihr sie nun kaufen?" fragte er in etwas säuerlichem Tonfall. Lucius konnte ihn verstehen, schließlich leitete der Mann keine Bibliothek. "Ja." beantwortete er die Frage des Älteren, der daraufhin zufrieden nickte. Lucius bezahlte und wandte sich wieder Salome zu. "Wohin möchtest du gehen?" fragte er sie frei heraus.

    Lucius lächelte. "Ich kann tatsächlich kein Griechisch. Dafür aber ein wenig Hispanisch, Germanisch und Latein." Er ließ es wie eine Zustimmung klingen. Stratos wartete geduldig, konnte er sich doch denken, worüber seine Kunden sprachen. Er wog die Schriftrolle in den Händen und betrachtete die von der Decke herab hängenden Kräuterbündel mit kundigen Augen.

    Dessen Augen begannen zu funkeln. "Ich sehe schon, eine Kennerin!" sagte er und ging zu einem der Regale an der Rückwand hinüber. "Ich muss schauen ob ich noch eines habe. Sie sind schwer zu bekommen in dieser Ecke des Imperiums." Er sah vorsichtig den Stapel durch und ließ schließlich ein triumphierendes "Ha!" erklingen. Dann kam er zu den beiden zurück und hielt Salome eine Schriftrolle unter die Nase. "Bittesehr. Die Odysse. Allerdings habe ich sie wohl nur noch in meiner Muttersprache." bedauerte er.

    Lucius nickte und betrat mit ihr den Laden, in dem ein seltsamer Geruch vorherrschte, der von einigen Kräutern herrührte, die gebündelt zum Trocknen von der Decke hingen. Auf den ersten Blick hätte man garnicht sagen können, was genau es hier zu kaufen gab, doch auf den zweiten konnte man die vielen Rollen Papyrus erkennen, die auf Regalen an der rückwärtigen Wand aufgestapelt lagen. Manche waren beschriftet, andere wiederum nicht. Stratos selbst entpuppte sich als ein älterer Mann, der in typisch-griechische Gewänder gehüllt war und lächelnd auf die beiden zukam. "Der Decurio! Oh...und wen hast du denn da mitgebracht? Welch seltene Schönheit in meinem bescheidenen Laden!" Lucius nickte grüßend und wartete Salomes Reaktion ab.

    "Äh...nein." gab er zu. Bisher nur einige Texte von einem Mann namens Cicero und Caesars Werk über seine Eroberung Galliens." Sie setzten sich in Bewegung. "Es gibt auch noch etwas von Octavian, das ich gerne lesen würde." Diese Frau war viel mehr, als ihre gesellschaftliche Stellung auf den ersten Blick verriet. Lucius war beeindruckt und überrascht, allerdings wusste er auch, dass es nicht normal war, sich so mit Sklaven zu unterhalten. Doch heute war ihm die Welt um ihn herum egal. Er erwiderte Salomes Blicke und setzte das Gespräch mit ihr fort bis sie das Forum verließen und schließlich vor Stratos Laden standen.

    "Ich finde, dass man das tun sollte wenn man im Leben etwas erreichen will. Es gibt so viel, was man aus den Worten anderer Lernen kann. Und Stratos verkauft die Worte vieler großer Männer, die schon garnicht mehr leben." Kurzer Hand fasste er einen Entschluss. "Soll ich dir seinen Laden zeigen? Ich hatte heute nichts besonderes mehr vor..." Aber jetzt schon. dachte er insgeheim.

    Unwillkürlich musste er lächeln, trotz der traurigen Worte über ihre Kindheit. "Die besten Papyri bekommst du bei Stratos, allerdings nicht hier auf dem Forum sondern die Straße dort hinten hinunter." Er deutete in die Richtung. "Ich kaufe dort hin und wieder Bücher." Er überlegte kurz. "Ansonsten...die Stadt bietet nicht gerade viele Sehenswürdigkeiten fürchte ich."

    Unwillkürlich musste er lächeln, trotz der traurigen Worte über ihre Kindheit. "Die besten Papyri bekommst du bei Stratos, allerdings nicht hier auf dem Forum sondern die Straße dort hinten hinunter." Er deutete in die Richtung. "Ich kaufe dort hin und wieder Bücher." Er überlegte kurz. "Ansonsten bietet die Stadt nicht gerade viele Sehenswürdigkeiten fürchte ich."

    Lucius war verwirrt. Konnte sie geglaubt haben, dass er etwas anderes in ihr gesehn hatte als den Menschen, der sie war? Sein ganzes Leben lang hatte er Sklaven als Menschen betrachtet, die zwar eine niedrige Stellung in der Gesellschaft einnahmen, aber keinesfalls mit Gegenständen verglichen werden konnten. "Ich hatte garnicht vor, zu gehen." sagte er verdutzt. "Was wir sind und wer wir sind ist eines Salome. Jeder Mensch besteht aus vielen Teilen." Er betonte Mensch besonders um ihr zu zeigen, dass er Sklaven nicht mit den Augen der meisten Römer betrachtete, die ihren Besitz schätzten wenn sie sie ansahen. "Ich bin Lucius. Salome ist ein sehr schöner Name."

    "Ich bin nicht weit von hier geboren." antwortete er wahrheitsgemäß. "Dieses Land ist rauh und wild, auch jetzt noch." fügte er hinzu. Ihre Augen fesselten ihn und obwohl es ihn nervös machte, mit ihr zu sprechen, konnte er den Blick nicht recht von ihr abwenden. Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Nunja... Wirst du denn...gut behandelt?" war die einzige Frage, die ihm noch einfiel während er realisierte, dass er sich noch nie lange mit Sklaven unterhalten hatte. Irgendwie war das beschämend.