Beiträge von Decimiana Miriam

    Ihr Blick veränderte sich. Es war auf keinen Fall so, dass sie Cato vergessen hatte, aber sie hatte große Angst ihm zu sagen, dass sie schwanger war, denn es war doch eindeutig, dass das Kind nicht von ihm sein würde und das machte ihr nur noch mehr zu schaffen.
    Nein, ich weiß nicht wo er ist oder was mit ihm geschehen ist. Als sein Herr hier war wollte er ihn leiden lassen. Er müsste eigentlich in Rom sein, aber ich bin mir nicht sicher ob sein Herr ihn nicht doch wo anders hinschicken wollte. Nun blieb ihr aber die Stimme im Hals stecken, denn was er da sagte wäre ja als hätte er großes Vertrauen in sie. Ich soll mit dem Mann reden, dass er seinen Sklaven verkauft? Er hasst mich doch und würde dem sicher nie zustimmen. Trotzdem würde ich es versuchen, ich würde alles versuchen nur um wieder bei ihm sein zu können. Sie sah ihn direkt an und fühlte schon wieder diese große Dankbarkeit in ihr.

    Miriams Blick war auf den Tisch gerichtet, sie konnte ihn im Moment nicht ansehen. Auf der einen Seite war sie einfach nur gerührt, denn sie bekam nun das wofür sie eigentlich so lange gekämpft hatte und doch war es ein seltsamer Moment. Vielleicht wäre er anders gewesen wenn sie nicht ein Kind unter ihrem Herzen tragen würden, von dem der Vater niemals etwas erfahren würde und welches sie noch zu erklären hatte einer ganz anderen Person. Traurigkeit stand in ihren Augen und sie wusste wirklich nicht ob sie dieser Aufgabe als Mutter gewachsen war, denn sie war dennoch alleine auch wenn man ihr helfen würde aber wo waren Menschen die sie in den Arm nahmen, die sie liebten? Es gab nicht wirklich welche.
    Und trotzdem war sie glücklich, aber diese Gefühle mischten sich zu einen großen Klumpen den sie erst einmal verarbeiten musste.
    Ihr Blick folgte seinen Fingern die das Blatt zu ihr schoben, welches sie allerdings nicht lesen konnte, aber sie wusste ja was darauf vermerkt sein würde.
    Ganz langsam nahm sie ihre Hand nach oben und berührte mit ihren Fingerspitzen das Blatt als wäre es das kostbarste auf dieser Welt. Der Name war merkwürdig und wohl am gewöhnungsbedürftigsten.


    Ich werde meine Entscheidung auch niemals bereuen hier zu bleiben. Ich habe dir soviel zu verdanken, denn wenn du nicht gewesen wärst wäre ich es wohl auch nicht mehr. Ich danke dir dafür, denn ich weiß nicht ob ich jemals wirklich danke gesagt habe. Ich denke jeder Sklave und jede Sklavin kann sich einen Herrn wie dich nur wünschen, denn wer hätte schon all das durchgehen lassen was ich angestellt habe? Und ich wünschte ich hätte niemals so viele Probleme gemacht wie ich es dann doch getan habe. Es tut mir leid. Und ich möchte hier bleiben, in deinen Diensten so lange ich darf und kann. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt und vielleicht ist es auch besser wenn ich es nicht weiß und vielleicht hört irgendwann auch die Angst vor der Zukunft auf und...


    Sie sprach nicht weiter und legte ihre andere Hand auf ihren Bauch und wandte den Blick auf die Seite.

    Sie konnte ihm gar nicht sagen was seine Worte ihr eigentlich wirklich bedeuteten, denn sie hatte immer noch ein wenig Angst davor alleine da zu stehen. Nein, ich konnte nicht so gut schlafen die Gedanken waren einfach stärker als mein Wille zu schlafen und ich habe versucht mir Gedanken zu machen was ich nun gerne machen würde. Ich möchte sehr gerne bei dir bleiben sagte sie leise und sah ihn auch immer wieder dabei an, wirkte aber nervös und auch müde. Ich weiß aber nicht was aus meiner Zukunft werden soll. Ich habe Angst. Was ist mit dem Kind? Was soll ich machen? Ich weiß es einfach nicht. Ich kann keine Mutter sein flüsterte sie. Wie sollte sie ein Kind ohne Vater und dann in ihrer Situation? Ihre Finger verschlungen sich immer fester ineinander und sie schüttelte etwas ihren Kopf. Am Ende weiß ih nicht was ich machen soll mit meinem neuen Leben.

    Zuerst sah sie Livianus an und dann den Stuhl und es dauerte eine weitere Minute bis sie sich aufraffte und zu dem Stuhl ging um sich zu setzen. Ihre Händen bettete sie in ihrem Schoß wo man einen kleinen Bauchansatz sehen konnte. Ihre Augen leuchteten heute irgendwie anders und doch stand die alte Angst in ihnen und eine gewisse Protion an Traurigkeit die wohl ihr ganzes Leben lang ihr Begleiter sein würde.

    Ihr Herz klopfte und sie versuchte einen klaren Kopf zu bekommen als sie in das Besprechungszimmer trat und ihren Herrn ansah. Er würde immer ihr Herr bleiben auch wenn er sie frei ließ und sie wusste, dass sie ihm wegen so vieler Dinge immer dankbar sein würde und sie wünschte sich nicht sehnlicher als ihm das zu zeigen. Er war immer für sie dagewesen und hatte ihr zugehört, hatte sie vor Dummheiten abgehalten und sie wünschte sich schon die ganze Zeit, dass sie schon immer seine Sklavin gewesen wäre, vielleicht wäre dann alles anders gekommen.
    Sie fürchtete sich vor der ungewissen Zukunft, hatte Angst vor dem ungeborenen Kind und wusste nicht was sie machen sollte. Herr? Ich sollte kommen.

    Sie war sich immer noch nicht sicher ob das ein Traum gewesen war, aber als schon wieder ein Sklave auftauchte musste es wohl die Wahrheit gewesen sein oder aber ein sehr lebendiger Traum den sie gehabt hatte. Sie träufelte sich etwas Wasser ins Gesicht und trocknete sich dann erst einmal ab bevor sie sich auf den Weg in das Besprechungszimmer machte.

    Und wieder war sie in seinen Armen und legte nun nicht mehr so zögerlich ihre Arme um ihn. Noch nie in ihrem Leben hätte sie jemandem so gedankt wie sie es grade jetzt im Stillen bei den Göttern tat, dass man ihr diesen Herrn geschenkt hatte. Am Anfang dachte sie noch in einer weiteren Hölle gelandet zu sein, aber es war genau anders herum, denn besser hätte es nicht kommen können.
    Hatte er eben gesagt, dass sie es gemeinsam durchstehen würden? Sie dachte zuerst sich verhört zu haben aber das hatte sie nicht. Wie konnte sie das alles nur jemals wieder gut machen? Wahrscheinlich nie, denn so oft wie er ihr schon vergeben hatte und was er für sie getan hatte, dafür konnte man sich gar nicht bedanken.
    Danke, ich weiß nicht wie ich dir danken kann flüsterte sie während ihr Gesicht an seinem Oberkörper verweilte und sie die Augen geschlossen hatte.

    Miriam wagte es nicht ihn anzusehen und ließ sich einfach nur ein Stückchen weit zurückdrängen, aber nicht weiter. Sie wusste nicht wie er darauf reagierte und es machte alles nur noch schlimmer. Sie hatte Angst, dass er etwas negatives sagen würde. Sie selber hatte sich damit noch nicht abfinden können und wenn es nach ihr ginge würde sie kein Kind bekommen, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen auch wenn sie es wollte.
    Ich weiß es nicht genau aber wahrscheinlich von Marius wegen dem Zeitpunkt. Sie kam sich so schäbig vor und wusste nicht weiter. Das waren Gedanken die sie schon die ganze Zeit geplagt hatten. Die Ärzte wie sie es ihr sagten, dann Marius wie er einfach gegangen war und nun stand sie vor ihrem Herrn, der noch so viel mehr als ihr Herr war.

    Miriam tat der Blick weh den sie nun von ihm sehen musste, denn sie hatte nicht vorgabt ihm wieder Schmerzen zuzufügen, auch wenn sie für diese Schmerzen nichts konnte. Doch saß die Schuld in ihr tief, die Schuld die sie sich selbst aufgebürgt hatte, weil sie Marius nicht das gegeben hatte was er verlangte oder gewollt hatte und nun war alles zu spät. Du kannst aber auch keine Schuld haben flüsterte sie als er sie in den Arm nahm. Das erste mal seit langer Zeit tat das wieder jemand und auch wenn es ihr Herr war, war sie ihm dankbar und legte vorsichtig und zurückhalten ihre Arme auch um ihn. Wieder spürte sie eine Träne, aber sie wollte sich zusammennehmen und es gab noch mehr was sie sagen musste.


    Wie sollte sie es tun? Sie hatte sich damit doch selbst nicht abfinden können und der Kloß wurde immer dicker in ihrem Hals und so nuschelte sie förmlich, denn sie hatte ihren Kopf an seinen Oberkörper liegen Ich bin schwanger. Das auszusprechen war für sie der Horror.

    Ja Herr sagte sie immer noch mit einem Hauch Unglauben in ihrer Stimme. Eigentlich wollte sie nicht alleine sein, aber ihr Herr hatte sie ja schon weggeschickt und so blickte sie ihn noch einmal an um sich dann langsam umzudrehen und in Richtung Tür zu laufen. Sie ging langsam und ihr Kopf war voller Gedanken und sie bekam langsam das Gefühl, dass er deswegen irgendwann platzen müsste. Frei sein, wie sehr hatte sie dafür immer gekämpft, schon damals in Hispanien und nun war es soweit und es war ein seltsames Gefühl.

    Sicher würde sie morgen aufwachen und feststellen, dass das alles nur ein Traum war, doch er war viel zu wirklich für einen Traum. Ihr Blick ihm gegenüber war immer noch tränenverhangen und sie hielt sich ziemlich zurück vor ihm nicht total in Tränen auszubrechen. Miriam nickte und stand auf, aber vor seiner Kline blieb sie stehen und sah ihn an. Wie kann ich dir je dafür danken Herr? Ich meine nach allem was war.

    Nun hob sie ihren Kopf wieder an und sah ihm in die Augen. Sie musste sich verhört haben, das war nicht sein Ernst. Nach allem was war? Man konnte hören wie sie die Luft anhielt und nach einer Weile wieder ausatmtete. Das war viel, eigentlich zu viel in den ganzen letzten Tagen und Wochen und sie wusste nicht wie sie damit jetzt umgehen sollte. Wenn sie wenigstens sagen könnte, dass sie es verdient hatte, aber in ihren Augen hatte sie vieles verdient aber sich er nicht das, oder doch?


    Mit die Freiheit schenken? Ihre Frage kam so unglübig rüber wie sie es sich auch dachte. Wieder machte sie eine Pause und versuchte sich das alles klar zu machen ,denn es war schwer, sehr schwer für die junge Sklavin damit umzugehen.


    Miriam bekam feuchte Augen, aber auch ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Ein Audruck der schon lange nicht mehr dagewesen war. Ich würde auch nicht gehen wollen und hier bleiben sagte sie leise und wischte sich in einer schnellen Bewegung eine Träne weg.

    In diesen Dingen hatte sie keine Ahnung. Man hatte ihr nie gesagt wie es sein würde wenn man freigelassen wird, denn anscheinend hatte man eher damit gerechnet, dass sie eines Tages am Kreuz landen würde, als etwas anderes. Doch es würde mir gefallen. Nur ich verstehe nicht warum du mir diese Frage stellst.
    Natürlich hatte sie mittlerweile eine Ahnung, aber diese war so absurd, dass sie diese schon wieder verworfen hatte noch bevor der Gedanke zu ende gedacht war.

    Miriam senkte ihren Blick und konnte ihn einfach nicht mehr ansehen. Die Schuld nagte an ihren Herzen, in ihrem Kopf und einfach überall. Es war wegen vielen Dingen, aber wohl auch wegen mir, Herr. Ich bin schon wieder schuld, dass ein Mensch tot ist. Ich bringe nichts weiter als Schande über alle. Die erste Träne lief an ihrer Wange hinunter, aber sie behilet ihren Kopf weiter gesenkt. Er erhängte sich, ich hätte es wissen müssen, denn Tage zuvor habe ich ihn schon abgehalten mit einem Dolch seinem Leben ein Ende zu setzen. Es tut mir leid.

    Auf einmal war da wieder dieser Abgrund, der sich in letzter Zeit immer häufiger unter ihren Füßen auftun wollte und auch jetzt wo sie saß spürte sie seine Anziehungskraft ziemlich und ihre Hände griffen fest ineinander, als würde sie sich so halten können.
    Es war eine sehr ungewöhnliche Frage und sie wusste nicht recht was sie antworten sollte. Irgendwie wünschte sie sich wieder nach Hispania zrück wo sie noch auf der Flucht gewesen war und alles anders war. Sie selber war zu dieser Zeit auch anders gewesen und nun hatte sie sich verändert, ob zum positiven oder negativen konnte sie selber nicht sagen. Immer noch fühlte sie sich schuldig und die Schuld lastete schwer auf ihren Schultern.


    Ich kann diese Frage nicht beantworten Herr. Ich denke ich hätte Angst davor. Ich habe niemanden mehr, weder Familie noch Freunde noch einen Ort wohin ich möchte.


    Nein eigentlich war das gelogen. Da war Cato, aber ihm konnte sie nicht vor die Augen treten. Sie hatte ihr Leben von Tag zu Tag komplizierte gemacht und saß nun in diesem Strudel fest.

    Miriam zögerte wegen dieser Geste und seiner Bitte sich zu setzen. Sie hatte noch nie auf einer Kline gesessen und blinzelte einen Moment lang, kam seinen Wunsch dann aber nach und setzte sich an den Rand der Kline die neben ihm stand.
    Ihre Hände legte sie in ihren Schoß und sie wirkte auf einmal noch viel kleiner und zerbrechlicher als sie war. Ein seltsames Gefühl beschlich sie und sie sah Livianus auch dementsprechend unsicher und etwas verängstigt an. Was möchtest du mit mir bereden, Herr?

    Warum war sie es denn, die ihm das sagen musste? Warum nicht ein anderer, am besten einer der Soldaten oder einer der Ärzte die so schlimm zu ihr gewesen waren. Sie legte ihre Stirn in Falten und war den Tränen näher als allem anderen. Er ist, er hat. Marius lebt nicht mehr, er hat sich das Leben genommen. Ihre Stimme war immer leiser geworden bis sie nur noch geflüstert hatte. Bleich stand sie nun vor ihm und hatte das Gefühl unter ihren Füßen begann sich grade ein dunkles Loch aufzutun und es würde nicht mehr lange dauern und sie verschlingen.

    Langsam betrat sie die Bibiliothek und ihr fiel auf, dass sie diese zuvor noch nie betreten hatte. In Germanien war sie wenigstens in allen Räumen einmal gewesen, aber hier schien alles so anders zu sein, auch wenn es doch gleich aussah. Die Bauweise der Gebäude schienen alle immer in den gleichen Stil zu gehen, als hätten sie keine Architekten die einmal etwas anderes entwerfen konnten. Ein seltsamer Gedanke darüber nachzudenken.


    Miriam erblickte ihn auf einen der Klinen und trat näher. Sie war sich nicht sicher wie er im Moment drauf war und wie es ihm eigentlich ging. Sie erinnerte sich an die Zeit in Germanien was dort alles geschehen war und die vielen Veränderungen die er eigentlich durchgemacht hatte. Und sie hatte das Gefühl, dass er sich schon wieder verändert hatte.


    Du hast mich rufen lassen?

    Miriam war immer noch ziemlich neben sich und wusste weder ein noch aus. Sie fühlte sich alleine gelassen von allen Menschen die ihr je etwas bedeutet hatten. Grade wollte sie die Unterkunft verlassen, als der Sklave, irgendwie ausser Atem zu ihr eilte und ihr mitteilte was sie zu machen hatte. Ich komme sagte sie und ging an ihm vorbei.