Beiträge von Manius Tiberius Durus

    "Das spielt für uns keine Rolle - du kannst ihn gern als Straßenräuber ausgeben. Im Übrigen denke ich, dass man einen berufsmäßigen Mörder durchaus als bewaffneten Feind des Reiches bezeichnen kann, sodass euer Kriegsrecht ihm gegenüber gilt."


    erklärte Durus freimütig. Dass die Prätorianer einen Praetor brauchten, hatte er tatsächlich noch selten gehört - solange es sich nicht um kapitale Angelegenheiten handelte, bei denen man etwas mehr Öffentlichkeit wollte.


    "Wenn du allerdings unbedingt möchtest, wende dich an Flavius Gracchus. Er ist ebenfalls Pontifex und wird die Notwendigkeit sicherlich einsehen."


    Sim-Off:

    Ich würde das ganze jetzt nicht zu weit ausbauen, da die Hinrichtung ja idealerweise vor oder während der Entsühnungsmaßnahmen parallel verläuft.

    "Oh, meine Reise war sehr erfolgreich. Ich war in Syria und habe meine Landgüter besucht - seit meinem Vater hat niemand mehr von der Familie nach ihnen gesehen. Außerdem habe ich auch ein sehr anregendes Gespräch mit dem dortigen Statthalter gehabt, sodass ich voll und ganz der Meinung bin, das dort alles in guter Ordnung ist."


    Die Landgüter des Tiberiers lagen in Iudaea, wo Durus' Vater sie erst nach dem Jüdischen Aufstand gewonnen hatte. Dennoch schienen sie von den aufmüpfigen Juden gut geschützt zu sein und abgesehen von einigen Unregelmäßigkeiten war tatsächlich alles recht erfreulich gewesen.


    "Allerdings war die lange Reise für meine Gesundheit nicht gerade förderlich, sodass ich mich noch immer ein wenig von ihr erholen muss - in meinem Alter sollte man eben nicht mehr so viel reisen."


    Er lächelte über seine eigene Unzulänglichkeit - je älter er wurde, desto lieber schien er über seine Gebrechen zu sprechen. Um aber nicht die Zielscheibe von allzuviel Mitleid zu werden, beschloss er, das Thema zu wechseln.


    "Aber wie ich hörte, gab es in Mantua ebenfalls schlimme Ereignisse. Warst du noch in der Stadt, als diese ominöse Seuche ausbrach?"

    "Das können wir tun. Ich denke, dass ich sie möglicherweise sogar selbst begleiten könnte."


    Das würde die Möglichkeit bieten, etwas auszukundschaften, wie das Leben am Exil-Hof des Kaisers funktionierte und mögliche Schwachstellen zu finden - selbst wenn es ausgesprochen mühselig war, mit dem schlimmen Bein zu reisen.


    Der Bericht über die Entsühnung hingegen war erfreulich - natürlich mit Ausnahme des Verhaltens Salinators, das offensichtlich kein Maß mehr kannte.


    "Was für eine Unverschämtheit!"


    kommentierte er den Gebrauch der Liktoren dabei, ohne sich allerdings Sorgen über die Sicherheit des Präfekten zu machen - er hatte bereits eine Leibwache aus Barbaren, während die Liktoren wohl eher symbolische Bedeutung besaßen...sie mussten bald handeln!

    "Ich könnte mir vorstellen, einen Veteranen aus den Kriegen seines Vaters zu wählen, möglicherweise aus dem germanischen Aufstand."


    Wandte Durus ein - wie er sich aus Erzählungen erinnerte, hatten etwa einige seiner Verwandten bei Olpia unter Germanicus Sedulus gekämpft hatten. Oder vielleicht jemand aus dem parthischen Krieg...


    "Allerdings hätte es auch wieder Vorteile, wenn wir unseren neuen Kaiser einweihen - immerhin könnten wir wiederum seine Kontakte nutzen, um das Unternehmen sicherer zu machen. Allein, um Nachforschungen über das Ableben des Kaisers zu verhindern, die uns nachträglich noch den Kopf kosten könnten..."

    Da Durus auch plante, Flavius Flaccus in die Verschwörung einzuweihen - zumal er sein Klient war und deshalb hoffentlich sowieso niemals etwas gegen ihn unternehmen würde - wurde er mit einiger Verspätung zu einem Gespräch unter vier Augen geladen (die Augen von Lukios, dem getreuen Sekretär des Tiberiers zählten natürlich nicht). So lag der alte Tiberier auf seiner Kline und erwartete seinen Gast...

    Als Durus die Exedra betrat, war er vorerst allein und suchte sich einen Platz zum Hinsetzen. Sein Sklave Lukios hingegen postierte sich an seiner Seite, stets bereit, den Willen seines Herrn aufzuschreiben oder durchzuführen.


    Als Flora dann eintrat, war Durus wieder einmal erstaunt, wie er immer wieder so hübschen Bräute für sich gewann, besonders wenn er an sein alterndes Äußeres dachte. Das war wohl einer der Vorteile, wenn Hochzeiten nicht von Frauen, sondern Politikern arrangiert wurden...


    "Ave, Aurelia! Ich freue mich, dass du so kurzfristig Zeit hattest, mich zu empfangen!"


    Er erhob sich nicht, da es ihm zu mühselig erschien. Stattdessen schenkte er seiner zukünftigen Gattin ein schmales Lächeln.

    Ob der Prätorianer seine Theorie geschluckt hatte, war nicht klar zu erkennen - in jedem Fall schien er willens, Durus' Anweisungen zu befolgen, sodass wohl keine Gefahr mehr drohte. Seine Bedenken waren allerdings doch zu berücksichtigen. Zwar hätte Durus sich als Praefectus Praetorio damit zufrieden gegeben, dass er einen Gefangenen hatte, der vor einem Pontifex verhört wurde - der Optio wusste aber vermutlich besser, was sein Vorgesetzter tat oder nicht tat.


    Etwas nachdenklich rieb Durus sich daher das Kinn, während er an einer Lösung für dieses Problem arbeitete - welches ihm auch prompt kam.


    "Wir schneiden ihm die Zunge heraus! Du kannst in deinem Protokoll gern vermerken, dass seine Behauptungen selbst unter der Folter so widersprüchlich und abstrus waren, dass wir ihm zur Strafe die Zunge herausgeschnitten haben. Da es aber auf der Hand liegt, dass er ein Auftragsmörder ist und außerdem die Frechheit hat, in solch einer Gelegenheit den Staat zu verwirren, sollte er trotzdem am Kreuz sterben - und zwar so bald wie möglich."


    Der Grund dafür war natürlich vielmehr der, dass auch der "Schau-Leichnam", den Flavius Gracchus aus Nemi mitgebracht hatte, ans Kreuz gehängt werden würde und daher im Entsühnungsritual vermutlich darauf angesprochen werden würde. Und für den Fall, dass dieser Kerl wirklich der Mörder war, ging man so auf Nummer Sicher - auch dann würde Diana die angekündigte Entsühnung erhalten!


    Etwas freundlicher fragte er daher


    "Meinst du, du könntest das so einrichten, Optio?"

    "Das wird wohl in keinem Fall möglich sein - aber bei einem angesehen und sittenstrengen Mitglied des Senats unwahrscheinlicher sein als bei einem unbekannten Jüngling oder einem traditionsvergessenen Aufsteiger."


    In Wahrheit war es natürlich weniger die Frage, ob ein Kaiser sich zuerst um seine Interessen kümmerte - was er ja ohnehin tat - sondern ob er darüber hinaus die Mores Maiorum achtete und sich für den Staat einsetzte. Da dies zum Ethos eines jeden Senators gehörte, machte Durus sich daher weniger Sorgen.


    "Es wird natürlich niemals eine sichere Lösung geben und wenn wir die Reihe der Kaiser betrachten, war keiner ideal. Dennoch benötigte und benötigt das Reich einen starken Mann, der die Zügel in der Hand behält - wobei die Zügel im Augenblick in besonders schlechten Händen liegen! Wie Gracchus bereits sagte, sind wir alle wohl besser geeignet und ebenso viele andere Männer."


    So viel Ignoranz gegenüber den Mores Maiorum und Beleidigung des Senates hatte es wohl zuletzt unter Domitianus gegeben - und dass sein Name getilgt worden war, war wohl Beweis, was ihm dies eingebracht hatte...

    "Ich wäre jederzeit bereit, mich in den Dienst Roms zu stellen, wenn nötig auch an der Stelle des Kaisers."


    erwiderte Durus freiheraus, wobei ihm allein beim Aussprechen dieser Tatsache etwas mulmig wurde - war er wirklich dafür bereit? Und klangen diese Worte nicht anmaßend? Er beschloss, dies ein wenig einzuschränken:


    "Allerdings habe ich niemals Militärdienst geleistet, weshalb meine Beliebtheit bei den Truppen wohl eher gering bleiben würde - und auf die kommt es mindestens genauso an, wie auf die Unterstützung des Senats."


    Genaugenommen war Durus sicher, dass sie noch wichtiger waren - das Vierkaiserjahr lag noch nicht sehr lange zurück und auch die Prätorianer hatten schon den einen oder anderen Princeps gekrönt. Vielleicht musste man sich aber doch einfach noch einmal umsehen...


    "Aber ich bin sicher, dass wir jemanden finden werden - es gibt genügend verdiente Consulare und nicht wenige davon haben bereits Erfahrung im Kriegsdienst gesammelt. Wenn wir uns auf diese Variante einigen würden, garantiere ich euch also, dass ich einen geeigneten Candidatus finden werde!"


    Tatsächlich war er sich sicher, dass sich genügend Männer alle Finger nach diesem Amt ablecken würden!

    Nachdem Durus erfahren hatte, dass seine Verlobte offensichtlich wieder in Rom weilte und er ja mit Ursus besprochen hatte, dass man nicht allzu lange warten wollte, erschien die tiberische Sänfte vor der Villa Aurelia. Ihr entstieg der alte Tiberius, gehüllt in eine leichte Tunica und einen blauen Amictus darüber - er war doch angenehmer zu tragen als das Staatskleid.


    Der Sklave klopfte und kündigte seinen Herrn an, während dieser sich nach dem Aussteigen noch an seinem Stock aufrichtete.


    "Der ehrenwerte Consular Manius Tiberius Durus wünscht seine Verlobte Aurelia Flora zu sprechen!"

    Natürlich stand auch der alte Tiberier bereit, um seinen Klienten zu unterstützen. Daher lauschte er interessiert der Rede, musste dann aber rasch feststellen, dass Salinator sich schon wieder das Maul über seinen Schützling zerriss - es war wohl seine Aufgabe, hier noch einmal zur Klärung beizutragen.


    "Seit alter Zeit ist es auch üblich, dass die Quaestores Urbani für die staatlichen Archive, sowie das Aerarium Saturni verantwortlich zeichnen. Da es insbesondere bei letzterem ebenfalls um Geld geht, ist es wohl erfreulich, dass Aurelius Lupus in wirtschaftlichen Belangen bereits Wissen vorweisen kann.


    Im Übrigen kann auch ich in meiner Funktion als Vertreter des Pontifex Maximus erklären, dass er seine Pflichten als Haruspex mit größter Pietas erfüllt und somit auch für den Dienst am Staat in den Magistraturen hervorragend geeignet ist."


    Er setzte sich mit einem leichten Ächzen.

    "Ich denke, dass ein offizieller Besuch nicht vonnöten sein wird - es sollte genügen, irgendeine Küchenhilfe oder einen einzelnen Diener mit der Tat zu beauftragen."


    erklärte Durus noch einmal.


    Die zweite Frage hingegen war drängender und möglicherweise auch etwas unangenehm - im Raum waren wohl nur Durus oder Lucianus geeignete Kandidaten: Durus, weil er einen Sohn vorweisen konnte, Lucianus, weil er zumindest über ein wenig militärische Erfahrung verfügte. Dass Hungaricus es nicht machen wollte, zwang die beiden im Grunde dazu, es unter sich auszumachen - oder einen anderen Dritten zu finden.


    "Im Übrigen sollte es uns klar sein, dass wir alle unser Leben riskieren - nicht mehr oder nicht weniger, als unser potentieller Kaiser-Kandidat. Geeignet für dieses Amt wäre ein Mann mit Kontakten zum Militär, aber auch in den Senat, also vorzugsweise ein Consular, der bereits ein wichtiges Kommando innehatte."


    Wenn er darüber nachdachte, war Purgitius Macer tatsächlich keine schlechte Wahl, andererseits glaubte der alte Tiberier, dass Lucianus ihn besser kannte, selbst wenn er mit einer Tiberia verheiratet war.


    "Wen hieltest du für geeignet? Veturius Cicurinus? Er ist allerdings schon sehr lange nicht mehr in Rom gewesen. Dennoch könnte es funktionieren, wenn wir für ihn den Kontakt zum Senat halten und er sich auf den Kontakt zu den Truppen konzentriert...


    Oder was ist mit dir, Lucianus? Du warst ebenfalls schon Kommandeur der stärksten Provinz des Imperiums und bist auch in Rom kein unbeschriebenes Blatt!"


    Darüber hinaus würde Hungaricus wohl gar nichts anderes übrig bleiben, als seinen Bruder als Kaiser zu unterstützen...

    Offensichtlich glaubte der Prätorianer den Worten des Skythen, was für Durus die Frage hinterließ, ob er ihm nicht zuhörte. Selbst, wenn der Tiberier ebenfalls etwas unsicher war, so war es für einen gemeinen Soldaten doch eine Ungeheuerlichkeit, einem Pontifex zu unterstellen, den Auftrag zu einer gravierenden Störung des göttlichen Friedens erteilt zu haben - es gab immerhin zahlreiche andere Möglichkeiten und Gelegenheiten, seine Gattin zu ermorden...


    Dennoch wollte der alte Tiberier kein Risiko eingehen, sodass er freundlich und ruhig weiterredete


    "Ich meine, dass seine Beteiligung lediglich sehr unwahrscheinliche, abstruse Behauptung dieses Mörders ist, der sich hier offensichtlich etwas aus den Fingern gesogen hat.


    Sollte sich diese Behauptung aber in irgendeiner Weise verbreiten - unabhängig von seinem Wahrheitsgehalt - würde es doch die Kompetenz des Collegium Pontificium und damit das Vertrauen der Bevölkerung in die Pax Deorum zweifelhaft erscheinen lassen. Ich befürchte, dass die Gerüchteküche so einen Verdacht mit Freuden aufnehmen und verbreiten würde!"


    Diese Argumentation war Durus gerade erst gekommen, aber nachdem er sie geäußert hatte, kam sie ihm doch recht plausibel vor - tatsächlich überzeugte sie ihn sogar selbst...

    Natürlich erschien auch Durus zu der Kandidaturrede seines Sohnes im Senat - tatsächlich war es einer der schönsten Tage seines Lebens für ihn! Endlich würde sein Nachkomme in seine Fußstapfen treten und die Ehre der Tiberier fortführen, sodass der alte Durus sich langsam geistig auf mehr Otium einstellen konnte.


    Leider wurde der Tag doch nicht ganz so glanzvoll, denn dieser widerliche Vescularier musste selbst den Sohn eines Consulars mit Spott übergießen - bald würde dieser Mann die Früchte seiner Taten ernten, wie Durus mit eisigem Blick erkannte...

    Als Caerellia sich so rührend in das Gespräch einmischte, strich Durus ihr nachsichtig übers Haar - sie würde noch lernen müssen, dass man schwieg, wenn erwachsene Männer über Politik redeten.


    "Nein, nein, du konzentrierst dich jetzt erst einmal darauf, eine gute Vestalin zu werden!"


    meinte er beschwichtigend.