Claudia Romana Imperatori Caesari Augusto Pontifici Maximo salutem plurimum dicit.
Mein Kaiser, ich bin Claudia Romana, Tochter des Senators Claudius Menecrates. Es ist mein zutiefst gehegter Wunsch, der Priesterschaft der Vestalinnen beizutreten, und hoffe, dass du meinen Wunsch verstehst und mich für würdig erachtest, sowie ich dir von der Vision erzählt habe. Hierbei handelt es sich um eine Epiphanie der Göttin Vesta, welche sich am ANTE DIEM IX KAL APR DCCCLIX A.U.C. in Clusium, Provincia Italia, meiner Person gegenüber zutrug. Ich war alleine und habe keine Zeugen. Ich stand damals weder unter dem Einfluss von Weihrauch, Wein oder sonstigem Rauschmittel. In Clusium hielt ich mich damals auf, da ich Zeit bei meinen Großeltern verbrachte.
Die Göttin erschien mir am Mittag, an einem wolkenverhangenen Tag, als ich durch ein Kornfeld wandelte. Es gab keinerlei Vorzeichen, die mich auf eine Vision vorbereitet hätten. Ich wandte meinen Kopf kurz nach rechts, und als ich wieder nach vorne blickte, saß an einer Stelle am Boden, wo vorher noch nichts gewesen war außer ein paar Weizenhälme, eine große Gestalt, gekleidet wie eine Vestalin. Die Erscheinung strahlte ein Licht aus, deren Farbe nicht zu beschreiben ich imstande bin, und die Aura der Erscheinung war nicht von dieser Welt. Rund um mich verschwamm die Welt zu einer unscharfen Masse. Die Erscheinung richtete einen Blick auf mich, streng und doch zugleich warm; mütterlich. Sie sprach mich mit meinen Namen an und sagte mir, wer sie war. An ihre nächsten Worte kann ich mich klar erinnern.
„Das heilige Feuer muss beschützt werden, und von allen bist du die Würdigste, dies zu tun. Gehe nach Rom. Gehe zu meinem Tempel. Sieh dazu, dass das Feuer der ewigen Stadt immer erhalten bleibt. Sei mir eine gute Dienerin, Claudia Romana.“
Diese Worte brannten sich in mein Gedächtnis. Das nächste, an das ich mich erinnere, ist ein Stoß, der aus dem Nirgendwo zu kommen schien, und mich nach hinten warf. Als ich es endlich, nach einiger Zeit, schaffte, mich zu erheben, war die Erscheinung verschwunden, und wo die Göttin vorher gesessen war, erhoben sich hoch die Weizenhalme, als ob nichts geschehen wäre. Und als ich nach oben blickte, sah ich, dass das Wetter sich aufgeklärt hatte und die Sonne wieder auf die Gefilde schien.
Mein Kaiser, diese Erscheinung hat es mir klar gemacht, dass es mein Schicksal ist, Vestalin zu werden, obwohl ich etwas über dem normalen Alter bin. Ich hoffe, dass du die Wahrheit in meinen Worten siehst, und mich zu einer Dienerin der großen Göttin Vesta erheben wirst.
Bei meiner Ehre und den Göttern schwöre ich, dass alles, was ich hier beschrieben habe, der Wahrheit entspricht.
Mögen die Götter dir und dem Imperium stets wohlgesonnen sein,
Claudia Romana