Tacitus erinnerte sich dunkel, daß die Legion I in Mantua stationiert sein mußte. Er meinte es, in der Acta Diurna, der Staatszeitung Roms, gelesen zu haben.
"Am besten begibst Du dich nach Mantua. Dort wird man dir sicher weiterhelfen können."
Die Dämmerung setzte ein und im Atrium wurde es dunkler, was die Sklaven dazu veranlasste, die Kerzen anzustecken.
"Aber freilich nicht mehr heute." und das brachte ihn gleich zur zweiten Frage. "Für ein bis zwei Nächte will ich dich gerne in meiner Casa beherbergen. Ich will Dir das Gästezimmer anbieten."
Kaum hatte Tacitus die Worte gesprochen, war er sich schon nicht mehr sicher, ob er das richtige tat. Der Typ war zwar sein Klient, doch er schien ihm ebenso suspekt. Möglicherweise zu suspekt, um ihn in sein Haus einzuladen ? Aber das Haus war gut bewacht und die Sitte verpflichtete ihn, dieses Angebot zu machen. Hoffentlich würde Longina, seine Frau, nicht ihre Nase überall reinstecken.
Bei dem Gedanken an seine Frau fiel ihm aufeinmal auf wie ruhig das Haus war. Es war einer der wenigen Abende, wo er mal wieder zu hause war. Viel zu lange schon hatte er die traute Beschiedenheit seines eigenes domus gemieden, wenn er den Tag über in Rom war. Dann hatte er sich in der Villa seines Bruders auf dem Esquilin einquariert. Die Villa, die nun auch verwaist war und nur von einigen Sklaven und seiner Nichte bewohnt war.
Seine Gedanken sprangen wieder in die Gegenwart. Longina ? - Lonigina ! Sie sollte doch längst zurück sein ? War sie nicht mit Severina auf den Märkten ?