Beiträge von Caius Helvetius Tacitus

    "Ich fürchte, sein Zustand lässt es nicht zu."


    Er seufzte schwer. In Gedanken kam ihm die Vorstellung, daß der Kaiser ja mal seinen Klienten besuchen könnte. Aber diese abwägige Vrostellung wischte er sofort beiseite.


    "Wenn Du erlaubst, Magister, würde ich gerne zu meinem Anliegen kommen."


    Er machte eine Pause.


    "Ich absolvierte die Quaestur und das Aedilat, widmete mich der Wissenschaft und war stets bestrebt meinen Platz im Imperium Romanum zu suchen. Wann ich den cursus honorum einmal weiterschreiten werde, vermag ich nicht zu sagen, doch fehlen mir dabei elementare Voraussetzungen, die eine Kandidatur zur Praetur rechtfertigen würden.
    Ich bin mir ebenso bewusst, daß das auf mir lastende Urteil in meiner causa kein gutes Licht auf meine persona wirft und doch schätze ich es als glücklichen Umstand, daß der Imperator zumindest teilweise von meiner Unschuld überzeugt war, so daß er eine symbolische Geldstrafe einer härteren Strafe wie der Verbannung oder der Inhaftierung vorzog.


    Mein Ansuchen richtet sich an den Kaiser, da ich der Überzeugung bin, daß er allein, meinen vorherbestimmten Weg entscheiden kann. Verlangt er, daß ich Rom verlasse ? Glaubt er an meine Urteilskraft und Weitsicht als Praetor ? Ich fordere eine Entscheidung von unserem Imperator."


    Ui, möglicherweise hatte er sich mit den letzten Satz ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt. Er wartete ab wie Aelius reagieren würde.

    Tacitus nickte.


    "Dann wäre ich Dir sehr dankbar, ehrenwerter Magister, wenn Du dem Imperator die besten Grüße des Senators überbringen würdest. Wie erwähnt, weilt er in diesen Zeiten auf dem alten Landgut der Familia im südlichen Italien.


    Sein Gesundheitszustand ist - soweit ich das beurteilen kann - für seine Verhältnisse akzeptabel, doch sitzt er die meiste Zeit von den Ärzten verordnet. Jede körperliche Anstrengung bereitet ihm Schmerzen. Doch noch haben die Ärzte ihn nicht aufgegeben. Das ist für mich weiterhin ein Grund, zu hoffen, daß er sein Leiden besiegt."


    Über einen möglichen Tod, so plötzlich er auch kommen könnte, hatte sich Tacitus noch keine Gedanken gemacht. Nur schwer zu ertragen wäre für ihn dieser Verlust und doch fiel es ihm schwer, sich mit der Endlichkeit der menschlichen Seele auseinanderzusetzen, trotz seines Bruders und dem eigenen vorangeschrittenen Alters. Er spürte, daß er noch nicht reif war, diese Welt zu verlassen und hoffte, die Götter würden ein zeitiges Ableben verschonen.


    Er sah den Magister an, ob dieser noch etwas hinzufügen oder fragen wolle, ehe er mit seinem Anliegen kam.

    "Ich werde dir schreiben und vielleicht einige Amphoren Olivenöl aus Baetica schicken."


    Über seine etwaigen Pläne, möglicherweise länger in Hispania zu bleiben, verbunden mit der Aussicht auf eine Anstellung beim Proconsul schweigt er.


    Er erhebt sich und reckt seine müden Glieder. Es wird Zeit.


    "Was machen eigentlich die Oliven aus hiesigen Anbau ? War die Ernte zufrieden dieses Jahr ?"

    Tacitus sinnierte eine Weile, ehe er fortsetzte zu sprechen.


    "Der Grund ist ein ungewöhnlicher, und vielleicht erscheint es auch geeigneter, wenn ich Dir, ehrenwerter Magister, mein Anliegen schildere, so daß Du es dem Imperator zu geeigneter Stunde vorträgst.


    Darüberhinaus bringe ich Kunde von Senator Helvetius Geminus, meinem Bruder, der sich derzeit auf dem Familiensitz bei Tarrent aufhält. Soweit ich weiß, ist er noch immer ein Klient des Kaisers."





    /edit: Ergänzung

    Nachdem die Räumlichkeiten des Magister Officiorum erschreckend leer standen und ihn erst ein vorbeikommender Sklave darüber informierte, daß der Posten zZ verwaist sei, suchte Tacitus das officium des Magister Domus Augusti auf.
    Auf seinem Weg durch die langen Flure des Verwaltungstraktes ärgerte er sich recht, daß die Wache am Eingang scheinbar nicht ausreichend instruiert war, daß sie ihn fälschlicherweise zum magister officiorum schickte.


    Nachdem er das Büro des oberen Hofvorstehers schließlich gefunden hatte, klopfte er an und trat auf eine Aufforderung schließlich herein.


    "Salve ehrwürdiger Magister Domus Augusti !" nannte er den Mann hinter dem mächtigen Schreibtisch bei seinem vollen Amtstitel.


    "Wohl wirst du dich noch an mich erinnern, mein Name ist Caius Helvetius Tacitus. Wird der göttliche bereit sein mich zu empfangen ?" sprach Tacitus und versuchte dabei so demütig und würdevoll zu klingen wie es ihm möglich war.

    "Das wäre es, ohne Frage, und doch frage ich mich, ob dem überhaupt gerecht werde."


    *genehmigt sich den letzten Schluck Wein*


    "Das ist auch der Grund, warum ich in einigen Wochen selbst nach Hispania reisen werde. Severina wird mich begleiten. Ob ich länger dort bleiben werde, kann ich nicht sagen, doch ich fürchte, wir werden uns längere Zeit nicht wiedersehen."

    "Ich ersuche beim Kaiser um eine Audienz und hoffe, man wird sie mir gewähren. Soll ich Grüße ausrichten ?


    Von Fabia hörte ich in letzter Zeit auch nichts mehr. Ist sie nicht am kaiserlichen Palast beschäftigt ?


    Nach der Beerdigung und der Zeit der Trauer um meinen Sohn Egnatius normalisiert sich das Familienleben wieder. Ich hatte dir ja von der bestürzenden Kunde geschrieben."


    Sim-Off:

    lass uns das einfach als gegeben simulieren. ;)


    "Severina wächst zu einer jungen Frau heran und es wird höchste Zeit, daß ich einen Mann für sie auswähle, zu meiner Schande war es mir noch nicht vergönnt - dabei ist sie schon siebzehn."

    "Ein Priester ? Nein, das wäre nichts für mich. Ich würde den Weihrauch nicht vertragen."


    *lacht*


    "...obwohl ich die Voraussetzungen für das Priesteramt erfülle."


    *wischt den Gedanken beiseite*


    "In Rom hat der Kaiser zum alljährlichen Conventus geladen, doch Gerüchte gibt es wenig. Mir fiel eine Einladung in die Hände, als ich zu Besuch in deiner Villa auf dem Esquilin war, einige Akten und Papyri heimzuschaffen, die noch während meines Aedilats dort lagerten. Iulian hält immernoch viel von dir, wenn er dich noch nicht abgeschrieben hat, trotz dem es ruhig um deine Person geworden ist."

    "Die Götter gehen zuweilen gar seltsame Wege. Ihre Beweggründe vermag ich als Sterblicher nicht zu verstehen, geschweige denn mir anmaßen zu wollen, sie zu verstehen.


    Vielleicht wollen sie mir eine Schuld sühnen, aus einem früheren Leben. Doch einen Fortgang von Rom - auf ewig - kann mir nur einer Bestrafung gleichkommen. Nein, einen Priester habe ich deswegen noch nicht gesprochen. Und doch zwingt mich zu Vertrautes zu boden."


    Dabei beobachtet er seinen Bruder argwöhnisch -.^ und fällt anschließlich in ein herzhaftes Lachen ein. :D Vorzustellen vermochte er es sich nicht. ;)

    Überrascht ob der plötzlichen Umarmung seiner Tochter erwidert Tacitus diese und streicht ihr dabei sanft durchs Haar.


    "Ja, tu das !"


    Schließlich, als seine Tochter das Triclinium verlassen hatte, verließ auch Tacitus den Raum, während die Sklaven mit dem Abräumen des Geschirrs beschäftigt waren.

    "Ich glaube nicht, daß deine Mutter uns begleiten wird. Eine derartige Reise ist in ihrem Alter keine Leichtigkeit mehr, und sie wird sich wohl erfolgreich dagegen wehren, Rom zu verlassen.


    Aber deinen Bruder...Adoptivbruder Novatus würde ich gerne dabei haben. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Also wenn du ihn siehst, richte ihm meine Grüße aus.


    Ich habe zwar Philippos mit den Reisevorbereitungen vertraut, er ist bereits über alles informiert, aber wenn du ihm zur Hand gehen willst, wird er gewiss nicht ablehnen."


    Tacitus fühlte sich genötigt noch etwas zu sagen, da er das Gefühl hatte, Severina ein wenig im Ungewissen gelassen zu haben.


    "Gleich ob es zu einer Verlobung oder dergleichen kommt, so sei unbesorgt. Du bist meine Tochter, und ich würde schändlich handeln, wenn ich etwas täte, was dir schlecht bekomme.


    Doch bedenke auch, der Sohn des Proconsuls ist eine gute Partie. Das Angebot des Consulars so fahrlässig auszuschlagen, wäre in höchsten Maße ein Unbill. Dies gilt es abzuwägen."


    Tacitus würde sich schon noch genug Gedanken machen. Allein wie er eine entsprechende Mitgift auftreiben sollte, war ihm noch ein Raetsel.

    Tacitus blieb regungslos sitzen als das Urteil verlesen wurde. Seine Miene zeigte kein äußeres Anzeichen von Emotion.
    Wortlos sah er zum Kaiser, anschließend zu seinem Rechtsberater. Ohne Frage gab es immernoch Leute, die machtvoll genug waren, die Fäden im Hintergrund zu ziehen. Darüber konnte auch der Teilerfolg nicht hinwegtäuschen, daß die Anklage mit ihrem Vorwurf des Amtsmißbrauchs nicht durchkam.


    Als das Gericht sich wieder erhoben und entfernt hatte, wandte sich Tacitus an seinen Vertreter.


    "Ich danke für deine Mühen, Prudentius."


    Darauf erhob sich selbst Tacitus verließ de Gerichtssaal.

    "Nicht doch, lieber Freund. Du bist gerne immer eingeladen unter meinem Dach. Ich nehme an, Du wirst schon bald wieder aufbrechen nach Hispania.
    So wünsche ich dir den Segen der Götter für eine erfolgreiche Reise und daß wir uns bald wiedersehenmögen, sei es in Hispania oder in Ostia."


    Nach einer ausgedehnten Abschiedszeremonie verließ der Proconsul und Patron schließlich das Haus. Draußen wartete bereits die Kutsche, die ihn in der anbrechenden Abendstunde nach Rom bringen würde.


    Anschließend wandte sich Tacitus an seine Tochter.


    "Severina, mein Schatz, so die Götter es wollen, werden wir schon bald nach Hispania aufbrechen, und ich hoffe, du wirst mich begleiten.
    Ich werde in nächster Zeit einige Tage verreisen nach Tarrent zu Onkel Geminus, auf den Landsitz der Familie. Ich habe von meinem Bruder lange nichts mehr gehört. Sei so gut und unterstütz deine Mutter bei ihren anfallenden Arbeiten."


    Tacitus wußte, daß diese Ermahnung wohl vollends überflüssig war. Severina war immerhin kein kleines Mädchen mehr, sondern eine herangewachsene Frau, die es gelernt hatte, einen Haushalt zu führen.

    "Es war gesiegelt mit dem Amtssiegel des römischen Magistrats, und das - so fürchte ich - bricht mir das Genick. Ich kann nämlich nicht beweisen, daß ich das Opfer einer Täuschung bin, bis auf den Indizien, die für eine Fälschung des Edikts sprechen.


    Ankläger war der advocatus imperialis und amtierende Aedil Tiberius Durus.


    Nein, die umstürzlerischen Bestrebungen, die - wie ich aus den Protokollen des Senats entnahm - gegen mich vorgebracht wurden, haben mit dieser Anklage nichts zu tun. Sie sind natürlich aus der Luft gegriffen und nichts weiter als profane Angriffe gegen meine Person. Doch daß sie existieren, ist für mich Grund genug, daß es Gegner gibt, die mich aus Rom vertreiben wollen.
    Konkrete Anschuldigungen kamen aus der Richtung des Senators Scribonius Curio. Auch ist mir meine Abscheu und Abneigung gegenüber dem Senator Germanicus Avarus bewusst, ebensowie die seine zu mir.




    Verkündet das Orakel nicht den Willen der Götter ? Wenn es also den wahrhaftigen Götterwillen übermittelt, könnte ich dann den Göttern zuwiederhandeln ?
    Glaubst Du etwa, daß die Götter mich derart bestrafen wollen, daß sie mich aus Rom vertreiben wollen ?"

    "Was würde ein Befangenheitsantrag schon ausrichen ? Der Kaiser hätte ihm wohl kaum Stand gegeben, so wie er meinen Einwand, der advocatus imperialis sei zum Prozesszeitpunkt zur Vertretung der Anklage nicht befugt, da er die Quaestur ableistete, abschmetterte, so hätte er auch hier sein Veto eingelegt. Und selbst wenn, so fehlte es mir doch an Beweisen, die dies belegen könnten.


    Zweifelsohne habe ich es nicht in Auftrag gegeben. Ich habe meine Verteidigung darauf aufgebaut, ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Urkundenfälschungen bestätigte dies. Ja, es hatte den Boykott germanischer Waren zum Inhalt.


    Eine Intrige ? Es ist nur ein bloßer Verdacht. Doch ich bin mir bewusst, daß ich desöfteren anecke, vielleicht sogar störe.
    Als Magistrat las ich einige Zeit in den Senatsprotokollen vergangener Sitzung."


    Was er auch seinem Bruder verdankte. Geminus war durchaus ein ordentlicher Mensch und hatte in seiner Villa in Rom die zahlreichen Abschriften der Sitzungen archiviert.


    "Offenbar wirft man mir vor an umstürzlerischen Bestrebungen, den Senat entmachten zu wollen, partizipiert zu sein. Jedenfalls gab es da recht konkrete Anschuldigungen, die man gegen meine Person vorbrachte."


    Er schweigt einen Moment, kommt dann auf den Orakelspruch zu sprechen.


    "Es betrübt mich, wenn ich feststellen muß, daß der Wille der Götter sein sollte, Vertrautes aufzugeben, Heim, Familie, die bekannte Umgebung,..ROM. Denn "ist es die Vertrautheit, die dich zu Boden zwingt" hatte das Orakel verkündet. Ich grübele schon eine Weile, doch will mir keine rechte Lösung einfallen."

    Tacitus machte einen theatralischen Seufzer. Sein Bruder würde es wohl sowieso herausfinden.


    "Der Prozess zog sich recht schleppend dahin. Die Anklage konnte keine wirklichen Gründe für meine Schuld finden. Der advocatus imperialis, ein Frischling, jung und unerfahren, machte Fehler.
    Doch scheinbar spielt das keine Rolle, wenn man die hasserfüllten Blicke einiger Iudices sah, die auf mir während des Verfahrens lasteten. Hier wird eine Hetzjagd veranstaltet dessen Opfer ich selbst bin. Rom geht zugrunde und der Imperator lässt sich einseifen, wenn ehrbare römische Familien durch die Macht zwielichtiger Nobiles in Verruf gebracht werden. Der Zerfall hat schon begonnen."


    O beim mächtigen Iuppiter, er hörte sich schon an wie jene Moralphilosophen, zu denen er nie gehören wollte. 8o


    Dann holte er die Schriftrolle hervor.


    "Ich...hatte auf deinen Rat gehofft. Seit Wochen bin ich hin und her gerissen wegen dieses Orakelspruchs und es quält mich."


    Er überreichte Geminus das Pergament mit den Zeilen des Spruchs.