Nachdem man ihm das Wort erteilt hatte, erhob Durus sich mit einem leichten Ächzen und begann, gestützt auf seinen Stock (zur Zeit war auch das bloße Stehen für ihn sehr anstrengend) und nur mit einer Hand gestikulierend mit seiner Rede.
"Patres conscripti,
bereits mehrfach wurde die Lex Flavia de operositas nun in diesem ehrwürdigen Gremium diskutiert, doch sind wir offensichtlich bis zuletzt zu keinem befriedigendem Ergebnis gelangt. Das von Flavius Furianus eingebrachte und von Euch verabschiedete Gesetz weist gewisse Mängel auf, weshalb der ehrenwerte Vinicius Hungaricus beantragte, das Gesetz schlichtweg abzuschaffen.
Doch ehe es eine verbindliche Regelung zur Frage der Mündigkeit gibt, halte ich ein solches Vorgehen - wie bereits damals erwähnt - für ungünstig, um das hohe Gut römischer Rechtssicherheit zu schützen. Ich habe mir daher die Mühe gemacht, die Mores Maiorum in diesem Falle, wie auch die Leges unserer Ahnen zu konsultieren und einen übergreifenden Kommentar dazu zu verfassen. Augenscheinlich wurde gegen diesen keinerlei Widerspruch eingereicht.
Es liegt mir jedoch fern, mich mit den Ideen und Beschlüssen zu schmücken, die nicht die meinen, sondern die unserer Vorfahren sind. Aus diesem Grund möchte ich den Kommentar mitnichten direkt in eine Lex Tiberia umformen und dem Senat zur Abstimmung vorlegen. Stattdessen schlage ich vor, diesen Kommentar zu verschiedenen Leges aus alter Zeit in gleicher Weise für verbindlich zu erklären, wie dies vor einigen Jahren mit dem bezüglich der Frage der erlaubten Betriebe für Patrizier gehandhabt wurde. Er sollte meines Erachtens also schlicht in der Basilica Ulpia öffentlich zugänglich gemacht werden, wo die Praetoren und Advocati, die seiner am meisten bedürfen, am leichtesten Zugriff auf ihn haben.
Anschließend erschiene es mir auch vertretbar, die Lex Flavia für ungültig zu erklären."
Damit hatte er geendet und setzte sich, um dem Consul die Leitung der Debatte über seinen Antrag zu überlassen. Die Idee mit dem Kommentar gefiel Durus, denn einerseits demonstrierte sie seine Bescheidenheit, andererseits würde aber auch so jedes Mal, wenn er herangezogen wurde, sein Name fallen und ihn so als Rechtsgelehrten verewigen.