Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Durus stand inmitten seines Cubiculums und beaufsichtigte zwei Sklaven, die für ihn packten. Er hatte beschlossen, für ein paar Tage nach Misenum zu fahren. Zum einen, um seinen neuen Vilicus zu kontrollieren, zum anderen, um auszuspannen. Hier in Rom geschah ohnehin nichts für ihn wichtiges und die langsam aufkommende Wärme der Stadt verbunden mit der Untätigkeit ermüdete ihn zunehmend.


    "Die blaue Toga brauche ich nicht."


    bemerkte er, als Tiro - oder wie auch immer er hieß - seine Renntoga in die Reisekiste packen wollte. Dann setzte er sich auf sein Bett und verfolgte die Einräumarbeiten weiter.

    Durus nahm sich einen neuen Becher Wein von einem Tablett, das ein Sklave reichte. Erfreut beobachtete er die Datteln und Feigen, die nun das Mahl abrunden sollten. Sie schmeckten vorzüglich und waren sicherlich teuer importiert worden. Zu Hause gönnte er sich selten derartiges, obwohl er es ziemlich gern aß.


    "Wahrscheinlich können sie sich keine Spiele leisten und versuchen es, durch ein wenig Gewettere wett zu machen. Dieser Terentius war ein Centurio, richtig? Sonst ein gänzlicher homo novus. Wo sollte so einer das Geld hernehmen? Wahrscheinlich hat ihn Senator Purgitius gesponsort, damit er überhaupt auf die Kandidatenliste kam..."


    An dieser Stelle fragte Durus sich wieder einmal, warum Purgitius einen solchen Klienten hielt. Er selbst hätte solch einen frechen Klienten tunlichst vom Senat ferngehalten...

    Durus hoffte dies ebenfalls inständig und sandte zur Sicherheit ein stummes Stoßgebet an Mars um die Gunst für die Blauen. Dann musste er mitansehen, wie Dareios einen unverzeilichen Fehler machte! Wütend sprang er auf und ballte die Fäuste. Gerade noch so konnte er es verhindern, aufzuschreien. Wenn er sie heute wieder den Sieg nehmen ließe...
    Und dann auch noch Diokles. Das war nun wirklich nicht nötig! Dieser stümperhafte Angriff und die beiden blauen Fahrer fielen darauf hinein! Die Finger gruben sich stärker in die Handballen und die Augen verengten sich.


    "Jetzt kann es nur noch besser werden..."


    meinte er zu Minervina, nachdem er sich wieder gefangen hatte.

    Durus fröhnte zur Zeit dem vita otiosa, weshalb er viel las und sich sonst gern in der Stadt aufhielt. Immerhin war es immer gut, Kontakte zu knüpfen, die neuesten Neuigkeiten brühwarm zu erfahren und nebenbei vielleicht ein gutes Schnäppchen zu machen. So passierte der Tiberier auch heute mit zwei Sklaven im Schlepptau die Curia Iulia, um schließlich zur Basilica hinüberzugehen. Diesen Weg war er im letzten Jahr täglich gegangen, denn dort hatte er gearbeitet. Vielleicht würde er ja einen alten Bekannten treffen - oder auch einen neuen...vielleicht einen Senator? Oder doch nur Vindex, den alten Griesgram?
    Durus war heute guter Laune, denn er hatte ausgiebig geschlafen und genoss den ungewöhnlich warmen Frühlingstag.

    Mit halbem Auge auf die Rennbahn hörte Durus den Worten des Mädchens zu. Es war...nunja, eine typische Frauen-Antwort. Die meisten Frauen wurden nämlich in einem gewissen Alter aus unerfindlichen Gründen völlig immun gegen die Schönheit des Wagenrennens - wahrscheinlich, weil Gladiatoren sehr viel eindrucksvoller waren mit ihren eingeölten Körpern und den glänzenden Rüstungen...Aber etwas entrüstend fand er es doch, dass Minervina nicht einmal den traditionellen Rennstall der Tiberia kannte!


    "Natürlich die Blauen! Also Dareios - das ist der zweite da vorn - , Rothar - der jüngere im Zentrum - und Diokles - der rechts neben Rothar."


    Jede Namensnennung war mit einer Geste in Richtung Rennbahn verbunden. Glücklicherweise konnte man die blauen Fahrer auch an ihren Tuniken und Wagenbemalungen erkennen.


    "Aber Diokles läuft heute nicht so...da habe ich schon besseres gesehen."


    kommentierte er abschließend den Rennverlauf und schüttelte leicht den Kopf.

    Nach dem Opfer hatte Durus begeistert die erste Runde verfolgt. Das Wagenrennen war eben noch immer eine Leidenschaft, der er sich zu gern hingab.
    Mit geballten Fäusten und zornigem Blick sah er den beiden Blauen zu, die wieder einmal nichts besseres zu tun hatten, als sich gegenseitig zu behindern. Bevor Durus allerdings zu fluchen anfangen musste, löste sich Dareios glücklicherweise und holte auf Platz 2 auf. Gerade als die zweite Runde anbrach, wurde er von der Seite angesprochen. Er sah sich um und erblickte Rediviva Minervina, die er aus der Villa kannte. Allerdings nur flüchtig. *Warum ist sie eigentlich eine Rediviva und keine Tiberia?* schoss es ihm durch den Kopf, dann antwortete er


    "Salve! Du auch hier? Auch rennsportbegeistert?"


    fragte er und hoffte, einen Gleichgesinnten im ehrwürdigen, aber oft auch etwas verstaubten Hause Tiberia zu finden.

    Durus dachte gerade darüber nach, wie man den Flair einer blonden Schönheit beschreiben sollte, als ihn ein Sklave aus den Augenwinkeln betrachtete. An sich nichts ungewöhnliches, aber als er seinen offensichtlichen Herrn maßregelte, wunderte sich der Tiberier schon sehr. Aber das waren wohl die Sitten in diesem Provinznest, wo der Herr nicht wusste, was er besser sagte und was nicht...oder der Sklave nicht, was sich gehörte und was nicht!


    Jedenfalls verabschiedete er sich von Aristides mit einem Lächeln.


    "Kein Problem, vale! Und sorge dafür, dass die Legionäre auch in Zukunft einsatzbereit bleiben. Man kann nie wissen - auch in Italia!"


    Er hatte den Finger erhoben, als ermahne er ein kleines Kind, dabei war wohl eher der Centurio in der Lage, einen militärisch unbeleckten Aedil über derartige Dinge aufzuklären.


    Da es inzwischen spät geworden war und außerdem nicht mehr besonders viele Gäste anwesend waren, beschloss Durus, ebenfalls auszutrinken und dann sein Gästezimmer aufzusuchen - morgen ging es schließlich in aller Frühe zurück in die Stadt!


    So verabschiedete er sich noch von den letzten Eisernen und ließ sich von einer Sklavin in sein Zimmer führen...

    Auch Durus, der zur Zeit ja ausnahmsweise nicht in Staatsdiensten war, hatte es sich selbstverständlich nicht nehmen lassen, zu den Equirria zu erscheinen - zumal auch Lenker der Veneta dabei waren.
    Aus diesem Grund hatte er sich auch in seine blaue "Renntoga" geworfen. Sie war am Rand mit einem goldenen Blumenmuster verziert und ließ somit ausnahmsweise nicht auf den Ordo ihres Trägers schließen.


    Zwei Sklaven hatten ihm einen Platz in den vordersten Reihen freigehalten - neben den Senatoren und Würdenträgern. So konnte er genau das Opfer des Flamen Martialis beobachten, der nach alter Tradition die aufeinanderfolgenden Opfergaben gen Himmel sandte.


    Der Tiberier war sich nicht sicher, aber es sah so aus, als wäre es Victor, der dort hinter dem Flamen stand und ebenfalls andächtig das Opfer verfolgte.


    Hoffentlich würde es heute für die Veneta ausreichen...




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    Durus musste einem Moment über das gehörte nachdenken. Langsam wurde der Abend überaus philosophisch. Gracchus war ein angenehmer Gesprächspartner...


    "Leider, leider..."


    sagte er schließlich mit einem leisen Seufzen. An dieser Stelle erinnerte er sich an seinen Bruder, der den gleichen Cognomen wie der Flavier trug. Wie es ihm wohl zur Zeit erging?


    "Nunja, es liegen immer ein paar faule Äpfel unter den besten Bäumen. Und diese sind es, die das Bild unseres Standes verzerren. Sie ermöglichen Demagogen wie diesen Terentier. Ein Niemand, der den Söhnen von Konsuln und Prätoren Verachtung und Spott entgegenbringt."


    Somit war das ganze wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt - denn was sollte man einem so gebildeten Mann wie Flavius einer war, hinzufügen?

    Durus war sich nicht so sicher, ob sie sich da so sicher sein konnte, sagte aber nichts. Er sprach nicht gern über den Tod.


    "Ja, du solltest es ins Reine schreiben und vor allem unterschreiben und im Vestatempel hinterlegen."


    Er holte auch schon einen ordentlichen Briefbogen heraus und begann:


    TESTAMENTVM TIBERIAE CLAUDIAE



    Hiermit erkläre ich, Tiberia Claudia, Tochter des Marcus Tiberius Fabianus, was nach meinem Tode mit meinem Vermögen geschehen soll. Dies soll von Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, als Testamentsvollstrecker überwacht werden.


    Ein Drittel des Barvermögens soll dem Staate zufallen zum Dank für den Schutz und die Hilfe des Imperator Caesar Augustus, des Senates und des Volkes von Rom.
    Ein weiteres Drittel spreche ich Rediviva Minervina, Tochter des Publius Tiberius Maximus, zu.
    Das letzte Drittel des Barvermögens soll von Quintus Tiberius Vitamalacus, Sohn des Marcus Tiberius Fabianus, zugunsten der Familia Tiberia Romae verwaltet werden.


    Mein gesamter Landbesitz hingegen soll Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, zufallen.


    Dies alles verfüge ich im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte und freiwillig.






    "So, jetzt musst du es noch unterschreiben und abgeben."

    | Caius


    Nun bewegte sich der Wagen im Trab über die schnurgeraden Wege, die zwischen den Wiesen und Getreidefeldern verliefen.


    "Also das Obst wird vorn an der Allee angebaut. Und natürlich auf den Weiden. Auf dem Hinweg hast Du sicher bereits die Weizenfelder gesehen."


    zeigte er die verschiedenen Bereiche des Betriebes.


    "Wir haben die ganze Fläche dreigeteilt. Auf einem Drittel wächst Winterweizen, auf einem Sommerweizen und Hafer und der Rest wird als Weideland genutzt. Der Hafer wird aber nur verfüttert. Den Weizen verkaufen wir dann."


    Sie passierten ein Feld, dessen kurze, grüne Pflänzchen darauf hinwiesen, dass hier Winterweizen wuchs, der das Feld im Sommer golden erstrahlen lassen würde.





    SCRIBA VILICI – MANIUS TIBERIUS DURUS

    Hiermit erkläre ich, Tiberia Claudia, Tochter des Marcus Tiberius Fabianus, was nach meinem Tode mit meinem Vermögen geschehen soll. Dies soll von Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, als Testamentsvollstrecker überwacht werden.


    Ein Drittel des Barvermögens soll dem Staate zufallen zum Dank für den Schutz und die Hilfe des Imperator Caesar Augustus, des Senates und des Volkes von Rom.
    Ein weiteres Drittel spreche ich Rediviva Minervina, Tochter des Publius Tiberius Maximus, zu.
    Das letzte Drittel soll der Familia Tiberia Romae gegeben werden. von Quintus Tiberius Vitamalacus zugunsten der Familia Tiberia Romae verwaltet werden.
    Mein Landbesitz soll Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, zufallen.


    "Das kann ich gerne übernehmen, falls ich dann noch lebe."


    antwortete er freundlich, da er schätzte, dass Claudia in ähnlichem Alter wie er selbst war.

    "Gut, dann fangen wir an."


    Sogleich begann er ein wenig zu schreiben.


    Hiermit erkläre ich, Tiberia Claudia, Tochter des Marcus Tiberius Fabianus, was nach meinem Tode mit meinem Vermögen geschehen soll. Dies soll von als Testamentsvollstrecker überwacht werden.


    Ein Drittel des Barvermögens soll dem Staate zufallen zum Dank für den Schutz und die Hilfe des Imperator Caesar Augustus, des Senates und des Volkes von Rom.
    Ein weiteres Drittel spreche ich Rediviva Minervina, Tochter des Publius Tiberius Maximus, zu.
    Das letzte Drittel soll der Familia Tiberia Romae gegeben werden.









    "Wer aus der Familia soll dein Vermögen verwalten? Und wen möchtest Du zum Testamentsvollstrecker erwählen?"

    "Nun, dann dürfte es nicht kompliziert werden. Du bist emanzipiert - beziehungsweise dein Vater lebt nicht mehr. Demnach kannst du das Vermögen beispielsweise an Furianus vererben, oder - war wohl üblicher wäre, da du ja noch nicht verheiratet bist - an die Familie.


    Außerdem wäre es sicher nicht schlecht, ein wenig von deinem Vermögen dem Staat zu vererben - zumindest ist das Usus bei Familien wie der unseren."


    erklärte er. Das erinnerte ihn an das eigene Testament, das er möglicherweise ändern sollte...dort wurde seine Betriebserweiterung gar nicht erwähnt!


    "Ach ja, und einen Testamentsvollstrecker solltest du einsetzen."

    Ach sooo. Nunja, soo alt fand Durus Claudia gar nicht, aber man konnte nie wissen! Auch er selbst besaß ein Testament - eigentlich sollte jeder ein solches besitzen...


    "Gern."


    antwortete er deshalb und holte eine Tabula hervor.



    "Wenn ich fragen darf: Welche Formen von Besitz hast du? Land? Betriebe? Barvermögen?"

    Durus hatte noch immer keine sinnvolle Beschäftigung für sich gefunden, weshalb er zu seinen philosophischen Studien zurückgekehrt war. Er hatte sozusagen dem Epikureismus gefrönt. Das war allerdings auf Dauer kein Zustand, weshalb er sich freute, als es klopfte. Vielleicht Arbeit!


    "Herein!"


    rief er aus diesem Grund.