Beiträge von Petronia Livia

    Ganz im Gegensatz zum gestrigen Mittagsschlaf der fest und tief gewesen war, hatte die eigentliche Nachtruhe nicht die erwünschte Erholung gebracht die sich Livia im Grunde ihres Herzens erhofft hatte, dennoch war sie lang ausgeharrt, sie hatte nun schließlich heute auch noch keine wichtigen Termine zu erfüllen und so war sie trotz mehrmaliger Versuche den schweren Körper auf zuraffen meist wieder in einen beruhigenden Dämmerzustand in die weichen Kissen zurückgefallen.
    “Ein neues Bett muss immer erst eingelegen werden Bruder, aber ansonsten .....für die mir ungewohnten Verhältnisse war die Nachtruhe doch recht angenehm“, so versuchte Livia ein wenig beschwichtigend den Zustand des ruhelosen Herumwälzens vorsichtig zu umschreiben, um den Bruder nicht gleich am zweiten Tag zu verärgern, dann wandt sie sich zu ihm und hielt sich ruhig lächelnd an der Lehne des ihm gegenüber platzierten Korbsessels fest.
    “Kommst du mich einfach so besuchen mein Bruder oder gibt es einen bestimmten Anlass dafür”,
    Livia lies die Lehne nun sachte los, um sich den Korbsessel streifend auf dessen Sitzfläche hinabsinken zu lassen.

    Livia hatte sich noch eben im kleinen Metallspiegelchen die letzte herausgerutschte braune Strähne ungeduldig wieder in das Haargeflecht zurück gesteckt, da klopfte es auch schon an ihrer Zimmertür. Ein wenig erschrocken fuhr sie zusammen und presste die Spiegelscheibe gegen ihre Brust, so war sie doch erst vor einer halben Stunde den Federn entstiegen und noch von einem etwas mulmigen Gefühl umfangen.


    “Ja bitte, herein!?” sagte sie zaghaft immer noch ein wenig scheren Atems und legte das Spiegelchen auf die Kante des Holztischs zurück, von welchem sie es ein paar Minuten zuvor aufgegriffen hatte.

    Livia erinnerte sich bei Arrias Worten auf ein mal wieder ganz genau daran,
    wie ihre eigene Mutter sie damals liebevoll an die Hand genommen hatte, um mit ihr zum ersten mal im Leben die Tempelstadt von Rom zu durchschreiten, sie war damals noch sehr klein gewesen, zu klein um die Besonderheit dieses Momentes schätzen zu wissen. Livia war ein nicht zubändigender Wirbelwind gewesen als sie noch ein Kind war, ja für nichts zu Schade, vor allem nicht für das Rumgetobe mit den älteren Brüdern, das strenge Tantchen hatte dies während der täglichen Besuche immer mit misstrauischen Augen begutachtet und begonnen solange auf die Mutter einzureden, bis die sonst so gutmütige Frau irgendwann selbst geglaubt hatte das dieses Verhalten einfach ungebührlich für ein Mädchen sei. Um sie vor den Spielen mit den Brüdern abzuhalten, hatte ihre Mutter begonnen sich immer mehr und mehr Zeit für sie und ihre Erziehung zu nehmen, Livia hatte damals noch nicht so richtig verstanden warum, aber es hatte sie glücklich gemacht mit der Mutter zusammen zu sein, so besuchten sie auch immer häufiger die Tempel Roms besonders oft jedoch den Vestatempel, da sich die Mutter ein wenig mehr Manieren von ihrer Tochter dadurch erhofft hatte.


    “Nun weißt du Arria meine Mutter hatte wahrhaftig bevor sie verstorben ist die Hoffnung, dass ich eine Sacerdos der Vesta werde....”, Livia senkte dabei etwas wehmütig den Kopf als sie daran dachte wie sehr sich ihre Mutter damals in diesen Gedanken hinein gesteigert hatte “aber ich ... ich bin ehrlich, selbst wenn ich gewollt hätte so konnte und könnte ich dem Wunsch ihrer nie Genugtuung bringen”. Dann beugte sie sich ein wenig vor und flüsterte leise, damit die Männer es nicht hörten, in Arrias Ohr “weißt du, sie sagte immer: `du kannst den Mund einfach nicht halten Kind, mit dieser Eigenschaft bekommst du nie einen Mann`, ich glaube sie hatte wohl keine Aussichten für eine andere Zukunft außer bei den Vestalinnen gesehen”, dabei konnte sie sich ein breites Lächeln jedoch nicht verkneifen, selbst wenn Arria ihre Bemerkung als ebenfalls `ungebührlich` angesehen hätte.


    “Ceres und Vesta sind wunderbare Göttinnen vor welchen ich alle Achtung hege und so glaube mir, nie über ihre Häupter spotten würde, aber im Grunde meines Herzen fühle ich mich doch nur zur einer verbunden und dies ist mit Abstand wohl Diana”, sagte Livia mit einem wesentlich zufriedeneren Gesichtsausdruck als zuvor, “wenn du wissen möchtest warum erzähle ich es dir aber besser Morgen, da es jetzt am Abend doch um einiges zu viel des guten wäre, noch solch immenses Gehör von dir zu verlangen".

    Livia freute sich darüber dass es Arria anscheinend gut ging, auch wenn sie es sich traurig vorstellte vom geliebten eigenen Verlobten so weit getrennt zu sein, aber Arria war eine starke junge Frau, so schätze Livia sie wenigstens ein, sie würde es sicher schaffen auch hier ihren Weg zu machen bis sie zu ihrem Verlobten zurückkehren könnte. “Den Weg der Götter also, wenn es dich innerlich erfüllt ist es eine wunderbare Aufgabe Ceres zu dienen, ich muss gestehen ich habe mir auch eine Zeit lang den Kopf darüber zerbrochen ob ich nicht den gleichen Weg wie du wählen soll, aber ich glaube es wird schwierig für eine Frau in meinem Alter noch als Gottesdiener quer einzusteigen” sagte Livia ein bisschen wehleidig und rollte mit den großen Augen, innerlich wusste sie jedoch genau dass auch eine politische Laufbahn im wesentlichen noch schwerer werden würde falls sie so etwas überhaupt vor hätte, aber eigentlich hatte sie sich als junges Mädchen immer gewünscht eine Priesterin der Diana zu werden und doch war die Zeit verstrichen in der sie sich ihren Wunsch hatte selbst nicht erfüllen können. “Hm und wie ging deine Bewerbung von statten, hast du die Pontifex Hispania per Brief kontaktiert bevor du angefangen hast oder war es dir möglich sie gleich persönlich zu treffen, du musst wissen ich habe im Grunde keine Erfahrung mit solch Bewerbungsabläufen, meine Tätigkeiten waren ja meist nur von kurzer Dauer und im wesentlichen nicht von großer Prozedur” darauf zuckte Livia leicht entschuldigend mit den Schultern und lächelte Arria an, hoffte sie doch dass Arria ihrer Tante auf die alten Tage, doch noch etwas bei bringen konnte in Sachen Arbeit und Bewerbungen.

    “Oh heute Vormittag, ich wollte eigentlich erst alle begrüßen aber das kurze Mittagsschläfchen das ich halten wollte ist wohl doch etwas länger geworden als geplant, aber nun kann ich das ja nachholen”,
    sagte Livia und lies ein leichtes Lächeln über die zarten Lippen gleiten.
    Sie war wirklich froh nun wieder bei ihrer Familie zu sein und ihr Dasein nicht mehr allein fristen zu müssen, wenn sie schon keinen Mann hatte so doch wenigstens eine richtige Familie,die ihr viel mehr wert erschienen als solch geknüpfte Bande zu Männern.“....zugegeben, ich hätte selbst auch gerne so eine Casa, aber diese Ruhe hier macht mich ganz kribblig, ich bin es ja gar nicht gewohnt schlafen zu können ohne von irgendwelchem Lärm geweckt zu werden, Rom war ja immer so zerstreut und laut, dass man die eigenen Gedanken nicht hören konnte und hier scheint man die Flöhe drei Kilometer weit noch husten zu hören“ erwiderte sie fröhlich auf Arrias Frage “aber nun sag wie gefällt es dir selbst hier Arria, hast du dich gut eingelebt, in eine neue Stadt zu ziehen ist ja sicher nicht leicht”. Livias legte den Kopf dabei ein wenig schief zur Seite, so dass ihr Zopf über die Schulter rutschte und die verzierten Kreolen an ihren Ohrläppchen klimpernd hin und her schwangen, ihr Kummer schien auch auf ein mal wieder wie weg geblasen, denn die Unterhaltung mit Arria machte ihr bewusst dass ihre eigenen Sorgen über die neue Heimat unbegründet waren,schließlich war es für jeden schwer einfach weg zu ziehen und damit alles geliebte zurück zu lassen. Als Cinna und Marcia das Triclinium betraten wandte sich Livia um, schließlich wollte sie in ihrer neugierigen Art endlich die so gelobte Frau ihres Bruders sehen. Marcia war noch jung, ja viel jünger als Cinna und unglaublich hübsch,wenn sie es recht bedachte war sie nun die älteste der Frauen im Raum,es war beschämend, das eine Frau wie sie, von nun schon dreißig Jahren weder einen richtigen Erwerb noch Kinder oder einen Mann auf zu weisen hatte im Gegensatz zu den restlichen anwesenden Damen, so dass sie sich innerlich immer mehr der Zweifel kam ob sie nun nicht schon zu alt sei um sich noch auf eine Beziehung einzulassen oder ob sie überhaupt irgendeiner haben wollte.“Guten Abend euch beiden”, sagte sie erfreut, trotz der etwas wiederwilligen Gedanken die ihr mal wieder durch den Kopf schossen und schenkte den beiden ein ungewohnt herzhaftes Lächeln.

    Livias angestauter Frust hatte sich nun verflüchtigt und ihre noch geröteten Wangen nahmen nun auch ganz allmählich die gewohnte Farbe wieder an, das junge hübsche Mädchen das sie oben freundlich mit lächelnden Lippen empfangen hatte lies der angespannten Livia nun wieder ein wenig mehr Mut und vor allem Zuversicht in den geschwächten Körper zurückfliesen, ja wenn sie sich es recht bedachte konnte dass eigentlich nur Arria sein, Varus kleine Tochter, die nun jedoch gar nicht mehr so klein war und sich wie Livia empfand zu einer richtigen Frau entwickelt hatte.


    “Ich danke dir ...... Arria”, beim Namen zögerte Livia vorsichtig, all zu beschämend wäre es doch gewesen die Anwesenden zu verwechseln, dann fasste sie sich jedoch ein Herz und sprach ihn aus,
    schließlich hatte ihr Gegenüber sie ganz offensichtlich Tante genannt und nicht beispielsweise eine Cousine dritten Grades, so dass sie ihren Zweifel der sie sonst in sekundenlange Verzögerungen gestürzt hätte, momentan entschlossen über Bord werfen konnte. Dann lies sie ihren Blick ruhig über den Rest der Gesellschaft schweifen, neben Arria und Varus war da ja noch immer die fremde Frau und ein Mann, den sie ungefähr dem selben Alter wie sich selbst zuordnete. Doch kaum hatte sie ernsthaft begonnen sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wer die beiden Personen denn nun vermeintlich sein konnten,
    lauschte sie auch schon den Worten von Varus, welcher die Dame die sich auf einer der Clinen niedergelassen hatte, als Decima Alessa vorstellte.


    “Es freut mich auch sehr euch kennen zu lernen Decima Alessa”, erwiderte Livia auf die nette Begrüßung der Decima und ließ ein freundliches Nicken des Kopfes die gesprochenen Worte als Geste unterstreichen. Noch ein wenig unschlüssig darüber ob sie sich nun setzen sollte oder nicht, berührte sie sanft die Lehne des Korbsessels, den man sorgfältig neben die Clinen platziert hatte und drehte sich lächelnd zu Arria und dem jungen Mann, der immer noch neben ihr stand.


    “Dürfte ich hier platz nehmen oder will einer von euch beiden sich im Korbsesseln nieder lassen, ich möchte nicht unhöfflich sein schließ kam ich als Letzte zur Gesellschaft”, sprach Livia in ihrer samtigen Stimmlage und lächelte die beiden dabei herzlichst an.

    Langsamen schweren Schrittes war die durchgefrorene Livia in die Casa zurückgekehrt, um noch einmal vorsichtig einen Blick in das Triclinium werfen zu können, schließlich wollte sie auch jetzt noch nicht der maßgebliche Faktor für einen Gesprächabbruch der beiden Personen sein. Aber als sie die neugierigen Augen achtsam, um nicht noch gesehen zu werden, über die Türkante in den Raum schweifen lies, entdeckte sie zwei junge Leute die sich nun zu den beiden Herrschaften dazugesellt hatten und somit das Gespräch erst einmal unterbrochen war. So trat Livia genau aus diesem Grunde doch noch entschlossener Maßen in die Türe des Tricliniums und wartete kurz bis sich die Herrschaften anscheinend begrüßt hatten, um dann etwas verlegen die Hand zu erheben und ihrem Bruder einen Begrüßungswinker zu senden.


    “...Entschuldigt bitte, ich wollte nicht stören, aber ich habe Stimmen gehört,... da dachte ich ihr hättet vielleicht schon mit dem Essen begonnen.....”
    bedrückt von einem unwohlen Bauchgefühl hielt Livia jedoch inne, da sie sich den Eindruck nicht verwähren konnte, doch den Anwesenden so impertinent ins Wort gefahren zu sein, dass sie es nun ein Leben lang bereuen würde.

    Die Sonne war schon untergegangen als Livia den Säulengang in Richtung Garten hinabgeschritten war um sich ein wenig die Zeit bis zum Essen zu vertreiben, in Gedanken versunken blickte sie dabei immer wieder abwechselnd auf das Gebälk und dann auf die grauen kunstvollen Steinsäulen des Ganges. Schön war es hier, etwas vergleichbares hatte es in Rom nicht gegeben so war Livia sicher, alles so hatte sie es jedenfalls empfunden war immer so aufgerüttelt und nüchtern gewesen, um ja keine Spur von Romantik, Idylle oder ähnlichem bei seinen Betrachtern zu hinterlassen. Livia selbst kannte Rom seit Kindertagen und mochte dessen Hektik nicht, ja allgemein mochte sie eigentlich keine Hektik, denn dass bedeutete auf Dauer Stress und wer immer nur gestresst durchs Leben ginge, der habe auch nur halb so viel Freude im Leben und stände so zu sagen schon mit einem Bein im Grab. Eine Säule nach der anderen folgte Livias Erinnerungen an die alte Heimat bis sie leicht verwirrt vor der letzten Säule halt machte und sich ihr Blick im Strudel der gewundene Verzierung einen Moment lang gebannt verfing. Sie würde Rom trotz aller Schlechtigkeit vermissen das wusste sie tief in ihrem Herzen, denn schließlich verband sie fast ihr ganzes Leben mit dieser Stadt und vermochte es so wahrlich noch nicht diese Casa als ihre neue Heimat anzusehen, dennoch hoffte sie inständig das sich das irgendwann ändern würde und sie sich an das fremde Heim gewöhnen würde. Livia lies ihre Hand noch einmal sanft ja fast zärtlich über die letzte kalte Steinsäule streichen und blickte schmerzlich berührt in den Garten hinaus der sich ganz allmählich in graues Dunkel gehüllt hatte und nur noch vom glühenden Himmel erleuchtet wurde, eine heiße Träne nach der anderen kullerte nun über die vom winterlichen Abendwind erkalteten leicht geröteten Wangen Livias.
    Das Bild das sich vor ihr erstreckte war von solch unbeschreiblicher Schönheit, dass es die Eindrücke des Vergangenheit welche noch so kurz zuvor verschwommen und blass auf sie gewirkt hatten, wie eine marode Mauer auf sie einstürzen lies, ein eisiges Abendlüftchen jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken und lies die auseinandergerissen Wolkenstreifen in Erhabenheit stolz über das blutrote Firmament tanzten um sie noch ein letztes mal von der am Horizont schon verschluckten Sonne in ein gleißendes Gelb tünchen zu lassen. Eine ganze Weile stand sie dort noch ein wenig entkräftet an die steinerne Säule gelehnt und lies das kalte Material den glühenden Wangen und den zitternden Händen ein Stütze sein,
    nun sammelten sich immer mehr die violetten dunkelblauen Farbtöne am Horizont um die bevorstehenden Nacht einzuläuten und das Land in verträumte Stille zu tauchen. Livia fuhr sich, geschüttelt von der Kälte die jetzt über sie hereinbrach mit den eisigkalten Händen schnell über die Wange um die letzte halbgetrocknete Träne davon zu wischen und schritt dann zurück in die Casa um zu sehen ob das Essen im Triclinium nun beginnen konnte oder sogar schon begonnen hatte.

    Mit immer noch müden Gliedern und einem schrecklich flauen Gefühl in der Magengrube war Livia im Halbdunkel durch die Gänge der Casa getappt, immer dabei ausschauhaltend wo sich denn nun das Triclinium des Hauses befand, an einigen verschlossenen Türen war sie vorbei geschritten und hatte dabei vergeblich versucht trotz starker Beklemmung um die Brust jemandem zu erspähen der ihr vielleicht hilfreich den richtigen Weg weisen könne. Aber noch bevor sie durch den dunklen Gang resignierend in ihr Zimmer zurück kehren konnte, aus welchem sie soeben erst schnellst möglich geflohen war, hatte sie auch schon schräg vor dem Triclinium gestanden und ein paar Wortfetzen eines Gespräches erhascht, welche leise aus dem offenen Raum hervor drangen. Sie hatte geglaubt die vertraute Stimme von Varus zu hören und dann war da noch eine Stimme gewesen die sie nicht kannte, ja eine Frauenstimme! die etwas von 6 vergangenen Jahren und einer großen Überraschung erzählt hatte, Livia freilich konnte dies alles nicht einordnen und es war ihr auch sichtlich unangenehm das Gespräch, wenn auch nur zufällig, kurz belauscht zu haben. Nachdem es ihr wohl einige Sekunden durch den Kopf gegangen war ob sie stören sollte oder nicht, hatte sie sich innerlich dazu durchgerungen zaghaft ein paar Schritte rückwärts zu gehen und nicht einfach in ein solch persönliches Gespräch unangemeldet herein zuplatzen, schließlich hatte sie nicht vorgehabt noch am selben Tag ihrer Ankunft große Unhöfflichkeit zu beweisen und damit auch noch den regen Redefluss der beiden dadurch zu hemmen. Nein, da war ihr zugeben selbst das unsichere herumstolpern in den Gängen lieber gewesen als sich selbst vor ihrem Bruder und der Fremden als geschwätzigen Tölpel ohne Manieren zu präsentieren, so dass sie ohne zu zögern den Gang zurück geschritten war bis sie das Peristylium entdeckt hatte, welches direkt in den Garten der Casa zu führen schien.

    Während Livia in ihrem tiefen Schlaf versunken war hatte sich leise der Abend ins Land geschlichen um das Cubiculum sanft ganz allmählich durch die letztens Sonnenstrahlen in ein flackerndes warmes orangerotes Tuch einzuhüllen, ein wenig Licht viel nun auch durch die schmale Fensteröffnung von Garten her und streifte flackernd über Livias alabasterfarbenes Gesicht, warm und angenehm lagen die Farbtöne auf ihren Augenliedern und hinterließen ein auffälliges leichtes kribbeln unter ihrer Haut. Von diesem unglaublich idyllischen ruhigen Gefühl umfasst bemühte sie sich noch einige male durch drehen und wenden des schlanken Körpers auf den weißen Bettlacken, die ideale Stellung zum weiter schlafen wieder zu finden, während sie sich unruhig von Seite zu Seite zu werfen schien, verspürte sie jedoch nun immer deutlicher das dringende Bedürfnis die Augen endlich erleichternd aufschlagen zu können und sich für das bevorstehende Abendmahl zurecht zu machen. Endlich zu neuem Bewusstsein gekommen strich Livia noch ein wenig benommen mit den schmalen Fingern über ihre Stirn, um die von der Dunkelheit noch geschwächten Augen vor der grellen rote getünchten Farbe abzuschirmen, ihre müden Augenlieder vermochten sich jedoch dennoch nicht an die Intensität der Lichtes zu gewöhnen und so blinzelte sie etwas unbeholfen überall dorthin wo sich die letzten spärlichen Schatten leicht über die Raumecken des Cubiculums gelegt hatten.Nach einigen endlosen und fast still zustehenden Minuten erhob sich Livia aus der Rückenlage und saß nun wieder mit den wärmenden Sonnenstrahlen im Rücken auf der Bettkante, von welcher sie sich einige Stunden zuvor herab sinken gelassen hatte. Noch in leichter Verwirrung blickte die junge Frau um sich und erspähte die Silhouette des Kiste aus der sich ihre Tuniken befunden hatten, der Raum lag nun in absoluter Stille vor ihr und ein ungutes Gefühl das einfach nicht zu bändigen schien breitete sich wie ein kalter Schauer klammheimlich über den sanften Nackenhärchen aus, weder leise Worte, noch das Geknarre von Wagen oder das Rauschen der Blätter drang nun mehr an ihr Ohr, alles wirkte mehr als nur befremdlich ja fast schon unnatürlich. Um dem unguten Gefühl zu entrinnen begann Livia vorsichtig die Bettkante entlang zu kriechen und lies dann ihre Hand tief zwischen den restlichen Kleidern in der Kiste hinabtauchen, um wenig später einen kleinen rundes Metallspiegelchen zum Vorschein zu bringen. Ganz behutsam hielt sie das runde polierte Metallstück gegen die einfallende Sonne um sich besser darin betrachten zu können, so dass sich die letzten Sonnestrahlen im Spiegel verfingen und sich auf ihren Wangen abzeichneten. Schrecklich sah sie aus so zu mindest empfand es Livia selbst und schüttelte nur selbstbelehrend den Kopf, während sie die zerrupften Haare,
    das verrutschte Gewandt das sich in knitternde Falten geworfen hatte und den leichten Kissenabdruck in ihrem Gesicht unzufrieden begutachtete. Nach einiger Zeit der stetigen Musterung legte sie den Spiegel jedoch ein wenig unsanft bei Seite und erhob sich nun um sich endlich für das Abendessen herzurichten, schmerzlich berührt versuchte sie zuerst die verknotete Haarspange aus dem Lockengewühl heraus zu ziehen, um ihrer Haarpracht danach durch wiederholtes kämmen mehr Ordnung zu verleihen. Danach beugte sie sich ein wenig begutachtend über die noch stehende halbvolle Kiste mit Tuniken und zog eine nach der anderen heraus um sie auf dem Bett zusammen zu legen und sie dann in den Schrank hineinzusetzen, schließlich hatte Turia mehr als genug mit dem restlichen Haushalt zu tun so fand sie und müsse nun wirklich nicht noch ihren unnötigen Krimskrams mit erledigen. Turia in ihrer liebenswerten Art lag Livia sehr am Herzen, eigentlich empfand sie es als eigene Schande dass das Mädchen als Sklavin arbeiten musste und dann gerade noch bei ihr, am liebsten hätte sie ihr lieber heute als morgen endlich die Freiheit geschenkt, aber immer wenn Turia sie mit ihren großen freundlichen Augen anschaute, hatte sie sich selbst für einen solchen Gedanken gehasst, in Wahrheit wollte sie das Mädchen nicht hergeben auch wenn sie wusste das es eigensüchtig war, viel mehr hoffte sie immer noch innerlich das Turia irgendwann die Nase voll haben würde von ihrer `Herrin` und die Freiheit einfach einfordern würde. Immer wieder kreisten ihre Gedanken wie ein Geier um das selbe leidige Thema und brachte sie damit völlig aus dem Konzept, mehrmals hatte sie nun die gelbe Tunika versucht zusammen zulegen, doch es schien ihr einfach nicht glücken zu wollen und so entschloss sie entnervt, dass genau dieses sture Kleidungsstück ihr nun zur Genüge als Abendgarderobe hinreichen würde. Nach dem sie langsam aber sicher alles mühsam in den Fächer des Schrankes verstaut hatte, begann sie Strähne für Strähne des lockigen Haarschopfes zu einem eleganten kunstvollen Knoten zusammen zuflechten und mit einem kleinem Haarkamm zu versehen, danach schlüpfte sie in die safrangelbe Tunika deren leichter Faltenwurf immer ein wenig hin und her schwang und damit die doch sehr wenig weiblichen Rundungen ihres Körpers sanft umspielte.Zu guter letzt legte sie sich noch eine zarte goldene Kette um den schmalen Hals und versah ihre Ohrläppchen mit ein paar baumelnden fein verzierten Kreolen die sie aus Griechenland mit gebracht hatte und schlüpfte dann mit einer passenden Palla die sie um das Dekoltee gewickelt hatte leise aus der Türe in den Gang hinaus.

    `Vielleicht` hatte Livia in diesem Moment noch kurz gedacht und ein leises “bis Später” geäußert als Turia dabei war die Türe hinaus zu schreiten, zu mehr schien sie nun nicht mehr fähig und lies den Kopf erschöpft in den Nacken fallen. Als Turia den Raum verlassen hatte lies sich Livia mit einem knarzenden Geräusch auf das Bett hinab fallen, ja sie hatte nicht mal mehr Muße um sich zu entkleiden geschweige denn die Tunika fein säuberlich zusammenzulegen, wie sie es sonst gewohnt war. Müde sanken die Augenlieder nach unten und obwohl sich nicht sofort einschlafen gewollt hatte umfing sie nun ein unbändiges Gefühl von Ruhe dem sie sich nicht mehr entziehen konnte. Leicht drehte sie sich noch einmal zur Seite und fiel dann kaum hatte sie das Kissen berührt in einen tiefen erholsam Schlaf.

    Zugenommen hatte Livia wirklich nicht, dass musste sie schon zugeben, dennoch konnte und wollte sie es nicht auslassen sich über ihre eigene nicht zu bremsende Genusssucht was das Thema Lebensmittel betraf ein wenig zu belustigen, auch kochen hatte sie ein wenig gelernt von dem griechischen Mütterchen was sie innerlich noch mehr in Zufriedenheit versetzte als der Gedanke an den schon gegessenen gebackenen Fisch, schlimm dabei war nur das sie sich anscheinend mal wieder mehr mit der Esskultur des Landes beschäftigt hatte und darüber völlig zu vergessen schien was der wahre Grund der Reise gewesen war. Als Turia jedoch von baldiger Heirat anfing winkte Livia nur müde ab, ja wenn sie an einem sicherlich nicht interessiert war dann wohl um eine Horde verrückt gewordener Mannsbilder die sich um sie prügelten, noch nie hatte sich ein Mann für sie interessiert, ja wirklich nie ja nicht einmal ein großer, ein kleiner, ein dicker, ein dünner, ein reicher, ein armer,ja im Grunde gesehen eigentlich gar keiner und obwohl sie sich halbwegs in die Rolle des gesitteten Frauenzimmers eingewöhnt hatte so keimte doch ab und zu der Gedanke in ihr auf, dass ihr alle Männer gestohlen bleiben konnten die nur ein Frauchen suchten das die gehorsamen Lippen nur dann öffnete wenn dabei ein “Ja mein Schatz” heraus kam.
    “Nun gut aber erst wenn ich hier eine Arbeit gefunden habe, damit ich meine armen sich prügelnden Legionäre mit Holzbein und Glasauge auch alle ernähren kann” sagte Livia ein wenig traurig spöttisch und schaute dabei auf Turia, während diese die Tunikas aus den Kisten heraus zog “Arria hat es gut....zu mindest hoffe ich das für sie, so ein liebenswerter Wildfang wie das Mädchen ist hätte sie einen netten Ehemann verdient, aber als selbstsichere Frau hat man es im allgemeinen nicht leicht man könnte gerade meinen die Kerle hätten Angst gefressen zu werden”.
    Livia sagte das in einem sehr betrübten Tonfall lies ihren letzten Worten jedoch ein doch eher belustigendes Knurren und Fauchen folgen um nicht ganz in ihrem Selbstmitleid auf zu gehen, innerlich hoffte sie jedoch wirklich von ganzem Herzen das Arrias Mann, keiner von denen war die erst mit den Frauen liebäugelten um sie dann wenn sie ihnen doch nicht passten wieder fallen zu lassen so kurz nach der Hochzeit. “Achhh hm müde? na ja ein wenig” lachte Livia und schaute Turia mit erschöpften Augen an “....aber gut ich lege mich hin und schlafe das neue Betttuch schon mal ein... du brauchst mich aber wirklich nicht um die Erlaubnis bitten ob du gehen darfst.... tu es einfach”, sagte sie abschließend ein wenig beherrschter winkte ab und wartete ruhig bis Turia gegangen war.

    Das nichts zu vergeben wäre glaubte Livia Turia freilich einfach nicht, schon die Vorstellung sie mit der bockigen Tante allein zurückgelassen zu haben bereitete ihr Unbehagen, nur die Götter vermochten zu wissen wie schlecht sie die junge Frau wirklich in ihrer Abwesenheit behandelt hatte.
    Dennoch hörte sie es gerne wenn Turia so erzählte, besonders jedoch wenn sie über die Familie sprach, denn wenn Livia ehrlich war so hatte sie durch die lange Abwesenheit völlig den Bezug zu ihren Brüdern verloren, sie fühlte sich fremd besonders nach dem sie nun so zusagen auch noch in die Fremde ziehen musste. In Turias Nähe verspürte sie jedoch egal wo immer ein gewisses Wohlsein, welches sie selbst gar nicht genau zu definieren wusste, seltsam war ihr im Grunde nur wenn sie daran dachte das Varus Turia eines Tages sicherlich in die wohl verdiente Freiheit entlassen würde, ja selbst wenn er dies nicht täte so würde Livia wenn nötig dafür sorgen, so dass Turia fortgehen würde wie sie selbst es getan hatte um ihr eigenes Leben zu führen und nie wieder ein Wort mit ihrer Herrin wechseln. “Oh soll ich dir wirklich nicht helfen?” eigentlich hatte sie nicht vor gehabt sich so schnell niederzulegen, doch nun sank sie erschöpft und sich einwenig unnütz fühlend auf die Bettkante hinab.
    “Hm....nun ja die Griechen, ein sehr nettes Volk, sehr wissbegierig was wohl Voraussetzung zu sein scheint für dieses Übermaß an Weisheit und Erfahrung das sie ausstrahlen, nimm nur Aristoteles, Euripides und wie sie nicht alle heißen, und Baukünstler an die selbst die Römischen Architektonen nicht heranreichen können, ......aber am besten war doch zugegeben das reichhaltige Essen von dem ich sicherlich trotz Abspeckkur noch einige Pfunde mit mir herumtrage ohne es zu wissen, die griechischen Mütter übertreffen die besten Köche, ich hab wohl noch nie so guten Fisch zu mir genommen wie am Peloponnes”
    äußerte Livia ein müde klingend auf Turias Frage und stütze sich ein wenig verloren auf den weichen Bezug ihres Bettes um nicht schlaftrunken hineinzusacken.

    Livia musste sich unweigerlich an den Kopf greifen als Turia ihr von Cinnas unmöglichem Benehmen berichtete, ja nicht verändert hatte er sich dieser alte Schmeichler, sie so um den Finger zu wickeln war typisch für ihn und eigentlich lies sie sich dies auch gerne gefallen, ja wenn doch nur nicht immer diese immense Sturheit in ihm brodeln würde, dachte sich Livia.
    “Ich fass es nicht! kaum dreht man den beiden Starrsinnigen den Rücken zu benehmen sie sich wieder wie die Wilden, ganz besonders Cinna, aber er wird sich zu meinem Bedauern wohl auch nie ändern”sagte sie, zog dann ihre Augebrauen in leichter Empörung nach oben und schüttelte ein wenig die braune Haarpracht. Dann hielt sie einen Moment an um mit leisen Worten fortzufahren,
    “Es tut mir leid wegen damals Turia, ich hätte dich einfach mit nehmen sollen das Tantchen hätte wohl so oder so früher oder später der Herzschlag getroffen, und zugegeben war es doch nicht so spannend wie ich gehofft hatte, was wohl daran liegen mag das Mutterseelenallein alles nur halb soviel Spaß macht, aber im ganzen Ernst wenn du mir es denn überhaupt zu entschuldigen kannst,
    dann muss ich dir dennoch sagen: die Griechen sind interessant aber hast du einen Tempel der Griechen gesehen so kennst du sie meist freilich denn alle!”
    , sagte sie mit betrübter Stimme und beugte sich über den Koffer um Turia mit dem eigenen Stoffgewühl zur Hand zu gehen.

    Langsam war Livia hinter Turia her geschritten hatte sie dabei jedoch genau im Auge behalten, lange hatte sie die so Vertraute nicht mehr gesehen und wenn sie recht an den Moment zurück dachte als sie in die Kutsche nach Griechenland eingestiegen war wurde ihr wieder ganz mulmig ums Herz,damals war es ihr unheimlich schwergefallen Turia zurückzulassen, zu gerne hätte sie diese mit genommen nicht nur als Sklavin mehr war sie für Livia eigentlich eine Freundin gewesen. Richtige Freundinnen an sich hatte Livia noch nie zuvor gehabt das Tantchen hatte dies nämlich immer säuberlichst zu hintertreiben gewusst, warum wusste Livia eigentlich selbst nicht so genau meist hatte die Alte irgendwelche seltsamen Gründe vorgeschoben um von der wahren Ursache abzulenken. Aber vom Kauf Turias hatte sie sich, trotz hartnäckiger Proteste der Tante nicht abbringen lassen, ja so hätte sie eigentlich doch auch eine Sklavin kaufen sollen und genau das hatte sie im Grunde nur getan, wenn auch nicht nach den Vorstellungen einer anderen Person.


    “Sag mir Turia, wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen? haben sie dich alle gut behandelt...?”,
    sagte Livia mit unüberhörbarer Sorge in ihrer eben noch so freudigen sanften Stimme und blickte Turia aus großen schuldbewussten Augen an, während sie dieser folgend das Gemach betrat in welchem Iason schon das Gepäck abgeladen hatte.

    Ja müde war sie wirklich, ihr Kopf bereitete ihr ein unweigerliches schmerzliches Schindelgefühl und in ihren Beinen schienen sich die Venen kalt und blutleer unter der Haut abzuzeichnen, lange zu stehen vermochte sie wohl nicht mehr, so entschloss sie obwohl noch nicht alle begrüßt worden waren,Turia zu folgen.
    “Nun einverstanden, ich werde mich ein wenig ausruhen und ordnen um heut Abend gefassteren Zustands beim Essen zu erscheinen, aber versprich mir eins Bruder:`bitte keine großen Umstände wegen mir`, bin ich doch keiner große Esserin und will die gewohnten Bahnen der Familie nicht stören", dabei freute sie sich innerlich sehr wohl auf ein Festessen, auch wenn sie dies ungern zugab so aß sie gerne, oft und viel, was ihr schon so manche selbstverordnete Fastenkur eingebracht hatte. Dann drehte sie sich noch einmal bewusst freudig zu Varus
    “sicher wird es ein schöner Abend, aber nun entschuldige mich Bruder ich muss mein verwirrtes Haupt noch ein wenig zur Ruhe betten”, sagte sie dabei leise ein wenig lachend, dann drehte sie sich zu Turia und schritt mit ihr davon.

    Eben noch hatte sie ungeduldig nach dem fehlenden Cinna Ausschau gehalten und nun war da schon wieder jemand neues dessen Stimme ihr jedoch sehr wohl bekannt vor kam. Langsam wandte sie ihren Kopf zurück um zu sehen welch vertrauter Mund diese Worte hervorgebracht hatte, dabei fiel wie so oft ihre braune Lockenpracht sanft über die schmalen Schultern und rieselte den Rücken zu den Schulterblättern hinab fast wie ein leichter Sommerregen. Und nun? ja nun schaute sie in die zwei freundlichen großen Augen Turias, ein unglaublicher Schwang von Freude, welchen Livia seit sie hier war mehr als einmal zu unterdrücken versucht hatte, trat nun deutlich an die Oberfläche und lies der jungen Frau keine andere Wahl als sich Turia mit Freudentränen um den Hals zu werfen.“Turia, du auch...”, leise kullerten ihr ein paar heiße Tränen die Wangen hinab und es wurde ihr endlich bewusst wie sehr sie alles verdrängt hatte in den letzten Monaten, so dass nun Freude wie auch Trauer gleichzeitig aus ihr heraus zu quellen schienen “verzeih Turia... aber frag mich nicht was ich haben will,... so hab ich doch nun endlich wieder alles was ich brauche”. Bewusst werdend wie unhöfflich sie sich benommen hatte nahm sie ihre Arme von Turia und strich sich schnell die Tränen weg um nicht einen noch schlimmeren Eindruck zu hinterlassen.

    “Wenn ich mich recht entsinne....ohje könnt es aber auch sein dass ich ihn zu spät los gesandt habe, Schande über mein eigen Haupt und meiner Worte wegen musste der treue kaiserliche Postdienst nun wieder Buße tun, dabei sagte ich eben noch zu Cinna das mein Zeitgefüge durch den langen Müßiggang ganz aus der Fassung geraten zu sein scheint” sagte Livia und tat dabei ein halb erschrecktes, halb schuldbewusstes Gesicht.
    Peinlich berührt stieg ihr ein wenig zarte Schamesröte in die Wangen, ihre Tante hätte sicherlich spätestens jetzt mahnend wie üblich ihren Zeigefinger erhoben und sie als ein `schludriges Frauenzimmer` zurecht gewiesen, aber wenn sie recht daran zurück dachte musste sie doch feststellten dass die alte schrullige Dame ihr doch sehr Herz gewachsen war und sie so die endlosen Marotten beinahe schon vermisste. Ein wenig in Erinnerungen über die gute alte Zeit versunken riss die Berührung ihres Bruders und sein Gesprochenes sie fast schon wieder gewaltsam in die harte Wirklichkeit zurück, in der es nun keine schützenden Hände der erfahrenen Tante mehr gab.
    “Ja es ist wirklich unglaublich schön und so friedlich hier, vor allem aber viel ruhiger als ich es aus dem zerstreuten Rom gewohnt zu sein scheine, nicht zu leugnen Bruder ein Haus wie ein Himmelsgarten, fehlten nur noch ein paar zwitschernde goldene Vögelchen” sprach sie, lies dabei aber die Augen neugierig weiter wandern und war erstaunt als jeden folgenden Moment ein neues Wunder der Casa vor ihr in Erscheinung trat. “Erstaunlich ist es hier....” begann sie mit schmunzelnden Lippen “...findest du nicht auch Bruderherz ?” drehte darauf hin ihren Kopf zurück in Richtung des Eingangs durch den sie gerade eben erst müden Schrittes getreten war um zu erspähen wo sich der angesprochene Cinna eigentlich herumtrieb.

    “Oh nicht doch so stürmisch Varus”, sagte sie etwas mitgenommen, aber dennoch lächelnd zu ihrem älteren Bruder, welcher sie soeben herzlich in den Arm genommen hatte um sie gleich danach wieder von sich zu schieben. Aber was hatte er gerade gesagt, er wusste gar nicht das sie kommen wollte, sie überlegte scharf war der Brief vielleicht nicht rechtzeitig angekommen und wusste er das mit dem Tantchen etwas noch gar nicht.
    “Mir geht es vorzüglich, nur mein Kopf scheint wenig schwermütig von der langen Kutschfahrt, aber ich bin mir gewiss dass es sicherlich gleich wieder vergeht und nun aber sag, hast du meinen Brief nicht erhalten ? wusstest du nicht einmal das ich plante zu kommen?” das fröhlich Lächeln wich während sich sprach aus ihrem Gesicht um einem fragenden ernsten Gesichtsausdruck Platz zu verschaffen.